Kurz notiert wird, was keiner langen Worte bedarf. In dieser Rubrik findet ihr unsere Kurzmeldungen. Bock auf was Scharfes? Gut. Denn in der Kürze liegt die Würze….

Wie werde ich zur Leseratte?

Wer kennt es nicht? Im Buchhandel, in Bibliotheken und im Internet stoßt ihr auf unzählige Werke, die ihr einfach unbedingt lesen oder sogar besitzen müsst – doch kaum sind diese in euren vier Wänden angelangt, verstauben sie nach wenigen Kapiteln neben weiteren literarischen Leichen.

Lesen ist für Viele eine Leidenschaft, die leider häufig vernachlässigt wird. Manchmal kann man sich kaum von einem Buch losreißen, verschlingt hunderte von Seiten innerhalb weniger Tage, und andere Male liest man wochen- oder gar monatelang neben WhatsApp-Nachrichten kaum mehr als das Nötigste für die Uni. Wie ihr versuchen könnt, dauerhaft am Ball zu bleiben und zu einer waschechten Leseratte zu werden, verrate ich euch in kommenden Zeilen.


Lesen zur Routine werden lassen

Der Alltag fordert uns mit all seinen Facetten tagtäglich heraus. Was nicht absolut notwendig oder als feste Routine etabliert ist, geht dabei oft schnell verloren. Daher ist es ratsam, dem Lesen im Alltag einen festen Platz einzuräumen. Morgens eine halbe Stunde im Bett oder abends vor dem Einschlafen können dabei gute Zeiträume sein. Aber auch in der Mittagspause zwischen zwei Vorlesungen etwas zu schmökern oder einen halben Vormittag am Wochenende lesend zu verbringen, kann eine gute Möglichkeit sein, Regelmäßigkeit zu schaffen.

Lieber kurz als gar nicht

Du findest partout nicht die Zeit, dich mal eine Stunde hinter einem Buch zu verkriechen? Dann könnte es helfen, in kleinen Etappen zu lesen. Zwei, drei mal am Tag für zehn Minuten zu lesen ist noch immer produktiver, als tagelang auf diese eine Stunde Ruhe zu warten. Bus, Bahn oder auch Wartezimmer sind für solche kleinen Lesepausen ebenfalls perfekt geeignet. Taschenbücher oder E-Books bieten sich hierbei als angenehme Abwechslung zu den immer gleichen drei Smartphone-Apps an.

Bücher weglegen

Manche Bücher verschlingt man an einem Stück, andere ziehen sich wiederum wie Kaugummi. Gerät man an ein Werk, dass sich nur sehr schleppend lesen lässt, könnte es besser sein, es vorerst beiseite zu legen. Vielleicht trifft die Thematik oder der Stil einfach nicht deinen Geschmack, vielleicht ist auch gerade nicht die Zeit für dieses Buch. Doch bevor es dich von anderen spannenden Geschichten fern hält, kann es getrost beiseite gelegt werden. Ein Limit von zum Beispiel fünfzig Seiten kann dabei hilfreich sein. Wurdest du in dieser Spanne noch nicht erreicht, ist es eher unwahrscheinlich, dass sich das nach weiteren fünfzig Seiten noch ändern wird. Eine zweite Chance kann man nach ein paar Monaten ja noch immer vergeben, möglicherweise ist dann die rechte Zeit gekommen.

Mit den Ohren lesen

Hörbücher sind eine tolle Sache: Beim Spazierengehen, Putzen oder Einkaufen lassen sich so nebenbei ganze Wälzer durchhören. Wenn die Augen am Abend müde von der vielen Bildschirmzeit sind, können Hörbücher auch bei geschlossenen Augen „gelesen“ werden. Findet man dazu noch eine Person, die besonders ansprechend vorließt, kann das Zuhören zum wahren Spektakel werden. Im Internet lässt sich viel Literatur kostenlos anhören; zum Teil können höherpreisige Bücher auch deutlich günstiger als Audiodatei erworben werden.

Feste Ziele setzen

Überlege dir, wie viel du täglich oder wöchentlich lesen möchtest und definiere diese Ziele verbindlich für dich. Du kannst dir beispielsweise jeden Tag ein Häkchen in deinen Kalender machen, wenn du ein Kapitel gelesen hast. Festzuhalten, welche Bücher man wann gelesen hat und ihnen eine kurze Bewertung anzuhängen, kann auch eine schöne Ergänzung sein. So listest du all deine kleinen Erfolge auf und hast zudem immer eine Empfehlung parat, falls jemand nach einem passenden Buch sucht. Belohnungen können bei der Einhaltung deiner Leseetappen ebenfalls hilfreich sein: Eventuell wünschst du dir bereits ein neues Buch, das du schon länger im Blick hast und kannst es dir nach Beendigung deines jetzigen Buches gönnen.

Gleichgesinnte suchen

Sich über das, was man momentan liest, auszutauschen, kann ebenfalls anspornend wirken. Du könntest in deinem Freundeskreis nach Gleichgesinnten suchen und gemeinsam ein Buch lesen. Oder ihr könnt über die Bücher sprechen, die ihr in letzter Zeit gelesen habt und die ihr euch gegenseitig empfehlen könnt. Gleiches ist natürlich auch in zahlreichen Internetforen möglich, wo zum Teil richtige Diskussionen zu Werken oder deren Autoren geführt werden können. 

Mit Büchern arbeiten

Zugegeben, nicht jedes Buch ist ein literarisches Meisterwerk. Häufig gibt es jedoch diese Momente, in denen man auf Passagen stößt und einfach fasziniert oder tief berührt ist. Legt man das Buch beiseite, sind diese Schätze leider schnell wieder vergessen. Daher kann es eine schöne Beschäftigung sein, solche Stellen auch für die Zukunft noch festzuhalten. Durch Markieren, Klebezettel oder Herausschreiben kann man diese auch später noch immer wieder finden und neu entdecken.

Think positive oder: Die positiven Seiten des Lockdowns

Corona hier, Mutationen da, so langsam kann man es nicht mehr hören. Pläne, die man vor einem Jahr noch aufgestellt hatte, waren zum Großteil nicht realisierbar, momentan traut man sich kaum, länger als für die nächsten zwei Wochen zuverlässig zu planen und wie das neue Jahr, in das so viel Hoffnung gesteckt wurde, nun wirklich wird, weiß auch noch keiner so recht. Im Klartext: Momentan läuft alles nicht gerade rosig.

Doch gibt es auch etwas Positives an der ganzen Situation?

Bestimmt! So zumindest mein erster Gedanke dazu. Daher möchte ich an dieser Stelle anfangen, ein paar positive Seiten des Lockdowns zu sammeln – ihr seid herzlich eingeladen, diese Sammlung in den Kommentaren oder auch einfach nur gedanklich zu ergänzen. Lasst uns loslegen!


Weniger Zeitdruck am Morgen

Für mich ist das ein ganz großer Pluspunkt, den ich tatsächlich sehr genieße. Selbst die acht Uhr Vorlesung ist nicht mehr ganz so schwer zu ertragen, wenn ich zehn Minuten vorher aufstehe und im Schlafanzug mit einer Tasse Kaffee in der Hand meiner Zoom-Konferenz lausche. Also mindestens ein bis zwei dazugewonnene Stunden Schlaf am Tag. Ich glaube, das Loslassen davon könnte mir schwer fallen…

Keine Fahrtwege

Ich habe es zwar nicht besonders weit zur Uni und trotzdem kostet es manchmal ganz schön viel Überwindung, mich im Dunkeln bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt auf mein Fahrrad zu schwingen. Außerdem brauche ich keine Extrazeiten für Hin- und Rückfahrt einzuplanen, das macht mich deutlich flexibler in meiner Alltagsgestaltung. Laptop aufklappen, fertig!

Keine schwere Tasche schleppen

Laptop, Tablet, Kalender, vielleicht ein Ladekabel oder Buch, dazu Snacks und eine große Trinkflasche, da tut der Rücken schon mal weh. Hier Zuhause habe ich alles parat: all meine Geräte, fließenden Strom und die Küche ist so nah, dass ich mir selbst während der Vorlesung noch einen neuen Tee aufbrühen kann.

Mehr Entscheidungsfreiheiten

Schaue ich mir die Vorlesung live an oder doch lieber die Aufzeichnung? Und schaue ich mir diese wiederum direkt oder erst ein paar Tage vor der Klausur an? Oder mache ich beides? Nehme ich nur an meinen Veranstaltungen teil oder schnuppere ich auch mal über einen ergatterten Link in ganz andere Themengebiete hinein? Pausiere ich die Vorlesung, um mir in Ruhe Notizen zu machen oder höre ich alles bei doppelter Geschwindigkeit? Ganz übel ist dieses Online-Format doch nicht – ich hoffe sehr, dass diese Optionen in irgendeiner Form auch während Präsenzveranstaltungen noch erhalten bleiben, sie bieten wirklich viele Vorteile.

