Mein hoffentlich letzter Blogeintrag

Wenn ich heute so über das letzte Semester nachdenke, fallen mir ein paar Dinge ein, die ich gerne nochmal erwähnen möchte.

Zum einen war es ein sehr entspanntes Semester, was ich für das erste Semester in Kuwi vollkommen richtig finde.

Die kontinuierliche Mitarbeit mit kleineren einzelnen Abgaben im Semester war ein guter Start in das wissenschaftliche Arbeiten. Mir hat da, aber leider der strukturelle Rahmen etwas gefehlt, den wir aber zum Glück im 2. Teil der Einführung in die Ethnologie bekommen.

Die Blogeinträge fand ich persönlich ein bisschen schwer zu verfassen, da ich nie genau wusste, worüber ich schreiben soll. Die Vorlesungen waren meist interessant, haben mir aber wenig Spielraum zu einer kritischen, persönlichen Auseinandersetzung gegeben. Ich fände da ein lockeres, individuelles, geführtes  Tagebuch mit einer Eindrucksammlung nach jeder Vorlesung besser, was natürlich auch irgendwie einem Blog ähnelt. Man hat dabei aber weniger den Druck, etwas inhaltlich wertvolles schreiben zu müssen, sondern kann seinen Gedanken erstmal freien Lauf lassen und diese auch mit der Zeit noch umformen und ergänzen und dann am Ende gebündelt abgeben. Natürlich kann dies auch dazu führen, dass Menschen prokrastinieren und nichts aufschreiben und dann am Ende der Vorlesung hinterherhängen, aber man könnte dies als Leistungsalternative anbieten. Bei einem „Tagebucheintrag“ hat man auch mehr Rückhalt, den Inhalt der Vorlesung in den Seminaren und Tutorien zu diskutieren und dort auch weitere Eindrücke zu sammeln und zu notieren.

 

Ich freue mich schon aufs neue Semester, aber werde erstmal die Semesterferien, nach meinen Prüfungen, genießen.

Zur Beobachtungsaufgabe im Seminar

Meine 2. Beobachtungsaufgabe hatte ich im „Coffe Corner“ am Ostertorsteinweg.

Bei einer meiner ersten Spaziergänge in Bremen ist mir das Café direkt aufgefallen, durch seine lange Fensterfront mit perfekt Blick auf eine belebte Straße mitten im Viertel. Und deswegen war es auch so passend dort meine Beobachtungsaufgabe zu starten.

Ich habe mich dort etwa 2 Stunden aufgehalten und habe in der Zeit etwa 8 Seiten voller Notizen gehabt und da leider die Beobachtungsaufgabe so eine niedrige Höchstzeichnezahl hat, konnte ich nicht alle, meiner interessanten Beobachtungen reinpacken. Deswegen erwähne ich hier ein paar.

Auf der Straße kommt ein Arbeiter in einer blau schwarzen Latzhose mir entgegen und reagiert mit einem Lächeln, während ich mit einem Salatblatt zu kämpfen habe. Wir nicken uns zu.

Neben mir saß auch zwischenzeitlich ein heterosexuelles Pärchen mit einem recht großen Altersunterschied. Die Frau sah so aus, als ob sie sich in ihren Mitte bis Ende 30er befinden würde, aber der Herr hingegen mindestens 10 Jahre älter, mit zurückgehendem Haar, einer dicken Hornbrille, mit höher Sehstärke, die seine Augen fast doppelt so groß wirken lassen. Aber das interessante an diesem Duo wäre wohl das Verhalten miteinander, Die Gesprächsstimmung ist sehr locker, sie reden über Duisburg, Bierpong, dem Restaurant welches sie am Abend besuchen gehen wollen und anderen Dingen. Während sie sehr elegant auf ihrem Stuhl sitzt, fotografiert der Herr sie, wobei sie sich jedes mal in eine neue Pose präsentiert. Dies geschieht mehrmals im Café, wobei ich hoffe nicht im Hintergrund dieser Bilder zu sein und auch noch 3 weitere Male, wo ich das Pärchen draußen vorbeigehen sehe und jedes mal von neuem anhalten, um Fotos zu machen.

