Integrierte (Früh-)Förderung von Sprache und Mathematik


Liebe Leser*innen,

in diesem Beitrag soll es um die Frühförderung von Sprache und Mathematik gehen, indem zunächst eine Auseinandersetzung mit dem Projekt Enter (Entdecken und Erklären) von Dagmar Bönig und Bernadette Thöne stattfindet (vgl. Bönig/ Thöne 2017). Dabei wird eine mögliche Übertragung des Projektes auf den Primarbereich besprochen. Anschließend wird die Funktion von Sprache im Fach Sachunterricht näher untersucht und von den Ausführungen ausgehend zwei Forschungsfragen entwickelt.

 

Um eine mögliche Übertragung des Projekts Enter zu besprechen, soll dieses noch einmal kurz zusammengefasst werden.

Das Projekt baut auf Forschungsergebnissen, die eine Korrelation zwischen narrativen Fähigkeiten und mathematischem Lernen deutlich machten (vgl. ebd.: 27). Die Verbindung sprachlicher und numerischer Fähigkeiten zeigte sich schon im Vorschulalter, wobei Nachteile z.B. beim Erwerb der Zahlwortreihe bei Kindern auffielen, die Deutsch erst in der Kita lernten (vgl. ebd.: 27). Da vor allem die Familie einen großen Einfluss auf die Entwicklung sprachlicher und mathematischer Kompetenzen hat (vgl. ebd.: 28), zielt das Projekt besonders auf die Unterstützung mathematischen Tätigkeiten in der Familie ab. Zusätzlich wurden die Kinder mit Deutsch als Zweitsprache sprachlich gefördert (vgl. ebd.: 29). Konkret war das Ziel, „Vorschulkinder aus sozial benachteiligten Familien im Rahmen eines verschränkten FamilyLiteracy-und Family-Numeracy-Programms zu fördern“ (ebd.: 29). Dies geschah über das Anregen von „Aktivitäten wie das Vorlesen und gemeinsame Spielen von Kindern und familiären Bezugspersonen“ (ebd.: 29). Dieser Rahmen wurde ausgefüllt durch Informationen für Erzieher*innen, Elternarbeit wie z.B. Workshops und Eltern-Kind-Nachmittage, Arbeit im Stuhlkreis, die Nutzung der Materialien, auch über das Wochenende in den Familien, sowie die Konzepterarbeitung zur sprachlichen und mathematischen Förderung und themenspezifische Abschlussarbeiten von Studierenden (vgl. Bönig 2022: Folie 5).

Dieses Konzept könnte meiner Meinung nach in etwas abgewandelter Form auch auf Grundschulen übertragen werden. Bspw. könnte man wie auch in der Kita Informationsangebote für die Lehrkräfte machen. Hierbei könnte aufgrund ihres Vorwissens noch inhaltlicher auf didaktische Momente eingegangen werden. Die Elternarbeit und auch die Nutzung von Materialien könnte ähnlich weitergeführt werden. Es müsste aber noch an das Alter der Schulkinder angepasst werden, damit diese kognitiv gefordert werden und motiviert bleiben. Auch die Stuhlkreisarbeit halte ich für eine gute Fördermöglichkeit in der Grundschule. Generell müssten die Materialien und Lernziele an die höheren sprachlichen Anforderungen des Primarbereichs angepasst werden. Ein weiterer zu beachtender Unterschied wäre die dazukommende Förderung von Schriftlichkeit. Klar muss des Weiteren sein, dass ohne Frühförderung vorher bereits Nachteile für Kinder mit Deutsch als Zweitsprache entstanden sind, sodass bereits eine hohe Heterogenität bestehen wird. Man müsste leistungsstarken Kindern vermutlich andere Angebote machen.

 

Auch im Fach Sachunterricht spielt die Förderung von Sprache eine große Rolle, da die Ziele des Bildungsplans Sachunterricht (vgl. Der Senator für Bildung und Wissenschaft 2007) sprachliche Kompetenzen voraussetzen. Diese Kompetenzen könnte man zum einen in die Funktion „Wissenschaftliche Sprache“ einteilen. Z.B. stellt der Bildungsplan Sachunterricht die Anforderung am Ende der zweiten Klasse Fragen und Vermutungen zu formulieren, und zwar so dass gezielte Beobachtungen stattfinden und Arbeitsergebnisse dargestellt werden können (vgl. ebd.: 7). Weitere Anforderungen führen auch dazu, dass die Kinder Vokabular zur Demokratie oder zum Aufbau von Pflanzen lernen. (vgl. ebd.: 7-9). Eine weitere Funktion wäre die „Kommunikation über sich selbst und über andere“. Denn die Kinder sollen z.B. die Wahrnehmung ihrer Gefühle sowie Situationen beschreiben, vergleichen oder bewerten können (vgl. ebd.: 7). Außerdem lernen sie natur- und gesellschaftswissenschaftliches Vokabular, um selbstständig in der Gesellschaft agieren zu können. Die letzte Funktion wäre „Recherche und Informationsbeschaffung“, da die Kinder zum Ende der Klasse 4 „eigene Informationsquellen finden und nutzen“ (ebd.: 11) sollen.

 

Forschungsfragen zur Sprachförderung:

1) „Inwiefern wirkt sich die Vorbesprechung mathematischen Vokabulars am Anfang einer Unterrichtseinheit auf die Bearbeitung von Aufgaben in einer anschließenden Übungseinheit aus?“

2) „Auf welche Art nutzen die Kinder einen vorher angelegten Wortspeicher in der Bearbeitungsphase?“
(könnte man auch mehrmals mit einer bestimmten Zeitdifferenz dazwischen beobachten z.B. einmal direkt nach dem Erstellen, eine Woche danach, zwei Wochen danach, …)

 

 

Literatur:

Bönig, Dagmar (2022): Integrierte (Früh-)Förderung von Sprache und Mathematik. Ringvorlesung „Umgang mit Heterogenität“. (Ringvorlesung SoSe 2022 des Moduls Umgang mit Heterogenität in der Schule (BiPEb))

Bönig, Dagmar/ Thöne, Bernadette (2017): Integrierte Förderung von Sprache und Mathematik in Kita und Familie. In: Schuler, Stephanie/ Streit, Christine/ Wittmann, Gerald (2017): Perspektiven mathematischer Bildung im Übergang vom Kindergarten zur Grundschule. Wiesbaden: Springer Spektrum. https://doi.org/10.1007/978-3-658-12950-7. S. 27-39

Der Senator für Bildung und Wissenschaft (2007): Sachunterricht. Bildungsplan für die Primarstufe. Bremen.


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