Weniger Leistungsdruck

Wo nicht gefordert wird, muss auch nicht abgeliefert werden. Viele Veranstaltungen und Prüfungsleistungen sind momentan nicht realisierbar – was auf der einen Seite Zeitpläne und Erwartungen über Bord wirft, schenkt einem auf der anderen Seite auch mehr Zeit, sich auf die umsetzbaren Dinge im Studium zu konzentrieren. Kann ich dieses Semester vielleicht nur zwei anstatt von vier Klausuren schreiben, so ist das eine Chance, diese besonders gut zu schreiben. Und klappt es doch nicht, hat mich das nur einen Freiversuch gekostet.

Studytools – Tools und Tipps zum digital gestützten Studium

Wir alle kennen es: Studierende haben meist nicht die größten finanziellen Mittel zur Verfügung und sollen sich gleichzeitig mit allen möglichen Computerprogrammen durch ihr Studium kämpfen. Reichten früher noch eine halbwegs leserliche Handschrift sowie ein Satz Bücher aus der Bib als Mittel der Wahl aus, hat man heutzutage ab und an das Gefühl, erst einige Semester Informatik studieren zu müssen, um sich durch den digitalen Studiendschungel zu schlagen. (Ich bitte alle Informatik-Studierenden an dieser Stelle um Verzeihung – ich verstehe wirklich wenig von den Anforderungen eures Studienganges.)

Die letzten zwei Semester haben Pandemie-bedingt so einige neue digitale Skills aus uns Studierenden herausgekitzelt: Die meisten wissen nun vermutlich ganz gut, wie ein Zoom-Meeting erstellt oder online mit anderen Kommiliton:innen an gemeinsamen Projekten gearbeitet werden kann. Warum sollten wir dann nicht ein wenig weiter über den Tellerrand blicken und mal schauen, was die Welt hinter dem Bildschirm noch an Programmen zu bieten hat, die den Studienalltag unterstützen können?

Die Uni Bremen bietet in dieser Richtung bereits eine ordentliche Sammlung diverser Programme an, die für Studierende aller Fachrichtungen nützlich sein können. Da abgesehen von Stud.IP, MOIN und Zoom vieles davon den Studierenden noch recht fremd zu sein scheint, wurde ein neuer Blog ins Leben gerufen, um diesen Umstand zu ändern.

Wie funktioniert „Studytools“?

Justus Holzberger ist studentischer Mitarbeiter des ZMML (Zentrum für Multimedia in der der Lehre) an der Uni Bremen und betreut den Blog „Studytools“, um durch diesen das vielfältige Angebot an Tools und Tipps zum digital gestützten Studium durch nur wenige Klicks sichtbar zu machen.

Das Blog-Design ist ansprechend minimalistisch gehalten, man findet sich schnell und leicht zurecht – also genau richtig für eine Plattform, die Übersichtlichkeit in das Durcheinander an Angeboten bringen soll.

Aufgeteilt ist die Website in fünf Rubriken, wie zum Beispiel „Selbstlernangebote“ oder „Dienste und Programme“, wobei ich insbesondere die Kategorie „Liste aller Tools“ sehr einladend zum Stöbern nach Neuem finde. Aber auch die Lupen-Suchfunktion empfinde ich als sehr nützlich, da hier mittels Stichwörtern schnell passende Programme herausgefiltert werden können.

Ganz gleich, aus welchem Studienbereich man stammt: fündig wird man sicherlich. Von Programmen, die sich mit Bildbearbeitung, Filmschnitt oder Untertitelerstellung befassen, über alle möglichen Dienste zur Kommunikation und dem gemeinsamen Arbeiten mit Kommiliton:innen bis hin zu Sprachkursen und Lernvideos zum wissenschaftlichen Arbeiten ist für jeden etwas dabei.

Die Artikel zu den jeweiligen Tools folgen immer dem gleich Aufbau: Es gibt einen oder mehrere Screenshot(s) zum vorgestellten Tool, worauf eine ansprechende Beschreibung der angebotenen Funktionen folgt. Verlinkt wird die entsprechende Website für den Download selbstverständlich auch; außerdem sind am Ende der Artikel noch Links zu finden, wenn weitere Hilfestellung benötigt werden sollte.

Was macht die vorgestellten Tools so besonders?

Bei den vorgestellten Tools handelt es sich um Open Source Software, das heißt, die dafür geschriebenen Codes sind der Öffentlichkeit zugänglich und können daher auch unter bestimmten Bedingungen problemlos geteilt und sogar verändert werden. Diese Art von Programmen stammt oft entweder von Privatpersonen oder auch von Stiftungen, es stehen also keine großen Firmen dahinter, die sich eventuell am Verkauf der Programme oder aber auch den dadurch gesammelten Daten eine goldene Nase verdienen könnten. Demnach handelt es sich bei allen Angeboten von „Studytools“ um datenschutzfreundliche sowie kostenlose Programme, die qualitativ so einiges zu bieten haben. Des Weiteren sind die angebotenen Tools nicht nur für Studierende nutzbar; auch privat können diese weiter verwendet werden.

Justus bringt das Prinzip mit einem Satz auf den Punkt: „Gemeinnützig, unkommerziell, ohne Abo-Modelle oder Werbe-finanziert und gut für die Privatsphäre.“

Ein interaktiver Blog

Ein weiteres Ziel von „Studytools“ ist auch, mit den Nutzern der Programme in den interaktiven Austausch zu treten. Es sollen nicht nur einfach Tools präsentiert werden; Feedback, Anregungen und Wünsche sind mehr als willkommen. Dies kann zum Beispiel in Form von Kommentaren zu bereits angebotenen Tools geschehen oder über eine Nachricht an Justus, der über das Impressum zu erreichen ist.

Euch fehlen noch wichtige Programme? Ihr habt bereits Erfahrungen mit vorgestellten Tools gemacht und möchtet darüber einen Bericht verfassen? Oder ihr möchtet einfach generelles Feedback zum Blog dalassen? So seid ihr herzlich eingeladen, durch euer Mitwirken an der Gestaltung dieses Blogs mitzuarbeiten!

Zukunftspläne

Für die Zukunft ist noch so einiges an Erweiterungen des Blogs geplant; von einer Rubrik zu Apps speziell für Mobilgeräte bis hin zu einer „Quick Tipps“ Sparte soll noch viel Nützliches das „Studytools“-Angebot erweitern. Ein regelmäßiger Blick auf die Website lohnt sich also.

Ich jedenfalls bin gespannt – und werde das nächste Mal, wenn ich wieder mit dem Gedanken spiele, mir ein neues Programm zu kaufen, erst mal auf „Studytools“ nachschauen, ob es nicht doch eine kostenlose Alternative für mich gibt.

Hier kommt ihr zu Studytools: https://blogtest.zmml.uni-bremen.de/studytools/

Von dort stammen auch alle hier genutzten Screenshots. Viel Spaß beim Störbern und Downloaden!

 

Wie ein Student auf einer Coronastation arbeitet

  1. Stelle dich bitte kurz vor und erzähle, wie du zu dem Beruf Intensivkrankenpfleger gekommen bist?

Ich bin Max, 31 Jahre alt und studiere Politikwissenschaften an der Uni Bremen. Vor meinem Studium habe ich eine Ausbildung zum Intensivkrankenpfleger gemacht. Zu dem Beruf bin ich durch mein Freiwilliges Soziales Jahr nach dem Abitur gekommen. Ich habe das FSJ in einem Bremer Krankenhaus gemacht für ca. 9 Monate. Danach habe ich dann freiwillig noch 3 Monate hinten drangehangen, um mehr Einblicke auf einer Notaufnahmestation zu bekommen. Das war der Punkt an dem ich gemerkt habe, dass mir die Arbeit total viel Spaß, weil jeder Tag komplett anders ist und ich unbedingt eine Ausbildung in diesem Bereich machen möchte. Während der Ausbildung durchläuft man verschiedene Stationen und Bereiche und die Arbeit auf der Intensivstation hat mich am meisten fasziniert und gefordert, aus diesem Grund wollte ich dort unbedingt arbeiten.

  1. Wie kam es zu der Entscheidung nach fast 10 Jahren Berufserfahrung, ein Studium zu beginnen?

Für mich war immer klar, dass der Beruf des Krankenpflegers nicht das Ende meiner beruflichen Karriere sein sollte. Ich mag den Beruf super gerne, aber das System in dem man als Pfleger arbeitet ist nicht lukrativ genug. Es gibt kaum Aufstiegsmöglichkeiten, der Schichtdienst und die Wochenendarbeit sind auf Dauer sehr anstrengend. Die meiste Zeit habe ich auf der Arbeit verbracht, hatte kaum private Zeit, bzw. auch Zeit das Erlebte auf der Arbeit sacken zu lassen. Der Personalmangel und die Einsparungen sind in dieser Branche wirklich extrem. Man versucht zwar jeden Tag sein Bestes zu geben, aber irgendwann musste auch ich eingestehen, dass ich alleine die Welt nicht retten kann. Nach dieser Einsicht, kam dann auch ziemlich schnell der Wunsch mich nach einer beruflichen Alternative umzuschauen. So traf ich die Wahl auf Politikwissenschaften, um zukünftig auch an dem ganzen Gesundheitssystem etwas ändern zu können.

