Uns gibt es nicht allein, nur zu zweit funktionieren wir.
Wir tragen deine Füße durch eine Zeit voller Zurückgezogenheit.
In deiner Intimität zum Tanz.
Wir waren mal zart rosa und glänzend. Nun siehst du uns an,
dass wir einen Menschen schon einige Tänze, Tanzstunden,
Tanzaufführungen begleitet haben. Vielleicht auch nicht nur einen
Menschen. Wir sind etwas ergraut und haben ein paar Verletzungen
an unseren Spitzen. Mit den Seidenbänder, die an unserem hinteren
Teil befästigt sind, fixierst du uns an deinen Beinen.
Wir hatten eine große Aufgabe. Dein Gefühl zum Boden, ist einer
der wichtigsten Dinge beim Tanzen. Wir sind extra weich, damit du
denkst, wir wären gar nicht existent. Wir sind wie eine zweite Haut
an deinen Füßen.
Doch nun liegen wir in einer Schublade und warten wieder auf
unseren
Moment.
Ballettschuhe
Ich habe mir diesen ‚Gegenstand‘ ausgesucht, weil Ballett in meiner Wahrnehmung etwas Elegantes, Fragiles und Schönes verkörpert.
Ich selber habe noch nie Ballett getanzt, aber irgendwie hatte ich immer eine gewisse Sehnsucht danach. Auf ne Gewisse Art strahlt ein solcher Tanz für mich Selbstbeherrschung aus.
Und die Ballettschuhe finde ich so interessant, weil sie beim Tanz so
wichtig sind, ihre Aufgabe aber unter Anderem ist, so ‚unsichtbar‘ wie möglich zu sein, damit die Tänzer*in ein gutes Bodengefühl hat.
Ich kann mir auch gut vorstellen, dass man viel mit Ballettschuhen verbinden kann und sich an viele Momente erinnert. Und wahrscheinlich liegen viele Ballettschuhe in Schubladen und Schränken oder vielleicht sogar im Keller oder auf dem Dachboden und warten darauf, ihrer Aufgabe nachzukommen.