Ich weiß nicht wie man Wäsche wäscht

 

Ich weiß nicht wie man Wäsche wäscht. Als Kind wollte ich es nie lernen, weil das bedeuten würde, dass ich die tatsächlich selbst waschen muss. Ich hab nie wahrnehmen wollen, dass ich es irgendwann lernen werde, weil ich es lernen muss. Aber irgendwann musste ich es lernen ob ich wollte oder nicht. Aber es war nichts schlimmes mehr, nichts einschüchterndes und nichts wovor ich mich noch sträuben würde.

Wäsche waschen erinnert mich jetzt auch daran wie ich als Kind tausende male voller Schlamm, Dreck und Wasser nach Hause gekommen bin, mich umgezogen habe und am nächsten Tag wie auf magische Weise meine dreckigen Klamotten wieder sauber und warm waren. Jetzt weiß ich es war sicher keine Magie, sondern meine Mutter die an ihrem freien Nachmittag die Wäsche gewaschen, getrocknet und dann gefaltet hat.

Jetzt erinnert es mich an das erste mal Wäsche waschen, als ich gerade 18 geworden bin, mit meinen Freunden in Irland gelebt habe und wir uns alle unsere Pullis kaputt gewaschen haben, nachdem wir uns nicht mehr davor drücken konnten. Als die Waschmaschine fertig war, waren sie mindestens zwei Nummern größer und die Wolle war hart und dünn. Wir haben der Waschmaschine die Schuld gegeben, denn in Irland ist sie sicher anders als Zuhause, das Wasser ist chlorig, die Bedienungsanleitung auf Englisch und der Strom wird ganz anders verteilt. Es lag wahrscheinlich doch daran, dass keiner von uns tatsächlich Wäsche waschen konnte aber wir waren zu stolz es zuzugeben, denn die Waschmaschine konnte sowieso nicht kontern.

Jetzt erinnert mich Wäsche waschen daran, wie ich vor nicht mal einem Monat im Badezimmer meiner Freunde stand und die sich immer drehende Waschmaschine angeschaut habe. Vor einem Jahr wussten sie nicht wie man Wäsche wäscht, plötzlich stehe ich vor ihrer ersten eigenen Waschmaschine, in ihrer ersten eigenen Wohnung, mit einer neuen Postleitzahl, in einem anderen weit entfernten Bundesland.

Jetzt öffnen sie die Waschmaschine und ihre Pullis sehen noch aus wie vorher, die Waschmaschine ist nicht mehr Schuld, weil sie es jetzt wissen wie man Wäsche wäscht und es gehört zu ihrer neuen Routine.

Ich weiß jetzt auch wie man Wäsche wäscht und mittlerweile tue ich es wirklich gerne.

 

 


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Eine Antwort zu „Ich weiß nicht wie man Wäsche wäscht“

  1. Avatar von Liva
    Liva

    Hi Milla,

    Ich habe deinen ersten Blogeintrag gelesen und will dir eine kleine Rückmeldung geben 🙂

    Der Text war für mich einfach und schnell zu lesen. Die bildhafte Sprache und die Beispiele haben den Text für mich lebendig gemacht und gleich eine Brücke zwischen mir und den beschriebenen Erinnerungen gebaut. Es war einfach nachzuvollziehen was du rüberbringen möchtest und durch die sinnbildlichen Adjektive schon fast erfühlbar. Die Absätze haben dies noch erleichtert.

    Zwischendurch gab es ein paar Wiederholungen am Satzanfang (`Aber´ am Anfang,`Jetzt´ zum Absatzanfang), was für mich schnell eine eintönige Wirkung hat. Stattdessen könntest du andere Wörter benutzen (zB Synonyme googlen) oder den Satz umstellen. Du könntest zum Beispiel auch das Aber ganz weglassen und ein wenig mit deiner Wortwahl spielen um Abwechslung reinzubringen. Ausserdem gibt es viele lange Sätze. Dort könntest du zum Beispiel öfter einen Punkt setzen. Lange Sätze können auf jeden Fall auch ihre Qualität haben! Aus meiner Sicht ist es hier passend manche ein wenig zu teilen.

    Vor allem die Schilderung der Situation in Irland hat sich positiv und bildlich eingeprägt. Deine ehrliche und lustige Beschreibung hat ein leichtes Gefühl bei mir ausgelöst. Ein so simples Thema, bei dem viele Menschen anknüpfen können hast du meiner Meinung nach mit Humor rübergebracht.
    Inhaltlich war der Text für mich eine kleine Reise durch die Zeit. Ich hätte es interessant gefunden, wie es bei dir dazu gekommen ist, dass du jetzt Wäsche waschen kannst. Vor allem weil der Titel damit ja plötzlich widerlegt wurde 🙂
    Eine Inhaltliche Frage hab ich: können deine Freunde nun Wäsche waschen oder nicht? Das `die Pullis sehen aus wie vorher´ klingt als seien sie noch schmutzig. Die Wortwahl ist da für mich etwas irreführend. Wahrscheinlich geht es darum, dass die Größe und Stoffbeschaffenheit noch die selbe ist, oder? 😀 Auch das Wort wahrnehmen hat mich etwas verwirrt, wahrscheinlich meintest du `wahrhaben´?

    Alles in einem hat dein Text meiner Meinung nach einen guten Rahmen und Fokus. Ich mag es dass er simpel gehalten ist und lustig geschrieben. Das hat auf mich eine nüchterne und erfrischende Wirkung. Ein Faden zieht sich durch den Text und du bleibst beim Thema. Gleichzeitig kann so ein still auch schnell eintönig sein, weshalb du Üben könntest deine Sätze abwechselnd zu strukturieren und zu viele Dopplungen zu vermeiden. Der Titel ist catchey und verwirrend, was ich bewusst gewählt stimmig finde! 🙂 Lebendige Bilder wurden bei mir schnell erzeugt. Das find ich toll! Ich hab einen kleinen lebhaften Einblick in deine Welt bekommen.

    Viel Spaß beim weiter schreiben und erforschen 🙂

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