 

  1. Wie würdest du die Vereinbarkeit von Studium und der Arbeit auf der Intensivstation beschreiben?

Ich habe gottseidank einen sehr rücksichtvollen und flexiblen Arbeitgeber. Aufgrundessen kann ich meinen Dienstplan so gestalten, dass es mit meinem Studium übereinstimmt. Das bedeutet, dass ich in der Woche dann mit meinem Studium Vollzeit beschäftigt bin und an den Wochenenden habe ich dann meine Schichten im Krankenhaus.

 

  1. Seit letztem Jahr hat ganz Deutschland mit dem Corona Virus zu kämpfen, hast du auf der Arbeit einen Unterschied festgestellt seitdem?

Die Zeit ist seitdem wirklich sehr stressig und anspruchsvoll. Die Sorge sich selbst anzustecken war hoch und lediglich der Gedanke man könnte das Virus in sich tragen und jemand anderen anstecken, war furchtbar. Wir haben bei uns auf der Station direkt Corona Patienten behandelt und haben die ganze Situation sehr ernst genommen. Es wurden verschärfte Maßnahmen ergriffen, insbesondere im Bereich der Hygiene.

  1. Was hat sich in deinem Arbeitsalltag aufgrund von Corona am meisten verändert?

Die Hygienemaßnahmen wurden extrem verschärft. Im gesamten Krankenhaus gibt es eine FFP2 Masken Pflicht. Bei der Arbeit mit und an Corona Patienten sogar FFP 3 Masken Pflicht, mit einer weiteren Maske darüber. Es werden vermehrt Corona Schnelltest mit den Mitarbeitern gemacht. Jeder Patient der nur grippeähnliche Symptome aufweist wird direkt isoliert. Egal ob er Corona getestet wurde oder nicht. Zudem können Angehörige oder Besucher nicht mehr die Patienten besuchen. Das ist ein Punkt, bei dem man die Auswirkungen extrem merkt. Die Patienten bei uns auf der Intensivstation benötigen sehr viel Unterstützung und Rückhalt von ihren Angehörigen. Diese dürfen Sie aber nicht mehr besuchen und diese soziale, psychische Unterstützung müssen wir als Personal ebenfalls auffangen. Und das obwohl gerade jetzt weniger Zeit für den Patienten da ist und wir auf solche psychischen Unterstützungen gar nicht geschult sind. Das ist wirklich eine große Herausforderung.

 

  1. Welche Situation oder Moment war für dich der emotionalste, prägendste in dieser Corona Zeit?

Es gab einen Mann der das Corona Virus in sich trug, dies aber nicht wusste. Er hat keine Symptome. Trotzdessen steckte er beide seiner Eltern, die beide um die 50 Jahre alt waren, an. Die Eltern waren bei uns auf der Intensivstation Patienten und hatten beide einen sehr schweren Verlauf des Corona Virus. Der Vater ist an den Folgen des Corona Virus gestorben und das ohne Vorerkrankung und so plötzlich. Er war ziemlich stabil, die Lungenwerte waren okay und von der einen auf die andere Sekunde bricht der ganze Körper zusammen und der Mensch ist tot. Soetwas habe ich in meiner mittlerweile 12-jährigen Berufszeit nie erlebt. Die Mutter hat überlebt, aber hat seitdem starke Einschränkungen und weitere Spätfolgen. Das war der Moment vor dem vermutlich jeder Angst hat und ihn live mitzuerleben war grausam. Ich wünsche soetwas niemanden.

 

  1. Im Bereich des Gesundheitswesens und besonders im Bereich der Pflege gibt es seit Jahren einen Personalmangel. Jetzt in diesen Corona Zeiten, hat sich das ganze extrem zugespitzt. Ärtze, die in Rente waren, wurden wieder eingestellt, Medizinstudierende eingesetzt und alle belegten Doppelschichten. Wie hast du das Ganze erlebt?

Ich habe natürlich versucht die Balance zwischen Studium und Arbeit nicht zu verlieren. Aber um ehrlich zu sein funktioniert das nicht, in so einer Ausnahmezeit. Ich habe mich damals dazu entschieden, Menschen helfen zu wollen und wenn diese Zeiten mehr Einsatz fordern, bringe ich den gerne. Ich habe aufgrundessen mein Studium extrem runtergefahren, nur 2 statt 6 Module belegt und dafür die Stunden im Krankenhaus erhöht. Ich habe meinen Urlaub verschoben, genauso wie meine Kollegen.

 

  1. Hattest du jemals Angst dich selbst zu infizieren, weil du direkt mit und an Corona Patienten arbeitest?

Natürlich hat man die Sorge sich anzustecken. Aber man muss in seine Fähigkeiten und Qualifikationen vertrauen und in die Hygienemaßnahmen, die aufgestellt wurden. Wir haben ziemlich scharfe Maßnahmen was die Arbeit an Corona Patienten angeht. Es gibt eine spezielle Ausrüstung, die wir tragen müssen. Anleitungen und Vorschriften wie diese Kleidung an- und auszuziehen ist.

Und um ehrlich zu sein hatte ich weniger Sorge mich auf der Arbeit, als im Privaten anzustecken. Auf der Arbeit gibt es einen streng kontrollierten Raum, nach dem alles nach Vorschriften und einem Hygienekonzept abläuft. Auf der Straße, in Einkaufsläden begegnet man Menschen, die sich die Maske nicht einmal richtig aufsetzen oder den Abstand nicht einhalten. Ich finde dort ist das Risiko viel höher und somit auch die Angst.

 

  1. Wie hat die Corona Pandemie dich beruflich als auch persönlich geprägt?

Die Corona Pandemie hat furchtbare Folgen mit sich gebracht, die ich in meinem Job tagtäglich zu Gesicht bekommen. Gleichzeitig hatte ich das Gefühl, dass für etwas gut war. Sie hat die ganze Welt pausieren lassen. Menschen konnten erstmals wieder richtig durchatmen und man wurde sich vielem erst so richtig bewusst. Man hat zu schätzen gelernt, dass viele alltägliche Dinge nicht selbstverständlich sind, dass Familie und Freunde das wertvollste sind was wir uns wünschen können. Ich finde diese Rückkehr in ein größeres Bewusstsein für diese Dinge, ist ein extremer Zugewinn. Ich hoffe nur, dass diese Wertschätzung auch nach der Pandemie weiter anhält und die Menschen aus dieser Zeit etwas Nachhaltiges mitnehmen werden.

Halbzeit! Wie ihr auch im 2. Teil des Semesters am Ball bleibt

Die Hälfte des Wintersemesters liegt bereits hinter uns und vor uns – wenn auch gefühlt in ganz weiter Ferne – wartet bereits die Prüfungsphase. Doch der Lockdown scheint noch kein Ende nehmen zu wollen; wie soll man sich da noch zu Produktivität aufraffen?

In folgendem Artikel sind fünf Tipps zusammengestellt, wie ihr mit mehr Motivation und Produktivität euren Studienalltag Zuhause gestalten könnt. Viel Erfolg beim Ausprobieren!


1. Feste Zeiten

Schafft euch feste Lernzeiten, in denen ihr euch immer mit zumindest einem Teil des zu meisternden Stoffes beschäftigt, zum Beispiel jeden Morgen von neun bis zwölf Uhr. Es sollte ein Zeitfenster sein, dass euch nicht zu gewaltig erscheint und gleichzeitig genügend Platz bietet, um auch wirklich etwas zu schaffen. Nehmt euch für diese Zeit Aufgaben vor, deren Anfang und Ende ihr mit einer Checkliste klar definiert, so könnt ihr euch kleine Erfolgserlebnisse nach jeder Lerneinheit schaffen.

 

2. Lernintervalle

Ganz bekannt ist hier die Pomodoro-Technik, in welcher sich produktive Phasen von je 25 Minuten mit fünfminütigen Pausen abwechseln. In der produktiven Phase gilt es, sich von nichts ablenken zu lassen und konzentriert durchzuarbeiten, während die kurzen Pausen dann mit den Dingen gefüllt werden können, die einem Spaß machen und zur Erholung beitragen. Nach vier Durchgängen folgt eine längere Pause von einer halben Stunde. Stellt euch dazu Timer; man glaubt gar nicht, wie schnell 25 Minuten vorbeigehen können! (Und wenn ihr das Handy dazu nutzt, ist es dabei im Flugmodus gut aufgehoben.)

