Auf dem Weg zu einer Schule ? RV08

In der heutigen Vorlesung stellte uns Prof. Dr. Frank J. Müller mögliche Konsequenzen bei der Aussonderung von SuS mit sonderpädagogischen Förderbedarf vor.
Zunächst erscheint eine homologe Lerngruppe von SuS mit sonderpädagogischen Förderbedarf als „sinnvoller“ oder auch „einfacher“. Jedoch zieht eine solche Kategorisierung bzw. Aussonderung oft auch viele Nachteile mit sich.
Generell orientieren sich SuS an anderen Mitschülern, das heißt, dass sie ihre Klassenkameraden studieren und möglicherweise Verhaltensweisen übernehmen. Durch Nachahmung ihrer ebenfalls beeinträchtigten Mitschüler können somit zusätzlich neue (vll. unerwünschte) Verhaltensweisen entstehen.
Den SuS fehlen „richtige“ Vorbilder, an denen sie sich orientieren können. Ohne Vorbilder fällt es den SuS schwerer sich weiterzuentwickeln, zu bilden oder auch soziales Verhalten zu erlernen.
Anschließend an die Ringvorlesung 7 wird den SuS mit dem Label „sonderpädagogischer Förderbedarf“ nicht nur Ressourcen zur Verfügung gestellt, sondern es bedeutet auch gleichzeitig, dass ihnen oft Chancen auf Bildung verbaut werden. So erhalten viele SuS keinen oder nur einen geringen Schulabschluss, obwohl sie in der Lage wären, eine Regelklasse zu besuchen und einen Abschluss zu erreichen.

Die Diagnose „Förderschwerpunkt Wahrnehmung und Entwicklung“ kann die Information enthalten, dass der SuS kognitiv eingeschränkt ist. Außerdem können auch sprachliche oder soziale Probleme bestehen. Bei dem „Förderschwerpunkt Lernen“ bestehen möglicherweise Konzentrationsprobleme sowie Sprach- oder Schreibschwächen.

Aber wie geht man mit solchen Diagnosen um?

Vorerst muss man klarstellen, dass es bei einer Diagnose immer ein Ressourcen-Etikettiergungs-Dilemma gibt. Denn durch die Diagnose „Förderschwerpunkt Wahrnehmung und Entwicklung“ wird nicht ersichtlich, in welcher Weise sich dieser Förderbedarf zeigt. Es herrscht also eine begrenzte Aussagekraft der einzelnen Kategorien.
Am wichtigsten ist es, sich ein Bild von dem SuS zu machen. Hierzu gibt es mehrere Möglichkeiten.

Man kann zum einen mit dem Schüler selbst sprechen, um sich einen ersten Eindruck zu verschaffen. Zum anderen gibt es die Möglichkeit sich den Diagnosebericht durchzulesen oder Mitschüler zu befragen.

Die wichtigsten Verbündeten stellen aber die Eltern dar. Neben der Schule verbringen die Kinder die meiste Zeit mit ihren Eltern. Diese können oft am besten beurteilen, welche Methoden klappen könnten und welche nicht. Außerdem können sie oft gut beschreiben, worin die generellen Probleme beim Lernen oder der emotional-sozialen Ebene bestehen. Mit der Einverständniserklärung der Eltern kann man sich auch an Kollegen wenden, die schon Erfahrungen mit dem SuS im Unterricht sammeln konnten.

Generell gibt es kein Rezept, das alle Schwierigkeiten löst, aber es gibt verschiedene Möglichkeiten, den Unterricht, so gut es geht, vorzubereiten.
Das A und O ist dabei der regelmäßige Austausch mit Eltern, Kollegen, ggf. zuständigen Sonderpädagogen, aber auch besonders mit den SuS selbst. Die SuS können am besten sagen, ob sie über- oder unterfordert sind. Außerdem sollte man generell akzeptieren, dass die SuS vielfältige Bedürfnisse haben, auf die man als Lehrer eingehen muss.
Durch gestaffelte Lerninhalte oder Aufgabenzettel haben die SuS die Möglichkeit, in ihrem eigenen Arbeitstempo oder Schwierigkeitsgrad zu arbeiten und somit auch das Lernen individuell zu gestalten. Man sollte sich dabei immer die Frage stellen, ob die Unterrichtsinhalte für jeden SuS zugänglich sind, das heißt, ob zum Beispiel die Sprache angemessen ist. Das gilt nicht nur in einer Klasse mit SuS, die einen Förderbedarf haben, sondern sollte generell immer vorhanden sein. Denn jeder SuS mit oder ohne Förderbedarf ist individuell und hat verschieden Stärken und Schwächen.

