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Abschlussreflexion

1. In der Vorlesung Umgang mit Heterogenität habe ich viele verschiedene, neue und interessante Informationen bekommen. Dabei sind einige stärker hängen geblieben als andere. Zum einen ist aus Ringvorlesung 06 stark die Frage, ob manche behindert sind oder behindert werden, hängen geblieben. Zuvor, also vor allem in meiner eigenen Schulzeit, hatte ich wenig Kontakt mit Menschen, die behindert sind oder besonders gefördert werden müssen. Wahrscheinlich, da die Inklusion bisher noch nicht sehr erfolgreich war. Denn momentan werden Schüler*innen, die nicht in das System passen, oft noch einfach aussortiert (Hinz 2006: 10). Wegen den fehlenden Erfahrungen mit diesem Thema habe ich auch nicht so viel über die Schwierigkeiten nachgedacht. Ich fand es deshalb besonders wichtig mich nun damit auseinanderzusetzen, da diese Konfrontation im späteren Berufsleben jederzeit auf mich zukommen kann. Allerdings finde ich es nach wie vor schwer dabei allen gerecht zu werden. Hier tritt die Differenzierungsantinomie in meinen Augen stark auf. Grundsätzlich sollen Schüler ja auch auf ihrem Niveau und demnach heterogen gefördert werden, was in einem homogenen Schulsystem sehr schwer ist (Helsper 2016: 115). Homogenisiert man die Klassen allerdings zu stark, behindert man die schwachen Schüler*innen beim Lernen, da dort kaum jemand ist, der als Schüler*in ein positives Beispiel ist. Wahrscheinlich wäre ein Mittelweg die bestmögliche Lösung, doch diesen zu finden ist eine Herausforderung, weshalb ich hoffe, dass wir dabei im Verlauf des Studiums noch Unterstützung erhalten werden. Zusätzlich würde dann positive Heterogenität verloren gehen. Wenn in einer Klasse zum Beispiel Schüler*innen mit Migrationshintergrund sind, die Deutsch noch nicht so gut beherrschen, dann fällt es ihnen meist schwerer dem Unterricht zu folgen – dieser wird ja auf Deutsch gehalten. Die Grundlage für das Erlangen von Wissen fehlt also (Ossner 2012: 52ff). Gleichzeitig bringen sie aber ihre eigenen Muttersprachen in die Klasse mit und mit diesen könnte man den Unterricht bereichern. Und selbst wenn bei jedem Schüler*in Deutsch die Muttersprache ist, so gibt es trotzdem deutliche Unterschiede im sprachlichen Niveau.

Zum anderen ist aus Ringvorlesung 12 einiges stärker hängen geblieben, da ich mit Physik ein Fach aus der Naturwissenschaft studiere. Ich war besonders überrascht über die Zählung der Fachbegriffe in den erklärenden Texten in der Physik. Der Sachverhalt, dass die Naturwissenschaften eher bei Jungen gut ankommen, war schon bekannt. Auch im Studium selbst merkt man es, da der Anteil an Jungen deutlich höher ist als der an Mädchen. Allerdings waren mir die Ursachen dafür nicht bekannt. Diese waren für mich wieder interessant, da ja im Optimalfall dagegengewirkt werden soll, sodass sich im Laufe der Zeit gleich viele Mädchen und Jungen für die Naturwissenschaften interessieren.

Da ich bisher noch keine Fachdidaktik in meinem Studium belegt habe, weiß ich dazu nur, was die kurzen Ausblicke der Ringvorlesung uns gezeigt haben. Ich stelle mir aber vor, dass in Fachdidaktik Physik zum Beispiel Bezug auf die Texte genommen wird und wir lernen, wie wir am besten diese Texte Schülern verständlich machen können.