 

3. Arbeitsplatzgestaltung

Auf dem Arbeitsplatz sollte nur das Nötigste vorhanden sein wie Stifte, Papier, Laptop – Dekoartikel, altes Geschirr und natürlich das Smartphone mit all seinen verlockenden Apps lenken nur ab. Klare Flächen sind zwar vielleicht nicht so dekorativ, können aber für einen klaren Kopf sorgen. Arbeitet wenn möglich nicht auf dem Bett (ich gehöre selbst zu den jahrelangen Bettlernern); es verleitet zu sehr zum Zurücklehnen, woraus schnell auch ein Hinlegen werden kann. Habt ihr keinen Schreibtisch zur Verfügung, kann der Fußboden beispielsweise auch zur großen Arbeitsfläche umfunktioniert werden. Wenn euch das zu unbequem ist, kann auch eine Tagesdecke helfen, um zu signalisieren, dass das Bett in diesem Moment nicht Schlaf- sondern Arbeitsfläche ist.

4. Rituale einführen

Rituale helfen uns, uns mental auf bestimmte Situationen einzustellen. In Bezug auf das Lernen könnte das zum Beispiel das Einschalten einer Schreibtischlampe sein, die nur leuchtet, wenn Lernzeit für euch ist. Oder ihr könntet euch immer einen bestimmten Tee aufbrühen, sodass ihr dessen Geruch und Geschmack mit Lernsituationen verknüpft. Alles, was euch so deutlich wie das Zähneputzen vor dem Schlafengehen anzeigt, dass jetzt Konzentration angesagt ist, kann hierfür genutzt werden. Auch leise Musik oder Hintergrundgeräusche (Meeresrauschen, Regen etc.) können hierbei Anreize liefern.

5. Pausen

Haltet eure Pausen ein und nutzt diese effektiv zur Erholung. Die Zeit, in der das Gehirn sich ausruhen und verarbeiten kann, ist mindestens genauso wichtig, wie die Zeit, in der ihr es mit neuem Futter bombardiert. Ein Spaziergang zwischen zwei längeren Lerneinheiten und gesunde Snacks zwischendurch bekämpfen Müdigkeit und Tagestiefs. Gönnt euch lieber etwas Sauerstoff und ein paar Vitamine, anstatt weiterhin vor dem Bildschirm zu sitzen und die nächste Staffel auf Netflix zu starten. So fällt der Wiedereinstieg in eine weitere Lernsession deutlich leichter und der Serienmarathon startet sich viel entspannter als Belohnung nach getaner Arbeit.

Die Quarterlife Crisis – Mittendrin?

Die Corona-Krise und der Winter schlagen momentan ganz schön zu: selbst beim Aufstehen ist es dunkel, draußen regnet es den ganzen Tag und nach dem erzwungenen Spaziergang können wir uns dieses Jahr nicht einmal in einem kuscheligen Café aufwärmen. Die Winter-Depression kickt unter Corona-Bedingungen 2021 ganz besonders rein und bei all der Isolierung bleibt uns ganz schön viel Zeit, die wir in unserem Kopf mit Grübeln und „Overthinking“ verbringen können. Da kann man schon an so manchen Tagen mal die eigene Lebens-Gestaltung hinterfragen. Studiere ich überhaupt das Richtige? Und zu welchem Beruf soll mich mein Studium führen? Wollte ich Ende 20 nicht eigentlich schon eine Familie gründen oder will ich mich noch einmal richtig ausleben so lange ich jung bin? Wenn diese Zweifel über das eigene Leben und Zukunftsängste überhand nehmen, spricht man auch von einer Quarterlife Crisis.

Was ist das?

Wie der Name bereits beinhaltet, ist die Quarterlife Crisis eine Sinnkrise, welche im ersten Viertel des Lebens, sprich ca. zwischen 20 und 30 Jahren eintritt. Grund dafür sind der Übergang ins Erwachsenenalter und fundamentale Veränderungen wie z.B. der Annahme des ersten Jobs, welche damit einhergehen. (vgl. Prattes et al. 70) Prattes und Zwander zufolge sind vor allem Studierende davon betroffen, „welche gut ausgebildet, erstmals in das Berufsleben einsteigen und den geschützten Raum der Universität endgültig verlassen“. (vgl. Prattes et al. 70) In diesem Abschnitt werden sie vermehrt durch Unsicherheiten, Zweifel und Orientierungslosigkeit geprägt. Damit einher geht ein Gefühl von Identitätsverlust. Fragen wie „Ist meine Jugend jetzt vorbei?“, „War das Studium umsonst?“, „Will ich Karriere machen oder eine Familie gründen – oder beides?“, wenn ja „Wie vereinbare ich den Beruf mit meiner Familienplanung?“, „Wer bin ich?“, „Was erwarte ich mir von meinem Leben?“, „Was will ich wirklich?“, „Soll das jetzt für immer so bleiben?“, „Was ist, wenn ich es nicht schaffe, was ich mir vorgenommen habe?“, „Was waren meine bisherigen Leistungen und wie kommt es, dass andere alles besser und in ihrem Leben bereits weiter sind, als ich?““ (vgl. Prattes et al. 72) plagen uns und Rauben teilweise den Schlaf. Dazu mischen sich Zukunftsängste und die Angst vor Veränderungen, welche im Verlaufe des Lebens von uns erwartet werden. (vgl. Prattes et al. 72)

Mögliche Ursachen:

In ihrer Masterarbeit befassen sich Prattes und Zwander mit verschiedenen Ursachen für eine Quarterlife Crisis. Mögliche Auslöser können demnach das Ende der Kindheit, der Auszug aus dem Elternhaus, ein Strukturwandel wie bspw. der Übergang von der Universität in den Beruf, die richtige Berufswahl, Identitätsfindung über den Beruf, die (Hinter-)Frage nach einer Partnerschaft und der Druck der Gesellschaft sein. (vgl. Prattes et al. 75 – 86) Auch social Media trägt nach Angaben von Zeit Campus zu einer vermeintlichen Identitätskrise bei.

Mögliche Symptome:

Neben den immer wiederkehrenden Fragen, welche durch den Kopf geistern, bringt eine Quarterlife Crisis auch ernsthafte (psychische) Folgen mit sich. Der Begriff des Übergangs zum Erwachsenwerdens wird in der Psychologie auch als „Emerging Adulthood“ bezeichnet. „Während sich die einen also ausleben oder gut angepasst sind, mühen sich die anderen mit den Herausforderungen ab“, beschreibt Lang mit Hinblick auf diese Lebensphase. Als mögliche Folgen führt sie depressiven Symptomen, Überforderungsgefühle, Erschöpfung, Traurigkeit, Einsamkeit und Hoffnungslosigkeit auf. (vgl. Lang 11)

Erkennt ihr euch in dieser Beschreibung wieder? Sich in einer Krise zu befinden, bedeutet nicht das Ende und irgendwann lässt sich dieser Zustand hoffentlich überwinden! Mit diesem Artikel hoffe ich, euch ein bisschen informiert zu haben, denn ich finde es immer sehr hilfreich zu wissen, dass wir mit unseren Problemen nicht alleine sind, sie und diese nicht irrational, sondern für diesen Lebensabschnitt sehr geläufig und sogar offiziell benannt sind. Dennoch sollten depressive Gefühle und Motivationslosigkeit definitiv ernst genommen werden! Wenn ihr das Gefühl habt, dass alles zu viel wird und ihr euch alleine überwältigt fühlt, dann wendet euch unbedingt an eine psychische Beratung! Ein möglicher erster Schritt könnte es zum Beispiel sein, bei der Psychologischen Beratungsstelle des Studierendenwerks anzurufen. Die Beratung ist kostenfrei! Weitere Informationen über diese findet ihr auf deren Website https://www.stw-bremen.de/de/beratung und auch in Sarahs´ Artikel „Hilfe zur Selbsthilfe“ – Mit der psychologischen Beratungsstelle im Gespräch

Weitere Informationen zur Quarterlife Crisis findet ihr außerdem im anschaulichen Videoformat bei Zeit Campus (unbezahlte Werbung): https://www.zeit.de/campus/angebote/howitworks/quarterlife-crisis?utm_referrer=https%3A%2F%2Fwww.google.com%2F 

Telefonische Kontaktdaten zur Terminvereinbarung bei der psychologischen Beratungsstelle der Universität Bremen:

Frau Intemann, Sekretariat: (0421) 22 01 – 1 13 10

Quellen:

Lang, Julia Elisabeth (2019) : Die Bedeutung romantischer Beziehungen für das Wohlbefinden beim Erleben des Erwachsenwerdens.Masterarbeit, Universität Wien. Fakultät für Psychologie http://othes.univie.ac.at/57276/1/60988.pdf (12.01.2021).

