Kurz notiert wird, was keiner langen Worte bedarf. In dieser Rubrik findet ihr unsere Kurzmeldungen. Bock auf was Scharfes? Gut. Denn in der Kürze liegt die Würze….

THE ART OF IMPROVISING

The great George Gershwin once said:

“Life is a lot like jazz. It’s better if you improvise.”

The thing is that just like jazz (and life itself), knowing how to improvise is an art. A few weeks ago I corroborated it when I attended the show “Brains Have Perfume” from The Plot Twisters Improv Group*.

Brains Have Perfume – The Plot Twisters (18.03.2023)

03.18.2023 – The AMS! Theater in Neustadt, though small, was packed to capacity. A relaxed, comfortable and cheerful atmosphere: the right space. The bar offered beers at the cost of the customer’s choice. I didn’t expect anything, I had arrived alone and this was my first approach to improvised theater. Although I attend plays regularly, an improv show had never caught my eye before. I mistakenly considered that improv was synonymous with unprepared.

It all began with a word —as John 1:1 would put it— a suggestion from the public: hammer. Afterwards, creation flowed and spread freely, however, in an orderly manner. The word acted as a common thread; then, many funny occurrences in the midst of a collaborative energy that was interwoven right at the moment. Attendees were integrated into a fresh, participatory and harmonious construction where the individuality and “style” of each performer also shone. The show consisted of two parts. The second had two new words: honey and TikTok and included two alumni in the cast.

At the end of the play, I spoke with people in the audience and everyone —very satisfied— agreed on how difficult it is to put on such a good show with so few materials, where the focus is always on the message. Here I understood why improv is an art:

Improvising is creating something of one’s own. An improviser is also a creator.

I learned that improvisation also requires practice. We tend to think that there isn’t much science to improvising, that rehearsals aren’t needed…rehearsing for emptiness, a changing plot, an unknown character? It just sounded weird. However, The Plot Twisters honor improvisational theater by taking it very seriously. Although the show was absolutely spontaneous and funny, a specific method was practiced and applied with mastery that evening. The method is called “The Harold”. According to the performers, this is a special form of improv that allows them to explore different scenarios, objects and places, put them together and make their own script out of pure creativity.

Another aspect that admired me from this function was the open attitude towards “failure”, which reminded me that perfection lies in the imperfect. As the actors commented, there is no right or wrong in improv. It is possible that one or another inconsistency arises at the „script or plot“ level in the show. However, this is not uncomfortable because the pact that the spectator makes with the performers in turn considers a broader level of flexibility beforehand. The spectator, thus, does not come to question, but to actively participate in the creation of his own fun. In my opinion, improv says goodbye to rigid art to present instead a relaxed show, where everything is possible. And that is its greatest charm.

Brains Have Perfume – The Plot Twisters (18.03.2023)

Someone from the audience told me that the first and most important rule of improv theater is to always accept an initiative with a “yes, and…” I think that more than a rule, this serves as a life motto to surprise and be surprised.

I just have to say that I will be looking for an improv show again as soon as possible. Honestly, I laughed a lot, I really enjoyed myself, and I reflected on a type of art that made me feel both a spectator and a participant. Respect to the artists who flowed on stage that day, and to all the people who dare to explore their creative side from an open and vulnerable position. In any case, I recommend you to attend.

Tell me in the comments if you were also in this performance or in another improv show and how your experience was. Do you like this type of art? Were you as surprised as me? Events like this are constantly hosted by the @ams.theater and, for starters, you should follow @plottwisters_improv and @improttheaterbremen to find out what’s cooking in the improv theater world of Bremen.

 

*The Plot Twisters are an ensemble dedicated to improvised theater based on the English-speaking Theater Workshop at the University of Bremen. Each semester they explore a different form of improvised theater, inspired by the tradition of Iongform improvisation that has developed in Chicago and New York in the past 30 years and can be described as a mixture of post-dramatic theatrical experiments and popular comedic entertainment.

Neuzuwachs bei den Eulen

Moin an alle Leser*innen der Campus EULe!

Wie Britt euch vor ein paar Tagen schon angekündigt hat, bin ich die zweite Ergänzung zur EULen-Familie. Damit ihr in Zukunft auch wisst, wer genau hinter meinen Artikeln steht, werde auch ich mich euch traditionsgemäß kurz vorstellen.

Ich bin Paulina, 21 Jahre alt und gebürtige Bremerin. Aktuell studiere ich im vierten Semester Germanistik und Kommunikations- und Medienwissenschaften — zwei Studiengänge, die sehr gut widerspiegeln, was mich auch in meiner Freizeit beschäftigt. Meine Liebe zu Büchern, Filmen und Serien war schon immer groß, egal ob lesen, selber schreiben oder bei meinen Lieblingsfilmen mitfiebern; es gibt für mich kaum etwas Gemütlicheres, als mit einem guten Buch in der Hand oder zum 100. Mal meinen Lieblingsfilm schauend und in Decken gewickelt in einer anderen Welt zu versinken. Meistens habe ich dabei auch meine liebste Kuschelpartnerin an meiner Seite, meine innig geliebte Hündin, die mit mir seit etwa zwei Jahren durch Dick und Dünn geht; ein lebenslanger Wunsch, den ich mir nach meinem Abitur endlich erfüllen konnte.

Meine Hündin „Hummel“

Mit ihr lebe ich im grünen Herzen der Stadt und genieße es, gemeinsam Zeit in der Natur zu verbringen und auch nach 21 Jahren immer noch Neues in Bremen und Umgebung zu entdecken — wenn mir dabei nur nicht allzu oft mein bemitleidenswerter Orientierungssinn in die Quere käme! Der hält mich jedoch nicht davon ab, mit Freundinnen oder meiner Familie regelmäßig in Bremen auf Entdeckungstour zu gehen, auf der Suche nach den schönsten Picknickplätzen, süßen Cafés oder einer interessanten Museumsausstellung.

