Beobachtungsprotokoll Zugfahrt in die Heimat

Datum: 10.11.2023, Freitagmittag

Dauer: 11:55 Uhr bis 13:38 Uhr

Ort : IC 2432 nach Norddeich Mole, von Bremen Hbf bis Emden Hbf

 

Beobachtungsprotokoll

Der Zug kommt mit etwa 5 min Verspätung im Bremer Hauptbahnhof zum stehen. Es ist kalt, dunkel und voller Menschen. Ein Waggon des Zuges ist gesperrt, somit sind auch 2 Türen des Zuges nicht benutzbar und nun häufen sich die Menschen vor den funktionierenden Türen.

Im Zug angekommen ist es beengend voll, ich habe Glück und bekomme noch einen Sitzplatz neben einem Mädchen in meinem Alter. Sie hat ihren Laptop aufgeklappt und scheint an einer Präsentation zu arbeiten, vermutlich ist sie auch Studentin. Das Licht in dem Zug ist leicht orange und das graue Wetter von draußen trägt zu einer unbequemen Atmosphäre bei. Nachdem ich meine Jacke ausgezogen habe und es mir so bequem wie gemacht habe, wandert mein Blick durch den Wagon.

Sofort fallen mir zwei junge Männer in einem 4er auf, sie unterhalten sich lauthals und haben jeder eine Bierflasche der Marke „Astra“ vor sich stehen. Einen von beiden kann ich nur von hinten sehen, der andere schaut quasi direkt zu mir rüber. Er hat lichtes, braunes Haar und eine Sweatjacke an. Genau kann ich ihrem Gespräch nicht folgen, allerdings wird klar das sie sich am Abend noch mit alten Freunden treffen wollen. Die beiden haben sich auf den 4 Sitzen ausgebreitet, rings um sie sind Rucksäcke und Jacken verteilt, obwohl der Zug so voll ist, hat sich kein weiterer Passagier zu ihnen gesetzt, wahrscheinlich weil die beiden sichtlich alkoholisiert sind.

Der Zug hält immer mal wieder in kleineren Städten, ein paar Menschen steigen aus, ein paar ein. Kurz vor Oldenburg geht das große Getümmel im Zug wieder los. Menschen packen ihre Laptops, Wasserflaschen, Bücher und sonstige Dinge in Taschen, Rucksäcke und Koffer. Jacken werden angezogen und man könnte meinen, es ginge darum „wer schafft es hier schneller raus“. Auch die beiden jungen Männer packen ihre Sachen wieder ein, die Bierflaschen lassen sie natürlich auf dem Tisch des 4ers stehen. Ich hatte die Hoffnung ab Oldenburg würde sich der Zug leeren, so hatte ich es schon oft erlebt. Nicht so heute, auch in Oldenburg stiegen wieder unzählige Menschen in den Zug ein.

Da wären zum Beispiel zwei junge Mädchen, die zusammen in den Zug einsteigen und sich nebeneinander setzen, aber nicht miteinander sprechen. Keine der beiden zog ihre Jacke aus, daraus konnte ich bereits deuten, dass sie nicht lange im Zug bleiben würden. Hin und wieder zeigt die eine von beiden der anderen etwas auf dem Handy, nach kurzer Zeit stiegen beide in Augustfehn aus. Oder ein älteres Ehepaar, was etwas gestresst und ängstlich wirkt, vermutlich fahren sie nicht häufig mit dem Zug. Aus kurzen Gesprächen kann ich entnehmen, das der Mann Jürgen heißt. Beide sind sehr unauffällig gekleidet in dunklen Steppjacken und nachdem sie sich gesetzt haben, verhalten sie sich ruhig.

Je länger ich mir die verschiedenen Menschen im Zug anschaue, wird mir bewusst wie doch jeder einzelne von ihnen ein eigenes, komplexes Leben führt. Sie alle haben eine Familie, Freunde, eine Job oder auch keinen Job; eigene Probleme und Konflikte im Leben.

Der Zug trifft in Emden mit mittlerweile 20 min Verspätung ein, ich nehme meine Sachen und verlasse somit das Feld meiner Beobachtung.

Malin R.


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