RV12 – Prof. Dr. Christine Knipping: Mathematische Leistungsunterschiede

I.

Ja, die Unterschiede der Mathematischen Leistungen ist ein Grund zur Sorge, da bei einem Viertel der 15-Jährigen die Bewältigung der Kompetenzstufe I nicht mehr vorauszusetzen ist, wie PISA-Ergebnisse gezeigt haben. Bei dieser Gruppe kann man schon nicht mehr davon ausgehen, dass ihr Leistungsstand für eine Berufsausbildung genügen würde. Dieses Ungenügen kann man, denke ich, nicht mit einem Mangel an Fähigkeiten erklären, da diese Aufgaben sehr einfach sind. Um solch mathematische Aufgaben nicht lösen zu können, müsste schon eher eine aktive Abwehrhaltung gegenüber der Mathematik bestehen.

II.

Die Verwendung von Spielen im Unterricht ermöglicht es dem Unterricht seinen ‚trockenen‘ Charakter zu nehmen, und somit gerade die Schüler in einem jüngeren Alter ein mathematisches Grundverständnis zu vermitteln, bevor sie sich eine zu große Abneigung gegen das Fach aufgebaut haben.

III.

Welche Formen lassen erlebst du während des Praktikums mit denen deiner Meinung nach eine möglichst hohe kognitive Aktivierung erzielt wird?

IV.

Bei der adaptiven Planung von Unterricht muss im Blick behalten werden, dass das übergeordnete Bildungsziel nicht aus den Augen verloren wird. Bei der Strukturierung der Lerngegenstände kann es schnell passieren, denke ich, dass bei einem zu hohem Fokus auf die Struktur der Inhalt zu sehr in den Hintergrund rückt. Des weitern impliziert ja das Prinzip der Stufung von Schülern, dass der oder die Lehrende  ‚Schubladendenken‘ verfallen könnte und somit auch die Klasse im Unterricht in die verschiedenen Stufen separiert. Damit werden Schüler die zur schlechten Kategorie zugeordnet werden, wahrscheinlich auch keine guten Schüler werden, da sie sich ja nur an den einfacheren Materialien abarbeiten.

RV11 – Prof. Dr. Till Sebastian Idel: Individualisierung von Unterricht als schulpädagogische Antwort auf Leistungsheterogenität

I.

Die Schule in Form der heutigen Institution geht zurück auf das bürgerliche 18. Jahrhundert in dem auch Humboldt sein Bildungsideal  vertrat. Mit der durchbürgerlichung der Gesellschaft, die zum Einsetzen der allgemeinen Schulpflicht mit der Weimarer Verfassung führte, wurde diese Schule dann auch ein Ort der Massenerziehung. Um Jahr für Jahr die eine Vielzahl von Schülern weiterzubilden entwickelte sich der Modus des Frontalunterrichtes. Seine Logik spiegelt auch den egalitären Anspruch der damaligen Gesellschaftsform wieder: Die Schüler sitzen strikt aufgereiht im Klassenraum immer dem Lehrer zugewandt. Ein hohes Maß an Disziplinierung wird von den Schülern abverlangt um aus Ihnen die Subjekte zu bilden, die die Gesellschaft verlangt. zwischen den homogenisierten Schülern und dem Lehrer besteht ein deutliches Machtgefälle. Der Lehrer hat den zentralisierten Klassenvorsitz und initiiert von dort aus die Aufgaben, die er an die Schüler stellt. Diese reagieren auf diese durch das schulspezifische Handzeichen ‚Melden‘ und der Lehrer delegiert dann die Verantwortung, die Aufgabe zu lösen an einen bestimmten Schüler. Auch hier zeigt sich wieder das egalitäre Prinzip, dass nämlich eine Aufgabe an alle Schüler gestellt wird. 