„Meint Inklusion wirklich alle?“

„Meint Inklusion wirklich alle?“ zu diesem Titel stellte uns Eileen Schwarzenberg die Inklusion und den Wandel an den Bremer Schulen vor.
Zuerst kann man zwei Modelle zu dem Thema Behinderung unterscheiden. Zum einen das medizinische Modell, das besagt, dass durch eine langfristige psychische oder physische Beeinträchtigung eine Person behindert ist und zum anderen das soziale Modell, das besagt, dass eine Person mit spezifischen Merkmalen durch Barrieren in ihrer Umwelt be-hindert wird.
Das Label „Behindert“ oder „Sonderpädagogischer Förderbedarf“ führt oft dazu, dass die SuS, die davon betroffen sind, keinen oder einen niedrigen Schulabschluss erreichen, obwohl sie kognitiv und geistig dazu in der Lage wären, eine normale Regelklasse zu besuchen. Dabei muss man deutlich herausstellen, dass „Sonderpädagogischer Förderbedarf“ eine Diagnose bzw. Feststellung ist und keine Eigenschaft einer Person. Trotzdem führt diese „Diagnose“ nicht nur zu Fördermaßnahmen sondern auch zu einem Ausschluss unteranderem von Schulformen. Die Inklusion möchte dieser Ausgrenzung oder Separation entgegenwirken und vielfältige Klassen schaffen, in der alle Schüler in Kontakt kommen, sich unterstützen und zusammen lernen. Denn jedes Kind hat ein Recht auf Bildung und Gleichberechtigung. Doch wie gestaltet man nun Inklusion? Hierzu gibt es drei Diskussionslinien: Inklusion als Systemwandel, Doppelstruktur/Parallelsystem und Inklusion unter Berücksichtigung der Förderbedarfe.

Die erste Diskussionslinie fordert einen allgemeinen Systemwandel des Bildungssystems. Bei der Doppelstruktur können Eltern aus einem Wahlangebot zwischen den Schulformen für ihre Kinder wählen. Bei der dritten Diskussionslinie, die Berücksichtigung des Förderbedarfes, wird individuell Unterstützung geleistet, jedoch sieht diese Diskussionslinie einem kompletten Systemwandel eher problematisch entgegen.

In meiner Schulzeit, auf einem Gymnasium in Schleswig Holstein, habe ich eigentlich keine Erfahrung mit Inklusion gemacht. Ich hatte während meiner Schullaufbahn nur einmal ein Mädchen in der Klasse, die wegen einer Muskelerkrankung nicht gehen konnte. Sie herhielt eine persönliche Assistenz, die ihr zum Beispiel beim Abschreiben von Tafelbildern half oder sie im Rollstuhl zu dem nächsten Klassenraum schob. Außerdem hatte sie auch mehr Zeit in Klausuren. Da sie keine geistige Behinderung sondern nur eine körperliche Einschränkung hatte, hatte sie keine Probleme dem Schulstoff zu folgen. Meine Schule wurde zu dieser Zeit umgebaut und hatte einen Fahrstuhl und auch Rampen für Rollstühle, sodass meine Mitschülerin kein Problem damit hatte, sich in der Schule frei zu bewegen. Deshalb kann man zusammenfassend sagen, dass die Barrieren in ihrer Umwelt für sie beseitigt wurden. Sie konnte somit ihren Nachteil ausgleichen und gleichberechtigt mit allen Schülern zusammen lernen.