Wenn ich mich nicht gerade irgendwo in meiner Heimatstadt verlaufe, verbringe ich meine Zeit oft damit, mich kreativ auszutoben; neben dem Schreiben versuche ich mich immer wieder in neuen künstlerischen Hobbys,

Meine Hobbys sind vor allem kreativer Natur

vom Zeichnen (sowohl digital als auch auf Papier), übers Nähen bis hin zum Sticken oder Handlettering — ich genieße es, bei konzentrierter Detailarbeit einfach mal abzuschalten und am Ende stolz auf das Ergebnis zu sein.

Da passt es perfekt, dass ich diese Kreativität von nun an auch hier bei der Campus EULe ausleben darf! Ich freue mich auf viele Artikel zu allem, was uns als Studis bewegt, interessiert oder ausmacht — egal, ob politisches Engagement, das Leben in Bremen, Freizeitbeschäftigungen oder das Treiben auf dem Campus.

Eure Paulina

Neuzuwachs bei den Eulen

Moin ihr Lieben,

es gibt Zuwachs bei den Eulen und in diesem Zuge darf ich mich als Teil davon bei euch vorstellen.

Ich bin Britt, 20 Jahre alt und studiere Kulturwissenschaft, Kommunikations- und Medienwissenschaften im 4.Semester. Gerne möchte ich die euLe mit kreativen und hilfreichen Beiträgen unterstützen.

Kreatives Schaffen und insbesondere Kunst machen einen großen Teil meiner Freizeit und persönlichen Interessen aus. Ich gehe gerne in Museen und schaue mir Ausstellungen an. Dabei ist es ganz egal ob es um realistische Kunst, die alten Meister, Performance oder abstrakte Kunst geht. In meinen Augen tragen alle diese Formen einen wichtigen Beitrag zu der Kunstwelt dazu und erst daraus entsteht ihre Vielfalt. Besonders freue ich mich aber auch, wenn ich an unserer Uni Kunst entdecke. Manchmal muss man ganz genau hinschauen aber es gibt an unserer Uni wirklich viel zu sehen!

Da meine ersten beiden Semester an der Uni sehr von Coronas Konsequenzen geprägt waren finde ich es sehr schön, jetzt öfter und aufmerksamer in der Uni unterwegs zu sein und dies vielleicht auch mit euch zu teilen.

Ich mit meiner Hündin Franka

Vielfalt spielt eine große Rolle im Bezug auf meine künstlerischen Interessen, und ich probiere mich gern in verschiedenen Bereichen aus. Dazu gehören zum Beispiel Linoldruck oder analoge Fotografie. Darum freut es mich auch umso mehr, dass es in der Uni zum Beispiel die Möglichkeit gibt, seine Bilder selbst zu entwickeln. Auch das Verfassen von Artikeln für unseren Blog kann sehr vielfältig sein. Von Guide-Lines über Veranstaltungstipps bis zur Hochschulpolitik ist hier alles dabei und mehr wird ja kommen.

Wenn ich nicht gerade in der Uni bin oder Kunst mache halte ich mich gerne in meinem kleinen Heimatdorf zwischen Bremen und Bremerhaven auf. Der Grund dafür sind die Tiere dort. Leider konnte ich die Hunde, Katzen und Pferde nicht mit nach Bremen mitnehmen als ich mich dafür entschied hierher zu ziehen. Glück für mich, dass ich mich für ein Studium in der Nähe entschieden habe ;) So habe ich die Möglichkeit, sie oft zu besuchen. Für mich sind und waren die Tiere schon immer meine Freunde, darum vermisse ich sie umso mehr.

Mein letzter Urlaub ging ausnahmsweise mal an das Meer

Und wenn es der Geldbeutel zulässt gehört auch das Reisen zu meinen liebsten  Beschäftigungen. Dabei reizen mich besonders Städtetrips innerhalb Europas. Also wer weiß, vielleicht lest ihr demnächst einen Beitrag von mir über Tipps und Tricks die das Reisen als Student*in erleichtern.

So oder so freue ich mich die Vielfalt im euLe-Blog mit meinen persönlichen Interessen zu erreichen und euer Interesse zu wecken. Wie man merkt, habe ich noch so einiges vor in meiner Zeit im euLe-Team,

also dann bis bald!

JOMO – die Freude daran, Dinge zu verpassen

Vor kurzem hörte ich das erste Mal in einem Podcast von JOMO – joy of missing out, also quasi die Freude daran, Dinge zu verpassen. Das klang erstmal paradox für mich; je mehr ich aber darüber nachdachte, desto mehr fand ich mich selbst wieder in diesem Gedanken.

Von FOMO – der fear of missing out – hat man mittlerweile ja vermutlich schon öfter gehört. So beschreibt es die Angst, etwas mehr oder weniger Relevantes im Alltagsgeschehen zu verpassen und dies danach eventuell sogar zu bereuen. Eine Angst, die viele von uns im Zeitalter der Digitalisierung, Globalisierung und vermutlich gerade auch in größeren Städten wie Bremen, wo immer was los ist, verständlicherweise begleitet. Und ich muss gestehen, dass auch ich in der Vergangenheit nicht ganz verschont hiervon geblieben bin.

Okay, das ist wohl etwas untertrieben. Wenn ich ehrlich bin, hatte ich schon einige krasse Fälle von FOMO, sei es nun in Bezug auf Verabredungen mit Freund:innen, an denen ich nicht teilnehmen konnte, Events, die ich verpasst habe oder selbst Vorlesungen, die ich versäumt habe. Es könnte ja etwas passieren, von dem ich dann ausgeschlossen wäre, an dem „alle anderen“ aber teilhaben konnten. Solche Gedanken bieten natürlich einen grandiosen Nährboden für Gefühle wie Selbstmitleid, Trauer und auch mal Wut.

