GIEFF – Zu Besuch bei einem Online-Filmfestival

In Zeiten von Corona findet so manches Kulturangebot eine kreative Lösung. So auch das GIEFF (German International Ethnographic Filmfestival): Vom 13. bis 17. Mai findet das ethnographische Filmfestival aus Göttingen nun online statt. Auf der eigenen Website des GIEFF’s stellen FilmemacherInnen aus der ganzen Welt, von denen die meisten aus anthropologischen, soziologischen, folkloristischen und historischen Fachbereichen stammen, ihre eigenen Filme zur Verfügung. Sowohl im Livestream als auch in der Online-Mediathek gibt es Möglichkeiten, die Filme parallel mit anderen Besuchern oder aber zeitversetzt zu konsumieren. Ganz wie bei dem realen Festival gibt es dazu ein Programm, welches Auskunft darüber gibt, zu welchen Zeiten die Filme im Livestream gesendet werden. Dazu werden die Filme in verschiedene Themenblöcke eingeteilt. In diesem Jahr lauten die Kategorien unter anderem „Questions of Belonging“, „Women Coping with Crisis“, „Iranian Impressions“, „Impacts of Urbanisation“, „Gender Roles“ und „Rebellions in Focus“.

Nicht nur die Herkünfte der FilmemacherInnen sind dabei international, auch die Drehorte der Dokumentationen könnten unterschiedlicher nicht sein. Von Motels in Kolumbien, Minigolf-Plätzen in Deutschland bis hin zu dem Umgang mit dem Tod in Ghana bietet das Festival Eindrücke in eine Vielzahl an interessanter Länder und Themen. Unterschiedlich verhalten sich auch die Methoden der FilmemacherInnen. So wird in dem Film „Warehouse“ von Constantinos Diamantis, Lillian Dam Bracia, Malwa Grabowska und S. Buse Yildirim eine Schreinerei in Deutschland ausschließlich mit sensorischen Eindrücken repräsentiert. Kein Erzähler führt den Zuschauer durch den Film, stattdessen schaffen das kreischen einer Säge, das Geräusch von Schleifen des Holzes und das Atmen der arbeitenden Schreiner eine ganz besondere Atmosphäre, die einen nahezu an diesen Ort versetzt. Ganz anders verhält es sich bei dem Film „To Make a Crossing“ von María Casas Castillo und Evan DesRosiers, die auf ihrem Trip durch Großbritannien auf sagenumwobene „Teufelsbrücken“ treffen. Ein Mix aus Märchenerzählungen und lokalen Anwohnern, die Eindrücke in den Tourismus geben, führt die Zuschauer an diesen magischen Ort, umgeben von Schlucht und Wasserfällen.

Haben die Filme das Interesse der Konsumenten geweckt, so gibt es nach Sendezeit einzelner Filmblöcke auch jeweils die Möglichkeit eine Live-Diskussion der FilmemacherInnen zu verfolgen. Über eine Kommentarfunktion können Fragen zu ihren Werken gestellt werden, die in der Moderation eines GIEFF Mitarbeiters oder einer Mitarbeiterin dann gegebenenfalls aufgegriffen werden. Leider können die Zuschauer nicht aktiv mitdiskutieren, so wie es auf dem tatsächlichen Festival der Fall gewesen wäre, doch der Livestream, in welchem die Gespräche gezeigt werden, bietet immerhin eine tröstliche Alternative. So kann man zwar nicht auf Leinwand im Kino das volle Erlebnis genießen, dafür aber mit gemütlicher Jogginghose und Snacks im Bett entspannen. Alles in allem also ein super Zeitvertreib für Langeweile zu Hause und obendrein definitiv lehrreicher als so manche Netflix Sitcom.

Leider habe ich aber schlechte Neuigkeiten für alle, deren Interesse ich nun geweckt habe: Für das GIEFF Festival konnte man sich zwar kostenlos registrieren, musste dies aber im Vorhinein tun, um Zugriff auf die Filme zu erhalten. In dringenden Fällen kann allerdings die Mailadresse info@gieff.de kontaktiert werden, so heißt es auf der Webseite des Festivals. Ansonsten hoffe ich trotzdem dass ich euch für das Festival begeistern konnte und ihr dann beim nächsten Mal dabei seid!

Wozu Bildung?

In den letzten Wochen wurde unser Bildungssystem in einem sehr hohen Tempo umgewälzt. Zunächst stand alles still. Dann wurde vieles nur in Teilen wieder aufgebaut und neu strukturiert. Wir Studierenden haben das ganz persönlich erlebt. Auch die Kitas und Schulen waren stark betroffen. Lehrkräfte mussten versuchen, ihre Schülerinnen und Schüler daheim zu erreichen und möglichst gut zu unterrichten. Eltern waren plötzlichen damit konfrontiert, ihre Kinder den ganzen Tag zu betreuen und auch beim Lernen zu helfen.

Viele technische Fragen

Unvermittelt stellten sich manigfaltige technische Herausforderungen wie der Unterricht über digitale Plattformen. Eigentlich gibt es für die Schulen in Bremen eine gemeinsame Lernplattform, die allerdings in den letzten Jahren in den verschiedenen Schulen von den verschiedenen Lehrkräften unterschiedlich stark genutzt wurde. Auch die Uni hat mit StudIP, seinem Blogsystem und der Möglichkeit, Programme wie Zoom zu nutzen, viele mögliche technische Hilfsmittel an der Hand, um den Betrieb am Laufen zu halten. Neben einigen Anlaufschwierigkeiten und Zugangshürden bleibt diese distanzierenden Kommunikation aber stets defizitär.