Prattes, Anna Elisa; Zwander, Anja (2019): Quarterlife Crisis Der offene Lebensentwurf nach dem Studium. Masterarbeit, Universität Graz, Institut für Erziehungs- und Bildungswissenschaft. http://www.sozialeforschung.at/168_Prattes_Anna_Elisa_Zwander_Anja_2019.pdf. (12.01.2021)

„Hilfe zur Selbsthilfe“ – mit der psychologischen Beratungsstelle im Gespräch

Seit Beginn der Corona-Pandemie wird viel über die psychische Gesundheit Betroffener diskutiert. Insbesondere Studierende, die zum Teil sowohl unter finanziellen Sorgen als auch unter enormem Leistungsdruck stehen, haben momentan harte Kämpfe auszufechten. Swantje Wroble ist Leiterin der psychologischen Beratungsstelle des Studierendenwerks und berichtet in diesem Interview, wie Sie und Ihr Team Studierende unter gegeben Umständen, aber auch schon seit Gründung der Uni Bremen, innerhalb ihres Studiums unterstützen können.


Was war der Grund bzw. Anlass zur Gründung der psychologischen Beratungsstelle, von wem wurde das initiiert und wann?

Die Beratungsstelle gibt es seit 1974, die Uni hat glaube ich 1971 aufgemacht. Es kam dann natürlich ganz klar das Studierendenwerk dazu – damals noch das Sozialwerk. Das Studierendenwerk ist eine Einrichtung, die erfunden worden ist in den 20er Jahren, um das Studieren auch für nicht so vermögende Menschen möglich zu machen, durch verbilligtes Essen, verbilligtes Wohnen, eventuell die finanzielle Förderung über BAföG. Das sind alles sozusagen Solidarleistungen, die erbracht werden, damit auch Menschen, die nicht so einen Zugang zu Geld haben, ein Studium ermöglicht werden kann. Und in dem Zusammenhang findet natürlich die psychologische Beratung oder die Sozialberatung ihre Berechtigung.

In jedem Studium können Schwierigkeiten oder Probleme auftreten; sei es, dass sie studienbezogen sind, also Schreibblockaden, Prüfungsängste, so Klassiker eigentlich; es können aber auch private Probleme sein. Also, dass man ein Elternteil verliert oder dass man Heimweh hat, wenn man im ersten Semester studiert und in einer neuen Stadt ist usw. Und das war eigentlich der Ausgangspunkt, um zu sagen, Studierende brauchen auch eine psychosoziale Anlaufstelle, die auf ihre Belange zugeschnitten ist. Das heißt, in psychologischen oder Sozialberatungsstellen arbeiten Menschen, die sich in dem Hochschulbereich gut auskennen. „Was bedeutet es, zu studieren?“ Das ist also speziell eine Beratung, die auf diese Lebensphase zugeschnitten ist.

Wir haben auch eine Sozialberatung, die ist bei uns in der Stelle räumlich integriert. Da kann man hingehen, wenn man finanzielle Themen hat, wie: „Wie finanziere ich mein Studium?“, „Welche Möglichkeiten habe ich, wenn ich ein Kind habe?“, „Was muss ich erfüllen, wenn ich ein Stipendium beantragen will?“. Also alles, was so um Wohnen und Geld usw. eine Rolle spielt. All diese Fragen können in der Sozialberatung beantwortet werden. Die Kombination von psychologischer und Sozialberatung ist natürlich super, denn Sie können sich vorstellen, wenn man ein Problem hat, hat man meist auch das andere.

Die psychologische Beratungsstelle an der Universität Bremen ist eine Einrichtung des Studierendenwerks und daher hochschulunabhängig in ihrer psychologischen und Sozialberatung. Neben der Anlaufstelle auf dem Campusgelände gibt es noch Außenstellen an den Hochschulen von Bremen und Bremerhaven sowie zukünftig auch der Hochschule für Künste. Da die Beratungskosten u.a. durch die Studiengebühren gedeckt werden, ist das Angebot kostenlos für Studierende.

 

Ja, das ist ganz oft der Fall. Man kann auf Ihrer Website lesen, was für Anliegen es im Allgemeine gibt und da hab ich mich gefragt, was die Hauptanliegen von Studierenden der letzten Jahre sind. Das hat sich ja bestimmt geändert in den schon fast 50 Jahren seit der Gründung.

Oh ja, also ich kann einen Zeitraum von 20 Jahren überblicken. Ich habe Ende 1999 hier angefangen als Leiterin und seinerzeit war es so, dass so die typischen Dinge, mit denen Studierende gekommen sind, die Klassiker waren, also Prüfungsängste, Redeängste, Schreibblockaden. Sie hatten auch noch andere Probleme, aber es hat sich in der ganzen Bundesrepublik gezeigt, dass diese studienbezogenen Themen immer im Vordergrund standen. Im Laufe meines Arbeitslebens hat es eine Veränderung gegeben und zwar war das so im Jahr 2010, 2012 etwa. Da tauchte erstmalig auf Platz Nummer 1, also welcher Anlass des Kommens wird am häufigsten genannt, die depressive Verstimmung auf. Das heißt, es wurden depressive Symptomatiken geschildert, also Motivationsverlust, Erschöpfung, Stress, Selbstzweifel, Grübeln, Konzentrationsprobleme. Die Studierenden haben beschrieben, dass sie deshalb in die Beratung kommen. Schlafschwierigkeiten und depressive Verstimmungen haben sich seit dem auf Platz 1 gehalten.

 

Können Sie sich diesen Wandel erklären?

Eine ganz banale Erklärung ist: vielleicht haben wir die Studierenden vorher nur nicht so genau befragt. Das könnte so sein, es war also schon vorher so, wir haben nur nicht so genau danach gefragt. Aber ich könnte mir auch vorstellen, dass es etwas zu tun hat mit leicht veränderten Leistungsanforderungen. Sie kennen die alten Studienbedingungen nicht mehr, also Diplom und Magister – diese Umstellung vollzog sich ja etwa in Bremen so 2006, 2007. Das Studium hat sich eher für die Studierenden komprimiert; die Leistungsabfragen vollzogen sich von Studienbeginn an. Das könnte eine Erklärung sein, dass man also auch von Anfang an mit Schwierigkeiten konfrontiert wird; wobei das bei Diplom- oder Magisterstudiengängen weiter nach hinten gezogen wurde. Wenn man also Schreibschwierigkeiten hatte, dann merkte man das am Ende des Studiums und nicht am Anfang.

Und ich vermute auch mal, so aus der Erfahrung heraus, dass sich der Druck im Studium auch einfach vergrößert hat. Den Bachelor in sechs Semestern Regelstudienzeit durchziehen und wenn’s dann sieben werden, ist man schon „schlecht“. Der Druck, den die Studierenden sich selber machen, hat sich sicherlich auch vergrößert. Aber das ist auch ein Ausdruck des gesellschaftlichen Druckes. Studierende sind ja sehr in den Fokus geraten in der Bildungspolitik; es hieß, die deutschen Studierenden studieren zu lange im Vergleich zu anderen europäischen Ländern usw.

Das nur mal als Erklärung, um das etwas beleuchten zu können, es gibt aber keine handfesten wissenschaftlichen Belege dafür.

 

Wo wir gerade bei Veränderungen sind: Wir haben jetzt ja fast ein Jahr Corona hinter uns – haben sich in der Zeit die Beratungsbedarfe nochmal verändert oder sind diese jetzt bei Depressionen etc. geblieben?

Ich hab neulich mal versucht, das so ein bisschen zu eruieren. Tatsächlich ist es so, wenn Studierende Schwierigkeiten hatten im psychischen Bereich, also wenn sie unter Stress oder Depressivität litten, dann hat sich die Symptomatik natürlich noch verstärkt. Allein die Situation, das angewiesen Sein auf selbststrukturiertes Arbeiten, das sind ja alles erhöhte Anforderungen. Und die sind eher belastend als entlastend. Da muss man schon ganz schön tough sein, um das einigermaßen hinzukriegen. Manche profitieren davon – die Mehrzahl eher nicht, sondern das Leiden wird größer.

Das hat auch was mit Finanzierung zu tun: „Wird mein Studium länger finanziert, wenn ich BAföG kriege?“, „Ich hab meinen Job verloren, was mach ich jetzt?“, „Jetzt muss ich noch länger studieren und ich war sowieso schon hinten dran.“ Das sind auch durchaus existenzielle Fragen und das verändert und vergrößert den Druck auf Studierende, die dann zusätzlich noch allein gelassen sind damit. Ein wichtiges Element am Studieren ist ja, mit anderen zusammen zu sein, das fällt schlicht und ergreifend einfach weg. Und von daher denke ich, ja, diese Verunsicherung ist einfach spürbar, die ist deutlich.

 

Nicht nur die Studierenden unterliegen jetzt den Problematiken von Corona, sondern auch die Beratenden, für die jetzt alles schwieriger umzusetzen ist. Die übliche Beratung von Angesicht zu Angesicht ist ja jetzt nicht möglich. Mögen Sie einmal beschreiben, wie sich die Art und Häufigkeit der Beratungsangebote dieses Jahr verändert haben?