2. Mich hat es sehr überrascht, dass praktische Versuchsdurchführung im Physikunterricht nicht dazu führt, dass Schüler*innen ein besseres Verständnis für die Inhalte haben. Wenn ich mich an meine Schulzeit erinnere, so sind die Dinge, die wir als richtigen Versuch durchgeführt haben aus dem Physikunterricht am präsentesten und auch im Studium müssen wir jedes Jahr selbst experimentieren, was das Verständnis erhöht. Ich war vorher davon ausgegangen, dass es klug wäre viele Experimente zu machen, allerdings würde ich das nach der Vorlesung nochmal überdenken und mit den Eindrücken des Studiums irgendwann ein anderes Konzept entwickeln.

Gruppenarbeiten habe ich persönlich in der Schule auch immer gern gemacht. In vielen Vorlesungen wurde diese Methode auch als eine mögliche angeführt. Ich denke, dass Gruppenarbeiten viel Potenzial haben und laufend anders gestaltet werden können. Da die Vorlesung diese auch als positiv beschrieben hat, kann ich mir gut vorstellen diese später oft in der Praxis umsetzen zu wollen.

Insgesamt hat die Vorlesung dabei geholfen einen groben Überblick zu bekommen, allerdings bin ich viel gespannter darauf das Ganze nun im Klassenraum miterleben zu können, und zwar aus der Perspektive der Lehrkraft. Ich denke, dass man dort merkt, wie gut die einzelnen Methoden funktionieren, denn nicht jeder Typ Mensch ist der richtige Typ für die ein oder andere Methode – soll heißen manche machen beispielsweise guten Frontalunterricht, während bei anderen es schwer fällt dabei aufmerksam zu bleiben.

3. Im ersten Teil habe ich bereits von der Inklusion und der Schwierigkeit ihr gerecht zu werden gesprochen. Dies ist definitiv ein Sachverhalt, der mich mehr interessiert und über den ich gerne mehr lernen möchte. Außerdem fand ich es interessant über die Stereotypen etwas zu erfahren, wie leicht sie ausgebildet werden und haften bleiben. Grade im Zusammenhang mit Physik und Politik (meine Fächer) würde ich gerne mehr darüber lernen, wie ich es vermeiden kann Stereotypen zu schaffen und zu benutzen.

Oft wurde davon gesprochen, wie man Schüler*innen fördert, die langsamer lernen. Allerdings würde ich es auch interessant finden, wie ein guter Umgang mit den besten Schülern aussieht. Oft haben diese auch Probleme sozial an die Klassengemeinschaft anzuschließen, weshalb eine Sonderbehandlung durch die Lehrkraft vielleicht zusätzlich nicht für das Sozialgefüge förderlich wäre. Andererseits müsste er aber auch gefördert werden, um das Maximum aus ihm herauszuholen.
Außerdem fand ich es schade, dass der Vortrag zur Politikdidaktik ausfallen musste, da ich als Politikstudentin mich darauf schon gefreut hatte.

 

Literaturverzeichnis

Helsper, W. (2016): Lehrerprofessionalität – der strukturtheoretische Ansatz. In: Rothland, M., Hg.: Beruf Lehrer/Lehrerin. Münster, New York: Waxmann, S. 103 – 125.

Hinz, A. (2006). Segregation – Integration – Inklusion. Zur Entwicklung der Gemeinsamen Erziehung. In: Von der Integration zur Inklusion. Kinder und Jugendliche mit Behinderung gehören auch in der Schule dazu. Beiträge zur Tagung „Von der Integration zur Inklusion“ am 12. November 2005 im Kleisthaus Berlin-Mitte., Berlin: GEW, S. 6-19

Ossner, Jacob (2012): Sprachdidaktik Deutsch. Eine Einführung für Studierende. 2. Überarbeitete Aufl. Paderborn, u.a.:Schönigh, S. 52-70

Eine Antwort auf „Abschlussreflexion“

Liebe Bea,
Sie haben sich für mich sehr offensichtlich intensiv und Gewinn bringend mit den verschiedenen Impulsen der Vorlesung, den Umgang von Schule (und damit der Lehrer*innen) mit der Heterogenität der Schüler*innen Theorie basiert und empirisch fundiert zu reflektieren, auseinander gesetzt. Das ist in Ihrem Beitrag deutlich geworden.
Bestanden.
Yasemin Karakasoglu

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