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RV09

1. Erläutern Sie das in der Vorlesung thematisierte Spannungsfeld zwischen Inszenierung und Zuschreibung in Bezug auf Genderdynamiken und -pädagogik in der Schule. Nehmen Sie dafür Bezug auf die in der Vorlesung genannten theoretischen Ansätze.

Inszenierungen und Zuschreibungen liegen meistens weit auseineander. Wie sich ein*e Schüler*in selbst inszeniert ist individuell verschieden und nicht genderabhängig, im Gegensatz zu Zuschreibungen, die meist einem bestimmten Geschlecht zugeordnet werden. In der Schule wird z.B. den männlichen Schülern zugeschrieben, dass sie lernfaul, unordentlich, sportlich oder in naturwissenschaftlichen Fächern gut sind. Mädchen hingegen sind die fleißigen, ruhigen und gut in Deutsch. Diese Zuschreibungen kommen aus der Gesellschaft, also auch von Lehrer*innen. Es ist also wichtig als Lehrer*in nicht diesen Zuschreibungen zu folgen, sondern jede*n Schüler*in individuell zu betrachten und die Selbstinszenierung wahrzunehmen. Hierbei können Zuschreibungen und Inszenierung teilweise auch übereinstimmen, wenn sich der/die Schüler*in an die Zuschreibungen anpasst.

Wichtig ist also das Lehrer*innen versuchen genderneutral zu unterrichten, um diese Zuschreibungen zu überwinden.

2. Reflektieren Sie ihre bisherigen Praxiserfahrungen aus der eigenen Schulzeit und ersten Praktika zum schulischen „Genderplay“, möglichst unter Bezugnahme auf mindestens ein anderes Heterogenitätsfeld der Ringvorlesung, wie Sprache, soziokultureller Background, Leistung, Inklusion.

Aktuell bin ich neben dem Studium an einer Bremer Grundschule als Werkstudent beschäftigt. Im Unterricht begegnen einem Situationen, die man selber aus der eigenen Schulzeit kennt, aber auch neue Verhaltensweisen von Schüler*innen, die einem nicht bekannt sind. Schülerinnen, die im Deutschunterricht viel weiter sind als ihre männlichen Mitschüler, oder Schüler, die im Matheunterricht weiter sind als die weiblichen Mitschüler. Aber auf die breite Masse an Schüler*innen trifft dies nicht zu. Diese breite Masse kann sich natürlich beim Übergang in die Sekundarstufe weiter aufteilen und die Abstände im Bereich der Leistung genderspezifisch noch vergrößert werden. Oft habe ich im Deutschunterricht männliche Schüler beobachtet, die gelangweilt aus dem Fenster starrten. Wenn man diese Schüler ansprach, bekam man die Antwort, das Deutschunterricht nur etwas für die Mädchen sei. Selbst im Grundschulalter treffen die gesellschaftlichen Zuschreibungen also zumeist schon zu, trotz genderneutralem Unterricht.

Betrachte ich rückblickend meine eigene Schulzeit fällt auf das vor allem Sportlehrer männliche Schüler bevorzugt haben, da diese ihrer Meinung nach deutlich bessere Leistungen erbrachten. 

Die individuelle Betrachtung von Schüler*innen ist also ein wichtiges Element im Berufsbild der Lehrkraft. Denn neben dem Geschlecht fließen viele weiter Heterogenitätsfelder in das Verhalten von Schüler*innen ein.

3. Formulieren Sie eine Beobachtungsaufgabe für kommende Praktika zum Thema „gendersensible Pädagogik“, auch hier möglichst unter Bezugnahme auf mindestens ein anderes Heterogenitätsfeld der Ringvorlesung, wie Sprache, soziokultureller Background, Leistung, Inklusion, um deutlich zu machen, dass die Kategorie Gender nicht für sich steht, sondern andere Dimensionen von Heterogenität oftmals wesentlich mit beeinflusst.

Wie behandelt die Lehrkraft Schüler*innen mit besonderem soziokulturellen Background im Klassenverbund? Gibt es Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Schülern?

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RV 08

 

1. Greiner (2019) formuliert verschiedene Dilemmata, die mit der Forderung nach Inklusion an den Schulen verbunden sind. Nehmen Sie zu dreien Ihrer Wahl Stellung.

Kategorisierungsdilemma:

Inklusives und adaptives Lernen fordert Individualdiagnostik und Individualförderung. Dies steht im Gegensatz zur inklusiven Bildung. Die Schüler*innen werden kategorisiert, d.h. nach ihren Lerneigenschaften geordnet. Im inklusiven Unterricht soll es allerdings nicht so sein. Hier sollen alle Schüler*innen gleich behandelt und gleich unterrichtet werden. Fokussiert man sich also zu stark auf eine/n Schüler*in wird das inklusive Bildungsschema verletzt. Es muss also eine Lösung gefunden werden in der Individualdiagnostik und Individualförderung im Unterricht für alle gleichermaßen angewendet wird.