Andere technische Fragen

Was uns persönlich bisher umgetrieben hat, sind solche technischen Fragen. Weiten wir den Blick von den konkret bei uns vorliegenden Problemen, dann erkennen wir, dass Öffentlichkeit und Politik auch das Bildungssystem insgesamt technisch betrachtet haben, als das System wieder hochgefahren wurde. Zum einen schien die Schule zunächst ein Aufbewahrungsort für Kinder und Jugendliche zu sein, den es braucht, damit die erwachsenen Arbeitskräfte ihren Tätigkeiten nachgehen können. Zum anderen sollten beim Einstieg in den Schulbetrieb die Abschlussjahrgänge priorisiert werden. Was sagt das darüber aus, wie wir als Gesellschaft unsere Bildungsinstitutionen betrachten? Zynisch könnte man meinen, dass Schulen als Aufbewahrungsort und Zertifizierungsmaschinerie dem wirtschaftlichen Funktionieren dienen.

Weiter, weiter, immer weiter

Wie auch viele andere Bereiche unserer Gesellschaft hat das Corona-Virus das Bildungswesen einem Stresstest unterzogen. Schwächen wurden offengelegt. Alte Versäumnisse könne nicht mehr übersehen werden. Und wir müssen uns fragen, wo wir mit der Bildung überhaupt hinwollen. Man kann die Institution Schule nicht einfach umbauen, ohne sich Gedanken zu machen, wo man überhaupt hinwill.

Was Schule soll

Die Schule wurde schon in der jüngeren Vergangenheit mit großen Veränderungen konfrontiert. Die Schule soll den sozialen Aufstieg besser ermöglichen. Sie soll Inklusion betreiben, indem die Sonderschulen größtenteils in die anderen Schulen aufgehen. Sie soll eingewanderte Kinder aus dem EU-Ausland und aus Krisenregionen in die Gesellschaft integrieren und ihnen neben dem Schulalltag die deutsche Sprache beibringen. Sie soll auch den digitalen Wandel berücksichtigen. All dies sollte in die altbekannte Schule eingebaut werden, zu einer Zeit, in der finanzielle Löcher im Bildungssystem bestehen und Lehrkräfte und andere Professionen wie Sonderpädagogen vielerorts fehlen. Diese Schule trifft jetzt auf die Umwälzungen der Corona-Zeit. Und die Schule soll bitte auch hier die Probleme der Gesellschaft übernehmen.

Bildung: Was soll das überhaupt sein?

Ist die Schule also eine Art Reparaturwerkstatt für soziale und wirtschaftliche Probleme und Herausforderungen? In der Krise ist es wohl nicht verwunderlich, dass man versucht, das Bestehende zu erhalten. Aber vielleicht sollten wir auch mal wieder ein paar grundsätzliche Fragen besprechen, wie etwa: Was ist Bildung überhaupt? Was ist wirklich wichtig für die Gesellschaft? Für wen ist die Schule da: Gesellschaft, Wirtschaft, Eltern oder für die Schülerinnen und Schüler? Und wir Studierenden können diese Fragen ja auch mal auf uns und die Universität übertragen.

 

Natürlich stellt der Artikel nur eine Perspektive dar. Deshalb ist jede Leserin und jeder Leser herzlich eingeladen, die Kommentarfunktion zu nutzen.

Geht es bald zurück auf die Schulbank?

Im Zuge eines KROSSE Interviews habe ich mit Konrektorin Sarah Schellmann gesprochen und sie über die momentane Lage an ihrer Schule ausgefragt. Vor welchen Hürden stehen die Schulen nun im Angesicht des Coronavirus‘? Das vollständige Interview findet ihr demnächst hier.

Wie sieht momentan der Unterricht aus? Ab wann und wie s0ll der Unterricht in der Schule stattfinden?

Aktuell führen wir Unterricht im „Homeschooling“ durch. Das bedeutet, dass die Kinder zuhause unterrichtet werden. In Bezug auf den Unterricht in der Schule selbst kommen nur die Abschlussklassen. Also die Realschulklassen 10 und auch die beiden Hauptschulklassen im Jahrgang 9 werden wieder vor Ort beschult. Der Unterricht sieht dann so aus, dass es im Homeschooling ein angepasstes Stundenraster gibt. An unserer Schule heißt das, dass wir die Unterrichtszeiten gekürzt haben, damit die Kinder nicht zu lange vor digitalen Endgeräten sitzen müssen. Es ist ja nun mal beim Homeschooling eines der entscheidenen Kriterien, dass den Kindern ein PC, Tablet oder Ähnliches zur Verfügung steht.

Welche Schulklassen sind „verpflichtet“ in die Schule zu gehen? Welche Arbeiten von zuhause aus?

Das betrifft momentan hauptsächlich die Abschlussklassen, für die wir ebenfalls die Unterrichtszeiten angepasst haben. Für die stufenweise Rückführung wurden diese Klassen geteilt. Das bedeutet, dass wir die Klassen in Gruppe A und Gruppe B unterteilt haben – eine Gruppe wird damit beispielsweise montags, mittwochs, freitags in der Schule unterrichtet, die andere dienstags und donnerstags. An den anderen Tagen befinden sich die Schüler wieder im Homeschooling.