Der erste Lockdown war ja im März und der hat uns in der Beratung ziemlich kalt erwischt. Ich glaube, es gibt niemanden, der sagt: „Ich war da gut vorbereitet“. Es war tatsächlich so, dass wir auf Telefonberatung umgeschaltet haben. Weg von der Beratung von Angesicht zu Angesicht. Das war für uns Beratende erst mal komisch, weil wir es ja gewohnt sind, wirklich auch alle Kanäle zur Verfügung zu haben, also den visuellen und den auditiven – da mussten wir uns erst mal dran gewöhnen. Wir sind als Team allerdings auch aufgeteilt worden, um die Corona-Infektionsgefahr zu relativieren, sodass wir in zwei Teams gearbeitet haben. Das hat es auch nochmal ein bisschen erschwert. Aber letztendlich konnten wir für die Studierenden die Telefonberatung aufrecht erhalten.

Schwierig war das für das Gruppenangebot; eine Gruppe lebt wirklich von dem Miteinander. Wir haben dann mehr schlecht als recht versucht, das über Telefonkonferenzen zu machen, weil wir keine visuellen Medien nutzen durften aufgrund von datenschutzrechtlichen Bestimmungen. Alle haben gefragt: „Warum machen wir das nicht über Zoom?“ Aber wir machen eine Arbeit, die der Schweigepflicht unterliegt und von daher sind wir an datenschutzrechtliche Regeln gebunden. Wir sind dabei, jetzt solche Medien zu installieren, aber wir warten noch auf das „No“ oder „Yes“ unseres Datenschutzbeauftragten. Davon hängt es eben ab.

Was leider ausfallen musste, waren Angebote wie Workshops, die einfach im persönlichen Rahmen stattfinden und auch mal über zwei Tage gehen. Wir haben dann versucht, ein anderes Format zu finden, dass wir das über Sprechstunden machen oder so. Das klappt nicht besonders gut, aber es ist vielleicht besser als gar nichts. Das Hauptaugenmerk lag im Frühjahr einfach auf der telefonischen Beratung und natürlich auf dem Ausprobieren von neuen Formaten, im Zusammenhang mit Öffentlichkeitsarbeit. Das wir beide jetzt so über Zoom kommunizieren, da wären wir vor einem Jahr noch nicht drauf gekommen.

 

Irgendwie hat ja die Pandemie auch was Positives, nicht wahr? Man entwickelt sich weiter, weil man das auch einfach muss.

Genau, wir haben auch in der Beratungsarbeit über neue Formate nachgedacht, gerade jetzt beim zweiten Lockdown. Eine Kollegin hat zum Beispiel ein interaktives Angebot entwickelt; sie stellt jede Woche Texte bei uns auf die Homepage. „Trotz Corona erfolgreich studieren“ heißt das. Da kann man sich ein Arbeitsblatt herunterladen und wenn man möchte, kann man dann in den Chat einsteigen. Wir versuchen uns ein bisschen anzupassen an die Belange, die jetzt vielleicht eine Rolle spielen könnten. Und in der Telefonberatung ist es natürlich auch möglich, Nähe herzustellen. Wir sind selber ganz erstaunt, wie intensiv sich die Arbeit dann doch auch mal gestaltet.

 

Gruppenangebote sind ja eher langfristigere Beratungsangebote. Was ist denn die Regel, also dass sich jemand ein, zwei Mal meldet und dann ist es wieder okay oder sind eher langfristige Beratungen die Regel?

Charakteristikum von Beratungsstellen ist, dass Beratung eher kurz- bis mittelfristig angelegt ist, im Gegensatz zu einer längerfristigen Therapie, die mindestens 25 Stunden dauert. Bei uns liegt der Durchschnitt so bei drei Kontakten. Man kann ein Mal einen Beratungstermin haben, wo eigentlich schon klar ist, dass es z.B. Sinn macht, eine Therapievermittlung zu machen. Das würden wir in ein bis zwei Gesprächen vielleicht behandeln. Es kann aber auch sein, dass jemand uns sieben, acht Mal in Anspruch nimmt. Oder, wenn jemand in einer Gruppe ist, auch länger, vielleicht über zwei Semester sogar. Aber bei der Einzelberatung ist es so, dass man in der Regel irgendwas zwischen ein und maximal zehn Kontakten hat.

 

Sie hatten gerade den Punkt der Therapie erwähnt: Inwiefern kann der Besuch der Beratungsstelle den Besuch einer psychotherapeutischen Praxis ersetzen? Es ist klar, dass eine Beratung keinen Ersatz für eine vollwertige Therapie liefern kann, aber vielleicht lösen sich ja manche Probleme schon nach ein, zwei Gesprächen auf. Haben Sie da Erfahrungen gesammelt?

Ja, da sprechen Sie etwas ganz Wichtiges an. Das ist glaube ich der ganz große Unterschied zwischen Beratung und Therapie. Therapien sind eher längerfristig angelegt und es geht dort eher darum, problematisches oder beeinträchtigendes Verhalten, Denken oder Empfinden langfristig zu verändern, sodass der oder die Betroffene mehr Lebenszufriedenheit entwickelt. Bei der Beratung ist es häufig so, dass jemand unter einem Thema sehr leidet – aber wenn man sich das dann mal zwei, drei Stunden lang anguckt oder vielleicht auch mal vier, fünf, dass sich dieses Problem dann – ich will nicht sagen in Luft auflöst – aber als handhabbar erweist.

Wir versuchen eher, Hilfe zur Selbsthilfe zu geben, dafür sind wir natürlich Experten. Und wir haben alle therapeutische Ausbildungen, aber wir begleiten die Betroffenen nicht so längerfristig oder sagen wir, nicht so persönlichkeitsverändernd. Das kann keine Aufgabe von Beratung sein. Es geht eher darum, zu gucken, wie kann ich dir wieder ermöglichen, mit eigenen Kräften die Probleme, die da sind und auch weiterhin auftauchen werden, selber anzugehen, sodass du damit auch erfolgreich bist. Das ist so ein bisschen der Unterschied zwischen sogenannter „Erkrankung“ und psychischer Gesundheit / Stabilität.

Wir sind ja alle auch mal traurig oder haben unsere Schwierigkeiten, das heißt aber nicht gleich, dass wir krank oder behandlungsbedürftig wären, sondern wir brauchen dann vielleicht mal die Unterstützung von Freunden oder wir brauchen Unterstützung von der psychologischen Beratung. Da kann sich also mit wenigen Gesprächen problematisches Verhalten oder Empfinden oft lösen.

 

Wenn Sie da nun einen Therapiebedarf erkennen würden, dann wäre die Unterstützung Ihrerseits aber auch gegeben, also beispielsweise beim Vermitteln?

Ja, auf jeden Fall! Wir haben da einen guten Überblick und können eben auch entsprechende Hinweise geben, wie: Welche Therapieform wäre geeignet?“ oder „Welcher Therapeut / welche Therapeutin, hat sich auf dieses oder jenes spezialisiert?“ Das verstehen wir als ganz wichtigen Schwerpunkt bei uns. Denn wenn man als Laie dann ins Telefonbuch guckt und sucht sich jemanden raus, dann scheitert man schon sehr schnell. Und deswegen macht es Sinn, so etwas bei uns vorzuschalten, damit man auch gut vorbereitet ist.

Es kommen viele Fragen wie: „Übernimmt das meine Krankenkasse?“ und „Wie nehme ich Kontakt auf?und „Was ist, wenn ich den / die nicht mag?“ Das sind alles wichtige und ernstzunehmende Dinge, die man vorher ganz gut klären kann, wo man Angst nehmen kann und dann jemand selbstbewusst darauf zugeht und sagt „Ja, das mach ich jetzt – ich denke, das wird mir gut tun!“

 

Da kann man also nichts falsch machen mit Ihrer Beratung – es kann nur gut ausgehen.

Ich hoffe doch! (lacht) Wir haben in den letzten Jahren Zufriedenheitsbefragungen gemacht und die Rückmeldungen waren immer überwältigend. Ich war immer ganz glücklich, weil 95 oder 97% restlos zufrieden waren. Es gab natürlich auch Kritik, aber wir versuchen auch uns nach den Belangen der Studierenden – denn das ist unsere Zielgruppe – auszurichten und unser Angebot so passgenau auszurichten, dass man sich da auch etwas abholen kann.


Neugierig geworden?

Unter https://www.stw-bremen.de/de/beratung findet ihr neben weiteren Informationen auch Kontaktdaten sowie die aktuellen telefonischen Sprechzeiten.

Eure Wünsche für das Jahr 2021

Hallo alle zusammen,

Das gesamte Campus Eule Team, wünschen Euch einen guten Start in das neue Jahr 2021.

Wir hoffen, dass ihr alle gut ins neue Jahr 2021 gekommen seid und die Feiertage gut überstanden habt.

Das neue Jahr bringt viele Hoffnungen mit sich, insbesondere im Hinblick auf das Corona Virus und das damit verbundene digitale Semester.