Autonomiedilemma:

Selbstständiges Lernen und selbstständiges Arbeiten von Schüler*innen ist ein wichtiger Faktor im Verlaufe der Schulbildung. Allerdings entsteht dadurch auch ein Problem, da Schüler*innen unterschiedlich selbstständig agieren können. Hierbei kommt es dazu, dass stärkere Schüler*innen besser autonom arbeiten und lernen können als schwächere Schüler. Es entsteht eine noch größere Kluft zwischen den starken und schwachen Schülern. Aktuell kann man dies auch in der Corona-Krise beobachten. Schüler*innen aus einem (leistungs-)starken Haushalt können in der Quarantäne Zeit besser autonom arbeiten und lernen als Schüler*innen aus (leistungs-)schwachen Haushalten. Dieses Dilemma muss gelöst werden damit allen Schüler*innen autonomes Arbeiten und Lernen ermöglicht wird denn dieses ist mit Blick auf die Arbeitswelt sehr wichtig.

Differenzstärkungsdilemma:

Schüler*innen nehmen die Heterogenitäten der anderen Schüler*innen wahr. In inklusiven Klassenverbunden wird diese Wahrnehmung noch verstärkt. Denn es wird mit der Inklusion von Schüler*innen direkt impliziert, dass diese Schüler*innen andere Leistungen erbringen und andere Verhaltensweisen haben. Hierdurch können dann Probleme entstehen, dass potentiell schwächere Schüler*innen von ihren Mitschüler*innen beschämt oder abgewertet werden. Hier ist wieder ein großer Widerspruch gegenüber dem inklusiven Bildungswunsch zu sehen. Denn dort sollen alle Schüler*innen gleich akzeptiert werden.

2. Die Vermittlung und Reflexion der deutschen Sprache ist nicht nur Aufgabe des Deutschunterrichts, sondern fächerübergreifendes Unterrichtsprinzip. Wo sehen Sie in Ihrem (ggf. zweiten) Fach Möglichkeiten, um

a) Vielsprachigkeit als Ressource zu nutzen,

b) gendersensibel Unterrichtsgegenstände auszuwählen und Aufgaben zu konstruieren.

a) Vielsprachigkeit kann in vielen Fächern als Ressource genutzt werden. Zum Beispiel im Chemieunterricht gibt es viele Elemente die aus den unterschiedlichsten Sprachen hergeleitet werden können. Auch andere chemische Fachbegriffe sind aus den verschiedensten Sprachen abzuleiten. Hier kann die Vielsprachigkeit gut als Ressource genutzt werden.

b) Im gendersensiblem Unterricht ist es notwendig möglichst geschlechtsneutrale Aufgabenstellungen zu verfassen. Hierbei sollte vor allem nicht auf Stereotypen zurückgegriffen werden. Im Mathematikunterricht sollten vor allem Textaufgaben geschlechtsneutral verfasst werden. Auch für die Auswahl von Unterrichtsgegenständen sollte es möglich sein geschlechtsneutrale Themen und Aufgaben auszuwählen.

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RV06

1. Benennen Sie bitte die für Sie zentralen theoretischen Aspekte aus der Vorlesung und begründen Sie die Auswahl.

Die zentralen theoretischen Aspekte aus der Vorlesung sind meiner Meinung nach die 5 Phasen von der Exklusion zur Überwindung der Inklusion, also der Weg zu einer „Schule für alle“. (vgl. Sander, 2002; Hinz, 2002; Textor, 2015)

  • Die erste Phase der Exklusion ist der  Anfang des Modells. In dieser Phase wurden Schüler*innen mit einer Behinderung ausgegrenzt.
  • In der zweiten Phase der Segregation/Separation wurden Schüler*innen mit Behinderungen in abgetrennten Bildungseinrichtungen unterrichtet. Dies war der erste Versuch eine schulische Bildung für Schüler*innen mit Behinderungen zu ermöglichen.
  • Die dritte Phase der Integration ließ Schüler*innen mit Behinderungen in Regelschulen am Unterricht teilnehmen. Dies geschah allerdings nur mit sonderpädagogischer Unterstützung. 
  • Phase 4 die Inklusion: Hier dürfen alle Schüler*innen mit einer Behinderung mit allen anderen Schüler*innen eine Regelschule besuchen.
  • Die fünfte Phase überwindet den Begriff der Inklusion. Der Begriff der Inklusion fällt weg und man spricht von einer Schule für alle.

Dieses Phasenmodell ist wichtig um den aktuellen Stand der Inklusion an Schulen zu betrachten. Auf dem Weg zu einer Schule für alle darf nicht auf ältere Phasen zurückgegriffen werden. Insbesondere soll hier auf den Begriff der „Inkludierten Exklusion“ hingewiesen werden.Also: Inklusion ja aber richtig!