Inklusion ist umstritten, denn es bedeutet eine große Umstellung, um allen SuS Gleichermaßen gerecht zu werden. Meine Meinung zur Inklusion ist, dass Inklusion nur funktionieren kann, wenn die Rahmenbedingungen stimmen, das heißt, dass genug Fachpersonal (Lehrer und/ oder Sozialarbeiter) und Mittel (Geld, etc.) zu verfügen gestellt werden.
Ich kann die Bedenken einiger Lehrer verstehen, die befürchten, mit der Situation alleingelassen zu werden und nicht zu wissen, wie sie ihren Unterricht demensprechend gestalten sollen.
Inklusion ist ein neues Modell und muss meiner Meinung nach auch erst einmal erprobt werden, um zu entscheiden, ob für ALLE Beteiligten die Inklusion möglich und sinnvoll ist. Deshalb stehe ich der Inklusion eher skeptischer gegenüber. Ein Grund hierfür ist natürlich auch meine mangelnde Erfahrung zu diesem Thema. Jedoch bin ich ganz klar der Meinung, dass jedem SuS die bestmöglichste Bildung zur Verfügung gestellt werden muss. Auch finde ich den sozialen Aspekt gut, dass SuS von Anfang an lernen mit Menschen umzugehen, die eine Beeinträchtigung haben. Nur so kann Diskriminierung, Ausgrenzung und Vorurteilen entgegengewirkt werden.

Ich hoffe deshalb sehr, dass ich in meinem Oritierungspraktikum die Möglichkeit bekomme Inklusion besser kennenzulernen. Da ich Inklusion noch eher zwiegespalten gegenüberstehe, bin ich gespannt, ob mir die Bremer Schulen das Gegenteil beweisen. Deshalb möchte ich in meinem Praktikum darauf achten, wie SuS mit einer Einschränkung gefördert werden und ob diese in ihrem eigenen Lerntempo arbeiten können. Auch wie die Lehrer mit SuS, die einen Förderbedarf haben, umgehen und ob sie genügend Unterstützung in ihrem Unterricht erhalten oder ob Inklusion vielleicht auch von einer Lehrkraft geleistet werden kann.

Seiteneinsteiger: Deutsch als Fremdsprache

In der letzten BAUMHET Vorlesung wurde über das Thema Deutsch als Fremdsprache gesprochen. Der Schwerpunkt wurde hierbei auf SuS gelegt, die als „Seiteneinsteiger“ in die Regelklassen überführt werden sollen.
Als Seiteneinsteiger bezeichnet man Kinder, die neuzugewandert sind, und nur über geringe oder auch keine Deutschkenntnisse verfügen. Zu diesen Kindern gehören nicht nur ausschließlich geflüchtete Kinder sondern auch Kinder, die neu nach Deutschland zugezogen sind.
Die nicht ausreichenden Sprachkenntnisse stellen für die Kinder eine große Hürde innerhalb der Schule dar. Denn sie müssen nicht nur ein neues Land kennenlernen, sondern sich auch im Alltag mit einer neuen Sprache oder sogar einer komplett neuen Alphabetisierung auseinandersetzten. Diese Kenntnisse müssen Seiteneinsteiger erlernen, um am Regelunterricht teilnehmen zu können, denn jedes Kind unterliegt unabhängig vom Aufenthaltsstatus in Deutschland der Schulpflicht. Um einen schonenden und vor allem einen erfolgreichen Übergang in die Regelklassen zu gewährleisten, gibt es in Bremen das Konzept der Vorkurse. In diesen Kursen stehen die Sprachförderung und die Integration ins Bildungssystem von Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteigern im Mittelpunkt. Langfristig sollen die SuS schnellst möglich in die Regelklasse überführt werden, um gleichberechtigt am Schulunterricht teilzunehmen. Die Vorkurse sind auf ein Jahr ausgelegt und sollen die Seiteneinsteiger auf ein produktives (A2) und rezeptives (B2) Sprachniveau bringen.