Wir haben uns unter den Studierenden umgehört und die Top 5 der Wünsche an 2021, für euch

zusammengestellt:

 

Top 1: Präsenzlehre zurück

Top 2: Warteschlange an der Mensa (vor allem zum berühmten Weihnachtsessen)

Top 3: Campus leben, sich mit Kommilitonen austauschen

Top 4: Veranstaltungen an der Uni (Musikveranstaltungen, Kleidertauschpartys, Feiern)

Top 5: Hochschulsport

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wir alle drücken ganz doll die Daumen, dass Eure Wünsche für das neue Jahr in Erfüllung gehen und wir uns alle auf dem Campus bald wieder sehen können. Bis dahin halten wir euch hier und auch auf Instagram auf dem Laufenden.

 

Unser Jahresrückblick 2020

Liebe Leser:innen der Campus-EULe!

Ein einzigartig herausforderndes Jahr neigt sich dem Ende zu; 2020 hat so manche Überraschung für uns parat gehalten. Wir als Team der EULe möchten als redaktionellen Abschluss diesen Jahres unsere persönlichen Jahresrückblicke mit euch teilen, bevor auch wir in die Winterpause starten.


Leah

Auch wenn wir alle dankbar sind, 2020 endlich hinter uns zu lassen, so blicken wir dennoch als EULe Redaktion auf eine ereignisreiche und herausfordernde Zeit zurück.

Während wir zu Beginn dieses Jahres mit unserem Video „Neujahrsvorsätze, die Studierende nicht einhalten“ noch starteten, konnten wir nicht ahnen, welchen Strich uns Corona durch diese Rechnung machen würde. Die langsame Erkenntnis bahnte sich dann im März an und mit der Veröffentlichung unseres Artikels „Das Coronavirus – Wir klären auf“ wurde uns klar, dass mit der Schließung von Hochschule und Universität auch für die Arbeit der EULe Redaktion ein Wandel bevor stand. Immerhin hatten wir so alle eine Entschuldigung, unsere Neujahrsvorsätze weiterhin zu vernachlässigen. Weiter ging es dann mit unseren persönlichen Corona Diaries, in denen Niklas, Carlotta, Paul und ich (Leah) Eindrücke in unser persönliches Leben während des ersten Lockdowns unter Covid 19 zu unserem Besten gaben.

Zwischen Fotostrecken über den leeren Campus und das Leben in Bremen während den ersten Lockerungen, stellte jedoch auch für uns bei der EULe die Pandemie eine große Herausforderung für die Themenfindung dar. Die Schreibblockade, mit der Carlotta sich bereits im Januar auseinandersetzte („Wenn sich gähnende Leere im Kopf ausbreitet“), schlich sich umso öfter zu uns an den Schreibtisch. Schließlich stellen die Veranstaltungen rund um die Universität Bremen nicht nur einen großen Teil des Studierenden Daseins dar, sondern bieten normalerweise auch eine Menge an Input für unsere Arbeit als JournalistInnen bei der EULe.

Des Weiteren mussten wir die Herausforderung meistern, drei Viertel unserer Redaktion neu zu besetzen und uns von Carlotta, Paul und Niklas zu verabschieden. Nichtsdestotrotz haben wir unsere Suche nach neuen RedakteurInnen gut gemeistert und durften uns bei einem Treffen draußen in den Semesterferien im Sommer 2020 und Online via Webcam für unsere neuen EULen Steffi, Sarah und Monique entscheiden. Leider konnten wir uns in dieser neuen Besatzung noch nicht persönlich treffen, dennoch drücken wir für 2021 ganz doll die Daumen, dass wir uns endlich auch im realen Leben in dieser Konstellation begegnen dürfen!

Mit diesem Wunsch wollen wir uns von 2020 verabschieden und hoffen auch für alle anderen, dass wir uns im neuen Jahr wieder in der Uni begegnen dürfen. Wir wünschen euch frohe Weihnachten, denjenigen, die Weihnachten nicht feiern schöne Ferien und natürlich allen, dass ihr den Rest des Jahres Corona frei übersteht. Allen Betroffenen unter euch wünschen wir eine gute Besserung!


Monique

Wenn ich eins sagen kann, dann das dieses Jahr unvergesslich war und ist. Bei all den Dingen, die uns dieses Jahr beschäftigt haben (Corona, US-Wahlen, Moria, die politische Situation in China und Thailand), war es für mich auch persönlich herausfordernd. Der erste Lockdown brachte dabei einiges an Umbruch mit sich.

Ich pausierte das Sommersemester, da nichts so funktionierte, wie ich es mir fest vorgenommen hatte und lerne gerade langsam zu akzeptieren, dass es auch in Ordnung ist, mal keinen Plan zu haben. Es muss nicht immer vorausgeplant werden. Während Corona bot mir mein anderer Nebenjob eine Alltagsroutine. Hielt mich auf Trab, während die Routine durch meine kleine Studi-Pause wegfiel.

Im November wurde ich Teil der neuen EULe Crew. Allein das Bewerbungsgespräch per Skype war für mich eine komplett neue Erfahrung sowie das Einarbeiten und Kennenlernen der anderen. Es ist zweifellos eine ungewohnte Situation mit Menschen zusammen zu arbeiten, die man fast alle noch nicht persönlich getroffen hat, aber jede Woche im Meeting sieht und auch persönliche Momente teilt. Wir lernen uns kennen und das in Slow Motion. Und es fühlt sich gut an. Für alle ist die Situation neu und es ist schön, damit nicht allein zu sein, sich über Schreib- und Ideenblockaden austauschen zu können und sich bei verschiedenen Themen gegenseitig zu helfen, ohne sich richtig zu kennen.

Für das neue Jahr wünsche ich mir mehr Leichtigkeit und Gelassenheit. Ich hoffe, dass wir umsichtiger miteinander umgehen werden und den Menschen in unserem Umfeld zeigen, dass es in Ordnung ist, wenn alles zu viel wird. Das es auch gut sein kann, wenn aus Plan A schließlich kein Plan wird. Hauptsache glücklich und gesund.


Steffi

Wenn ich das Jahr 2020 für mich reflektiere, schaue ich auf ein Jahr mit vielen Ups und Downs zurück. Und ich denke, dass geht uns allen so. Die Corona Pandemie hat uns alle aufgewühlt und uns aufgezeigt, dass das, was wir als „normal“ ansehen, in keinstem Fall als normal angesehen werden darf.

Ich bin – wie viele meiner Freunde sagen – manchmal zu positiv. Aber ich persönlich finde es wichtig, sich auch in negativen Situationen das Positive vor Augen zu halten. So hat mir das Jahr gezeigt, dass weder Gesundheit, Job, Freundschaften oder der alltägliche Gang in den Supermarkt selbstverständlich sein sollten. Man sagt schnell: „Ja, ich weiß wie gut es uns allen geht.“ Aber dieses Jahr haben wir es alle, jeder auf seine Weise, zu spüren bekommen. Denn das, was wir aktuell, als lebenseinschränkend wahrnehmen, ist für viele Menschen auf der Welt die Normalität. Und zwar immer und nicht nur in Corona Zeiten. Und ich finde genau darauf sollten wir unseren Fokus legen. Endlich wahrnehmen und sehen, dass wir alle zusammenhalten müssen und uns gegenseitig unterstützen.

Ich würde mir für das nächste Jahr und auch für all die Jahre danach wünschen, dass wir diese Sensibilität für Gemeinschaft, die wir alle gerade spüren, beibehalten. Beibehalten um dieses „Wir-Gefühl“ nicht zu verlieren.


Sarah

Als ich im Januar in der Mensa das erste Mal von diesem ominösen neuen Virus hörte, hätte ich mir nie ausgemalt, dass das gesamte folgende Jahr davon bestimmt sein könnte. Erst, als die anstehenden Klausuren nicht stattfinden konnten und uns der Zutritt in die Labore untersagt wurde, sickerte so langsam die Erkenntnis zu mir durch, dass wir uns in einer echten Ausnahmesituation befinden.

Der Frühling war spannend; zwischen Homeschooling und den ersten Vorlesungen via Zoom zu pendeln erwies sich als neue Herausforderung des alltäglichen Lebens. Wenigstens konnte ich als Biologiestudentin noch ab und an mit der Mission des Blümchensammelns für ein Herbarium raus in die Natur. Auch ich musste feststellen, dass manches einfach so gar nicht unter den aktuellen Umständen funktionieren sollte. Pläne wurden immer wieder verworfen und neu ausgedacht. Doch immerhin gab es nie wirkliche Stagnation – man findet meist doch noch einen Weg mit ein bisschen Kreativität.

Dass ich im Wintersemester bei der EULe anfangen durfte, hat meinen größtenteils eher isolierten Alltag sehr bereichert. Es ist eine schöne Aufgabe, die eigenen Ideen und Gedanken mit lieben Leser:innen zu teilen und dabei auch ein paar neue nette Menschen kennenzulernen – selbst, wenn das momentan nur online möglich ist.

