„Queer safe space is commonly understood simply as space that is safe for queer people” (McCartan und Nash 2022: 1).
Queer Spaces sind in der Theorie Spaces, in denen sich queere Menschen sicher fühlen können und werden auch so von ihnen definiert. Im Interview mit Cosmo beschreibt sie Situationen, wo dies zum Beispiel nicht immer der Fall war:
„[Es] gibt natürlich auch Leute, die trotzdem in Queer Spaces kommen. [Da] fällt [mir] das Beispiel ein: [cis] Männer, die in queere Bars gehen und sich halt so ein bisschen daran aufgeilen, wenn […] weiblich gelesene gleichgeschlechtliche Paare da sind […] glaub mehr so der Tag [und] Nacht [Unterschied] auch einfach, was für Leute sich wo bewegen, dass da für Leute natürlich […] mehr Diskriminierungserfahrungen oder auch so zum Teil […] Fetischisierungserfahrungen irgendwie stattfinden“ (Cosmo).
Dies ist ein kleiner Ausschnitt von den Erfahrungen, die Cosmo gesammelt hat. Solche Situationen sind Ausnahmen, treten dennoch auf. So auch beim CSD 2022 in Bremen, auf dem Menschen im Namen der Religion gegen die Pride demonstrierten. Cosmo erzählt, dass „zu solchen Events auch immer […] ein bisschen [ein] Spannungsfeld [da ist]“, da bei solchen Veranstaltungen oder Spaces auch nicht ausgeschlossen sei, dass Personen angezogen werden, die queerfeindlich sind, nicht die besten Intentionen im Sinne haben und durch ihr Verhalten der Community schaden. Tulip berichtet unter anderem auch davon, dass er sich generell sicher mit den Leuten vor Ort fühle, er sich aber innerlich darum sorge, dass solche Spaces zu Zielscheiben von Übergriffen werden könnten. Menschen der LGBTQIA+*- Community oder welche, die sich selbst als queer definieren, sind der Gefahr von Diskriminierung und Konflikten durch Andere ständig ausgesetzt.
Sicherheit spielt für Hyacinth ebenfalls eine große Rolle. In queeren Bars oder Clubs fühle er sich grundsätzlich wohler und sicherer als in konventionellen Bars, da es seiner Meinung nach weniger körperliche Konflikte gebe. Er betont aber auch, dass in diesen physischen queeren Orten oft Alkohol konsumiert werde und Alkoholkonsum immer einen Einfluss auf das Sicherheitsgefühl habe, dennoch sei dieses Gefühl in queeren Bars präsenter als in nicht queeren Bars. Das läge daran, dass die Menschen, die queere Bars und Clubs aufsuchen, generell dankbarer für die Möglichkeit des Ortes seien und sie es nicht für selbstverständlich nehmen würden (vgl. Hyacinth).
Neben dem tödlichen Angriff in Münster auf einen trans Mann bei einer CSD-Veranstaltung im Jahr 2022 kam es auch zu Übergriffen in einer Straßenbahn auf eine trans Frau in Bremen (vgl. Zeit 2022). Bereits im Februar 2023 wurde ein erneuter Angriff auf eine trans Frau in einem Linienbus in Bremen ausgeübt (vgl. Buten un binnen 2023). Diese Vorfälle beschreiben nur einen Teil der (potentiellen) Bedrohungen, welche Auswirkungen auf das Sicherheitsgefühl der Betroffenen haben. Der Lesben- und Schwulenverband Deutschland verzeichnete im Jahre 2020 „folglich 782 Straftaten von Hasskriminalität gegen LSBTI […], darunter 154 Gewalttaten” (vgl. LSDV 2023). Dies zeigt einen Anstieg von 36% gegenüber dem Jahr 2019 (vgl. LSVD 2023). Für die Datenerhebung in Bremen für das Jahr 2021 sind 16 Straftaten bezüglich Geschlecht und sexueller Identität vermerkt sowie 12 weitere aufgrund sexueller Orientierung. Die Dunkelziffer ist jedoch weitaus höher und wird auf 80 bis 90% geschätzt, da viele Fälle nicht gemeldet werden. Grund dafür sei für Betroffene die Angst vor queerfeindlichen Reaktionen seitens der Polizei, als auch die Angst, dass Übergriffe nicht als Hasskriminalität dokumentiert werden (vgl. LSVD 2023). Dies zeigt, dass sich die Gesellschaft und behördliche Institutionen weiterbilden und toleranter werden muss. Außerdem muss die Zusammenarbeit von Behörden mit LGBTQIA+* -Organisationen gefördert und verstärkt werden.