Ein Montagmittag for Future
Am letzten Montag hat Fridays for Future zu einer Vollversammlung der Studierenden eingeladen. Bei frischen 6 Grad Celsius sind etwa 400 Studierende in die Glashalle am Zentralbereich gekommen, um sich als Studierendenschaft zum Klimathema zu positionieren. Die OrganisatorInnen hatten dazu einen Forderungskatalog vorbereitet, der beraten und in einigen Punkten überarbeitet wurde. Zuvor gab es kurze, aber kämpferische Reden von engagierten Students und Scientists for Future.
Startschwierigkeiten
Mit etwa 20 Minuten Verspätung ging die Versammlung los – zunächst in einer charmanten Mischung aus Planlosigkeit und Engagement angesichts der Formalia. Als dann noch festgestellt wurde, dass die Vollversammlung die eigentlich nötige Anzahl von TeilnehmerInnen bei Weitem nicht erreicht, schien die Stimmung schon im Eimer. Aber von der Tribüne aus Tischen kam ein so relaxtes „Kein Stress“, dass niemand gegangen ist. Die Forderungen würden sowieso weitergeleitet und aufgenommen vom AStA (Allgemeiner Studierendenausschuss).
Knotenpunkt besetzt
Obwohl für die Beschlussfähigkeit noch deutlich mehr Studierende hätten kommen müssen, war es in der Glashalle ziemlich voll. Für die am Zentralbereich ankommenden Studierenden gab es nur schmale Durchgänge zwischen den TeilnehmerInnen, die auch auf der Treppe und auf den höheren Ebenen standen. Dieses Arrangement war zwar für die frierenden und immer wieder im Weg stehenden Studierenden nicht unbedingt bequem. Aber man kann vermuten, dass die Aktion auf diese Art und Weise zusätzlich Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat.
Die Forderungen
Wer in den letzten Tagen in seine Uni-Mails geschaut hat, der wird die mehrmaligen Hinweise auf die Vollversammlung gesehen haben. Mit dabei war auch die Liste der Forderungen. Diese Forderungen wurden am Montag besprochen und per Mehrheitsbeschluss geändert sowie angenommen. Sie sollen bezwecken, dass die Uni ihren Beitrag zum Klimaschutzes leistet. Zum Einen sollen Forschung und Lehre mehr auf ökologische Themen setzen (z. B. zusätzliche Professuren zu Klimathemen, ein „ökologisches Vorlesungsverzeichnis etc.). Zum Anderen soll die Uni in ihrer Infrastruktur und Verwaltung angepasst werden (z. B. Fleischkonsum beim Mensaessen zurückdrängen, Solarzellen auf Unigebäuden etc.).
Demokratischer Diskurs
Viele der frierenden TeilnehmerInnen blieben erstaunlich lange dabei, während die 15 Forderungen nacheinander besprochen und abgestimmt wurden. Immer wieder wurden die grünen Abstimmungskarten gehoben, um Zustimmung, Ablehnung oder Enthaltung zu signalisieren. Immer wieder wurden Fragen zu den Forderungen gestellt. Es wurde gelobt und hinterfragt. Einige TeilnehmerInnen hatten auch Änderungswünsche vorbereitet. All dies wurde mit gutem Überblick moderiert. Insofern könnte man von einem gelungenen demokratischen Diskurs sprechen.
Reibereien
Allerdings konnte der unbedarfte Teilnehmer (ich) den Eindruck gewinnen, dass sich schon auf der kleinen politischen Bühne der studentischen Bremer Hochschulpolitik die Akteure etwas zu sehr aneinander abarbeiten, obwohl im Grunde alle das Ziel Klimarettung teilen. Die verschiedenen Akteure aus dem AStA und von Fridays for Future hätten vielleicht schon im Vorfeld die Forderungen gemeinsam erarbeiten können. So wurden noch einige Änderungsanträge in die Vollversammlung getragen, die teilweise nicht sehr kontrovers waren, aber die Versammlung sehr in die Länge gezogen haben. Tatsächlich war die Menschenmenge nach etwa einer Stunde schon merklich zusammengeschrumpft (Auch ich habe die letzten zwei Forderungen verpasst, weil ich nach zwei Stunden einen anderen Termin hatte).
Gemeinsame Ziele
Man hat einigen Akteuren angemerkt, dass sie aus unterschiedlichen politischen Gruppierungen kommen, die sich auch mal gerne beharken. Dass es aber trotzdem zu einem konstruktiven und zielführenden Austausch der Argumente kam, muss man dem Organisatoren und den TeilnehmerInnen hoch anrechnen in diesen polarisierten Zeiten. Von der Vollversammlung ging – bei allen Unzulänglichkeiten – ein klares Signal pro Klimaschutz aus.