Ab dem 18. Mai dürfen die 9. Klassen ebenfalls in die Schule zurückkommen, dann wird dieses Konzept auf einen wöchentlichen Wechsel angewendet, damit die Schüler wieder mehr Struktur in ihren Alltag bekommen.

Wie sieht es mit der Maskenpflicht auf dem Schulgelände aus?

Es gibt keine Maskenpflicht, die vom Kultusministerium ausgesprochen wurde. Auch der Landkreis hat diesbezüglich nichts geäußert. Wir haben allerdings für uns beschlossen, dass wir trotzdem eine Maskenpflicht einführen möchten. Wir setzen das  aber nur im Schulgebäude durch, da dort die Gänge etwas enger sind. Da wir im Klassenraum mit offenen Türen und Fenstern unterrichten, kann man die Masken hier ablegen. Auf dem Schulhof gibt es  sieben Pausenbereiche, die durch Absperrband eingeteilt sind – das sieht man auch auf dem Foto. Auf dem Pausenhof müssen die Kinder ebenfalls keine Maske tragen – hier können sie ausreichend Abstand voneinander halten.

Zur Person:

Sarah Schellmann arbeitet als Lehrerin und stellvertretende Schulleiterin an der Waldschule Hatten. Es handelt sich hierbei um eine Oberschule, im Landkreis Oldenburg.

Meine Excel-Tabelle und ich

Organisation ist in Zeiten von einem virtuellem Selbststudium das A und O und wenn ich so darüber nachdenke, kommt eigentlich auch jeder weitere Buchstabe im Alphabet infrage. Damit ich einen Überblick über meine dutzenden Aufgaben und wöchentlichen Abgaben erhalte, habe ich mir direkt in der ersten Woche eine Excel-Tabelle angelegt. Für jedes Seminar gibt es hier eine eigene Sparte, mit ausreichend Platz für die detaillierten Aufgaben und die dazugehörigen Fristen. Außerdem habe ich mir ein Ampelsystem überlegt, das mir sofort zeigt, welche Aufgabe vor einer anderen gelöst werden muss und welche mir in naher Zukunft begegnen wird.

Mein kleiner Helfer fürs Studium.

Das Ampelsystem

Das Ampelsystem rundet die Perfektion der Excel-Tabelle schließlich ab, denn durch die Farben springt mir Wichtiges sofort ins Auge: Rot signalisiert mir sofort, dass ich diese Aufgabe dringend bearbeiten und zeitnah bei Stud.IP hochladen muss. Gelb zeigt an, dass ich diese Aufgabe bereits im Eifer des Gefechts angefangen habe und nicht mehr ganz so viel zu tun ist. Die Farbe Blau gibt mir eine Übersicht über die Aufgaben, die in naher Zukunft auf mich zukommen, für die ich allerdings noch Zeit habe. Und zu guter Letzt die schönste Farbe im Ampelsystem: Grün. Sie bestätigt die erfolgreiche Abgabe und dass diese Aufgabe bereits der Vergangenheit angehört. 

Der Gedanke dahinter

Natürlich kann man diese ganzen Aufgaben auch in ein Notizbuch oder auf einen Zettel schreiben und dann abhaken, sobald etwas erledigt wurde. Doch der klare Vorteil von der Excel-Tabelle ist, dass diese immer klar strukturiert und übersichtlich bleibt. Excel hilft mir nicht nur dabei, alles auf einen Blick zu sehen, das schafft ein Blatt Papier auch. Ich kann je nach Lust und Laune der Professoren und Professorinnen meine Exzerpte, Essays, Literaturzusammenfassungen und Hausarbeiten abändern, die Fristen verkürzen (oder verlängern) und alles bleibt genau so, dass ich auch Lust habe wieder auf die Tabelle zu schauen. Auf einem Zettel wird schnell gekritzelt und das motiviert so gar nicht. Aber das Wichtigste ist: Ich sehe sofort in einem wunderschönen Grün, was ich alles geschafft habe. Und genau diese Art von Motivation ist für mich momentan Gold wert. 

Wie nehmt ihr die momentane Zeit wahr? Gefällt euch die Online-Lehre oder würdet ihr auch am liebsten wieder in die Uni rennen und um alte Zeiten betteln? Schreibt gerne eure Meinung dazu in die Kommentare.

Master of Isolation

Wie ich in einem anderen Artikel schon angedeutet hatte, steht für mich in diesem Semester meine Masterarbeit an. Dafür hatte ich in den letzten Semestern schon fleißig meine anderen Kurse weitestgehend abgearbeitet und mir auch schon ein Thema ausgesucht und einen Dozenten gesucht. Eigentlich war mein Plan, zu diesem Zeitpunkt schon viel weiter zu sein. Denn ich studiere auf Lehramt und hatte das Ziel, schon zum nächstmöglichen Zeitpunkt in mein Referendariat zu starten. Also erlaube ich mir auch, in Erwägung zu ziehen, das Ganze ein zeitlich nach hinten zu strecken. Ich hinke jetzt schon hinterher und muss damit rechnen, dass sich mir noch andere Hindernisse in den Weg stellen.

Drei große Probleme

Was hat mich bisher aufgehalten? Am gravierendsten sind sicherlich drei Probleme. Zum einen sind Mobilität und Kommunikation eingeschränkt, sodass ich nicht einfach bei meinen Dozierenden in die Sprechstunden gehen kann, um mich ordentlich zu besprechen. Und es besteht großer Bedarf an Gesprächen, denn wegen der vielen Beschränkungen bröckelt mir meine ursprüngliche Idee für die Masterarbeit nur so dahin. Ich wollte nämlich an Schulen mit Schülerinnen und Schülern Interviews führen. Dies ist natürlich schwer angesichts der zahlreichen Beschränkungen, die für die Schulen gelten. Außerdem frage ich mich, ob das, was ich erforschen möchte (Schülerzeitungen) während und nach Corona überhaupt noch in der bisherigen Form existieren wird. Dies erschüttert mein Vorhaben bis in die Grundfeste.