Ich besuchte ein Gymnasium in Lübeck und kann somit nicht von meinen Erfahrungen innerhalb des Bremerschulsystems sprechen. Auch kam ich innerhalb meiner Schullaufbahn nur einmal mit einer Seiteneinsteigerin in Berührung und kann somit kaum etwas über Praxiserfahrungen sagen. Die Mitschülerin stammte ursprüngliche aus dem Irak und verfügte über nur geringe Sprachkenntnisse. Ich habe nicht mitbekommen, ob sie einen speziellen Vorkurs besuchte, denn an meiner Schule gab es keine speziellen Klassen oder Vorkurse. Ihre Sprachkenntnisse waren so gering, dass sie eigentlich nicht am Regelunterricht ernsthaft teilnehmen konnte. Nur in den Unterrichtsfächern Sport oder Kunst konnte sie aktiv teilnehmen. Meine Lehrer haben mehr oder weniger versucht mit Binnendifferenzierung ihren Nachteil innerhalb der Klasse auszugleichen, dazu haben sie ihr leichtere oder auf sie zugeschnittene Aufgaben gegeben. Allerdings schienen auch meine Lehrer nur wenig Erfahrung mit dem Umgang von Seiteneinsteigern zu haben.
Ihre Sprachkenntnisse wurden zwar mit der Zeit ein wenig besser, aber insbesondere das Lesen viel ihr ausgesprochen schwer. Die bevorstehende Versetzung in die Oberstufe ist schlussendlich nicht gelungen. Sie war genau ein Jahr in meiner Regelklasse, doch dieser Zeitraum war zu gering, um ihre Sprachkenntnisse auf Abiturniveau zu verbessern und sie musste ihre Schullaufbahn auf einer anderen Schule fortsetzen. Ich hätte mir für sie einen Vorkurs gewünscht, da sie durch die mangelnden Sprachkenntnissen kaum mit uns gesprochen hat.

Eines meiner späteren Unterrichtsfächer wird Kunst sein. Wie oben schon erwähnt, fiel es der Seiteneinsteigerin in meiner Schullaufbahn leichter am Kunstunterricht teilzunehmen als zum Beispiel am Deutschunterricht. Hier sehe ich eine Chance Unsicherheit abzubauen und eine bessere Integration in die Regelklasse zu schaffen. Da die Lese-, Schreib- und Sprachkompetenz hier nicht im Vordergrund steht, sondern sich auf einer anderen Ebene, einer kreativen Ebene, auszudrücken. Hierzu könnte ich mir vorstellen, dass innerhalb von dreier Gruppen ein Standbild mit dem Thema „Zusammenhalt“ entwickelt wird. Dieses Standbild wird fotografiert und jeder soll danach sich selber als Draht und Gipsfigur gestalten. Nach der Gestaltungsphase können die Figuren wieder zusammengestellt werden und sollen zum Schuss die Stellung des fotografierten Standbildes ergeben. Ich finde an dieser Aufgabe gut, dass auch ohne spezielle extra Aufgaben alle SuS in der Klasse gleichermaßen zusammenarbeiten können.
Um ein Verständigungsproblem der Aufgabe vorzubeugen, könnte man einen leichteren Aufgabentext für die Seiteneinsteiger austeilen. Jedoch geht es mir darum das Regelschüler sich Seiteneinsteigern annehmen und ihnen gegebenenfalls die Aufgabenstellung versuchen auch mündlich zu erklären. Mir geht es darum, dass die SuS miteinander sprechen, sich Gedanken zu dem Thema „Zusammenhalt“ machen und sich als Team innerhalb der Klasse fühlen. Seiteneinsteiger sollen gezielt zum Sprechen kommen, um ihre Sprachkenntnisse zu verbessern.

Heterogenität in den Naturwissenschaften

In der vierten Vorlesung wurden empirische Forschungen zum Thema „Heterogenität im naturwissenschaftlichen Unterricht“ behandelt. Denn SuS verfügen über unterschiedliche Wissensstände und lernen unterschiedlich gerne bzw. schnell. Dabei hängt der Lernerfolg nicht nur mit der Lernlust zusammen sondern auch mit der Gestaltung des Unterrichtes.
Nicht jeder Schüler kann mit jedem Thema oder jeder Aufgabe gleich schnell etwas anfangen.
Somit entstehen oft Leistungsunterschiede zwischen den SuS.
Wie kann man auf diese Leistungsunterschiede reagieren und den Unterricht entsprechend gestalten ?

