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Leistungsheterogenität – Zeichen, Ursachen und Umgang im Prozess der Leistungsbeurteilung

Blogeintrag 23.05.

Liebe Leser*innen,

Am vergangenen Montag, den 23.05.2022 hielt Sven Trostmann im Rahmen der Veranstaltung „Umgang mit Heterogenität in der Schule“ einen Vortrag über das Thema „Leistungsheterogenität – Zeichen, Ursachen und Umgang im Prozess der Leistungsbeurteilung“. 

Im Folgenden werde ich mich mich mit drei Leitfragen, die sich auf diesen Vortrag beziehen, beschäftigen.

1. Welche Zusammenhänge zwischen der Leistungsheterogenität der Kinder und dem Einfluss von Lehrerinnen und Lehrern auf die schulischen Lernleistungen unter Berücksichtigung der pädagogischen Forderungen sind für sie heute deutlich geworden?

Sven Trostmann (Wiss. Mitarbeiter/Lektor)

Unter dem Konstrukt der Leistungsheterogenität wird nach Budde eine „lern- und leistungsbezogene Differenzkategorie, die u.a. Bildungsungleichheit sichtbar werden lässt“ gemeint und diese durch institutionelle Funktionen und Strukturen sowie durch Normativitätsvorstellungen geprägte Handlungspraxen der Professionellen zu verstärken (vgl. Budde, 2019). Anhand dieser Definition ist festzustellen, dass Lehrkräfte auch einen Einfluss auf die schulischen Lernleistungen der Schüler*innen haben. Nach Hatties Verteilung (2009) ist prozentual gesehen die Lehrperson sogar der wichtigste Faktor für die Lernleistungen. Im Vortrag wird jedoch auch deutlich, dass Lehrpersonen nicht alleine entscheidend für den Lernstand einzelner Schüler*innen sind.

2. Welche Handlungspraxen im Bereich Leistungswahrnehmung, -rückmeldung und – beurteilung haben Sie in Ihren bisherigen Praxisphasen kennengelernt und inwieweit würden Sie die Berücksichtigung von Aspekten der Leistungsheterogenität als erfüllt ansehen?

In meinen bisherigen Praktika und meinem Nebenberuf als Nachhilfelehrerin und ambulante Erziehungshilfskraft an einer Schule, konnte ich im Bereich der Leistungswahrnehmung -rückmeldung und -beurteilung viele Erfahrungen machen können.

Mein Orientierungspraktikum absolvierte ich in einer jahrgangsübergreifenden 1. und 2. Klasse, wobei ein so genanntes „Lerntagebuch“ geführt wurde. Hierfür wurde jede Woche von zwei Schüler*innen die Hefte eingesammelt, um den Lernstand und -erfolg der Kinder feststellen zu können. Seiten, die nicht gut oder richtig bearbeitet wurden, wurden in das Lerntagebuch eingetragen, um den Kindern und dessen Eltern klarzustellen, welche Seiten nochmal überarbeitet werden müssen. Mit diesem Prinzip des Lerntagebuchs wird sowohl die Leistungswahrnehmung, -rückmeldung, als auch die Leistungsbeurteilung wahrgenommen.

Anhand der Aufgaben meiner Nachhilfeschüler*innen und meinen Erfahrungen, die ich an der Schule sammeln konnte, ist jedoch festzustellen, dass prinzipiell die Leistungswahrnehmung im Vordergrund steht, da eine kontinuierliche Leistungsrückmeldung oder -beurteilung mehr Aufwand und Zeit in Betracht zieht, die man als Lehrkraft nicht immer leisten kann. 

3. Wie positionieren Sie sich zu der Aussage von Hiller selbst als angehende Lehrer*in und welche möglichen Forschungsfragen wären für Sie relevant, um die getroffene Aussage empirisch weiter zu verfolgen? (Optionale Frage)

„Kinder und Jugendliche aus den unteren Statusgruppen scheitern in den Schulen an der Starrheit institutioneller Gegebenheiten und Zwänge, der Borniertheit vieler Curricula sowie an gedankenloser Routine und der Arroganz eines Personals gegenüber nichtbürgerlichen, bildungsfernen Milieus, dessen Attitüden Pierre Bourdieu als ‚Rassismus der Intelligenz‘ (1993) bezeichnet hat“ (Hiller 2019, S. 148).

Hiller kritisiert mit der oben genannten Aussage, das deutsche Schulsystem. Zum Teil ist dies nachzuvollziehen, denn das Schulsystem baut immer noch auf der Idee einer einheitlichen Schülerschaft auf, da Lehrpläne zu bestimmtem Zeiten ein bestimmtes Lernniveau erwartet wird. Es muss jedoch erwähnt werden, dass nicht alle Schüler*innen, die aus „unteren Statusgruppen“ kommen, in der Schule scheitern. Außerdem gibt es mehrere Faktoren, die Grund für die Leistungsheterogenität sind. 

Um die Aussage Hillers empirisch verfolgen zu können, kann folgende Forschungsfrage gestellt werden: „Inwiefern hat der Bildungsstand der Eltern einen Einfluss auf den Lernerfolg eines Kindes?“