Das dritte Problem war bisher die Schließung der Bibliotheken. Dieses Problem konnte ich weitgehend umschiffen, indem ich bei Ebay einige vielversprechende Bücher bestellt habe und indem ich die digitalen Angebote der SuUB genutzt habe, die ich jetzt noch mehr schätze als ohnehin schon. Weil mein Bruder eine Ausbildung an der Oldenburger Unibibliothek macht, weiß ich, dass auch in den Bibliotheken fleißig gearbeitet wird und wie groß die Risiken sind, die mit dem Verleih verbunden sind. Auf der Internetseite der SuUB sieht man auch, dass die Bib vieles tut, um einen Zugang zur Literatur zu ermöglichen. Nichtsdestotrotz ist der Zugang erschwert.

Und dennoch geht es irgendwie weiter

Auch wenn es mich gelegentlich echt herunterzieht, wie mein Vorhaben immer wieder stockt oder zurückgeworfen wird, gibt es dennoch Licht im dunklen Tunnel. Etwa das Begleitseminar (über Zoom), in dem wir uns austauschen und nach Lösungen suchen konnten. Und allein das Wissen, dass man nicht der einzige mit Problemen und Sorgen ist, wirkt schon beruhigend. Morgen werde ich auch endlich wieder mit meinem Dozenten über Zoom sprechen können. Dann wird hoffentlich wieder vieles klarer. Mein Eindruck ist, dass gerade alle sehr hilfsbereit und flexibel sind. Irgendwie wird es schon noch werden!

Wie ergeht es Euch mit Prüfungen und Abschlussarbeiten? Schreibt Eure Erfahrungen gerne in die Kommentare!

Impressionen aus meinem Selbststudium

Heute möchte ich ein paar Impressionen aus meinem Selbststudium zum Besten geben. Eigentlich wollte ich von meiner Tagesroutine berichten und wie ich dank frühzeitigem Aufstehen (wir reden hier von 9 Uhr, früh ist vielleicht der falsche Begriff) trotzdem einigermaßen meine To do’s auf die Reihe kriege, aber gerade habe ich mich nach vier Stunden Binge Watching endlich von der Serie New Girl losgerissen um diesen Artikel zu schreiben, also kommt mir das ein bisschen heuchlerisch vor. Heute ist einer dieser unproduktiven Tage, an denen ich super viel tun könnte, stattdessen aber im Bett liege und gestresst vor mich hin prokrastiniere. Ich fühle mich ein bisschen wie eine Schlaftablette, weil ich zu schlapp und müde bin um produktiv zu sein, andererseits aber zu wach um zu schlafen und genervt vom nichts tun. Dies ist ein Gefühl, das mich während des Selbststudiums an manchen Tagen immer wieder einholt. Als Hauptproblem dafür, habe ich mittlerweile mein Bett identifiziert. In meinem Studenten-Zimmer gibt es keinen Platz für ein Sofa und ansonsten verfügen wir nur über eine kleine Küche in unserer WG. Wenn ich also nicht gerade am Schreibtisch sitze, verbringe ich einen Großteil meiner Zeit im Bett. Kein Wunder dass ich da müde werde, aber was will man machen!? Rausgehen wäre vielleicht eine Lösung… Mir fehlt der morgendliche Gang zur Bushaltestelle und die anschließende Busfahrt zur Uni, bei der ich erst so richtig wach werde. Bei dem vielen zu Hause sein kommt so gar kein richtiger Energie Schub auf. Zwar versuche ich, jeden Tag einen Spaziergang zu machen, doch oft schaffe ich dies erst am frühen Abend.

Aber naja, das ist Jammern auf hohem Niveau. Eigentlich kann ich mich ganz glücklich schätzen. Von Montag bis Donnerstag habe ich jeden Tag ein Zoom Meeting, am Freitag habe ich frei. Außerdem mache ich einen zusätzlichen Fotografie Kurs, zu dem wir wöchentliche Aufgaben bekommen. Alles in allem klappt es also ganz gut. Bisher reicht meine Disziplin aus um auch an jedem Meeting teilzunehmen und die Hausaufgaben zwar kurz vor knapp, aber dennoch rechtzeitig zu erledigen. Sogar die meisten Texte habe ich bisher zumindest immer bis zur Hälfte gelesen. So würde ich mich also nicht als vorbildliche Muster-Studentin bezeichnen, aber was muss, wird erledigt.

Zurück zu den Zoom Meetings muss ich sagen, dass ich wirklich dankbar bin, zu jedem Seminar auch ein Live-Treffen geboten zu kriegen. Das ist zwar kein Ersatz zu persönlichen Treffen, aber so sehe ich wenigstens über die Kamera ein paar altbekannte Gesichter meiner KomilitonInnen. Außerdem finde ich es so leichter, einen geregelten Alltag zu gestalten und zumindest halbwegs diszipliniert der Uni nachzukommen. Dennoch ist so ein Tag vor dem Bildschirm auch wirklich anstrengend. Zwischen Texten für die Seminare lesen, Zoom-Meetings, Telefonaten und Videoanrufen mit Freunden und Netflix verbringe ich nur wenig Zeit offline. Da brummt am Abend schon einmal der Kopf. Außerdem vermisse ich die persönliche Interaktion mit meinen Freunden. Gemeinsame Mensa-Besuche, Smalltalk und Café in den Pausen oder Flüstern in den Seminaren machen den Alltagsstress erträglich. Heimliches Chatten während den Zoom-Meetings kann dies nur schwer ersetzen.

