Zusammenfassung/Abschlussreflexion
- Benennen Sie die für Sie zentralsten (mindestens zwei verschiedene ) theoretischen Erkenntnisse, die Sie aus den Vorträgen der Ringvorlesung für sich als besonders prägnant mitgenommen haben. Nehmen Sie dabei konkret sowohl Bezug auf:
a.) die unterschiedlichen, fachdidaktischen Aspekte und übertragen Sie diese in der Ringvorlesung gewonnenen Erkenntnisse auf die Didaktiken der von Ihnen studierten Fächer. Beziehen Sie sich hierbei auch auf didaktische Erkenntnisse mindestens eines Fachs, das Sie nicht selbst studieren.
b.) generelle erziehungswissenschaftliche Erkenntnisse zu Schule und Unterricht.
Bitte benennen Sie für diesen Aufgabenteil dabei konkret mindestens zwei relevante Literaturquellen (Autor*innen, Jahr, Titel). - Welche Faktoren zum schulischen Umgang mit Heterogenität (z.B. Unterrichtsformen, Schulformen, schulstrukturelle Fragen, schulkulturelle Aspekte, Lehrer*innenhandeln)), die Sie in der Vorlesung kennengelernt haben, prägen im Rückblick auf ihre eigenen Praxiserfahrungen (eigene Schulzeit, Berichte aus der Praxis, ggf. auch schon eigene Praxiserfahrungen) den Schulalltag besonders stark – und warum? Hier können Sie aus Ihrer Sicht besonders gelungene oder auch weniger gelungene Beispiele geben. Inwiefern helfen Ihnen die Inhalte der Vorlesung, eine solche Einschätzung vorzunehmen? Nehmen Sie konkret Bezug auf entsprechende Begriffe, Theorien, Konzepte, die Sie jetzt kennengelernt haben.
- Zu welchen zwei erziehungswissenschaftlichen Fragestellungen, die Sie in der Vorlesung kennengelernt haben, würden Sie gerne mehr erfahren im weiteren Studium im Bezug auf das Modulthema UMHET? Welche haben Sie vermisst? Bitte begründen Sie Ihre Wahl.
1.
Die Ringvorlesung hat als Veranstaltung nochmal einen guten Überblick über die Themenvielfalt des Gebietes der Heterogenität gegeben. Natürlich wurden viele Aspekte schon in vorherigen Kursen abgedeckt, aber vieles war auch neu oder konnte fokussierter behandelt werden. Für mich besonders bereichernd waren die Themenbereiche“ Vorwissen vs. Intelligenz“, da ich hier zwar schon ein gewissen Gefühl zu vieler der Erkenntnisse dieses Seminars hatte, jedoch ohne jegliche „Belege“, und der Bereich „Zusammenarbeit im Team“, welchen ich zwar schon viel in meinem Praktikumsbericht beleuchtet habe, aber nun mit den Informationen der Lehrenden auf Path2In nochmal reflektieren konnte.
Als jemand, der deutsch nur als kleines Fach studiert, war es unfassbar interessant auch noch tiefere Einblicke innerhalb des Themas der Genderkompetenzen im Literaturunterricht zu bekommen. Hier zu verstehen, wie wichtig eigentlich die Literaturauswahl sein kann und wie dann damit im Unterricht umgegangen wird ist eine Erfahrung, die ich sicherlich auch in meinen späteren Berufsalltag übernehmen kann und möchte.
Gleichzeitig wurde mir in dieser Vorlesung vor allem bewusst, wie wichtig Spracharbeit mit den Schülern durch alle Fächer hindurch ist.
Diese Spracharbeit ist noch etwas, was für mich wie ein gewaltiger Berg aussieht. Einer den ich noch zu Beginn des Studiums nicht kannte, da meine schulische Karriere ganz anders aussah. Durch das Orientierungspraktikum und dem POE jetzt werde ich allerdings immer mehr damit konfrontiert, wie anders Unterricht doch auch ablaufen kann und muss. Denn man kann eben nicht immer nur auf den Lehrplan achten, sondern muss auch dafür sorgen, dass alle Schüler etwas von diesem Unterricht mitnehmen.
Viel Respekt habe ich in diesem Sinne auch vor Fächern wie Englisch oder generell Spracharbeitern, die dann gezielt mit den Kindern in Vorkursen ein Basiswissen aufbauen. Für viele Kinder ist Englisch nicht mehr die erste Fremdsprache, sondern die zweite nach Deutsch.
Hinzu kommt dann noch, dass neben bzw. auch durch die sprachlichen Barrieren generell eine immer breitere Leistungsheterogenität in den Klassenräumen zu finden ist. Hierauf und auf den Aspekt von „Vorwissen vs. Intelligenz“ möchte ich hier nochmal genauer eingehen.
Leistungsheterogenität
Mein Praxis Orientiertes Element findet wieder in einem eher sozial schwachen Stadtteil statt. Bereits nach wenigen Stunden ist klar, wie viel die Leistungen innerhalb meiner einen Klasse auseinander gehen. Nimmt man nun noch die Klasse meiner Kommilitonin ins Bild, welche nochmal an einem anderen Punkt stehen, wirkt die „Schere“ wie zerbrochen.
Je mehr ich mich dann aber mit Lehrer*innen über die einzelnen SuS unterhalte, umso deutlicher wird es, wie groß die Rolle aller Faktoren ist, die Zimmermann/Spangler 2001 [1] aufzeigen, aber auch in einer Grafik zum Lernerfolg in Zierer 2015 nach Hattie 2009 [2] (Abb. 1) aufgegriffen werden. Ich als Lehrperson mache eben nur einen Teil von 21% und mein Unterricht einen von 18% aus. Über die restlichen Bereiche wird die Kontrolle immer schwieriger. Wenn ich ein Curriculum vielleicht noch beeinflussen kann, werde ich nicht grundlegende Probleme im Elternhaus lösen können.