Willst du wirklich hier sein oder einfach nur nichts verpassen?

Aber was genau gab beziehungsweise gäbe es denn zu verpassen? Wird nicht sowieso wieder über die gleiche handvoll Themen gequatscht, wie bei jedem Treffen? Ist die dritte Party im Monat wirklich genauso wichtig und spannend, wie die anderen beiden zuvor? Und wird der Vorlesungsstoff nicht eh immer wieder durchgekaut?

Das alles sind Gedanken, die ich erst mit den Jahren weiterdenken konnte. Dabei „geholfen“ hat mir tatsächlich die Zeit des Corona-Lockdowns. Denn wenn alles stillgelegt wird, gibt es auch nichts zu verpassen – ergo keine Chance für FOMO.

Zu Beginn der Schließungen jeglicher kultureller und kulinarischer Einrichtungen überwog selbstredend erst einmal die Verzweiflung und Frustration. Wie, man kann sich nicht mehr auf einen Burger verabreden? Kein Besuch mehr im Kino oder Theater? Feiern nur noch alleine in den eigenen vier Wänden? Ganz schön deprimierend.

Keine Angst, was zu verpassen…

Doch mit den Monaten merkte ich, wie mir vieles davon eigentlich gar nicht so, wie zuerst erwartet, fehlte. Die Bars, Restaurants und Museen öffneten wieder, aber ich blieb Zuhause. Nicht aus Angst, mich mit dem Virus zu infizieren (mittlerweile gab es ja gute Schutzmaßnahmen in Form von Impfungen und Masken), sondern, weil ich gemerkt hatte, dass mir viele der Dinge, denen ich vorher hinterher gehetzt war, um ja nichts zu verpassen, gar nicht wichtig waren. Dass sie mir gar keinen Mehrwert in meinem Leben brachten, sondern mich eher noch unter Druck setzten, sie nicht zu verpassen. FOMO eben.

Ich kann total gut verstehen, wenn gerade neue Studis sich erst einmal vollkommen überwältigt fühlen von der breiten Vielfalt an Möglichkeiten und Angeboten auf und um den Campus herum. Viele sind vielleicht auch erst nach Bremen gezogen beziehungsweise wohnen überhaupt das erste Mal in einer „Großstadt“ (sofern man Bremen denn als solche betiteln möchte). Da ist natürlich alles am Anfang spannend und aufregend und das ist ja auch was Schönes.

Doch aus so viel Schönheit und Überwältigung kann schnell auch Überforderung werden, wenn man eben nicht mehr oder noch nicht unterscheiden kann, was man denn wirklich erleben möchte und was man wiederum nur erlebt, um es nicht verpasst zu haben. Und möglicherweise muss man auch erst einiges erleben, um danach getrost darauf verzichten zu können.

Ob es ein Anti-FOMO-Geheimrezept gibt? Ich weiß nicht. Aber ich merke, dass dieses neu entdeckte JOMO mir ganz gut gefällt. Egal, ob gerade Breminale, Osterwiese oder einfach nur Freitagabend ist: Wenn ich lieber Zuhause auf meinem Sofa rumhängen möchte, dann hänge ich Zuhause auf meinem Sofa herum. Und bereue nichts. Vielmehr genieße ich, wie egal es mir geworden ist, möglicherweise etwas zu verpassen.


Wie geht es euch mit dem Thema FOMO versus JOMO? Findet ihr euch hier wieder oder steckt ihr ganz wo anders? Teilt gerne eure Erfahrungen hierzu in den Kommentaren!

Auf Wiedersehen

Schweren Herzens sitze ich hier und weiß nicht, was ich schreiben soll. Natürlich habe ich das Schreiben dieses Artikels bis zum letzten möglichen Moment aufgeschoben. Bei mir wird Prokrastination ganz großgeschrieben. Diesmal ist es jedoch aus einem anderen Grund. Das hier ist mein letzter Artikel für die EULe und passenderweise auch noch eine runde Zahl, der 50. Artikel!

Für mich geht damit ein kleiner, aber bedeutender Abschnitt nach 2,5 Jahren in meinem Leben zu Ende. Etwas theatralisch klingt das nun schon, das gebe ich zu. Aber ist das ein Abschied nicht immer? Es verleitet mich zurückzublicken und zu reflektieren. Nicht nur privat hat sich in dieser Zeit viel verändert, sondern auch beruflich, im Studium und was meine Interessensbereiche angeht. Ich habe mich mit den unterschiedlichsten Themen beschäftigt doch zwei Bereiche haben mich mehr interessiert als Nachhaltigkeit, DIY’s und Rezepte: politische Themen und (körperliche und mentale) Gesundheit.

Diese Themen spiegelten meine privaten Interessen stark wider. Artikel wie „Gemeinsam stark – Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen“, „Ist Schweigen wirklich Gold?“ und „Projekt Make the invisible visible“ zeigten mir selbst, dass mein Interesse an politischen Themen stark gewachsen ist. Irritierend wenn man bedenkt, dass ich zu Schulzeiten einfach nur in Ruhe gelassen werden wollte und mit Politik nichts anfangen konnte. Ich dachte immer Politiker:innen machen am Ende was sie wollen und vor allem ohne Gedanken an Migra-Kinder und/oder die Arbeiterschicht. Obgleich dieser Gedanke nicht weg ist, habe ich dennoch gefallen daran gefunden und vor allem an dem Austausch mit anderen Menschen. Dabei half mir das Schreiben.
Auch bei anderen Themen wie „Weihnachten allein zu Haus“ während Corona oder meiner Diagnose mit Endometriose freute ich mich über den Austausch. Der Artikel zur Endometriose half mir beim Verarbeiten und dem Versuch die chronische Erkrankung sichtbarer zu machen bzw. meinen Teil zur Aufklärung beizutragen.