In einer fiktiven Schulkonferenz wird genau dieses Thema besprochen.
Dabei gilt es herauszufinden, welche Maßnahmen getroffen werden können, um die Schüler besser zu fordern und zu fördern.
Ein Kollege meldet sich zu Wort und spricht dabei das zentrale Thema an und zwar die unterschiedlichen Leistungsunterschiede zwischen den SuS. Er hat die Idee, die SuS in Leistungsgruppen einzuteilen, um eine homologe Gruppe zu bilden und somit das Leistungsniveau an die Gruppen anzupassen.
Aber ist diese Maßnahme sinnvoll ?
Nein, denn es ist empirisch bewiesen, dass leistungsstärkere Schüler nur geringfügig davon profitieren, in einer homologen Gruppe zu arbeiten. Jedoch hat eine homologe Gruppe bei leistungsschwächeren SuS eine sehr negative Auswirkung.

Die Konferenz tagt weiter. Nun wird über die Aufbereitung der Unterrichtsthemen gesprochen. Eine Lehrerin beklagt sich über die letzte Klausur. Der Klassendurchschnitt war wider erwartend niedrig. Obwohl sie das Hauptthema doch auf das in der Klasse durchgeführte Experiment gelegt hatte. Jeder SuS hat sich am Experiment beteiligt, sie versteht nicht, warum das Thema anscheinend nicht verstanden wurde.
Was ist nun besser ? SuS selber experimentieren lassen oder doch selber vorne das Experiment demonstrieren ?
Auch hierzu wurden empirische Forschungen betrieben. Diese zeigten, dass SuS zwar die Technik des Experimentierens lernen, jedoch mehr auf die Aufgabenstellung und Ausführung fokussiert sind. Dabei spielt das Verständnis und der Grund hinter dem Experiment eine untergeordnete Rolle. Das eigene Mitdenken und Hinterfragen ist beim Verständnis eines Themenkomplexes von großer Bedeutung. Hierzu müsste man das Experiment entsprechend aufbereiten, um die Schüler zum Mitdenken anzuregen.

Aber welches Konzept könnte nun wirklich sinnvoll sein ?

Meine Mathelehrerin hatte zu diesem Thema eine gute Idee. Nachdem wir Aufgaben bekommen und bearbeitet hatten, wurden wir in Gruppen eingeteilt. Dabei hat sie versucht, möglichst kleine heterogene Arbeitsgruppen zu bilden. Diese Gruppen bestanden maximal aus drei bis vier Personen. Dann sollten die Ergebnisse untereinander besprochen werden. Eine dieser Personen konnte besonders gut das zu behandelnde Thema und hatte indirekt den Auftrag, bei Verständnisproblemen die Aufgabe zu erklären.
Zum einen profitieren diese „leistungsstärkeren“ SuS davon, dass sie ihr Wissen durch das Erklären weiter vertiefen konnten. Außerdem erkannten sie, in welchen Bereichen sie doch noch Wissenslücken hatten. Lernen durch Lehren ist hier das Stichwort.
Zum anderen konnten sich die „leistungsschwächeren“ SuS mit ihren Mitschülern austauschen und den Themenkomplex durch eine andere Wortwahl besser verstehen. Denn zum Teil konnten viele SuS mit Fachbegriffen in den Lehrbüchern wenig anfangen und es fiel ihnen schwer, den Rechenschritten sowie Anleitungen zu folgen und diese auch zu verstehen.
Diese heterogene Gruppenarbeit zeigt, dass jeder SuS davon profitieren kann und es somit keine homologe Gruppen braucht, um gute Lernerfolge zu erzielen. Dabei ist es meiner Meinung nach aber wichtig, wirklich kleine Lerngruppen zu bilden, damit jeder Schüler zu Wort kommen kann und dieses Lernangebot annimmt.

Auf die Behauptung: „Gesamtschulen sind ja immer mal wieder der letzte Trend, ob wir sie nun Oberschulen nennen oder Sekundarschulen, die Idee ist doch dieselbe. Alle werden gemeinsam unterrichtet, was für eine Ideologie. Dabei zeigt doch die empirische Forschung klar, dass das Gymnasium nur von den besten SuS besucht werden sollte. Die schlechten fühlen sich hier doch viel zu schnell überfordert und das frustriert sie so sehr, dass sie vollkommen abschalten.“ würde ich deshalb antworten, dass empirisch bewiesen ist, das leistungsschwache SuS von leistungsstarken SuS profitieren, aber auch umgekehrt können leistungsstarke durch das Erklären ihr Wissen noch weiter erweitern. Außerdem wird in einer heterogenen Klasse nicht nur das Lernen sondern auch die Sozialkompetenz gefördert.
Ich stimme zu, dass Schüler, die im Unterricht nicht mitkommen, eher dazu neigen, „abzuschalten“ oder frustriert zu sein. Aber dieses „Abschalten“ kann man durch ein entsprechendes Unterrichtsangebot entgegenwirken.