Heute, nach fast einem Jahrhundert der Schulpflicht, sind eine menge Menschen, insbesondere natürlich Pädagogen, davon überzeugt, dass dieses Modell das Frontalunterrichtes überholt sei; das Gegenangebot: „Individualisierter Unterricht“. Sein Ziel ist es die vormalig starren Strukturen aufzulösen. Das vormalige Zentrum, welches der Lehrer gebildet hat, wird hier verworfen und in diesem Zuge wird auch die Sitzordnung einem, von der Lehrkraft erdachten, ’sinnvollen‘ Prinzip geordnet. Das bedeutet meist, dass Gruppentische gebildet werden, an denen die Schüler ihren heterogenen Bedürfnissen nach, die der Lehrer erspüren muss, geordnet werden. Damit werden auch die Räume im Klassenraum geöffnet und meistens dürfen die Schüler sich im Klassenraum frei bewegen. Aufgaben werden hier nicht gleich gestellt, sondern die offene Struktur soll es möglich machen, dass auch diese individuell an die unterschiedlichen Anforderungen der Schüler angepasst werden im Zuge der allgemeinen Flexibilisierung wird dann oft auch die Lernzeiten flexibilisiert, indem die Schüler eigenverantwortlich diese festlegen sollen. Das Resultat ist eine heterogene Klassengemeinschaft und lässt sich gut mit der Auflösung des dreigliedrigen Schulsystems verstehen. Dieses ist nun nämlich nicht mehr vorhanden, womit die Unterschiede sich in den Klassen selber deutlicher widerspiegeln.

II. 

Meiner Meinung nach bin ich sicher ob dieser Weg der ‚Individualisierung‘ der richtige ist und ich denke es gibt keine Argumente, dass dieser Weg der objektiv bessere ist. Beide Modelle haben Vorteile, aber auch deutliche Schwächen. Der „Individualisierte Unterricht“ (IU) macht es möglich, deutlich spezifischer auf die Schwächen einiger Schüler einzugehen. Wenn Schüler im Frontalunterricht das Gefühl erhalten, sie seien abgehängt von dem dortigen Leistungsniveau, ist dies fatal. In dem Falle wäre es deutlich hilfreicher für die Schüler an diesem IU teilzunehmen. 

Andererseits ist durch den IU das Distance-Verhältnis zwischen dem Lehrer und dem Schüler deutlich gestörter; der Lehrer als Autoritätsperson wird stetig mehr zum Betreuer auf Augenhöhe. Des Weiteren ist eine überzogene Disziplinierung natürlich verhängnisvoll, aber ich fürchte durch ein allzu flexibles Konzept kann die Unterrichtsatmosphäre könnte deutlich unruhiger werden. Ich denke, dass könnte auch deutlich kontraproduktiv für die leistungsschwächeren Schülern sein, denn einfacher ist wohl eher der feste Rahmen, als in einem losen Verbund zurecht zu kommen. Die größte Gefahr besteht, denke ich, darin, dass indem man sich der Heterogenität der Schüler zu sehr anpasst, diese dann auch in Stein meißelt: Ein schlechter Schüler, der immer einfachere Aufgaben bearbeitet, wird es auch schwerlich zu einem besseren Niveau schaffen. 

III.

Beobachte, wie über die verschiedenen Jahrgangsstufen unterschiedliche Grade „individualisierten Unterrichts“ stattfinden. Ist trotz dieses Unterrichtsformates eine Homogenisierung festzustellen, die ja das unbedingte Ziel der Lehrkraft sein sollte?

RV09 – Dr. Christoph Fantini: Genderperspektiven

I.

Hier sind wir wieder beim Thema ‚Gender‘. Jeder hat es und kann es aufgrund seiner Sexualität auch nicht folgenlos ignorieren. Trotz sexueller Revolution und dem nun schon über fünfzig Jahre bestehenden Artikel 3 des Grundgesetzes, bestehen wenig Themen an denen sich die Gemüter weniger erhitzen lassen. Wie viele Geschlechter gibt es? Ist das Geschlecht ‚Natur‘ oder ‚Gesellschaftliche Zuweisung‘? Wer bestimmt mein Geschlecht?  Viele Fragen werfen sich zu dieser Thematik auf und um sie nachzuvollziehen muss man erst mal einen Schritt zurück machen.