Mit Corona veränderte sich zudem nicht nur das private Leben enorm, die EULe auch. Wir durften unsere Artikelideen erweitern, denn vom Uni Alltag auf dem Campus gab es nicht viel zu erzählen. Der Campus war auf unbestimmte Zeit geschlossen und alle anderen im Home-Office. Also mussten wir die Flügel etwas weiter ausstrecken und uns auf die Suche nach neuen Themen begeben, während eigentlich alles gerade verboten war und wir gefühlt nur über die aktuelle Inzidenz sprachen. Aber auch die Zeit verging am Ende wie im Flug und jetzt wirkt es rückblickend manchmal sehr surreal.

Die letzten 2,5 Jahre halfen mir meine Liebe zum Schreiben zu festigen, mich kreativ auszuleben, neue Themen und auch ein bisschen meine Stimme zu finden. Die EULe ist und bleibt für mich ein ganz besonderes Nest, dass mir als Team auch in schwierigen Zeiten Halt gegeben hat. Es ist an der Zeit neuen Menschen diese schöne Chance zu geben, den Platz freizumachen und mich endlich voll und ganz auf meine Bachelorarbeit zu konzentrieren (prokrastiniert wird trotzdem genügend).

Aus den Tiefen meines sehr weichen Herzens, danke an Sarah, Leah, Steffi und Tania für diese schöne Zeit.

Und natürlich Danke an alle Eule Leser:innen für euren Support. Ich bin gespannt was es hier bald von den neuen Eulen zu lesen gibt!

„Hinter die Kulissen“: Interview mit Prof. Dr.-Ing. Nando Kaminski

In dieser neuen Interview-Serie möchten wir Euch die Professor*innen und Lehrenden an unserer Universität Bremen näher vorstellen. Oftmals ist die einzige Begegnung zueinander der Hörsaal, in dem Lehrinhalte vermittelt werden. Allerdings verbergen sich hinter jedem/-r Lehrenden interessante Geschichten, Lebenswege und Visionen. Und genau das möchten wir mit dieser Interview-Serie in den Fokus stellen. Wir hoffen, dass Euch der Einblick „hinter die Kulissen“ genauso viel Spaß macht. 

 

1.     Stellen Sie sich kurz vor und was machen Sie an der Universität Bremen?

Mein Team erforscht Leistungshalbleiterbauelemente, also nicht Halbleiter wie man sie aus Computern kennt, sondern solche aus Lokomotiven, Windenergieanlagen und zunehmend auch Elektrofahrzeugen. Wir sprechen da von Strömen bis über 1000A und Spannungen von bis zu 10.000V. Da wir an der Uni keine eigenen Reinräume zur Herstellung solcher Bauelemente haben, untersuchen wir diese per
Simulation oder charakterisieren Bauelemente, die wir vornehmlich von Industriepartnern bekommen. Dabei haben sich Zuverlässigkeitstests als das interessanteste Gebiet herauskristallisiert. Wir setzen die Bauelemente viel höherem Stress aus als sie im normalen Leben sehen würden und versuchen dann, aus dem resultierenden Verhalten auf die Lebensdauer im normalen Einsatz zu schließen.

2.     Was faziniert Sie an Leistungshalbleiterbauelementen?

Mit einem Chip von nur 1cm² kann man die Maximalleistung eines Elektroautos innerhalb einer Mikrosekunde ein- und ausschalten. Die Chips überstehen dauerhaft 150°C und kurzzeitig sogar 300°C oder mehr. Das Ganze kann man mit sehr geringer Leistung ansteuern und es ist sehr robust. Macht man aber den kleinsten Fehler in der Ansteuerung oder im Design, geht der Chip in den Kurzschluss und es gibt eine riesen Sauerei in der Elektronik. Faszinierend.

3.     Was war ihr Traumberuf als Kind?

Damals waren gerade die IC-Züge der Bundesbahn mit entsprechend schnittigen Lokomotiven eingeführt worden und so war klar, ich will Lokomotivführer werden.

4.     Was war ihr Lieblingsfach in der Schule?

Ganz eindeutig Physik. Da kamen immer sehr spannende Experimente dran, die viele Alltagsphänomene erklärten oder eben Effekte zeigten, die ganz unglaublich waren und die Vorstellungskraft sprengten.

5.     Wie war es, als Sie das erste Mal in einem Vorlesungsaal standen und dozierten? Wie haben Sie sich gefühlt? Was haben Sie gedacht?

Als ich meine Diplomarbeit schrieb, hat mich mein späterer Doktorvater, für den ich schon einige Zeit Übungsstunden in den unteren Semestern gegeben hatte, eine seiner Vorlesungen halten lassen – und hat sich selbst mit ins Auditorium gesetzt. Ich muss einen knallroten Kopf gehabt haben und weiß spätestens seit der Zeit, was ein Fluchtinstinkt ist. Zum Glück hatte ich mich gut vorbereitet und konnte runterspulen. Den ersten klaren Gedanken habe ich wohl nach einer Viertelstunde gefasst. Jahre später bei den ersten eigenverantwortlichen Vorlesungen an den ehrwürdigen Eidgenössischen Technischen Hochschulen in Zürich und Lausanne war es dann nur noch halb so wild. Da habe ich dann meinem Doktorvater jeweils im Stillen gedankt.