Des Weiteren habe ich mich noch nicht so ganz an diese surreale Online-Kommunikation gewöhnt und fühle mich teilweise wie in einem Science Fiction Film, in dem sich das ganze Leben in einer virtuellen Welt abspielt. So finde ich es beispielsweise sehr merkwürdig, meinen KomilitonInnen eindrücke in mein privates Zimmer zu geben, wenn ich an Video-Seminaren teilnehme. Unglücklicherweise steht mein Schreibtisch nämlich so, dass man in der Kamera fast meine gesamte Einrichtung im Hintergrund sehen kann. Eigentlich finde ich mein Zimmer sehr schön und schäme mich nicht dafür, dennoch ist es aber auch sehr privat für mich und ich würde längst nicht so viele Leute, wie in den Seminaren teilnehmen, zu mir nach Hause einladen. So verschwimmen immer mehr die Grenzen zwischen Uni und Privatleben. Auf der einen Seite gibt dieses „zu Hause sein“ während Präsentationen etc. eine Art Selbstbewusstsein, da man ja nicht „wirklich“ vor vielen Leuten steht, auf der anderen Seite ist mein Zimmer für mich aber auch eine Art Rückzugsort, in dem ich Dinge wie Stress eben in der Uni zurücklasse, was nun leider nicht mehr ganz so klappt.

Eine andere unbehagliche Situation stellen die sogenannten „Breakout rooms“ gelegentlich dar, in die wir während Gruppen-Diskussionen weitergeleitet werden. Für alle, die damit nicht vertraut sind, möchte ich dies kurz erklären: Die Breakout rooms sind quasi eine Art eigener virtueller Raum für kleinere Gruppen. So können die Dozierenden während eines Seminars also einen Zeitraum auf Zoom festlegen, für den sie die Teilnehmenden in Kleingruppen einteilen und jede Gruppe in einen extra Breakout room weiterleiten. Dort können sie sich dann im persönlicheren Rahmen austauschen. Ist der festgelegte Zeitraum verstrichen, so werden die Teilnehmenden automatisch wieder zurück in die primäre Zoom-Sitzung geleitet. Unangenehm werden diese Gruppen-Diskussionen vor allem, weil sich oft niemand traut etwas zu sagen. Über das Internet wird Kommunikation noch einmal erschwert, da durch Verzögerungen aufgrund der Verbindung oft nicht deutlich ist, wenn jemand zum Reden ansetzt. So passiert es, dass wir uns versehentlich gegenseitig unterbrechen oder aber anschweigen. Inhalte kommen teilweise nur als verzerrte Gesprächsfetzen an, was manchmal echt mühsam ist und den Spaß nimmt. Außerdem bricht meine Verbindung des Öfteren ab und so fliege ich aufgrund des Internets gelegentlich aus dem Chatroom. Das ist besonders ärgerlich, wenn es um Themen geht, die mich wirklich interessieren und auf die ich mich intensiv vorbereitet habe. Fliegt man wegen der Verbindung aus einem Zoom-Meeting, so muss man sich erneut dafür anmelden und von dem Dozierenden angenommen werden. Weil diese ja mitten in der Leitung eines Seminares stecken, kann dies immer eine gewisse Zeit dauern und so habe ich schon einmal fast eine Stunde in der Warteschleife verbracht.

Fasse ich abschließend meine Erfahrungen mit dem Selbstudium in der Isolation und Zoom zusammen, so muss ich sagen, dass die App viele gute Funktionen hat und auf alle Fälle ihren Zweck für virtuelle Seminare erfüllt. Meinen Dozierenden bin ich sehr dankbar dafür, dass sie sich alle die Mühe machen, Unterricht für uns live zu gestalten! Dennoch freue ich mich schon auf den Tag, an dem wir endlich wieder gemeinsam in der Uni sitzen können und ganz ohne die Hilfe eines technischen Gerätes miteinander kommunizieren!

Über Berührung

Wegen des Coronaausbruchs werden wir alle eingeschränkt. Eine der schwerwiegendsten Einschränkungen betrifft die Nähe zu anderen Menschen und den resultierenden Mangel. Uns fehlen Nähe und Berührung. Insbesondere dann, wenn man alleine wohnt (was seit etwa zwei Wochen bei mir wieder der Fall ist). Deshalb habe ich einige Gedanken zu dem Thema zusammengetragen:

Bei der Vorstellung, man würde einem Menschen von Geburt an von anderen Menschen isolieren, schaudert es einem. Zugleich gibt es aber auch Berührungen, auf die man im Leben gut hätte verzichten können. Manche Menschen mussten sogar missbräuchliche Berührungen erleben. Insofern ist Berührung und Nähe ein zweischneidiges Schwert. Das soll nicht unerwähnt bleiben.