Mein eigener Anspruch an meinen Unterricht ist, jedes Kind mitzunehmen, dort wo es gerade steht. Aber dieser Anspruch wird immer wieder erschüttert wenn ich mir anschaue, welche Aufgaben, neben denen des „Bildungsaspektes“, eine Schule im sozialen Brennpunkt übernimmt. Hinzu kommt dann noch, dass oft nicht einmal das Personal für ausreichend multiprofessionelle Teams da ist.
Die kognitive Dimension von Lernerfolg: Intelligenz vs. Vorwissen
Diese Vorlesung hat mir wirklich nochmal einen neuen Blick auf unser Schulsystem gegeben. Wie bereits erwähnt gibt es viele Dinge, die durchaus im Gefühl „Sinn“ ergeben, aber zu denen ich nie wissenschaftliche Daten gesehen habe. Hier änderte sich dies nun.
Ich stelle mir als didaktische Folgerung dieser Vorlesung die gleiche Frage wie auch in meinem Blogbeitrag dazu: Was ist eigentlich unser Ziel?
Die Schule soll die Schüler*innen doch auf ihr Leben vorbereiten, damit Sie sich dann optimalerweise in die Gesellschaft einpassen können. Warum fördern wir dann mit unseren Aufgaben und Curricula viel mehr das Vorwissen anstatt ein generelles Wissen aufzubauen?
Ein gutes Beispiel ist hierfür die Studie von Hasselhorn & Gold (2006). [3] (Abb.2)
Hierbei geht es darum, dass den SuS eine Aufgabe gestellt wird (Sie müssen eine Fußballgeschichte nacherzählen, die jedoch einige Widersprüche enthielt à Wissen welches man nur mit Vorerfahrung hat) und diese beantworten sollen. Hierbei wird notiert, ob das Kind Vorwissen im Bereich Fußball hat und generell als Intelligent gilt oder nicht (IQ).
Die Kinder mit Vorwissen schnitten durchgängig besser ab. Die SuS mit „weniger“ allgemein Intelligenz hatten teilweise sogar einen Vorteil gegenüber ihrem Gegenpart mit einem hohen IQ. Eine solche Fragestellung funktioniert nicht anders als die meisten Tests oder Leistungsnormierungen innerhalb eines Faches. In einer Studie aus Langfeldt 2014 [4] sieht man die Folge hiervon im Bezug auf den Mathematikunterricht. Die Basis, die bei den Kindern im Kindergarten gelegt wird, beeinflusst schon stark, wie die folgenden Jahre aussehen werden. Hierbei entkoppelt sich die Verbindung zur sog. „Kristallinen Intelligenz“ jedoch immer weiter. Das führt dazu, dass SuS, denen die Grundlagen der ersten Klasse fehlen, kaum eine Chance haben in den hohen Klassen mitzukommen. Wenn man sich jetzt wieder ins Gedächtnis ruft, wie viele SuS dann in den ersten Klassen noch viele sprachliche Hürden vor sich haben, muss man dieses System wirklich kritisch hinterfragen.
[2]Zierer, K. (2015): Kernbotschaften aus John Hatties Visible Learning.
[3] Hasselhorn, M. & Gold, A. (2006). Pädagogische Psychologie. Erfolgreiches
Lernen und Lehren.
Abbildung 1
Abbildung 2
2.
Der Umgang mit Heterogenität prägte bis jetzt jedes meiner Praktika enorm. Ein Vergleich zu meiner eigenen Schulzeit ist kaum möglich. Dort lief alles sehr anders ab. Im Endeffekt lief meine Schulausbildung eher im Sinne dessen, was mir in vielen Fachbezogenen Veranstaltungen beigebracht wird an Kompetenzen und Curricula, die erreicht werden müssen. Schaut man aber auf Bremen und dann auf sozial schwächere Teile davon, gibt es so viele neue Aspekte, die sich auftun. Um so wichtiger wird das Kollegium an solchen Schulen und die Bildung multiprofessioneller Teams. Hierzu im Sinne dieser Vorlesung nochmal neues Material zu erhalten durch die Path2in Plattform war hilfreich, um meine eigene Arbeit, auch im Hinblick auf meinen Praktikumsbericht, zu reflektieren. Alles in allem würde ich sagen, dass eigentlich jeder der Vorträge hilfreich war, um einen kurzen Einblick in die Problemzonen des jeweiligen zu bekommen. Dieser reicht natürlich nicht aus, um die breite des Themenfeldes abzudecken. Dadurch bleiben sicherlich viele Leerstellen, die dann selbst gefüllt werden müssen.
3.
Die Bedeutung von Vorwissen statt Intelligenz erscheint mir als ein sehr interessanter Aspekt um nochmal genauer darauf einzugehen, wie unser Curriculum eigentlich aufgebaut ist. Ich fände es sehr spannend hierüber mehr zu erfahren, wie dort auch weitere Fachmeinungen sind etc.
Die Bereiche der Leistungsheterogenität und Sprachförderung werden vermutlich in unserem Berufsalltag immer relevanter werden, entsprechend wären diese Bereiche auch sehr interessant und wichtig weiter zu führen.
Da ich bis jetzt in jeder Klasse ein Kind hatte, welches sich dem Unterricht komplett verweigert hat, wäre es hilfreich gewesen für solche Fälle (bzw. auch generell für SuS mit Sonderpädagogischem Bedarf etc.) Bewältigungsstrategien oder auch Umgangsweisen im Unterricht kennen zu lernen.