Das Fundament der Geschlechtlichkeit bildet das biologische Geschlecht: Zwischen der Polarität von X-Chromosomen und Y-Chromosomen spielt sich die Geschlechtlichkeit ab: Da der Löwenanteil aus ‚Männern‘ (XY) und ‚Frauen‘ (XX) besteht, ging man in der Geschichte auch nur von zwei Geschlechtern aus und es verhält sich so, dass das Y-Chromosomen physische Überlegenheit verursacht hat und das ‚männliche‘ Geschlecht somit die Spielregeln quasi von der Existenz des Menschen an bis ins zwanzigste Jahrhundert bestimmt hat. Das andere Geschlecht wurde dominiert und ihm seine Rolle zugewiesen. Ein gutes Beispiel der neueren Popkultur hierfür sind die Schlümpfe, bei denen jeder Schlumpf durch ihre spezifische Eigenschaft charakterisiert wird: Schlaubi der Schlaue, Papa (!) Schlumpf der Anführer, Hefty der Handwerkliche und schließlich Schlumpfine die Weibliche. Die Frauen haben nicht an der Gesellschaft teil genommen und waren auf ihre Funktion zur Triebabfuhr für den Mann und zur Reproduktionsarbeit marginalisiert. Nun sind aber wie angemerkt seit der Subjektwerdung der Frau 50 Jahre vergangen, und Rollenzuschreibungen bestehen längst nicht mehr in der radikalen „Schlumpf-Form“ fort, jedoch haben sie sich auch nicht vollends verflüchtigt. Warum das?

Wichtig ist zum Verständnis scheint die Unterscheidung zwischen der ersten Natur und der zweiten (gesellschaftlichen) Natur des Menschen. Die erstere ist nur soweit hintergehbar, wie es die äußere Naturbeherrschung zulässt: So wird es wohl vorerst das Schicksal der Frau bleiben, dass sie die Kinder gebären wird und diese Grundanlage weiter beeinträchtigt sein wird. Durch das Gebären von Kindern initiiert sich aber dann auch schon die Mutter-Kind-Beziehung (mit all ihren libidinösem Seiten), wodurch schnell das Bild der Kümmernden Frau evozieren kann. Dieses wird dann schnell ohne große Reflexion auf die erste Natur projiziert und schon steht es für viele Menschen fest, dass z.B. Frauen ‚an sich‘ emotionaler seien und eher für Kümmerarbeit geeignet seien. Zwischen solchen Verwirrungen zwischen erster und zweiter Natur spielt sich auch das ‚Spannungsfeld von Inszenierung und Zuschreibung in Bezug auf Gender‘ ab.

Genau diese Konfliktlinien ziehen sich natürlich auch bis in die Schule hinein.

II.

Die Pubertät fällt, wie viele Lehrer erleiden müssen, ja mitten in die Schullaufbahn. Dementsprechend kann wohl jeder der in Schule war ein paar aussagen zu dem Thema ‚Gender‘ machen. In meiner Schulzeit war selbstverständlich noch alles nach Zweigeschlechtigkeit getrennt. In der Grundschule kam es freilich öfters zu ersten geschlechtsidentitären Versuchen und einige von diesen wurden auch von anderen sanktioniert, was ‚männlich‘ und was ‚weiblich‘ sei. In der fünften Klasse dann wurde ich mit einem Schulfreund an einem Vier-Personen-Gruppentisch mit zwei Mädchen gesetzt, da diese eher die ’stillen und ordentlichen‘ waren und wir ‚ungehobelte‘ Jungs. Selbstverständlich hatte meine damalige Lehrerin auch völlig Recht damit, hat aber direkt die Geschlechterklischees getroffen. In diesem Falle gibt es keine Problematik, da die Klischees zutrafen, aber nach außen hin hatte er natürlich klischeereproduktiven Charakter. Schließlich ist noch zu sagen, dass nicht wir diszipliniert wurden, sondern die beiden Mädchen nach einem Halbjahr mit uns an einem Tisch nicht mehr nur ’still und ordentlich‘ waren. Dementsprechend hatte es ein gutes Ende – nur nicht für den Geräuschpegel in der Klasse. In den folgenden pubertären Jahren wurden dann gerade auf Seiten der Jungen pubertäre Triebkräfte eher in eine homoerotische als in eine ‚genderplay‘ Richtung gelenkt. 