Eine Aufgabe in gestaffelten Schwierigkeitsgraden könnte wie folgt aussehen.
In meinem Schulfach Biologie werden oft komplexe ineinandergreifende Systeme oder Abläufe besprochen. Viele SuS hatten zu meiner früheren Schulzeit Schwierigkeiten, bestimmte Texte und Sachzusammenhänge zu verstehen.
Ich würde vorerst einen Text austeilen, der komplexer gestaltet ist. Jedoch würde ich, wenn jemanden den Text zu schwierig findet, einen zweiten leichteren Text zum Verständnis zur Verfügung stellen.
Im Anschluss wäre es mir wichtig, dass die Schüler sich in Gruppen austauschen und gegebenenfalls Verständnisfragen untereinander klären können, diese Maßnahme wäre die dritte Staffelung.
In heterogenen Gruppen sollen die SuS ihre Ergebnisse zusammentragen und in einer Grafik die einzelnen Schritte darstellen und erläutern.

Soziokulturelle Heterogenität

In der letzten Vorlesung wurde das Thema soziokulturelle Heterogenität besonders im Bezug auf Migration behandelt. Denn Migration ist ein Teil von Deutschland. Geschichtlich gesehen, gab es immer wieder Zuwanderung und immer wieder kam die Angst nach Identitätsverlust und zu großer Belastung für Gesellschaft und Politik auf. In der jüngsten Vergangenheit haben sich diese Ängste nie bestätigt. Im Gegenteil gab es viele positive Auswirkungen. Auch die momentane Schullandschaft wäre eine ganz andere ohne Migration.

Doch damit alle von Migration profitieren, bedarf es einer guten Integration. Diese Herausforderung anzunehmen, ist eine zentrale Schlüsselqualifikation, denn Deutschland ist vielfältig und Vielfalt bedeutet nicht etwas negatives, sondern bietet mehr Möglichkeiten und Chancen für jeden von uns.

Auf meiner Schule waren kaum Mitschüler mit Migrationshintergrund und wenn, dann wurden sie schon in Deutschland geboren und Deutsch war von Anfang an ihre Muttersprache.
Ich habe nur einmal die Erfahrung gemacht, dass eine neue Mitschülerin in die Klasse kam, die kein Deutsch sprechen konnte. Nach dem Prinzip „swim or sink“ wurde sie ohne Vorkurs in unsere Regelklasse gesteckt.
Ich kann leider nicht sagen, in wie weit sie Unterstützung von Außen bekam oder ob sie privat in Sprachkurse ging. Aber nach meinen Beobachtungen hatte sie sehr große Schwierigkeiten, am Unterricht wirklich teilzunehmen. Lediglich in Unterrichtseinheiten, bei denen kaum komplexe Sachverhalte erarbeitet wurden, konnte sie aktiv teilnehmen. Die bestehende Sprachbarriere machte es kaum möglich, ein Gespräch mit ihr anzufangen. Zu dem merkte man ihr an, dass sie sehr unsicher war und Angst hatte etwas Falsches zu sagen, was dazu führte, dass sie gar nichts mehr sagte. Erschwerend kam noch hinzu, dass keiner meiner Mitschüler ihre Muttersprache sprechen konnte. Ich glaube, sie hat sich damals sehr alleine und unwohl gefühlt. Auch die Lehrer waren anscheinend mit der Situation sehr überfordert, da sie nicht so recht wussten, wie sie die Schülerin fördern können, wenn beide Seiten den anderen nur schwer verstanden. Zum Ende hin hat sie die Schule verlassen.
Wenn ich diesen Fall der Ausländer-, Interkulturellen oder Antirassistischen Pädagogik zuordnen müsste, würde ich sagen, dass das ein Beispiel für Ausländerpädagogik ist. Es wurde zwar nicht in Form von Sprachkursen oder einer speziellen Klasse auf pädagogischen Wege gearbeitet, aber das Ziel möglichst eine Homogenität herzustellen oder „wieder“ herzustellen, stand hierbei wohl im Vordergrund.
In diesem Fall wäre eine Vorklasse meines Erachtens das Beste gewesen. Zum einen, um mit gleichgesinnten die Sprache zu lernen und keine Angst haben zu müssen etwas falsch zu machen, zum anderen wäre es ihr bestimmt so auch leichter gefallen, erste Freundschaften zu knüpfen.
Ich glaube, eine Hybridversion von Vorklasse und Regelklasse ist ein guter Weg, um individuell zu fördern, aber auch mit Mitschülern in Kontakt zu treten, die schon länger im Land wohnen.

