Soziokulturelle Heterogenität_RV02

Von den drei Konzepten, die während der Vorlesung erläutert wurden, die Ausländerpädagogik, die interkulturelle Pädagogik und die antirassistische Pädagogik, habe ich bis jetzt an den Schulen leider nur die Ausländerpädagogik beobachten können. Die entsprechenden Schüler_innen wurden während des Unterrichts in Sprachkurse geschickt, welche sie nicht gerne besuchten. Ein Junge hatte sich beklagt, dass die Kurse meist während des Matheunterrichts stattfanden, bei dem er gerne dabei gewesen wäre. Als Kompensation wurde mit den Sprachkurskindern Mathematik während des Deutschunterrichts gemacht, die Kinder nahmen also kaum bis gar nicht am regulären Deutschunterricht teil und nahmen sich selbst als eine abgesonderte Gruppe wahr, dementsprechend war auch die Motivation niedrig die Sprache zu lernen. „Die signifikant geringsten Lernfortschritte in Deutsch werden von Kindern mit Migrationshintergrund in Förderschulklassen [eine Steigerung der Exklusion der Kinder gegenüber meines zuvor genannten Beispiels] erzielt“ (Textor 2015, S. 73, vgl. nach Haeberlin 2002). Die sprachliche Barriere wurde als ein Defizit gesehen, dass es schnell zu beheben galt, somit wurde in den Klassen eine künstlich-homogene Gruppe geschaffen, was für keine Gruppe von Nutzen war, im Gegenteil. Ein Kulturaustausch ist hier gewünscht und gefordert, damit die Kinder Spaß am Lernen einer Sprache haben und ein selbstverständlicher Teil des Klassenverbandes werden und sind.

Die Schüler_innen, die die Sprachkurse und die Regelklasse besuchen, waren zuvor in einem der sogenannten Vorkurse, damit ließe sich das der Hybrid Variante der schulischen Integration von nicht deutschsprachigen SuS zuordnen.

Als Beobachtungsaufgabe könnte man sich die Frage stellen, wie die drei Varianten: Swim or sink, exklusiv unterrichtete, separaten Klassen und Hybrid in den Klassenalltag einbinden und auf die jeweiligen SuS einen negativen oder positiven Einfluss haben. Dazu müssten mehrere Einzelfallbeobachtungen erfolgen und mit Interviews der SuS gestützt werden.

Schule und Unterricht bedarf in Deutschland einer Umstrukturierung und Anpassung an sozioökonomischen und politischen Bedingungen. So sind die Schulen mit wenig Ressourcen ausgestattet. Eines ist aber relativ offensichtlich geworden, eine Exklusion mit einer einhergehenden negativen Auffassung des nicht-beherrschens einer Sprache arbeiten gegen einen inklusiven Zusammenhalt und Heterogenität. Kulturelle Offenheit, Gespräche, also ein allgemeiner Austausch aller Parteien, sollte stattfinden, nicht nur hinsichtlich von sprachlichen Barrieren, dieser Kontext muss auf so viel mehr Bereiche angewandt werden: Gender, Schicht, Beeinträchtigung etc.

Das Spannungsfeld von Heterogenität und Homogenität_RV01

Vielfalt innerhalb einer Lerngruppe stellt für Lehrende eine Herausforderung dar. Jedes Individuum muss kognitiv und persönlich an der Stelle abgeholt werden, wo es sich befindet und gefördert werden. „[…] die Individualität der Schülerinnen und Schüler wird ernstgenommen, sodass von einer natürlichen Heterogenität der Gruppe ausgegangen wird […]“ (Textor 2015, S. 128). Die Umsetzung dieses präzisen Balanceaktes wäre der Idealfall von Unterricht und Schule, jedoch kommt es häufig vor, dass das Gegenteil, also eine Tendenz zur Homogenität, sei sie bewusst oder unbewusst, herrscht („Wir-Gruppenbildung“ vs. „Bündnisbildungen“, Bauriedl 1985, S. 135). Dabei bilden sich Lehrende (oft unbewusst) eine Norm in ihrem Kopf, die als Normalzustand gewertet wird. Ein Beispiel hierfür wäre, dass alle Kinder in einer bestimmten Zeiteinheit ein Arbeitsblatt zu bearbeiten haben, alle Kinder, die dies nicht leisten können, weisen ein Defizit auf. Verzögertes Arbeitstempo kann demnach als Leistungsschwäche empfunden werden und sorgt dafür, dass die Lehrenden (auch wenn die Intention gut ist) ihre Schüler_innen schnell an den größeren Teil der Arbeitsgruppe anpassen wollen und somit implizit eine homogene Lerngruppe erschaffen. Dabei ist in den allgemeinen Bestimmungen zum Auftrag der Schule inklusives (also damit verbunden auch heterogenes) lernen niedergeschrieben und somit gesetzlich einzuhalten.

In zwei Praktika konnte ich unterschiedliche Umgänge mit Heterogenität beobachten. In einer Klasse sollten die Schüler_innen alle die gleichen Arbeitsblätter bearbeiten. Zunächst gab es eine Einheit, in der der/die Lehrer_in das Thema erklärt hat, anschließend wurden zwei Seiten im Heft bearbeitet. In der zweiten Schule hab es mehrere Hefte, die es zu bearbeiten galt, in dem die Kinder nach ihrem Tempo arbeiten konnten. Sie bekam einen Wochenplan, der abgearbeitet werden musste. Zwischendurch gab es Erklärungen von der Lehrkraft.

In der Schule ist es wichtig alle Schüler_innen im Unterricht mitzunehmen, damit alle Kinder schulische Erfolgserlebnisse spüren können und Freude am Lernen und entdecken haben. Demnach sollte die Lehrkraft vermeiden eine künstlich-homogene Gruppe zu erschaffen. Die verschiedenen Vorgehensweisen der Lehrkraft könnten beobachtet werden, dabei kann man sich auf bestimmte Einheiten fokussieren, beispielsweise die Durchführung des Unterrichts oder andere Faktoren wie die Sitzordnung.