Doch was ist Berührung eigentlich? Körperkontakt? Berühren mich nicht auch Geschichten? Berühren nicht Worte auch ganz physisch als Schallwellen mein Ohr? Berühren nicht Bilder meine Augen? Dann könnte man doch sagen, dass die Skype-Gespräche voller Berührungen sind. Aber dennoch fehlt etwas. Da sind keine Umarmung und kein Händedruck. Die Technik ist nur ein unvollkommener Ersatz. Das Smartphone in der Hand kann uns noch so wichtig sein, es ist nur Medium, nicht Gegenüber.

Wir brauchen Menschen. An ihnen können wir uns anlehnen. Wir können uns an ihnen abarbeiten und abstoßen. Und wir können ihre Wärme spüren. Als Jugendliche wären wir ewig Kinder mit Allmachtsphantasien geblieben, wenn uns andere Menschen nicht ihre und unsere Grenzen aufgezeigt hätten. Wir sind soziale Wesen und das Soziale braucht eben echte Nähe.

Außerdem sind Berührungen gut für unser Gehirn. Sie tragen dazu bei, dass Körper und Geist fit bleiben und dass wir unser Gleichgewicht nicht verlieren. Viele von uns halten sich Haustiere, die sie streicheln können oder lassen sich gerne massieren. Wir suchen Nähe zu anderen Menschen. Das ist Teil unserer Natur. Im Moment erlebt die Gesellschaft einen Mangel an Nähe. Ich habe mich schon einmal in einem Seminar mit dem Thema „Berührung“ beschäftigt, aber so richtig verstehe ich die Bedeutung derselben erst jetzt.

Bleibt gesund!

Food inspiration – drei vegetarische Gerichte

Jetzt, wo wir den ganzen Tag zu Hause bleiben müssen, fällt für uns Studis auch die Mensa flach. Umso mehr Zeit, endlich selbst mal den Kochlöffel zu schwingen! Um euch ein bisschen Anregung für eure Kochkünste zu liefern, stelle ich euch hier drei meiner liebsten vegetarischen/veganen Gerichte vor. Was das Kochen angeht, halte ich mich immer nur grob an Rezepte und improvisiere nach Lust und Laune. So könnt natürlich auch ihr diese Rezepte als vegane Variante probieren oder aber auch mit Milchprodukten verfeinern. Lasst es euch schmecken!

1) Kürbis-Apfel-Pizza

Mein Ergebnis der Kürbis-Apfel Pizza (mir stand leider nur die Hälfte zu). Zur Feier des Tages mit Parmesan verfeinert.

Seit unserem Oster-Festessen haben meine Mitbewohnerin und ich eine neue Sucht entdeckt: eine Kürbis-Apfel Pizza, verfeinert mit Rucola, Granatapfel und Kürbiskernen. Und gute Neuigkeiten, für alle die in Corona Zeiten ungern um ihre Einkäufe streiten: der Teig kommt ganz ohne Hefe aus. Die folgenden Zutaten sind auf ungefähr 2 Personen abgestimmt, ich kann euch aber empfehlen die Zutaten zu verdoppeln, so könnt ihr am nächsten Tag über eine weitere Pizza freuen! Für den Teig benötigt ihr 250g Mehl, 1 TL Backpulver, 1 TL Salz, ½ TL getrocknetes Basilikum und 160 ml Wasser. Habt ihr alle diese Zutaten, so gilt es zunächst den Ofen auf 180 °C vor zu heizen. Dann könnt ihr die Zutaten in einer Schüssel miteinander vermischen und zu einem Teig kneten. Am besten verwendet ihr dazu den Knethaken eines Rührgerätes, für arme Studenten klappt dies aber auch mit den Händen (das können wir aus erster Hand bestätigen). Verwendet dafür auf jeden Fall extra Mehl, so klebt nicht alles an euren Fingern. Ist ein fester Teig entstanden, so könnt ihr diesen noch einmal auf einer mit Mehl bestreuten Arbeitsfläche durchkneten und ihn ebenfalls mit den Händen oder einem Nudelholz dünn ausrollen. Dann ab damit aufs Blech. Nun kommen wir zum Belag. Dafür benötigt ihr einen Apfel und ½ Hokkaido Kürbis (wenn ihr keinen frischen Kürbis mehr bekommt, schaut mal in der Tiefkühlabteilung). Diese schneidet ihr beide in Scheiben und legt sie auf den Teig. Alle nicht-veganer können optional noch Schmand/saure Sahne als Grundlage auf dem Teig verstreichen und Feta über dem Gemüse verstreuen, das original Rezept ist allerdings vegan und sieht keinerlei Milchprodukte vor. Anschließend heißt es ab in den Ofen mit der Pizza. Dort muss sie ca. 25 Minuten backen, bis sie gold-braun ist. Anschließend könnt ihr sie aus dem Ofen nehmen und mit Rucola, Granatapfel- und Kürbiskernen (welche ich aus persönlicher Vorliebe vorher in der Pfanne anröste, einfach ohne Öl) bestreuen. Das Rezept empfiehlt hierzu 30g Granatapfelkerne, 25g Rucola und 1 TL gehackte Kürbiskerne, ich mache das aber immer Pi mal Daumen. Zu guter Letzt könnt ihr die Pizza noch mit Salz, Pfeffer etc. würzen. Guten Appetit!

2) (veganes) Spinat-Tomaten-Curry

Spinat-Tomaten Curry, hier zusätzlich mit gebratenem Tofu serviert.