Ehrlich gesagt ist auch schwer hier etwas genaues zu formulieren, weil der Bergriff  ‚Gender‘ gelinde gesagt ziemlich schwammig ist. Arbeiten wir hier mit ‚Gender‘ als Selbstzuschreibung oder gesellschaftlicher Zuschreibung? Im Verbund mit dem biologischen Geschlecht? Soll ich hier alle meine eigenen Ideen in den Begriff rein projizieren? Es schwer so wichtige Themen kindliche Geschlechtlichkeit bzw. Sexualität zu reflektieren. Soll ich hier eher eine psychoanalytische oder soziologisch Perspektive aufmachen? Wahrscheinlich eher ‚Gender‘ in einem rezeptiven Sinn, aber das wird leider nicht klar und wenn man diesen überladenen Begriff in den Ring wirft, wird auch vieles nicht klarer.

III.

Beschreibe Elemente „gendersensibler Pädagogik“, möglichst unter Bezugnahme auf mindestens ein anderes Heterogenitätsfeld, die du in deinem Praktikum beobachten kannst.

RV8 – Prof. Dr. Frank J. Müller: Auf dem Weg zu einer Schule

I.

Bei der Frage nach einer Aussonderung von SchülerInnen mit Förderbedarf, dh. deren Ausschließen aus dem Regelunterricht oder – wie z.T. in einigen Regierungsbezirken noch immer der Fall – sogar aus der Regelschule, spalten sich die Geister. Zwar wird zunehemend ein Problembewusstsein für dieses Vorgehen entwickelt, doch trotz der im Besonderen negativen Konsequenzen lassen sich noch immer Befürworter eines solchen Vorgehens finden. Ich möchte aus diesem Grund im Folgenden und in Kürze die Konsequenzen, die eine Aussonderung eben dieser SuS nach sich zieht, erörtern. Immer mehr SuS weisen die unterschiedlichsten Förderbedarfe auf und stellen die Lehrpersonen vor neue Herausforderungen. So kann es vorkommen, dass innerhalb einer Klassengemeinschaft W&E-Kinder, Kinder mit Lernschwächen und Kinder mit und ohne persönliche Assistenzen zusammen lernen und arbeiten. Das ein solcher ‚Drahtseilakt‘ – insbesondere in Lerngruppen, bei denen anteilig die SuS mit Förderbedarfen überwiegen – gelingt, kann (wie es Pilotschulen bereits vor einigen Jahren zeigen konnten) mittels Sonderpädagogen, Teamunterrichten, Doppelbesetzungen, Assistenzen, Differnezierungsräumen, kleineren Lerngruppen und individuellem Lernen, wie z.B. in Werkstätten, ermöglicht werden. Gelingt dieses Zusammenspiel jedoch nicht, kommt es oftmals auch zu Konflikten, die ein „Wiederaufleben“ der Argumente für eine Aussonderung der SuS mit Förderbedarfen mit sich bringen. Dass eine Rechtfertigung der  Aussonderung im Individualfall jedoch oft schwierig ist, zeigen einerseits die diagnostsischen Grenzfälle und andererseits die negativen Auswirkungen auf die Persönlichkeit und Zukunftsperspektiven des/r jeweiligen SchülerIn.

II.