Ein weiteres sehr verbreitetes Problem sind Vorurteile gegenüber Menschen mit Migrationshintergrund. Durch Projekte, Kommunikation und dem Auseinandersetzen mit interkultureller Heterogenität kann man diese Vorurteile effektiv abbauen.
Meine Schule hat in diesem Zusammenhang ein schönes Projekt ins Leben gerufen.
Aus über zehn Ländern kommen jedes Jahr Schüler und Schülerinnen, um bei Munol (Model United Nations of Lübeck) teilzunehmen. Aus der Türkei, Schweden, Taiwan, China und vielen anderen Ländern reisen die Schüler an und werden von Gastfamilien aufgenommen. Sehr oft nehmen die Kinder dieser Gastfamilie selbst an Munol teil.
Üblicherweise dauert Munol eine Woche. Das Ziel ist es die UN-Mitgliedsstaaten zu repräsentieren und politische Themen zu diskutieren. Nach jedem Tag gibt es weitere Veranstaltungen und Partys, bei denen die Teilnehmer aktiv auch über private und kulturelle Themen sprechen. Auch als nicht teilnehmende Person spürt man während dieser Tage, wie viel Spaß dieses Projekt den Schülern macht und das viele neue Freundschaften dadurch entstanden sind.
Jeder nimmt nur positive Erfahrungen bei dieser soziokulturellen bzw. interkulturellen Begegnung mit.
Dieses würde ich sagen, ist ein Beispiel für Interkultureller Pädagogik, denn es kommt hierbei zu interkulturellen Dialogen zwischen den Schülern und schafft das Bewusstsein von einer heterogenen Gesellschaft.
Dieses Beispiel zeigt, dass ständiger Austausch und Kommunikation zwischen Schülern und Lehrern sehr wichtig ist, um mit interkultureller Heterogenität umzugehen und Vorurteile abzubauen.
Aus diesem Grund sollten Freiräume in der Schule geschaffen werden, um einen intensiven kulturellen Austausch zu ermöglichen. Mein Vorschlag wäre eine eigene „Klassenstunde“ einzuführen, die sich mit solchen Themen befasst und somit den Klassenzusammenhalt stärkt. Auch Projekttage wie z.B. Munol könnten vielleicht veranstaltet werden, um sich mit Migration und Heterogenität intensiv auseinander zu setzten.

Wir, als angehende Lehrer, haben die Möglichkeit solche Formen des Austausches in einem geschütztem Rahmen zu integrieren bzw. zu ermöglichen.
Aus diesem Grund möchte ich bei meinem nächsten Praktikum darauf achten, ob und wie Lehrer Rahmen des interkulturellen Austausches schaffen und in ihrem Unterricht miteinbeziehen. Außerdem möchte ich einen besonderen Augenmerk darauflegen, wie viel Rassismus oder Vorurteile in den Schulklassen vorherrschen und in wie weit Schüler mit Migrationshintergrund in den Schulklassen integriert sind.

Spannungsfeld: „Schulklasse“ – Wie können wir mit Heterogenität umgehen ?

Heterogenität in den Schulen und in Schulklassen ist allgegenwertig, denn jeder Mensch ist anders, auch wenn sich die Schüler in vielen Dingen ähneln z.B. Alter, Jahrgangsstufe, Schulform etc..

Jeder Mensch hat eine andere Persönlichkeit, andere Erfahrungen, Herkunft, Erziehung, Sprache, eigene Fähigkeiten, Bildungsgrad und Religion. 