6.     Welche Spitznamen geben Ihnen Studierende?

Das ist leider ein trauriges Kapitel. Wie schon in der Schule, im Studium, in der Industrie, so auch bei den Studierenden und in meiner Arbeitsgruppe, es hat nie für einen Spitznamen gereicht. Ich habe schon manchmal gedacht, dass das ein Zeichen mangelnder Wertschätzung ist, aber so konsistent …

7.     Welches ist Ihr Lieblingsplatz an der Uni Bremen?

Das Flachdach des NW1. Da kann man allen Mist unter sich lassen und die platte Weite Norddeutschlands typischerweise bei einem ordentlichen Wind genießen.

8.     Von welchem Mensa-Essen können Sie nicht genug bekommen?

Als Student an der Uni Bremen habe ich noch die alte Mensa erlebt mit Essen direkt auf das Formtablett und dann Essen im dem dunklen Bunker, der die Mensa damals war. Vermutlich musste es dort so dunkel sein, damit man nicht sah, was man aß. Das ist kein Vergleich zu heute, da es ganz viele leckere Gericht gibt. Ich würde mich aber trotzdem für den Klassiker Käse-Lauch-Suppe mit Hackfleischeinlage entscheiden.

9.     Was ist ihr größtes Hobby?

Hobby? Was soll das sein? Ich bin Professor, also immer in Dienst, und wir wohnen auf einem ehemaligen Bauernhof mit entsprechend großem Grundstück …

10.  Warum sind Sie Professor geworden?

Es ist einfach passiert. Lehre hat mir immer Spaß gemacht und so war eine Professur eine Option, die ich mir offen halten wollte, ohne dass ich aktiv danach gestrebt hätte. Als dann mein Vorgänger und Doktorvater pensioniert wurde, habe ich meinen Hut in den Ring geworfen, obwohl mir die 14 Jahre in der Industrie einen riesen Spaß gemacht hatten. Ich wollte mir wohl nicht später vorwerfen, es nicht probiert zu haben. Und dann hatte ich plötzlich den Ruf und meine Frau und ich mussten überlegen, ob wir nachhause zurückkehren oder unser Yuppie-Leben mit guten Jobs in der Schweiz fortsetzen wollen. Am Ende war es wohl eine Bauchentscheidung – und ein finanzielles Desaster.

11.  Was würden Sie machen, wenn Sie nicht Professor geworden wären?

Ich wäre eben in der Industrie geblieben und hätte vermutlich den seinerzeit bereits eingeschlagenen Weg als Produktionsmanager weiter beschritten. Das war sehr spannend und ich konnte viel bewegen, aber die Technik hat mir zunehmend gefehlt. Ob ich aber dabei geblieben wäre oder bei den schnellen Entwicklungen in der Industrie irgendwann vom Personalkarussell geflogen wäre bzw. gesundheitlich nicht mehr gekonnt hätte, ist fraglich. Man kann im Leben halt das Kontrollexperiment mit der Referenzgruppe nicht machen, um zu sehen welche Konsequenzen die eigenen Entscheidungen gehabt hätten bzw. was besser gewesen wäre.

12.  Die größte Herausforderung als Professor ist…?

… auch nach 13 Jahren den Studierenden noch die Eleganz der Zusammenhänge zu vermitteln und zumindest ein wenig Begeisterung mit auf den Weg zu geben, obwohl ich die Themen schon so oft durchgenommen habe und sich zumindest die Grundlagen im Bachelor kaum verändern. Ich vermute, das geht allen Lehrern so oder so ähnlich. Bei den Fortgeschrittenen ist es dann eher, das Nützliche vom Unnützen zu trennen. In manchen Skripten habe ich schon wieder Sachen herausstreichen müssen, die ich erst vor ein paar Jahren eingefügt hatte und die sich dann aber als Sackgasse erwiesen haben.

13.  Wie würden Ihre Kolleg*innen Sie in 3 Worten beschreiben?

Da müssten Sie wohl besser die Kollegierenden fragen … was ich für Sie getan habe. Aus den nicht repräsentativen und möglichweise befangenen Rückmeldungen extrahiere ich: Industriestandard. Direktheit. Humor.

14.  Ein Song der Ihr Leben am besten beschreibt?

Ich weiß nicht. Ich habe meine Mitschülerin geheiratet, sie ist immer mitgezogen und hat sich dabei eher noch besser geschlagen als ich, wir hatten einiges Glück, aber immer, wenn es zu gut wurde, gab es wieder Rückschläge und am Ende sind wir wieder am Ausgangsort zurück. Wer wollte so einen Song machen? Da müsste die Musik wohl schon richtig gut sein.

15.  Welches ist Ihr bester Ratschlag den Sie Studierenden mitgeben wollen?

Ob der Ratschlag der beste ist, müssen die Studierenden selber herausfinden. Denn genau das selber Herausfinden ist das wichtige am Studieren. Sie sollen das Studium nicht möglichst schnell absolvieren – dafür sorgt schon der Bachelor-Master-Mist – sondern auch herausfinden, was sie gut finden und was sie gut können, also auch mal links und rechts gucken. Dafür ist später wenig Zeit und Gelegenheit. Wenn sie das also herausgefunden haben und dann in die Welt hinaus gehen, wissen sie, wo sie sich am besten einbringen können und wie sie Spaß dabei haben, weil es ihnen leicht von der Hand geht. Das war wohl schon der Ratschlag.

Let’s talk about different family dynamics

Warning: This note is more a personal reflection than an investigation.

This semester break I was fortunate to welcome my parents for the first time in Bremen. They traveled from Mexico to Europe specifically to visit me and spend some time together. They stayed for a month. In that month we hardly separated at all: I took them to meet my friends and made them sit next to me while I worked. We traveled a lot, we talked daily, and we always ate at the same table. There were no private spaces and we felt so close. That seems normal to me. Before I moved to Germany it was always like that.

