Mitte Dezember stand fest, dass die Vorlesungen online stattfinden würden. Nach dieser Nachricht kaufte ich mir direkt ein Flugticket, um nach Hause in den Niger zu fliegen. Ich wollte Weihnachten mit meiner Familie verbringen. Ich hatte seit zwei Jahren nicht mehr mit ihnen gefeiert. Drei Wochen in der Sonne mit meiner Familie, um frische Luft zu schnappen, das war es, was ich brauchte. Es ist total komisch für mich, mir Niger als Urlaubsziel vorzustellen, wo man unbedingt hin muss, obwohl ich vor knapp vier Jahren nur aus dem Land raus wollte. Da verstehe ich den Satz: „Man merkt den Wert der Dinge erst, wenn man sie nicht mehr hat“.
Ich hatte einen sehr schönen Urlaub. Die Stadt hatte sich nicht sehr verändert, es war, als wäre ich gestern dort gewesen. Das Einzige, was ich vermisst hatte, waren meine Freunde. Nach dem Abitur ging jeder seinen eigenen Weg und wir verließen alle die Stadt. Nur eine meiner Freundinnen kommt auch aus Niger, aber sie konnte nicht zur selben Zeit wie ich kommen. Ich habe mich also ein bisschen einsam gefühlt, weil ich nicht immer so ausgehen konnte, wie ich wollte. Am letzten Tag meines Urlaubs gehe ich zum Covid-Zentrum, um meinen PCR-Test zu machen. Zu meiner Überraschung war das Ergebnis positiv. Daraufhin musste ich noch eine Woche länger in Niger bleiben. Das COVID, die Online-Kurse und der Aufenthalt in meinem Heimatland halfen mir nicht gerade dabei, mich zu konzentrieren. Durch die Online-Kurse verlor ich ein wenig den Überblick und hatte nicht wirklich das Gefühl, dass ich Unterricht hatte. Und selbst als ich nach Bremen zurückkehrte, fühlte ich mich nicht wie in die Realität zurückversetzt, da ich immer noch zu Hause bleiben musste. Auf jeden Fall hoffe ich, dass das nächste Semester wieder als Präsenzstudium stattfinden wird.