Für das kommende Jahr wünsche ich mir, wieder mehr bekannte und neue Gesichter persönlich sehen zu dürfen, liebe Menschen sorglos in die Arme zu schließen und mit dem Fahrrad zu überfüllten Vorlesungen zu fahren. Bis dahin wünsche ich uns allen noch genug Durchhaltevermögen, Kraft und positive Gedanken, um die hoffentlich letzten wenigen Monate dieser Pandemie so unbeschadet wie möglich zu überstehen.


Passt auf euch auf, genießt die Ruhe der nächsten Tage und kommt gut in ein hoffentlich leichteres Jahr 2021!

Bis bald – euer Team der Campus-EULe

Initiative ergreifen, Menschen erreichen

In den vergangenen Wochen und Monaten hat die Campus EULe häufig über das Studieren unter den sehr besonderen Bedingungen des Jahres 2020 berichtet. Nun neigt sich dieses unvergessliche Jahr dem Ende zu, sodass wir an dieser Stelle unseren Blick auf eine andere mindestens genauso betroffene Gruppe richten möchtendie Bewohner:innen der Alten- und Pflegeheime.

All die Kontaktbeschränkungen der letzten Monate, die Hygienevorschriften und die neuen Erschwernisse im Alltag haben diese ebenso betroffen, wie uns Studierende. Jedoch mit dem Unterschied, dass wir meist über die Fähigkeiten und Gerätschaften verfügen, uns zumindest digital zu vernetzen, was bei Mitbürger:innen höheren Alters oft nicht der Fall ist und schnell zu Gefühlen von Einsamkeit führen kann.

Nun stehen die Weihnachtstage sowie der Jahreswechsel vor der Tür, eine Zeit, in der man sich meist nach seiner Familie sehnt und über welche in den Medien momentan heiß diskutiert wird. Was darf man und was nicht? Was ist fahrlässig und worauf möchte man keineswegs verzichten?

Da die Bewohner:innen der Heimstiftung in der Regel zu Risikogruppen gehören, was die Gefahr bezüglich einer Covid-19-Infektion betrifft, sind hier besonders strikte Regeln einzuhalten, um das Infektionsrisiko so gering wie möglich zu halten. Das bedeutet allerdings auch, dass Besuche von Verwandten nur sehr eingeschränkt ermöglicht werden können; selbst das gemeinsame Singen in Heimen wurde (ähnlich wie in Schulen) untersagt, um die Aerosolbildung zu minimieren.

Dass hier etwas passieren muss, gerade zu dieser Zeit des Jahres, hat sich unter Anderem die Leiterin des Stiftungsdorfes Rönnebeck Annabell Karbe gedacht und im Rahmen der Kontakt-Initiative (siehe Box 1) einen „Durchhaltekalender“ entworfen. Die Leitfrage, die sie sich dabei stellte, war: „Wie geht es momentan den alten Menschen – und wie geht es den Menschen in Pflegeberufen?“. Da im Stiftungsdorf Rönnebeck 180 Senioren wohnen, die von 90 Personen gepflegt und versorgt werden, hat sie einen sehr klaren Eindruck davon, mit welchen alltäglichen Herausforderung diese beide Gruppen konfrontiert werden.

Box 1:

Die Kontakt-Initiative von Uni Bremen, der Bremer Heimstiftung und Autoren von Radio Bremen

Die Kontakt-Initiative wurde im April 2020 im ersten Corona-bedingten Lockdown als Satellit einer Biologie-Veranstaltung der Universität Bremen ins Leben gerufen. Ziel der Initiative war und ist, einen Beitrag gegen die Corona-bedingte Isolation von Seniorinnen und Senioren in Alten- und Pflegeheimen zu leisten. Heute setzt sich die Initiative zusammen aus Mitgliedern der Universität Bremen und der Bremer Heimstiftung sowie Autoren von Radio Bremen.

Der „Durchhaltekalender“ soll durch seine vielfältig gestalteten Seiten, auf denen sich Aquarellmalereien, Gedichte und selbst Yoga-Übungen finden lassen, zwei Mal pro Woche einen kleinen Lichtblick in die momentan eher trüben Umstände bringen.

In den nächsten Tagen sollen die mittlerweile beachtlichen 1500 Exemplare kostenlos an Häuser der Heimstiftung sowie ausgewählte Bremer Krankenhäuser verteilt werden. Ermöglicht wurde dies durch finanzielle Unterstützungen der Heimstiftung selbst, aber auch durch Mitarbeiter der Universität Bremen sowie private und anonyme Spenden.

Annabell Karbe plant, noch weiter zu expandieren – sie möchte den Zugang zum „Durchhaltekalender“ auch digital ermöglichen, sodass möglichst viele Personen von ihm profitieren können. An einer Umsetzung hiervon wird derzeit noch getüftelt.

Im Rahmen der Kontakt-Initiative haben es sich Studierende der Universität Bremen zudem zur Aufgabe gemacht, die Bewohner:innen der Heimstiftung durch Eigeninitiative und künstlerische Fähigkeiten aufzumuntern und durch die dunklen Tage des Jahres zu begleiten.

In Zusammenarbeit mit weiteren Studierenden und mit Hilfe verschiedener Musikinstrumente haben die Musiker*innen Kara Tober und Tim Prolingheuer speziell für diesen Zweck besinnliche Musik aufgezeichnet, um diese in Form von CDs den „Durchhaltekalendern“ beizulegen. Der momentan untersagte Gesang soll so wieder zurück in die Häuser der Heimstiftung kehren. Bei der Umsetzung wurden keine Mühen gescheut: selbst Aufnahmen auf einer Kirchenorgel – die für viele fester Bestandteil der Adventszeit ist – sind auf der CD zu finden, neben herzlichen Passantengrüßen sowie klassischen Gedichten wie „Knecht Ruprecht“, die unter Anderem von einem Sprecher Radio Bremens vorgetragen wurden.

Dass viele helfende Hände wirklich Großartiges und Schönes bewirken können, lässt sich wunderbar an diesen Beispielen sowie dem folgenden erkennen.

Rita Groß-Hardt ist Professorin im Fachbereich 2 der Universität Bremen und bereits seit April mit der Bremer Heimstiftung in Kontakt. Zusammen mit engagierten Studierenden ist sie momentan dabei, ein neues Projekt auf die Beine zu stellen, das die selbe Zielstellung wie bereits erwähnte Projekte verfolgt.

Da die Bewohner:innen der Heimstiftung oftmals nicht dazu in der Lage sind, über virtuelle Wege Bekanntschaften zu schließen, möchte sie einen neuen und doch ganz klassischen Weg der Kommunikation eröffnen. „Eine Uni – viele Briefe“ soll für eine Welle studentischer Briefe stehen, die an ausgewählte Häuser der Bremer Heimstiftung versandt werden.

Das Prinzip ist simpel und leicht umzusetzen: es wird ein Brief eigenständig verfasst, in welchem von den verschiedensten Aspekten des Lebens oder Alltags berichtet werden kann und Fragen an den noch unbekannten Empfänger gestellt werden können. Was genau geschrieben wird, steht dem Verfasser/der Verfasserin frei, der Kreativität sind hierbei keine Grenzen gesetzt – wer gerne malt, fotografiert oder dichtet, ist herzlich dazu eingeladen, seinem Brief so eine ganz persönliche Note zu verleihen. Nur groß und gut leserlich sollte er verfasst sein, um der Zielgruppe auch gerecht zu werden.

Der Brief wird daraufhin selbstständig von ihm/ihr verschickt und mit etwas Glück erhält er/sie eine Antwort von einem Bewohner/einer Bewohnerin der Heimstiftung. Der Zuordnung halber wird auf die Rückseite des Briefumschlages „Eine Uni – viele Briefe“ geschrieben; die Mitarbeiter:innen des jeweiligen Hauses wissen dann, wie zu verfahren ist. Möglicherweise entstehen dadurch ungeahnte Brieffreundschaften; im „schlimmsten“ Fall freut sich eine fremde Person einfach über ein paar nette Worte. Es gibt also wenig zu verlieren, aber durchaus so einiges zu gewinnen.

Koordiniert wird die Aktion von den zwei Studentinnen Kaatje Knüwer und Marie Lengert, die bereits auf StudIP eine entsprechende Studiengruppe eröffnet haben. Hier können sich interessierte Studierende im Wiki für eines der zur Verfügung stehenden Häuser eintragen und damit ihre Bereitschaft zur Teilnahme an dem Projekt bekunden. Weitere Informationen und Tipps zum Verfassen sowie die entsprechenden Anschriften sind dort ebenfalls vorzufinden.

Wer nicht (mehr) studiert und trotzdem gerne an der Aktion teilnehmen möchte, ist mehr als willkommen und kann gerne über die E-Mail-Adresse der Campus EULe eule@uni-bremen.de (z.H. Sarah) oder unseren Instagram-Account @campus.eule mit uns in Kontakt treten.