When they went back I was left missing them so much, despite the fact that I have lived away from the family house for more than a decade. I remembered the family dynamics I had before coming to study at Uni Bremen. It even took me some days to adapt again to my routine as a very independent and self-sufficient foreign student (wink). I realized that I missed my mom’s cooking, and how my dad can’t sleep —regardless of the late hour— until I get home safe and sound from a party (which at some points was kind of annoying, I must recognize). I missed all their attentions and their many opinions, but above all I missed what I call the “Mexican muégano feeling”: knowing that all the activities, meetings and decisions will be made together, with such total integration that any pre-existing trait of individuality practically disappears.

This is how a muégano looks like. Source: https://brokebankvegan.com/mueganos/ (2023).

Recounting the best moments of this time, I shared my feeling with two friends from different cultures. Their impressions were very different and that motivated me to reflect on the family dynamics in our stage of university life and on the importance (or not) of the role we assign to them. My Pakistani friend perfectly understood the muégano sentiment. He told me that in his culture, generally, family is the most important thing: family is the people who are not only part of his decisions, but also sometimes make them. His parents are his compass, figures of respect, stuffed teddy bear models whom he must (want to) love above all and fill with the cotton of pride. For him, his family is the greatest motivation to successfully complete his university career abroad. In Mexico it is (or at least was) common to hear similar versions.

On the other hand, my German buddy has a very different perception of family. His has a much more diffuse role, and his incredulous reaction upon hearing me was impressive. He didn’t understand how I managed to spend a whole month with my parents without overloading myself, without needing a time and space for me. Then I began to understand why that seemed so impossible for him, extravagant. Our life histories or family models are clearly not generalizable, but they do show a number of differences that in a certain sense I consider cultural and extrapolable, as well as interesting:

  1. I never questioned the hosting situation. From the beginning it was clear to me that my parents and I would sleep in the same room during their entire stay because we are used to sharing a space. In Mexico, the age to leave the nest is much higher than in Germany. As I understand it, most German students leave the family home around university time. This is why the Studentenwohnheim concept is so well received. Here, the idea of becoming independent and living alone is extremely important.
  2. I also did not question the idea of needing privacy. In Mexico many houses work with the open door policy. I don’t know if it’s my perception, but houses usually have fewer divisions and more open spaces, fewer rooms, and also fewer doors. What each person in the family is doing is transparent at all times, even to people our age. Not to mention locking yourself in your room with a partner, that would be shocking for many families.
  3. During the holidays, in addition to my parents‘, I felt the constant presence of my sister, aunts and cousins. It seems to me that families tend to be more numerous and compact in other countries, even with members outside the basic nucleus. For example, grandparents and grandchildren often live in the same house. The elements of a German family seem to me a bit more scattered and independent.
  4. Finally, I realize that at this stage I still involve my parents in most of the personal, educational and love decisions I make… I value their opinion very much (they ALWAYS have opinions) and they know more about what happens to me than even some of my friends. According to the statistics compiled by the World Values Survey (2023), society in Germany tends to give more importance to friendships (the family one chooses) or to WG flatmates (for some second families), than to the blood family.

I would like to know what you, dear readers, think about this. What role does your family have in your university life? In what way do your parents participate in this stage? Are they mere providers, or advisers and confidants? How does their presence feel? Do not stop exchanging your experiences and perceptions with us.

Das Green Office stellt sich vor

Januar diesen Jahres wurde an der Uni Bremen das erste Büro für Nachhaltigkeit – ein sogenanntes Green Office – eröffnet.

In folgendem Interview hat sich Fiona, eine der beiden studentischen Mitarbeitenden im Green Office, dazu bereit erklärt, das Green Office etwas genauer vorzustellen.


Fiona, 20, studiert Soziologie und English-Speaking Cultures an der Uni Bremen.

 Wie bist Du zum Job im Green Office gekommen?

 Durch meine Tätigkeit bei den Students for Future der Universität Bremen, welche sich für das Entstehen des Green Office eingesetzt haben, wurden wir von der Universität gebeten, diese Stellen zu besetzen.

 

Warum wurde das Green Office gegründet?

Green Offices (GOs) und Nachhaltgkeitsbüros gibt es seit einigen Jahren an Universitäten in ganz Europa. Grundsätzlich gelten alle GOs primär als Schnittstellen zwischen Verwaltung und Studierenden. Dennoch sind die Green Offices unterschiedlich aufgebaut.

Da die Universität Bremen sich Nachhaltigkeit auf die Fahne geschrieben hat, wurde es auch hier Zeit, ein solches Büro auf die Beine zu stellen. Es geht einen wichtigen Schritt in Richtung Klima 0 und fördert zugleich studentisches Engagement.

Häufig sind Gruppierungen in den Bereichen sozialer Gerechtigkeit, Klimagerechtigkeit und Klimaschutz getrennt von der Universität angesiedelt und haben keinen direkten Draht zur Verwaltung. Durch das Green Office kann dieser aufgebaut und zugleich strukturell verankert werden. Somit sichert es ein Bestehen unabhängig von Einzelpersonen.

Außerdem ist es, aufgrund vieler Hürden, schwierig für Studierende, sich an den Institutionen, die es an der Universität gibt, zu beteiligen. Zu den Hürden gehören beispielsweise, dass solche Gremien nicht paritätisch aufgestellt und Studierende häufig in der Unterzahl sind. Aber auch andere Barrieren, wie Wissenshierarchien oder lange Sitzungszeiten und Intervalle zwischen einzelnen Sitzungen, die mit dem aktuellen Leistungsdruck, unter dem viele Studierende stehen, nicht machbar sind, gehören dazu. An dieser Stelle greift das Green Office als eine studentisch besetze feste Institution zur nachhaltigen Entwicklung der Universität ein.

