Heterogenität im Deutschunterricht


  1. Greiner (2019) formuliert verschiedene Dilemmata, die mit der Forderung nach Inklusion an den Schulen verbunden sind. Nehmen Sie zu dreien Ihrer Wahl Stellung.​

Individualförderung-statt-Unterricht-Dilemma (Greiner,2019):

Die Sinnhaftigkeit individueller Förderung soll in keinem Punkt in Frage gestellt werden. Vorteilhaft ist dies nicht nur aus der Lern- sondern auch aus der Bewertungsperspektive. Unser Schulsystem setzt auf Benotung/Bewertung; fördert nun eine Lehrkraft deutlich individueller, ist der Lernfortschritt durch die engmaschigere Betreuung deutlicher zu erkennen, was einen großen Vorteil für Schüler*innen und Lehrkräfte darstellt. Die Realisierung dessen ist meiner Ansicht durch knappe Zeit- und Personalressourcen nahezu unmöglich. Zudem profitieren Schüler*innen stark voneinander im Rahmen eines Lernprozesses, dieser Vorteil würde wegfallen.

Autonomiedilemma (Greiner, 2019):

Individuen streben nach Autonomie und reagieren auf die Einschränkung ihres Bedürfnisses nach Autonomie häufig mit „auffälligem“ Verhalten. In dieser Logik ist die Idee autonomen Lernens sinnvoll. Das Dilemma entsteht, wenn vermeintlich schwächere Schüler*innen den Anschluss verlieren, denn beim autonomen Lernen profitieren überwiegend leistungsstärkere Schüler*innen. Um den Lernfortschritt an dieser Stelle ermöglichen zu können, müsste durch die Lehrkraft theoretisch nachgeholfen werden, was kein Problem darstellt, als Konsequenz geht jedoch die Autonomie verloren.

Kategorisierungsdilemma (Greiner, 2019):

Ich halte das Ablehnen von Kategorisierung für schwierig. Damit meine ich nicht, dass das per se richtig ist, aber der Mensch kategorisiert automatisch. Ein tolles Beispiel ist Gemüse: Das runde Rote sind Tomaten, das ovale Braune sind Kartoffeln und das gekrümmte Gelbe ist kein Gemüse, sondern eine Banane und schon habe ich zum einen unterschiedliche Gemüsesorten kategorisiert und Obst und Gemüse als unterschiedliche Kategorien unterschieden. Das ist für den Moment erstmal gar nicht schlecht, die relevante Frage ist jedoch, was bringt mir das und inwieweit kann das Kategorisieren von Schüler*innen sind auch hilfreich sein. Ein Beispiel sind Förderschwerpunkte: Schon allein das Feststellen Schüler*in A hat den Förderschwerpunkt X und Schüler*in B den Förderschwerpunkt Y teilt in Kategorien, womit sich meiner Meinung nach die inklusive Pädagogik in einem Teil widerspricht. Aus der Perspektive der Gewaltfreien Kommunikation (GFK) nehme ich Kategorisierung als eine Art von Vorurteil wahr. Die GFK nimmt die Haltung ein, dass es Vorurteile gibt und dass es auch legitim ist, dass es sie gibt. Letztendlich ist die Reflektion dieser und die Überlegung welche Vorteile daraus gezogen werden können entscheidend.

2.Bitte 2a UND 2b als jeweils eigenständige Aufgabe bearbeiten​

2a.) Die Vermittlung und Reflexion der deutschen Sprache ist nicht nur Aufgabe des Deutschunterrichts, sondern fächerübergreifendes Unterrichtsprinzip. Wo sehen Sie in Ihrem (ggf. zweiten) Fach Möglichkeiten, um Vielsprachigkeit als Ressource zu nutzen

Mein erstes Fach ist die Germanistik und ich bin ein großer Fan der Sprachwissenschaften. In der Phonologie, die sich mit Sprache als Lautsystem beschäftigt, lernt man, ein Wort in Laute zu unterteilen. Vielleicht erinnert sich jemand daran, dass im Englischbuch hinter den Vokabeln in eckigen Klammern die Lautschrift der Vokabel notiert war; so können wir die jeweiligen Laute verschriftlichen. Viele Laute kennt die deutsche Sprache aber nicht, wie zum Beispiel das englische „th“. Neue Laute kennen und sprechen zu lernen ist ein Grundstein zum Erlernen neuer Sprachen. Hiervon profitiert letztendlich weniger das Fach Deutsch, sondern mehr die Sprachen voneinander, wenn Schüler*innen diese lernen wollen, was große soziale und kognitive Vorteile bietet. 

Des Weiteren könnte man im literarischen Kontext Gedichte in verschiedenen Sprachen strukturell vergleichen, durch diesen interlingualen Transfer wird zudem das Sprachbewusstsein von Schülern verstärkt (Bredthauer, 2018).

2b) gendersensibel Unterrichtsgegenstände auszuwählen und Aufgaben zu konstruieren. (ACHTUNG! Ein * genügt dafür nicht!)

Mein zweites Fach ist Geschichte: Die Geschichtsschreibung ist sehr maskulin dominiert, was für Gendersensibilität eine große Hürde darstellt. Neuere Teilgebiete der Geschichtswissenschaften fokussieren sich jedoch immer mehr auf Frauengeschichte bzw. Genderstudies. Hier gibt es einige gute Ansätze und Materialien, die sich zum Konstruieren von Aufgaben verwenden lassen. Es ist nicht immer notwendig, dass alle Beispiele gendersensibel sind, auch das kritische Betrachten wäre eine sinnvolle Aufgabe. 

In meinem Zweitfach Germanistik gibt es beispielsweise die Möglichkeit bei der Lektüreauswahl gendersensibel vorzugehen, denn nicht nur in der Germanistik gibt es immer eine Möglichkeit gendersensible Unterrichtsgegenstände auszuwählen (Willems, 2007).

 

Literatur:

  • Greiner, U (2019): „Paradoxien eines inklusive Bildungskonzepts“. In: Handbuch Deutschunterricht und Inklusion.
  • Willems, Katharina (2007): Schulische Fachkulturen und Geschlecht. Bielefeld, transkript.
  • Bredthauer, Stefanie (2018): Mehrsprachigkeitsbilanz an deutschen Schulen – eine Zwischenbilanz. In: „Die deutsche Schule“, ISSN1, Bd. 110, H. 3.

 


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