Der Diagnose „Förderschwerpunkt Wahrnehmung&Entwicklung“ ist zu entnehmen, dass die betroffenen SuS Entwicklungsstörungen hinsichtlich der geistigen oder auch der körperlichen Entwicklung aufzeigen. Gezielt wird die soziale Inklusion der SuS in der Klassengemeinschaft gefördert. Der „Förderschwerpunkt Lernen“ verweist jedoch auf  Entwicklugsstörungen, die vermehrt das Lernen beeinträchtigen und kann oftmal auch einhergehen mit dem Förderschwerpunkt W&E. Zu diesen zählen aber auch oft auftretende Formen der ADHS, Konzentrationsstörungen, Lese-Rechschreib-Schwächen usw. Um nun den Unterricht auf die speziellen Bedürfnisse anpassen zu können, sollte bei SuS, bei denen der Verdacht auf beispielsweise Lernschwächen irgendeiner Form besteht, eine Förderdiagnose vorgenommen werden. Aber Achtung: Hat das Kind einmal eine Diagnose, wird es schwer, diese im Falle einer Verbesserung der Lernleistung zu revidieren.  Da die Grenzen der Diagnosen leicht verwommen sind, reicht bei den meisten SuS jedoch oft die altbewährte Methode der Beobachtung im Unterrichtsgeschehen sowie im SOzialgefüge.

III.

Vielfalt und Individualität bedeutet immer auch Differenzierung. Bevor man also der Vielfalt der SuS im U gerecht werden kann, sollte man als Lehrperson zunächst die Lerngruppe einschätzen können. Diese Einschätzung kann im Austausch mit Fachkollegen, im Austausch mit den Eltern und natürlich und primär im Austausch mit den SuS selbst stattfinden. Ist man sich über die heterogenen Gegebenheiten innerhalb einer Lerngruppe und dementsprechend im bilde über die Bedürfnisse der SuS, kann mit der offen und individuellen Planung des Unterrichts begonnen werden. Eine offene Gestaltung des Unterrichts kann beispielsweise in Form von Lerntheken ermöglicht werden: Bei diesen sind die zwei Faktoren zur Bearbeitung von Aufgaben individuell umsetzbar, d.h. zum Einen die zeitlichen und zum Anderen die inhaltlichen Vorgaben. Die SuS können sich demnach im eigenen Lerntempo Aufgabenblätter einer Niveaustufe abholen, die sie sich selbst zutrauen. Natürlich kann und sollte eine solche niveaudifferenzierte Arbeitsblattgestaltung grundsätzlich stattfinden, auch bei anderen Methoden. Andere Methoden, die von der Vielfalt der SuS leben sind u.a. all jene, die nicht in EA, wie bei dem vorherigen Beispiel, sondern in PA, Tandems oder GA stattfinden, da die SuS hier innerhalb eines vorgegebenen Zeitplans die Aufgaben gemeinsam umsetzen und individuell lösen können.

 

RV07 – Dr. Eileen Schwarzenberg: „Meint Inklusive wirklich alle?“

I.

Zum Themenfeld pädagogischer Förderbedarf gibt es verschiedene theoretische Positionen. Es muss festgelegt werden, wer überhaupt Förderbedarf braucht und um dies festzulegen, arbeitet man mit verschiedenen Begriffen und Modellen von Behinderung. Sehr populär ist zum Beispiel der Behinderungsbegriff der UN:

„Menschen die langfristige körperliche, seelische oder geistige Sinnesbeinträchtigungen haben, welche sie in Wechselwirkung mit verschiedenen Barrieren an der vollen, wirksamen und gleichberechtigten Teilhabe an der Gesellschaft hindern können.“ (UN-BRK 2009, Art. 1, Satz 2)

Selbstverständlich ist hiermit die Begriffsarbeit nicht getan, denn hier wird nicht klar, mit welchem Seelenbegriff hier gearbeitet wird. Desweiteren könnte man fragen, ob mit der Referenz auf die Seele eine Person essenzialisiert wird und man somit wiederum soziale Rollen und Stigmata reproduziert. Desweiteren könnte die Trennschärfe zwischen einer seelischen und einer geistigen Beinträchtigung diskutiert werden. Andererseits könnte hier der Begriff der Seele doch auch relativ nützlich sein, da es  ziemlich schwierig ist, aufgrund multibler Behinderungen, und auch fraglich Behinderung genau zu klassifizieren und somit das Individuum vor allzu genauer „Sortierung“ schützt.