 

Was sind die Ziele des Green Office?

Das Ziel des Green Offices an der Universität Bremen ist, die Mitglieder der Universität  – insbesondere Studierende – dabei zu unterstützen, die Universität zu einem nachhaltigeren und gerechteren Ort zu machen.

 

Was gehört zu Deinen Aufgaben im Green Office?

Die Hauptaufgabe des Green Office ist die Vernetzung von Mitgliedern der Universität, Organisationen und Gremien. Konkret teilt sich das in verschiedene Aufgabenbereiche. Zunächst haben wir eine Infrastruktur erstellt. Dazu gehören unter anderem eine E-Mailadresse, einen Raum zu beziehen, technische Ausstattung und Social-Media Präsenz. Gerade arbeiten wir an einer eigenen Website.

Ein erstes Projekt ist eine digitale Landkarte mit allen Organisationen in Bremen und Umgebung, die sich für die nachhaltige Entwicklung Bremens und der Universität einsetzen. So können interessierte Studis schauen, wo sie sich einbringen können, wann und wo sich die Organisationen treffen und was mögliche Aufgabenbereiche wären.  

Außerdem waren wir beteiligt an der Gründung des Klimamagazins „KliMa“ der Universität. Hier halten wir regelmäßige Redaktionstreffen ab und bald wird eine erste Papierausgabe sowie Social-Media Beiträge erscheinen.

Ein weiterer Bereich besteht darin, Studierende und weitere Mitglieder der Universität auf Vorträge und Veranstaltungen hinzuweisen, diese zu bewerben und selbst teilzunehmen. In Zukunft würden wir gerne selbst welche organisieren, zum Beispiel eine Engagementmesse. Man darf jedoch nicht vergessen, dass wir bisher nur zwei Studentische Hilfskräfte sind, wodurch unsere zeitlichen Ressourcen beschränkt sind.

Zuguterletzt gibt es den Aufgabenbereich der Hochschulpolitik und Gremienarbeit. Wir sitzen als Green Office in verschiedenen Gremien der Universität, zum Beispiel der Kommission für Nachhaltigkeit, Klimagerechtigkeit und Klimaneutralität, dem Nachhaltigkeitsforum und dem von der Rektorin geleiteten Lenkungskreis Leitbild.

 

Hat sich Deine Einstellung zum Thema Nachhaltigkeit durch die Arbeit im Green Office verändert und wenn ja, inwiefern?

Beide SHKs engagieren sich seit einigen Jahren freiwillig für grüne Organisationen. Das Green Office war lediglich der nächste Schritt, dies zu institutionalisieren. Dennoch hat es mir nochmal vor Augen geführt, wie viel Gegenwind es noch immer an der Universität und in der Gesellschaft im Allgemeinen gibt. Angesichts der knappen Zeit, die uns noch bleibt, um die Folgen der Klimakrise zu minimieren, ist das erschreckend.

 

In welchen Punkten könnte die Uni Bremen Deiner Meinung nach noch nachhaltiger werden?

Die Uni Bremen hat sich zwar bereits viel entwickelt und besonders in den letzten Jahren ist einiges im Thema Nachhaltigkeit passiert, dennoch gibt es einige nötige Veränderungen. Wir speziell wünschen uns die finanzielle und personelle Aufstockung des Nachhaltigkeitsbüros. So könnten wir Diskussionen, Workshops und Messen organisieren, um die Nachhaltigkeitsstrategie der Uni zu begleiten. Ebenso wäre eine erneute regelmäßige Nachhaltigkeitsberichterstattung möglich, wir könnten an dem Mobilitätskonzept und -management arbeiten und eine Klimaneutralitäts- und -gerechtigkeitsstrategie entwickeln.

Schöffenamt

Im Namen des Volkes“ eine Aussage, die wir so meist nur aus dem Fernsehen kennen. Eine Aussage, die am Anfang der Urteilsverkündung ausgesprochen wird. Doch wie genau spricht der/die Richter:in im Namen des Volkes? Aufgrund der bestehenden Gesetze? Nicht nur. Hier kommt das Schöffenamt ins Spiel oder auch Schöff:in genannt.

Schöff:innen sind ehrenamtliche Richter:innen. Am Amts– und Landgericht wirken sie bei Strafprozessen mit. Dabei kann es um schwerwiegende Straftaten, wie z.B. Mord gehen, aber auch um Drogenhandel, Beschaffungskriminalität, Betrug und Körperverletzung. Es geht darum die Stimme der Gesellschaft im Gericht zu vertreten.

Voraussetzung:

  • zwischen 25 und 69 Jahren
  • deutsche Staatsangehörigkeit
  • straffrei
  • nicht vom Fach
  • Wohnhaft in der Gemeinde des Amtsgerichtsbezirks
  • ausreichend Kenntnisse der deutschen Sprache

Wer alle Voraussetzungen erfüllt und bereit ist, sich für 5 Jahre zu verpflichten, kann sich bei seiner Gemeinde bewerben. Die Kommunen erstellen daraufhin Vorschlagslisten und legen sie dem Amtsgericht vor. Gibt es zu wenige freiwillige Bewerbungen, so werden nach dem Zufallsprinzip Bürger:innen von den Behörden kontaktiert. Das Schöffenamt abzulehnen und ist nur selten möglich. Und tatsächlich werden zur Zeit laut ZDF am 2.3. deutschlandweit bis zu 60.000 Schöff:innen gesucht! Bei weitem melden sich jedoch nicht genügende freiwillig für das Ehrenamt.

