In der vierten Vorlesung wurden empirische Forschungen zum Thema „Heterogenität im naturwissenschaftlichen Unterricht“ behandelt. Denn SuS verfügen über unterschiedliche Wissensstände und lernen unterschiedlich gerne bzw. schnell. Dabei hängt der Lernerfolg nicht nur mit der Lernlust zusammen sondern auch mit der Gestaltung des Unterrichtes.
Nicht jeder Schüler kann mit jedem Thema oder jeder Aufgabe gleich schnell etwas anfangen.
Somit entstehen oft Leistungsunterschiede zwischen den SuS.
Wie kann man auf diese Leistungsunterschiede reagieren und den Unterricht entsprechend gestalten ?
In einer fiktiven Schulkonferenz wird genau dieses Thema besprochen.
Dabei gilt es herauszufinden, welche Maßnahmen getroffen werden können, um die Schüler besser zu fordern und zu fördern.
Ein Kollege meldet sich zu Wort und spricht dabei das zentrale Thema an und zwar die unterschiedlichen Leistungsunterschiede zwischen den SuS. Er hat die Idee, die SuS in Leistungsgruppen einzuteilen, um eine homologe Gruppe zu bilden und somit das Leistungsniveau an die Gruppen anzupassen.
Aber ist diese Maßnahme sinnvoll ?
Nein, denn es ist empirisch bewiesen, dass leistungsstärkere Schüler nur geringfügig davon profitieren, in einer homologen Gruppe zu arbeiten. Jedoch hat eine homologe Gruppe bei leistungsschwächeren SuS eine sehr negative Auswirkung.
Die Konferenz tagt weiter. Nun wird über die Aufbereitung der Unterrichtsthemen gesprochen. Eine Lehrerin beklagt sich über die letzte Klausur. Der Klassendurchschnitt war wider erwartend niedrig. Obwohl sie das Hauptthema doch auf das in der Klasse durchgeführte Experiment gelegt hatte. Jeder SuS hat sich am Experiment beteiligt, sie versteht nicht, warum das Thema anscheinend nicht verstanden wurde.
Was ist nun besser ? SuS selber experimentieren lassen oder doch selber vorne das Experiment demonstrieren ?
Auch hierzu wurden empirische Forschungen betrieben. Diese zeigten, dass SuS zwar die Technik des Experimentierens lernen, jedoch mehr auf die Aufgabenstellung und Ausführung fokussiert sind. Dabei spielt das Verständnis und der Grund hinter dem Experiment eine untergeordnete Rolle. Das eigene Mitdenken und Hinterfragen ist beim Verständnis eines Themenkomplexes von großer Bedeutung. Hierzu müsste man das Experiment entsprechend aufbereiten, um die Schüler zum Mitdenken anzuregen.
Aber welches Konzept könnte nun wirklich sinnvoll sein ?
Meine Mathelehrerin hatte zu diesem Thema eine gute Idee. Nachdem wir Aufgaben bekommen und bearbeitet hatten, wurden wir in Gruppen eingeteilt. Dabei hat sie versucht, möglichst kleine heterogene Arbeitsgruppen zu bilden. Diese Gruppen bestanden maximal aus drei bis vier Personen. Dann sollten die Ergebnisse untereinander besprochen werden. Eine dieser Personen konnte besonders gut das zu behandelnde Thema und hatte indirekt den Auftrag, bei Verständnisproblemen die Aufgabe zu erklären.
Zum einen profitieren diese „leistungsstärkeren“ SuS davon, dass sie ihr Wissen durch das Erklären weiter vertiefen konnten. Außerdem erkannten sie, in welchen Bereichen sie doch noch Wissenslücken hatten. Lernen durch Lehren ist hier das Stichwort.
Zum anderen konnten sich die „leistungsschwächeren“ SuS mit ihren Mitschülern austauschen und den Themenkomplex durch eine andere Wortwahl besser verstehen. Denn zum Teil konnten viele SuS mit Fachbegriffen in den Lehrbüchern wenig anfangen und es fiel ihnen schwer, den Rechenschritten sowie Anleitungen zu folgen und diese auch zu verstehen.
Diese heterogene Gruppenarbeit zeigt, dass jeder SuS davon profitieren kann und es somit keine homologe Gruppen braucht, um gute Lernerfolge zu erzielen. Dabei ist es meiner Meinung nach aber wichtig, wirklich kleine Lerngruppen zu bilden, damit jeder Schüler zu Wort kommen kann und dieses Lernangebot annimmt.
Auf die Behauptung: „Gesamtschulen sind ja immer mal wieder der letzte Trend, ob wir sie nun Oberschulen nennen oder Sekundarschulen, die Idee ist doch dieselbe. Alle werden gemeinsam unterrichtet, was für eine Ideologie. Dabei zeigt doch die empirische Forschung klar, dass das Gymnasium nur von den besten SuS besucht werden sollte. Die schlechten fühlen sich hier doch viel zu schnell überfordert und das frustriert sie so sehr, dass sie vollkommen abschalten.“ würde ich deshalb antworten, dass empirisch bewiesen ist, das leistungsschwache SuS von leistungsstarken SuS profitieren, aber auch umgekehrt können leistungsstarke durch das Erklären ihr Wissen noch weiter erweitern. Außerdem wird in einer heterogenen Klasse nicht nur das Lernen sondern auch die Sozialkompetenz gefördert.
Ich stimme zu, dass Schüler, die im Unterricht nicht mitkommen, eher dazu neigen, „abzuschalten“ oder frustriert zu sein. Aber dieses „Abschalten“ kann man durch ein entsprechendes Unterrichtsangebot entgegenwirken.
Eine Aufgabe in gestaffelten Schwierigkeitsgraden könnte wie folgt aussehen.
In meinem Schulfach Biologie werden oft komplexe ineinandergreifende Systeme oder Abläufe besprochen. Viele SuS hatten zu meiner früheren Schulzeit Schwierigkeiten, bestimmte Texte und Sachzusammenhänge zu verstehen.
Ich würde vorerst einen Text austeilen, der komplexer gestaltet ist. Jedoch würde ich, wenn jemanden den Text zu schwierig findet, einen zweiten leichteren Text zum Verständnis zur Verfügung stellen.
Im Anschluss wäre es mir wichtig, dass die Schüler sich in Gruppen austauschen und gegebenenfalls Verständnisfragen untereinander klären können, diese Maßnahme wäre die dritte Staffelung.
In heterogenen Gruppen sollen die SuS ihre Ergebnisse zusammentragen und in einer Grafik die einzelnen Schritte darstellen und erläutern.