Diese Unterschiede lassen ein Spannungsfeld entstehen. Es kann hierbei zu homologen Gruppenbildungen, Ausgrenzungen und Diskriminierungen kommen. Dieses Spannungsfeld stellt eine Herausforderung dar, die man durch Homogenisierung z.B. speziellen Schulformen/Klassen, einheitlichem Schulalter etc. zu entspannen versucht. Doch laut dem AGG dem Antidiskriminierungsgesetz, haben alle ein Recht auf Gleichberechtigung.

Mit Heterogenität umzugehen, schafft man nur, wenn man untereinander Akzeptanz gegenüber Andersartigkeit schafft, Chancengleichheit herstellt und versucht jeden individuell zu fördern.

Aus meiner Schulzeit kann ich zwei Beispiele für dieses Spannungsfeld heranziehen. Zuerst gebe ich ein Beispiel für persönliche und körperliche Fähigkeiten. Ich hatte in meiner Klasse ein Mädchen, welches im Rollstuhl saß und sonst körperlich aber nicht geistig eingeschränkt war. Sie bekam eine persönliche Hilfe, die Tafelbilder für sie abschrieb und sie bei den Aufgabenstellungen unterstützte. Außerdem herhielt sie in Klassenarbeiten immer mehr Zeit als die anderen Mitschülern, was oft zu Neid führte. Viele sahen darin eine Bevorzugung und hatten das Gefühl, dass sie besser benotet wird als die anderen. Diese Vorurteile wurden von Seiten der Lehrer nie ausgeräumt, sondern eher noch bestärkt, wenn sie weniger Hausaufgaben machen musste und mehr persönliche Unterstützung bekam.

Das zweite Beispiel kennen wahrscheinlich viele und zwar eine starke Gruppenbildung innerhalb einer Klasse, bei der Personen einfach nicht „dazu“ gehören und das aus verschiedenen Gründen. Sei es, weil sie unsportlich sind, einen Migrationshintergrund haben, Schwierigkeiten mit der Sprache oder Leistungsschwächer sind.

Beobachtungsaufträge könnten sein: “ Wie entsteht eine Gruppe ? Welche Faktoren schaffen ein Zusammengehörigkeitsgefühl ? Werden bestimmte Personen ausgegrenzt ? Wenn ja, woran könnte das liegen? Wo liegen die Probleme? Wie kann man sie lösen? Wie schaffe ich es als Lehrer, den Schülern das Gefühl zugeben, dass alle gleich behandelt werden, aber trotzdem Schüler mehr zu unterstützen, die meine Unterstützung auch mehr benötigen ?“

Ich kenne außer den klassischen inklusiven Schulen kein weiteres Schulmodell, welches sich mit der Heterogenität in Schulen explizit auseinandersetzt, trotzdem möchte ich zu den Schwierigkeiten und möglichen Lösungen ein paar Worte verlieren:

Meines Erachtens ist der Umgang mit Heterogenität und somit das lockern des Spannungsfeldes in einer Schulklasse nur möglich, wenn Schulklasse, Lehrer, aber auch Eltern eng miteinander zusammenarbeiten. Dabei ist es wichtig, ausgebildete Lehrkräfte zu haben, die mit Vielfalt umgehen können. Außerdem sollte eine Klasse nicht nur von einem Lehrer, sondern von mehreren betreut werden, um die große Spanne von Bildungsunterschieden gerecht für jeden Schüler zu überbrücken und ein eigenes Lerntempo zu ermöglichen. Genauso sollte der Schulklassenzusammenhalt durch Übungen und vielleicht einer eigenen Lerneinheit gestärkt werden. Die Schüler sollten hierbei in Kontakt treten, kommunizieren und Akzeptanz gegenüber anderen Meinungen, Erfahrungen und Vorstellungen entwickeln, um somit zusammen Lösungsansetzen zu entwickeln, aber auch Kompromisse einzugehen.

Das setzt eine große Umstellung in unserem Bildungssystem voraus. Diese Umstellung ist ein Prozess und kann nicht von heute auf morgen geschehen.

Unsere Motivation sollte dabei sein, dass es unsere Verantwortung und Pflicht ist, der zukünftigen neuen Erwachsenengeneration beizubringen „Brücken zu bauen“ und somit mehr Akzeptanz zu schaffen.

 

 

 

 

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