Pro Jahr sollen durch das Gericht dabei nicht mehr als 12 Sitzungstage angesetzt werden. Diese Sitzungstage können aus mehreren Verhandlungstagen bestehen. Dafür muss dich dein/e Arbeitgeber:in immer freistellen. Ebenso erhält man eine Aufwandsentschädigung von 7€/ Std., Fahrkostenerstattung, bspw. Kosten für eine/n Babysitter:in, sowie Übernahme des Verdienstausfalles bis zu einer bestimmten Höhe.

Neben all den Voraussetzungen, Kosten und Aufwandsaspekten geht es im Kern jedoch um etwas anderes. Die Aufgabe der Schöff:innen ist es, sich ein unvoreingenommenes Bild von der angeklagten Person zu machen. Ohne vorherige Informationen oder Akteneinsicht erfahren sie kurz vor der Sitzung worum es heute geht, wer angeklagt und was passiert ist. Schöff:innen entscheiden mit, ob die angeklagte Person schuldig ist und welche Strafe sie bekommt. Sie haben das gleiche Stimmrecht wie die Berufsrichter:innen. Da immer 2 Schöff:innen und 1 Berufsrichter:in bei einer Verhandlung sind, können Schöff:innen die Entscheidung der/des Richter:in mit einer zwei-drittel-Mehrheit überstimmen.

Um die Sachlage der Verhandlung bestens verstehen zu können, nehmen Schöff:innen an allen Beratungen und Abstimmungen teil. Ebenso dürfen sie selbst Fragen an Angeklagte, Zeugen und Sachverständige stellen. Auch über Beweisanträge der Staatsanwaltschaft oder der Verteidigung entscheiden sie mit oder können selbst zur weiteren Beweisaufnahme (Vernehmung von Zeugen, Einholung eines weiteren Gutachtens usw.) anregen. Natürlich erfordert das ein hohes Maß an Kommunikationsfähigkeit, Offenheit, Einfühlungsvermögen für individuelle Situationen und Menschenkenntnis.
Sollte das Urteil im Nachgang angefochten und aufgehoben werden durch Berufungs- oder Revisionsinstanzen, kann ein/e Schöff:in für jenes „falsche“ Urteil nicht zivilrechtlich haftbar gemacht werden. Nur bei nachweisbarer Pflichtverletzung wie bspw. Bestechung.

Bei so einer großen Verantwortung wundert es mich persönlich nicht, dass weniger Menschen als benötigt das Ehrenamt ausführen möchten. Man kann einem Menschen seine Freiheit nehmen. Gleichzeitig kann man aber auch die angeklagte Person „retten“ und das Strafmaß mildern, sodass es mehr eine Verwarnung ist. Gerade deswegen finde ich dieses Ehrenamt extrem wichtig. Zudem ermöglicht es uns Laien einen Blick in die Justiz zu bekommen und darauf zu achten, dass eben nicht nur im Namen des Volkes gesprochen wird, sondern vom Volk selbst. Wir sind ein Teil dieser Gesellschaft und wenn wir möchten, dass sich etwas ändert, müssen wir auch mitwirken. Ich bin aber auch der Meinung, dass es mehr Unterstützung, Informationen, Aufklärung und vor allem eine kürzere Amtsperiode als 5 Jahre benötigt, um es attraktiver zu gestalten. Denn gerade in den jungen Jahren ist es schwer auf fünf Jahre im voraus zu planen. Es ist nicht mehr zeitgemäß. Gleichzeitig ist aber der Wunsch da, das Durchschnittsalter der Laienrichter zu senken. Laut Angaben des Schöffenverbandes liegt dieses aktuell bei 55 Jahren. Wir erinnern uns, das höchst Alter ist 69. Eine Verjüngung würde dem System, nicht nur hier, gut tun. Denn mal ehrlich, dass das Urteil anders ausgeht, wenn bspw. um Cannabisbesitz geht und eine 60 jährige Person urteilt, statt eine 25 jährige, ist wenig wunderlich. Zumindest ist das meine Annahme. Es treffen diverse Lebensrealitäten in einem Gericht zusammen und demnach sollten auch Richter:innen, sowie Schöff:innen, für ein besseres Verständnis, unterschiedlich sein.

Ein letzter und für mich fast der wichtigste Punkt, wieso es mehr Wandel und Engagement im Schöffenamt bedarf: Die Gefahr von rechts. Vermehrt wurde über rechts gesinnte Kanäle und Parteien,wie die AfD dazu aufgerufen, sich für das Amt zu bewerben. Bundesjustizminister Marco Buschmann möchte die Verfassungstreue als Voraussetzung für das Schöffenamt gesetzlich festlegen. „Unter keinen Umständen dürfen wir zulassen, dass Extremisten in unserem Land Recht sprechen“, so Buschmann. Ein passender Vorschlag und der entsprechende Gesetzesentwurf kamen aus den Bundesländern und liegt bereits vor. Außerdem sollen Schöff:innen zustimmen, dass bei Bedarf eine Überprüfung durch den Verfassungsschutz stattfinden darf. Dies soll vielmehr der Abschreckung dienen als der tatsächlichen regulären Anwendung.

Es ist also ohne Zweifel ein Ehrenamt mit viel Macht, aber auch viel Verantwortung. Könntest du dir vorstellen dieses Amt anzutreten? Was wäre, wenn du ausgewählt wirst, aufgrund des Mangels an Freiwilligen?

 

* Dieser Artikel enthält die eigene Meinung der Autorin*

 

Links

www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/schoeffen-gericht-101.html

www.zdf.de/nachrichten/panorama/schoeffen-wahl-laien-richter-100.html

www.malteser.de/aware/engagement/ungewoehnliche-ehrenaemter-als-schoeffe-an-strafprozessen-mitwirken.html

www.schoeffen-bw.de/index.php/das-schoeffenamt/das-schoeffenamt

www.schoeffenwahl2023.de

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www.hs-bremerhaven.de/studienberatung

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