Außerdem was mich recht erstaunt hat, ist, das in den ganzen 2 Stunden, die ich dort verbracht habe, etwa alle 7 Minuten verschiedenste Polizeiautos an der Kreuzung vorbeigefahren sind, dabei am hellichsten Tag mitten im Viertel, wobei die Autos nie nahe der Kreuzung anhielten.

Zwei Stunden später und 18 Euro ärmer verließ ich nun das Café, um nicht motiviert meine Beobachtungsaufgabe zu schreiben.

Ich würde jedem das Coffe Corner empfehlen, der gerne, interessante belebte Orte beobachten will.

Die eigentliche Realität des Studienlebens

Was die Zukunft einem bringt, weiß ich leider nicht und werde dies wahrscheinlich auch nicht durch die Einführungsveranstaltung erfahren.

Ich weiß leider auch nicht, ob der Studienweg für mich gemacht ist.

Ich weiß, dass es mir Spaß macht, neue Dinge zu lernen und das Kuwi so ein weites Spektrum abdecken kann und man freudiger Weise sehr offen ist, in dem was man wählen kann, aber ist das alles? Reicht mein Interesse, um doch den, nicht auf die leichte Schulter zu nehmende Studienalltag, zu meistern?

Ist das Studium der einzige Weg, den man gehen sollte?

Oder Haben meine nagenden Eltern Recht?

Und man muss studieren, um erfolgreich zu sein?

Studieren nicht einfach viel zu viele Menschen, die am Ende doch nicht glücklicher sind?

Und viele weitere Fragen stelle ich mir tag täglich, während ich vor meiner Laptop sitze und mich versuche zu konzentrieren.

Die Tage vergehen, die Abgabefristen kommen immer näher, meine Prüfungen stehen auch bald an und ich sitze am Schreibtisch und kriege Heulkrämpfe, wenn ich daran denke, dass nun wieder ein Tag vergangen ist, wo ich nichts hinbekommen habe.

Und dann gibt’s so Momente, wo ich mit so einer Klarheit in einer Vorlesung sitze und mir denke „geil, ich studiere das!“.

Mir ist bewusst, dass ich erst am Anfang meines Studium stehe und dass die meisten meiner Fragen mit der Zeit beantwortet werden, aber in diesem Ungewisse zu baden, würde ich dennoch jetzt schon umgehen wollen.

Zum Thema Überseemuseum

Mir ist bewusst, dass ich ein bisschen spät dran bin, aber dieses Thema ist ja nie, nicht ein Thema, auch wenn Leute, das oft vergessen. Ich meine dabei natürlich den Vorfall im Überseemuseum. Und das ist leider kein Einzelfall.

Vor ein paar Wochen war ich in der Ausstellung „RESIST – Die Kunst des Widerstandes“ und schaffe es nun heute endlich ein paar warme Worte dazu aufzuschreiben.

Bei der Ausstellung handelt es sich, um „eine Hommage an die Menschen, die auf unterschiedlichster Art und Weise Widerstand geleistet haben und deren Geschichten bis heute kaum erzählt oder gehört werden“ , um es in deren, sehr passenden, Worten auszudrücken.

Das sieht man im Fall des Überseemuseums, wo bestimmte Masken und Schätze aus dem globalen Süden einfach gezeigt werden, ohne wirklich einen Hintergrund zu geben, zum Objekt selbst und der Art, wie es gewaltvoll vom einstigen Besitzer entrissen, geklaut wurde. Wie die Objekte dann über direkte Wege oder Spenden aus riesigen Sammlungen geklauter Kunst, von einst und wahrscheinlich immer noch reicher weißer Männer, ins Museum gekommen sind.