Desweiteren wird in der theoretischen Debatte mit dem medizinischen Modell und dem sozialen Modell von Behinderung gearbeitet. Wobei heute das medizinische Modell immer mehr durch das soziale Modell abgelöst wird. Das mdeizinische Modell setzt die Behinderung als körperliche Vorraussetzung. Es liegt der Fokus auf dem Individuum und seinen Beinträchtigungen in der Gesellschaft zu agieren. Dementsprechend handelt man nach dem medizinischen Modell, imdem versucht wird die Beeinträchtigungen zu „heilen“ (auch durch Chirugie, Orthesen und klinischer Physiotherapie), um die „behinderten“ Individuen an die Gesellschft anzugleichen. Dagegen steht das soziale Modell von Behinderung, welches seinen Fokus auf die Gesellschaft und die Partizipationsmöglichkeiten für behinderte Menschen in ihr legt; laut diesem Modell „werden Personen behindert“. Somit will das soziale Modell (s.M.) auf Missstände, die durch das medizinische Modell verursacht sein sollen reagieren. Laut ihm werden Menschen durch das medizinische Modell (m.M.) degradiert, da eine vollkommene Genesung, was ja das Ziel des m.M. ist, in fast allen Fällen nicht möglich ist. Um diese Degradierung und ähnliches abzubauen soll nach dem s.M. die Barrieren für behinderte Menschen abgebaut werden.

II.

-Das medizinische Modell.

-Seit der Schulreform von 2009 in Bremen sollen die Förderzentren abgebaut werden und die behinderten Kinder in den Regelunterricht integriert werden.

-Man unterscheidet drei Disskussionslinien in bezug zur Inklusion:

  • Die Inklusoin als Systemwandel: In diesem Fall sollen Kinder mit und ohne Förderbedarf zusammen in einer Schule unterrichtet werden. Diese Argumentaion kann an das s.M. von Behinderung angeschlossen werden. Es geht darum die Gesellschaft, in diesem Fall die Schulen für die behinderten Kinder und Jungenlichen zu öffnen und so die Barrrieren für diese in der Gesellschaft abzubauen. Es soll also das gesamte Bildungssystem ummodeliert werden.
  • Doppelstruktur und Parallelsystem: Laut dieser Argumentation soll das Nebeneinander von Förder-  und Regelschule weiterbestehen, den es gäbe keinen Beweis, dass die „whole school“ eine empirische Besserung bringe.
  • Inklusion unter Berücksichtigung der Förderbedarfe: Diese Argumentation problematisiert die beiden vorgegangenen Diskussionslinien und da ich diesen Punkt nicht genau ausführen kann, werde ich ein wenig meine eigenen Gedanke auf ihn projezieren:

Ich denke eine partieller Systemwandel, wie der des Bildungssystremes, kann nicht „einfach so“ funktionieren. Es müssten erstmal Grundlegende Probleme in der Schule gelöst werden, bevor man diese Aufgabe noch weiter verkompliziert. Die Schule ist ein zerbrechendes Konstrukt in einer sich zerlaufenden bürgerlichen Gesellschaft und in diesen Morast sollten man gewiss niemanden (der davor beschützt werden kann) hineinziehen. In Zeiten der Subjektauflösung haben es die Individuuen, die von uns behindert genannt werden, besser wenn sie in einer geschützten Umgebung aufwachsen können, als sie der umgreifenden Kälte der Gesellschaft auszusetzen.

III.

Beobachte, ob du Elemente eines struklurellen Wandels vom medizinischen Modell zum sozialen Modell in deinem Praktikum feststellen kannst.

Mehrsprachigkeit und Deutschunterricht

1.

