Wie kommt meine Tätigkeit des Interviewens im Projekt zum Einsatz und was verspreche ich mir davon?

„Jedes Interview ist (…) ein interpersonelles Drama mit einer sich entwickelnden Handlung“ (de Sola Pool 1957)

Das Interviewen wird in meinem Projekt eines der zentralsten, wenn nicht sogar DAS zentralste Element sein. Ich werde es nutzen, um Personen in meinem Wohnheim zu befragen und am besten so viele Informationen zur Person, persönlichen Geschichte, wie auch dem Leben im Wohnheim herauszufinden. Ich verspreche mir also davon Infos über die Proband*innen herauszufinden – auf der persönlichen und auch interaktiven Ebene. Außerdem wären Details und Insider sehr interessant. Dadurch, dass ich erst seit kurzem dort wohne, bin ich noch recht unvoreingenommen. Nichts desto trotz sollte ich besonders darauf achten, dass ich mich nicht zu sehr davon beeinflussen lasse und nicht darauf eingehe was die Menschen von sich geben. Also eine gesunde Mischung aus Empathie und Fremdheit schaffe. Ich werde versuchen ein angenehmes Setting zu schaffen und die Mitarbeit selbstverständlich zu vergüten. Ich möchte, dass sich die Menschen wohl fühlen, um im Gegenzug genug über und durch sie herauszufinden. Gefahren und Risiken bestehen trotzdem, denn ich könnte als Mitbewohnerin eine aktive Rolle einnehmen und Personen automatisch in eine bestimmte Richtung lenken. Also ist höchstes Maß an Passivität gefragt? Es wird sich zeigen, denn vielleicht ist es auch gut, dass ich Mitbewohnerin bin, da sich die Menschen somit mit mir identifizieren können und sich mir öffnen. Es wird spannend…

Exposé

November 27, 2023 | | Schreibe einen Kommentar

Im Rahmen des Digital Storytelling Seminars sollen wir als Semester Leistung eine kulturwissenschaftliche Fragestellung in Form eines Blog Beitrags bearbeiten. Mein Thema mit dem ich mich in den kommenden Monaten befassen möchte, lautet: „Ein Haus, tausend Geschichten – wer verbirgt sich hinter den Wänden und Türen?“ Dieses entstand daraus, dass ich im Wohnheim wohne und es total spannend finde, dass wir alle unter einem Dach wohnen und uns gar nicht kennen. Ich möchte herausfinden, welche Geschichten sich hinter den Wänden und Türen verbergen. Leitfragen, wie: Wer wohnt dort? Welche spannenden Persönlichkeiten verstecken sich hinter den Türen? Wie viele Berührungspunkte vereinen und was unterscheidet uns? Was verschleppt sie nach Bremen? Woher kommen sie? Welche Geschichten schreiben meine Mitbewohner*innen? werde ich untersuchen. Dafür werde ich versuchen durch Interviews die Fragen zu klären, die Menschen besser kennenzulernen und danach hoffentlich nicht mehr unbekannten und fremden Gesichtern zu begegnen.

Ich werde dabei wie folgt vorgehen: zunächst werde ich Interviewfragen erstellen und dann einfach drauf los an den Türen klopfen, um zu beginnen oder einen Interview Termin zu vereinbaren. Natürlich besteht die Gefahr, dass mir niemand die Tür öffnet, die Menschen keine Zeit/Lust haben oder ich keine Antworten finde, die interessant genug sind, aber das Risiko möchte ich eingehen. Vielleicht wäre es eine Idee, bereits vorher an den Briefkasten Schildern zu gucken, um gleichermaßen nach weiblich und männlich gelesenen Personen zu schauen.

Der Input für das Thema kam daher, dass ich letztens blöderweise oder eher glücklicherweise mein Geschirrhandtuch aus dem Fenster hab fallen lassen und dieses auf das Fensterbrett im zweiten Stock gefallen ist. Daraufhin habe ich an diesem Zimmer geklopft und mir hat eine junge Frau die Tür aufgemacht. Sie konnte kein Deutsch, sodass wir auf Englisch und mit Gesten kommuniziert haben und ich schlussendlich mein Handtuch wieder hatte. Aber viel spannender war dabei, dass ich eine Begegnung mit und sogar einen tiefen, intimen Einblick in ein Leben einer anderen Mitbewohnerin erhalten habe. Sie hat mich in ihre Wohnung gelassen und mir dabei geholfen mein Handtuch zurück zu bekommen. Sie war total offen und liebenswürdig. Und sie hat sich gerade Gyozas (asiatische Teigtaschen) in der Pfanne gebraten, sodass der ganze Raum duftete und ich Hunger bekam. Ich dachte mir „wir wären uns womöglich nie begegnet und ich wüsste gar nichts über ihre Persönlichkeit, geschweigedenn über ihre Existenz, wenn der Zufall dies nicht zugelassen hätte“. Ich treffe manchmal Mitbewohner*innen in der Waschküche und man unterhält sich höchstens wenn wir auf unsere Wäsche warten oder nach Wasch-Tipps fragen. Oder wir kommunizieren durch das Klopfen an den Wänden, als Zeichen dafür, dass das Nebenzimmer leiser sein soll und kennen unsere Gesichter womöglich gar nicht. Ich weiß, dass verschiedene Kulturen in meinem Hausblock zusammentreffen und es wäre gerade deswegen sehr spannend, herauszufinden, woher die Menschen kommen, was ich lernen kann, was sie hier hin verschlägt,…

Zusätzlich zu den Interviews, werde ich möglicherweise Literatur aus der Universitätsbibliothek oder online Artikel hinzuziehen, aber unter welchen Kriterien, muss ich mir noch überlegen. Den Blog möchte ich so gestalten, dass er im Idealfall als Haus aufgemacht ist und hinter kleinen Türen oder Fenstern die interviewten Personen schauen und man durch klicken auf die Geschichten und die wissenschaftlichen Aspekte dahinter gehen kann.

Aktuell stehe ich noch ganz am Anfang meiner Arbeit. Ich habe mich bereits mit dem Blog System ein wenig auseinander gesetzt und fange jetzt an in die Materie einzusteigen. Mein Zeitplan sieht wie folgt aus: bis Ende des Jahres möchte ich meine Interview Partner*innen gefunden und die Interviews vorbereitet und im besten Fall bereits Interviews (zumindest zur Probe) durchgeführt haben. Zudem möchte ich mehr über das Blog System erfahren. Im Januar werde ich dann Stück für Stück die Interviews durchführen und mit dem Audiodateien schneiden und verschriftlichen beginnen, dies werde ich im Februar fortführen und mir wissenschaftliche Quellen hinzuziehen und alles im Blog hochladen, bis ich dann schließlich im März alles zum Korrektur lesen weitergebe und die Arbeit hoffentlich mit einem erfolgreichen Blog Ergebnis abschließen kann. Zu dem Blog werde ich als weiteres Medium zum einen Fotografie (sofern die Interviewpartner*innen zustimmen) und zum anderen einen wissenschaftlichen Podcast hinzufügen.

Ich bin gespannt und freue mich auf die Arbeit 🙂


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