Und es fängt nicht erst in den Museen an, die eigentlich, die Verantwortung hätten, über die blutige Vergangenheit der Gegenstände aufzuklären, sondern schon in den Klassenräumen. Ich kann mich nicht daran erinnern im Geschichtsunterricht viel über Widerstandsbewegungen erfahren zu haben, von Menschen, die direkt vom Rassismus und Gewalt betroffen waren. Vielmehr waren es ab und an Erzählungen z.B. von der weißen Rose, was natürlich auch wichtig ist, aber dabei werden die ganzen, direkt von Gewalt betroffenen Gruppen, die sich gewehrt haben, einfach zu wenig beachtet.

Die Menschen, die diese Grausamkeiten erlebt haben, werden oft nur als hilflose Opfer dargestellt und es wird darauf verzichtet, die Leute zu zeigen, die das nicht hingenommen haben.

Die RESIST Ausstellung geht dabei genau auf diese Geschichten ein, die sonst fast nirgendwo erzählt werden. Die Geschichten gehen von gewaltfreien Aktionen und Ausweichstrategien, wie Sabotage, Diebstahl oder Verweigerung der Arbeit, bis hin zu größeren Aktionen, die alle deren Beitrag dazu geleistet haben, Widerstand gegen die gewalttätigen „Christen“ oder „Entdecker“ zu leisten.

Die Ausstellung, im Rautenstrauch-Joest-Muesum in Köln, ist sehr empfehlenswert und die 2,5 Stunden, die ich dort verbracht habe, reichten noch lange nicht aus, um sich alles anzusehen.

Toni – die sterbende Pflanze

Bei dem Objekt handelt es sich um eine Zimmerpflanze, die ich, sehr traurig dahin vegetierend, am Straßenrand gefunden habe.

Mein erster Eindruck zu der Pflanze war, dass sie sehr mitgenommen aussieht.

Der Vorbesitzer hat sich wahrscheinlich lange nicht mehr um die Pflanze gekümmert und als der Person aufgefallen ist, dass die Pflanze schon am sterben ist, hat die Person aufgeben und gehofft, das irgendeine Person sich um sie kümmern wird.

Als ich sie so dort liegen sah, hab ich gespürt wie Mitleid in mir aufkam, weswegen ich die Pflanze auch nicht einfach so liegen lassen konnte.   Also nahm ich sie mit nach Hause in die geheizte Wohnung und fasste den Entschluss, sie zu retten.

In meinem Zimmer unter der hellen Lampe sah ich mir die Pflanze nun genauer an:

Die Pflanze besteht aus zwei kleinem Stämmen aus denen mehrere Abzweige gewachsen sind. Da man sich nicht gut um sie gekümmert hat, hängen nun alle Zweige nach unten.

Die Pflanze hat eine dunkel rote bis lilane Färbung, die sowohl in den Blättern, als auch im restlichen Teil der Pflanze vorhanden ist. Die Blätter, die nun sehr zusammengeschrumpft sind, lassen eine runde Form erahnen.  Sie befindet sich in einem braunen Plastikanzuchttopf, der mit Erde gefüllt ist und auf dessen Oberfläche braune, weiße und schwarze Steinchen verteilt sind, die die Erde vollkommen bedecken. Die Pflanze ist in etwa 10 cm hoch, da der größte Teil, durch die schlechte Pflege, schlapp herunter hängt. – Würde es der Pflanze gut gehen wäre diese mindestens doppelt so groß.  An den einzelnen Abzweigungen sind Spuren enthalten, die auf eine Trimmung hinweisen. Die abgeschnittenen Ästen wurden möglicherweise für Ableger genutzt.