2. Lesen Sie bitte die Fallbeispiele (unten als Datei angehängt; auch auf Stud.IP im Dateiordner RV06 zugänglich) und beantworten die Fragen.

Finn: Spontan lässt sich zu Finn sagen, dass er Probleme mit der Konzentration und Aggressionen hat. Durch die familiären Schwierigkeiten können es auch emotionale Probleme sein, die sein handeln beeinflussen. Als Rahmenbedingungen könnte es wichtig sein ruhige Lernorte zu schaffen an denen sich Finn besser konzentrieren kann. Auch eine Ansprechperson für seine familiären Probleme wäre gut, allerdings nur wenn er sich von sich aus öffnen möchte. Um seinen Aggressionen entgegenzuwirken, könnten ausreichend Pausen ermöglicht werden, um sich mit sportlichen Aktivitäten auszupowern.

Hanna: Bei Hanna fiel spontan auf, dass sie trotz ihrer Dyskalkulie nicht aufgibt Matheaufgaben zu lösen. Sie möchte außerdem nicht als „Extrawurst“ behandelt werden. Allerdings besitzt sie eine geringe Frustrationstoleranz, falls ihr etwas nicht auf Anhieb gelingt. Rahmenbedingungen für die inklusive Bildung wären z.B. gleiches Aufgabenmaterial für alle Schüler*innen. Weiterhin könnte der Lernraum so gestaltet werden, das gesammelte mathematische Operationen im Raum ausliegen um für die Schüler*innen Unterstützung zu bieten. Im unterricht könnte Hanna mit Gruppenarbeiten unterstütz werden in der sie mithilfe der Gruppe schwierige Aufgaben lösen muss.

Malik: Bei Malik ist auffällig, dass er ein geringes Selbstvertrauen besitzt und sich so nicht weiterentwickeln kann. Rahmenbedingungen sollten sein, dass er besonders motiviert werden sollte an den Bearbeitungen im Klassenverbund teilzunehmen. Im Unterricht könnten für Malik Memory-Karten mit dem ABC gemacht werden, damit er sich die Buchstaben besser merken kann.

Lena: Lena geht auf Wunsch ihrer Eltern auf eine Förderschule. Spontan fällt auf das sie sehr gerne zur Schule geht. Mithilfe ihrere Assistenz kann sie kleine Aufgaben im Klassenverbund übernehmen. Sie ist sehr motiviert. Die Rahmenbedingungen an einer Förderschule für körperlich-motorische Entwicklung sind im Bereich Barrierefreiheit natürlich gegeben. Im Unterricht sollte Lenas Motivation genutzt werden um sie mit etwas komplexeren Aufgaben zu fordern um ihre Entwicklung zu förden.

Reflektieren Sie bitte anschließend Ihre bisherigen Erfahrungen an Schulen:

a) Wie würden Sie ihre Erfahrungen im Hinblick auf die theoretischen Aspekte aus der Vorlesung einordnen? (u.a. Modelle von Behinderung, „inkludierende Exklusion“).

Mit Blick auf die Aspekte der Vorlesung und der Reflektion von bisherigen Erfahrungen ist aufgefallen, dass an meiner besuchten Schule Inklusion nicht stattgefunden hat. Es gab eine Arbeitsgemeinschaft in der Schüler*innen mit Behinderungen alleine unterrichtet wurden. In den Pausen wurde durch diese Arbeitsgemeinschaft Essen verkauft. Dies war der einzige Moment in dem die anderen Schüler*innen auf die Arbeitsgemeinschaft traf. Inklusion war also nicht vorhanden.

b) Welchen Meinungen sind Ihnen im Praktikum / in Praxiserfahrungen insbesondere zu der Frage der Inklusion von SuS mit sonderpädagogischem Förderbedarf an Oberschulen und Gymnasien begegnet und welche Auffassung vertreten Sie selbst?

Da ich noch kein Praktikum in dem Bereich absolviert habe, kann ich nur über eigene Erfahrungen in der Schule sprechen. In meiner Klasse in der Schule gab es keine förderbedürftigten Schüler*innen. Meiner Auffassung nach sollte die Inklusion von Schüler*innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf natürlich vorangetrieben werden. Allerdings müssen die Rahmenbedingungen in den Schulen verbessert werden um dem Bedarf der Schüler*innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf gerecht zu werden. Werden die Bedarfe nicht erfüllt ist der Weg zu einer „Schule für alle“ sehr schwer.

3. Formulieren Sie bitte eine Beobachtungaufgabe für den inklusiven Unterricht für zukünftige Praktika.

Wie werden Schüler*innen mit Behinderung von den anderen Schüler*innen in den Klassenverbund integriert?

Wie nehmen sie am Unterrichtsgeschehen teil?