Für dieses Rezept braucht ihr 1 Zwiebel, 1 Knoblauchzehe, 400 g Cherrytomaten, 2 große Hände voll Blatt-/Babyspinat (in der Sparversion geht aber auch Tiefkühlspinat), 400 ml Kokosmilch, 2 TL Garam Masala, 2 TLKurkuma, 1 TL Kreuzkümmel und je nach belieben Reis, asiatische Reisnudeln oder Glasnudeln als Beilage. Für meine Currys verwende ich zusätzlich gerne Currypaste, die verleiht dem Gericht nochmal einen intensiveren Geschmack (gibt es beim Asiashop am günstigsten, aber oft auch in Supermärkten wie Rewe). Hierfür würde ich grüne Paste empfehlen, im Rezept ist aber keine Paste angegeben. Habt ihr alle Zutaten beisammen, so beginnt ihr mit dem hacken der Zwiebel und des Knoblauchs, welche ihr anschließend in Öl anbratet. Wenn ihr Currypaste verwendet, so fügt einen halben Teelöffel davon hinzu und bratet sie ebenfalls in Öl an. Auch die Gewürze (Garam Masala, Kurkuma und Kreuzkümmel) könnt ihr nun hinzufügen. Brät man diese in Öl an, so entfalten sie besser ihr Aroma, habe ich mir sagen lassen. Nachdem die Zwiebeln gold-braun angebraten sind, könnt ihr die Tomaten halbieren und ebenfalls hinzufügen. Bratet diese kurz an und löscht dann das ganze mit der Kokosmilch ab. Nun könnt ihr den frischen Spinat waschen und hinzufügen oder eben den Tiefkühlspinat, welchen ihr entweder in der Mikrowelle erwärmen oder gefroren in das Curry hinzufügen könnt, dann müsst ihr halt einige Minuten länger beim kochen warten, bis er aufgetaut ist. Nun lasst ihr das ganze etwa 10 – 15 Minuten köcheln, länger schadet aber nicht. Zum Schluss könnt ihr das ganze noch mit Salz und Pfeffer abschmecken und je nach Bedarf noch etwas mehr mit Kurkuma, Garam Masala und Kreuzkümmel nachwürzen. Wenn ihr, so wie ich, zu den Koriander-LiebhaberInnen gehört, könnt ihr das ganze auch noch mit (frischem) Koriander bestreuen. Des weiteren könnt ihr euer Curry auch mit (gegebenenfalls veganem) Joghurt servieren, besonders für alle schärfe Empfindlichen würde ich dies empfehlen. Dann braucht ihr nur noch eure Nudel oder Reis-Beilage und fertig ist das Festmahl!

3) Blätterteig-Schnecken

Zwar nicht perfekt, aber lecker: Apfel-Zimt Schnecken aus Blätterteig.

Zu guter Letzt möchte ich euch noch einen Tipp für einen schnellen Snack/Nachtisch für zwischendurch geben, zu dem ich mich von meiner Mitbewohnerin inspirieren lassen habe. Den Begriff „Tipp“ wähle ich bewusst, weil ich meine Blätterteig Schnecken nach Lust und Laune unterschiedlich fülle und keine spezielle Vorgehensweise dabei habe. Ihr bekommt hier also eher Inspiration als ein genaues Rezept. Ob süß oder salzig, vegan oder vegetarisch, Blätterteig-Schnecken sind immer ein leckerer Snack für zwischendurch. Besonders jetzt, wo wir den ganzen Tag zu Hause sitzen, meldet sich immer wieder der kleine Hunger. Die Schnecken sind zum Glück kein großer Aufwand. Kauft euch einfach fertigen Blätterteig im Supermarkt eurer Wahl. Diesen könnt ihr dann belegen. Für die deftige Variante nutze ich gerne Kräuterfrischkäse als Grundlage und verteile auf dem Teig dann getrocknete Tomaten, Oliven und Fetakäse. Ihr könnt aber natürlich nach belieben Variieren. Als süße Variante bestreiche ich den Teig mit Margarine und belege ihn mit Äpfeln. Anschließend streue ich Zimt und Zucker darüber. Nach getaner Arbeit rollt ihr den Teig der Länge nach ein, sodass die Rolle möglichst lang ist und schneidet anschließend von vorne „Scheiben“ ab. Diese könnt ihr dann auf dem Blech verteilen und solange Backen, bis sie goldbraun sind. Tadaa, schon habt ihr Blätterteigschnecken.

Corona Diaries: Part 4 – Meine Tagebucheinträge

Liebes Tagebuch, 

wir haben Freitag, den 13. März. Heute sollte eigentlich ein guter Tag sein, denn ich habe endlich meine letzte Hausarbeit abgegeben. Doch durch diesen neuartigen Virus „COVID-19“ wird gerade alles auf den Kopf gestellt. Morgen früh zum Beispiel sollte es unter normalen Umständen gen Österreich nach Mayrhofen in den Ski-Urlaub gehen. Allerdings steht das momentan noch auf der Kippe, denn eventuell werden alle Grenzen dicht gemacht… Jetzt heißt es Daumen drücken, dass wir vielleicht doch noch in den langersehnten Urlaub können.

Liebes Tagebuch,

wir haben nun Samstagmorgen, ich sitze mit meinem Freund am Frühstückstisch und bin offensichtlich nicht auf der Autobahn Richtung Schnee. Schade Schokolade… Immerhin werden wir wohl das gesamte Geld wiederbekommen. 

Liebes Tagebuch,

Es ist ein bisschen Zeit ins Land gegangen – heute ist Mittwoch, der 1. April. 