Nun zu seiner Geschichte:

Vor langer, langer Zeit war das kleine Toni glücklich an der Seite der Eltern, doch eines Tages wurde es brutal aus deren Armen gerissen und auf ein riesiges Frachtschiff gebracht, welches um die halbe Welt reiste, um an Ende zu den vielen erschöpften Pflanzen eines Baumarkts gestellt zu werden. Dort warten die ganzen traurigen und sehr kranken Pflanzen darauf von einem gütigem Wesen abgeholt zu werden. Nur verläuft es nicht immer so perfekt. Das Wesen freut sich anfangs über die neue Anschaffung, doch mit der Zeit wird die Fürsorge immer weniger, es wird vergessen, nicht beachtet, durch eine andere neue und interessante Pflanze ersetzt, bis es irgendwann so schwach ist, dass das Wesen dessen Anblick nicht mehr ertragen kann und es wegwirft. Doch manchmal hat es auch Glück und landet bei einem anderen Wesen, welches Ihm wieder Zuwendung zeigt.

Das wäre ich! Ich hoffe ich werde besser sein als der Vorbesitzer.

Ein Stein

Es handelt sich hierbei um einen tropfenförmigen Stein, der viele Unebenheiten aufweist, mit einem Loch am mittlerem Rande. Der Stein hat eine dunkelgraue Farbe mit einzelnen Stellen, die in verschieden Brauntönen gehalten sind. Er ist in etwa zwei Zentimeter lang und ein Zentimeter breit.

Seine Form erinnert an eine Spitze eines jahrtausende alten Werkzeuges.

Von seiner Beschaffenheit würde man vermuten, dass er sehr rau und kantig ist, jedoch ist der Stein so mitgenommen wurden, dass er eine sehr glatte Oberfläche bekommen hat. Seine Rückseite ist flach, was auf eine weitere Verarbeitung hindeutet, das gleiche gilt für das Loch, welches einer geraden Bohrung ähnelt.

 

Zur seiner Geschichte: Vor allem durch die Bohrung kann man vermuten, dass der Stein in der Natur gefunden wurde, der Person so sehr gefallen hat, dass diese sich die Mühe gemacht hat, den so zu bearbeiten, dass dieser einem persönlichen Zweck entsprechen kann, zum Beispiel ein Teil eines Schlüsselbundes zu werden.

 

–> Und Liebe Ella, wie nah bin ich dran gekommen?

 

 

 

Hier nun ein Bild wie ich vermuten wurde, wie sich das Objekt in der freien Natur fortbewegt:

Bei der Idee wurde ich hiervon beeinflusst:

 

 

 

 

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  „Der Stein der Weisen

   sieht dem Stein der Narren

                                                                                   zum Verwechseln ähnlich“

 

 

 

 

 

 

 

 

Und nun zu guter Letzt ein schlechter Witz, weil der hier nicht fehlen sollte:

 

 

 

Fun Fact zu möglicherweise einem der ältesten Märchen

Illustration for the folk tale „The Smith and the Devil“, ink drawing, 1916

Mir ist vor einigen Tagen diese Geschichte über den Weg gelaufen und ich fand die erwähnenswert. Hierbei handelt es sich, um eines der ältesten Indo-europäische1 Märchen, nach vielen Linguisten und Historiker, welches etwa vor 6.000 Jahren in der Bronze Zeit schon erzählt wurde.

Das Märchen „Der Schmied und der Teufel“ handelt von einem Schmied, der einen Packt mit dem Teufel² macht, für seine Seele, um mehr Kraft zu erlangen, oder in einer Erzählung auch jedes Material schmieden möchte und durch die neu erlangte Kraft, den Teufel austrickst und somit seine Seele behalten kann.

Das Interessante an diesem Märchen ist, dass es in der Bronzezeit erzählt wurde und seinen Weg dann ins 17. Jahrhundert gefunden hat, wo es von  Giambattista Basile im Jahre 1634 in  Lo cunto de li cunti gesammelt und später im 19. Jahrhundert unter anderem auch von der Grimm Brüdern in deren Werken übernommen wurde.

 

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1 indogermanischen oder indoeuropäischen Sprachen ist die sprechreichste Sprachfamilie der Welt bei etwa 3 Milliarden Muttersprachler;                                                                                                 Verbreitung  siehe gelbe Markierungen auf der Karte

² auch mit dem Tod/ Dämon oder Genie (abhängig von der Erzählung und der Zeit)