Wie jeder im statistischen Bundesamt nachrecherchieren kann, ist die Migration in Deutschland im Mittel in den letzten Jahrzehnt stets angestiegen. In diesem Zuge kommen auch viele Menschen, die nach deutschem Recht Schulpflichtig sind und noch kein Deutsch sprechen können. Dementsprechend haben diese Personen besonderen förderbedarf. Sie werden in der erziehungswissenschaftlichen Diskussion als ‚Seiteneinsteiger‘ bezeichnet. Um zu den anderen Schülern aufzuschließen, werden diese Personen in Vorklassen eingeteilt, in denen sie gesonderten Sprachunterricht bekommen um diese Defiziete abzubauen. Dabei werden die Schüler nach verschiedenen Kriterien (Alter, Nationalität, Muttersprache, schulische Sozialisation) nach einer im Einzelfall singebenden Ordnung auf die Kurse aufgeteilt. Wie allgemein bekannt besteht für diese Vorkurse eine Lehrerknappheit bei steigendem Bedarf.

Wenn die migrierten Schüler dann auf einem sprachlichen Niveau mit den deutsch sprechenden Schülern angelangt sein sollten. Nehmen sie auch normal an dem Untericht teil. Bis dahin ist es aber ein schwierieger Weg, auf dem die Vorkursschüler nur teilweise an dem Regelunterricht teilnehmen bzw. nur in weniger ’sprachintensiven‘ Fächern, wie z.B. Sport, teilnehmen.

2.

Da ich noch kein Praktikum in einer Schule absolviert habe, habe ich auch wenig Ahnung von der Sprachförderung von Seiteneinsteigern und deren Übergang in den Regelunterricht.

Gerade binnendifferenzierte Maßnahmen sind denke ich mir besonders in den Vorkursen selber von nöten, da ja zwischen einem Geflüchteten aus Damaskus oder aus einer ländlichen Gegend des Hindukushes erherbliche Unterschieden vorhergegangener kultureller Bildung bestehen. Der eine hätte vielleicht schon ein ‚relativ‘ differenziertes Schulsystem kennengelernt haben können, während der andere aus einem subsistenzwirtschaftlichen Kontext überhaupt noch nicht einmal vollständig alphabetisiert wurde. Dementsprechend könnten sich schon erhebliche Schwierigkeiten aus der allgemeinen Sozialisierung mit Bildung ergeben. Dementsprechend denke ich, dass es in vielen Fällen schwierig ist, grundlegende Kompetenzen, die oft schon in der Grundschule bei Deutsch sprechenden Schülern mehr oder minder ausgebildet werden.

3.

Wenn man eine Lehrkraft zu ihren Erfahrungen im Regelunterricht mit zugewanderten Schülern interviewt, wird diese natürlich je nach Bundesland, der sozioökonomischen Sitaution der Schülerschaft, etc. unterschiedlich antworten. Im Allgemeinen kann man aber natürlich erwarten, dass im allgemeinen die Lesekompetenz sich mit der Zeit in der Schule verbessert. Die Erfahrungen werden deke ich aber doch eher negativ geprägt sein, da es generell schwierig ist, Schüler im unterricht zu motivieren. Mit einer Sprachbarriere und der sozial stressigen Situation in der Klasse denke ich, wird es schwierig sein sich in den laufenden Unterricht zu integrieren. Allerdings wie in der vorherigen Frage auch schon angemerkt, kommen die Seiteneinsteiger aus mehr oder minder zivilisierten Gesellschaften und werden deswegen wohl auch einen sehr divergent Förderbedarf aufweisen. So könnte ein sechzenjähriger Seiteneinsteiger, der eigentlich in eine zehte Klasse gehen würde, nur auf dem Niveau einer fünften Klasse sein. Natürlich kann nicht eine sechzehnjährige Person in eine fünfte Klasse gehen, aber wenn er doch in die zehnte Klasse ginge würde er seine Sprachkompetenzen schlechter weitergebildet werden, da in einer zehnten Klasse natürlich komplexere Sachverhalte bearbeitet werden. Demnach ist die Sache sehr verzwickt.

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