Es herrscht inzwischen seit einer Woche ein deutschlandweites Kontaktverbot. Es ist sehr schade, dass wir alle niemanden treffen können, aber es ist definitiv die richtige Entscheidung gewesen, wie ich finde. Einkaufen gehen ist momentan total seltsam, man versucht allen Menschen so gut es geht aus dem Weg zu gehen. Außerdem kleben in meinem REWE überall Abstandhalter auf dem Boden, die Kassierer sitzen hinter Plexiglasscheiben und Klopapier ist zur allgemeinen Währung der Reichen geworden. Hoffentlich ist diese Zeit bald wieder vorbei….

Liebes Tagebuch,

heute ist Ostersonntag und es gibt nach wie vor das Kontaktverbot. Unter normalen Umständen wäre ich bereits auf dem Weg in die Heimat zu meiner Familie, aber ich muss sicherheitshalber in meiner Wohnung bleiben. Habe eben mit meinen Eltern und meinen Brüdern telefoniert, denen geht es allen gut… Immerhin etwas. Was soll ich heute machen??? 

Liebes Tagebuch,

keine Ahnung was wir für einen Tag heute haben, aber ich glaube, dass es ein Donnerstag ist. Momentan passiert nichts wirklich Spannendes in meinem Leben… Ich kann allerdings stolz berichten, dass meine Wohnung noch nie so sauber und aufgeräumt war und dass meine Terrasse das erste Mal unkrautfrei ist. Habe sogar die Fenster geputzt und im Supermarkt noch eine Packung Klopapier ergattert – nach wie vor ein „Bestseller“.

Liebes Tagebuch, 

Heute ist Mittwoch, der 22. April. Am Montag hat offiziell das virtuelle Selbststudium begonnen. Ich dachte eigentlich immer, ich wäre technisch ganz gut aufgestellt, allerdings stoße ich doch so langsam an meine Grenzen. Wie bringe ich Rocket Chat zum laufen ohne dass es ständig abstürzt?! Die virtuellen Meetings laufen auch eher so semi-gut, man schreit sich entweder an, versteht einander nicht oder die Webcams wollen partout nicht funktionieren. Ich bin gespannt auf die nächsten 13 Wochen Studium…

Mal etwas Anderes!

Schon seit Wochen bestimmt das Virus mehr und mehr unseren Alltag. Die Medien sind voll von Corona-News. Auch wir im Eule-Blog haben unsere Artikel angepasst. Das war auch angemessen. Doch es gibt auch ein gegenläufiges Phänomen: Das Bedürfnis, ein normales Gespräch mit Freunden zu führen, ganz ohne dieses Thema; ein kleines Bisschen Verdrängung. Schauen wir mal, ob das gelingen kann:

X: Moin!

Y: Hallo, du! Lass uns jetzt mal nicht über Corona reden, ja?

X: In Ordnung. Ich kann auch mal eine Pause gebrauchen. Zum Glück sind alle in meinem Umfeld gesund geblieben.

Y: Bei mir auch.

X: Du, Y, ich glaube, wir reden jetzt doch über Corona.

Y: Ups. Na, erzähl mal, was machst Du so.

X: In der Wohnung sitzen, Computerspiele zocken, pflichtschuldig schon mal Seminarlektüre lesen und abends spazieren gehen. Wobei das eher ein Slalom ist.

Y: Hä?

X: Na, man darf den anderen Menschen ja nicht zu nahe kommen.

Y: Hast recht. Ich sehe aber immer wieder auch größere Gruppen, die draußen zusammenhängen. Wie blöd kann man sein?

X: Echt blöde. Bekommen die denn gar nichts von diesem Medienrummel mit?

Y: Verstehe ich nicht. Aber jetzt sind wir ja wieder bei dem Thema, das wir vermeiden wollten. Was macht Dein Bruder so?

X: Homeoffice.

Y: Und Deine Mutter?

X: Sitz an der Supermarktkasse.

Y: Okay, da hätte ich Fragen zu. Aber, na ja. Falsches Thema.

X: Worüber kann man sich denn noch unterhalten, wenn man Corona auslassen möchte? Guckst Du gerade eine spannende Serie.

Y: Äh, ja. Ich hole „The Walking Dead“ nach.

X: Wie kannst Du in dieser Situation…? Ach Shit! Liest Du etwa auch „Die Pest“ von Camus?

Y: Ne, „Der Tod in Venedig“ von Thomas Mann.

X: Du willst mich doch für dumm verkaufen!

Y: Ich doch nicht! Ich lese das für ein Seminar im nächsten Semester. Ehrlich!

X: Gut, dann lass uns halt über das Wetter reden. Es wird ja wieder richtig schön draußen. Die Natur erwacht. Vögel zwitschern. Insekten summen. Nur auf die bescheuerten Mücken könnte ich verzichten.

Y: Ja, dem Klimawandel sei Dank hast Du jetzt noch mehr Tage im Jahr mit Mücken.

X: Oh, Mann! Ist der Klimawandel echt das letzte coronafreie Thema?

Y: Ich habe irgendwo gehört, dass mit der gehemmten Wirtschaft jetzt weniger Schadstoffe produziert werden.

X:

Y: Ja, was? Du hast gefragt.

X: Ja, Ja.

Y: Geben wir es auf. Hast Du in der letzten Woche irgendetwas wirklich Neues über das Virus selbst gehört?

X: Also, eigentlich nicht. Es ist gefährlich und man soll vorsichtig sein und Distanz halten. Alles beim Alten.

Y: X, bleib gesund!

X: Y, Du auch!