- Benennen Sie auf Grundlage des Textes von Debus/Laumann 2018 die verschiedenen Ebenen auf denen a) Geschlechtliche Vielfalt und b) sexuelle und romantische Orientierungen differenziert werden können. Recherchieren Sie als Gegensatz dazu, das Konzept der Heteronormativität und beschreiben Sie kurz, was damit gemeint ist. Arbeiten Sie heraus, inwiefern die geschlechtliche und sexuelle Vielfalt von Menschen auch im Rahmen Ihres eigenen Berufs als Lehrer*in relevant sein könnte in Bezug auf die Lehrinhalte, die Lehrbücher, die Beziehung zu den Schüler*innen und Kolleg*innen. Nennen Sie dazu mindestens zwei konkrete Beispiele.
A. Die geschlechtliche Vielfalt ist nach Laumann und Debus (2018: S. 15-17) in drei Ebenen aufgeteilt:
- Die Vielfalt von Körpern
Die Ebene der körperlichen Vielfalt beschreibt dabei den Körper – wie unterschiedlich jeder Körper ist und welche außergewöhnlichen Merkmale es besitzt. Die einzigartigen Merkmale stehen dabei nicht zwingend in Relation zum Geschlecht.
- Die Vielfalt von Identitäten
Die Ebene der Identität wiederum setzt sich mit den inneren Werten des Individuums auseinander und gibt Informationen über die eigene Erkenntnis in Bezug zum Geschlecht. Neben dem männlichen und weiblichen Geschlecht gibt es die non-binary. Diese Bezeichnung beschreibt Menschen, die sich nicht mit dem männlichen oder weiblichen Geschlecht identifizieren können. Agender Personen ist das Geschlecht zweitrangig und daher nicht von großer Bedeutung. Individuen, die zwischen Geschlechtern zirkulieren und wechseln, bezeichnet man als genderfluid.
- Die Vielfalt von Ausdrucksweisen
Die Ebene der vielfältigen Ausdrucksweisen hebt das äußerliche Erscheinungsbild (Verhaltensweisen sowie körperliche Präsentation) und die klischeehaften Attribute des Geschlechts hervor.
B. Unter Heteronormativität versteht man das Zusammenspiel der oppositionellen Geschlechter, bei dem das männliche Geschlecht an primärer Stelle positioniert ist und das Weibliche sekundär (Debus/Laumann 2018: S.30-33).Von sehr großer Bedeutung sind die Akzeptanz und der respektable Umgang miteinander, unabhängig biologischen Geschlecht, der sexuellen Orientierung und Präferenzen. Als Lehrkraft besitzt man eine Vorbildfunktion und sollte dementsprechend den Schülerinnen und Schüler diese Tatsachen näher erläutern (Schmidt/Landmann 2009: S. 104).
2. a) Bitte überlegen Sie als stumme Reflexionsaufgabe zunächst ganz für sich selbst (nicht als Text im Blog!), wann/wo Sie selbst damit begonnen haben, sich mit einem Geschlecht zu identifizieren und wann/wo Sie Ihr eigenes Begehren entwickelt haben. b) Formulieren Sie danach im Blog 5 allgemeine, ihnen bekannte Redewendungen wie beispielweise: „Komm mal her, kleiner Mann“, „Das ist Mädchenspielzeug“ und andere Zuschreibungen und Praxen dieser Art, die die geschlechtliche und sexuelle Subjektivierung von Menschen in unserer Gesellschaft prägen.
- „Mädchen, zurück mit dir in die Küche!“
- „Das ist voll homo“
- „Gefühle sind was für Pussys“
- „Transe!“
- „Gay Over“
3. Fallbeispiel in der Schule: Jona weiß schon seit einiger Zeit, dass er ein Junge ist, auch wenn ihm bei der Geburt das weibliche Geschlecht zugewiesen wurde. In der Schule haben die meisten Lehrenden Jona akzeptiert und nennen ihn bei seinem neuen Namen und Pronomen. Aber immer, wenn es um die Toilettennutzung oder den Sportunterricht geht, kommt es zu Problemen. In der Umkleide beim Umziehen wird er von seinen Cis-männlichen Klassenkameraden ausgelacht. Die Cis-Mädchen wollen Jona in ihrer Umkleide auch nicht haben. Sie behaupten, Jona würde sie beobachten und das sei Ihnen unangenehm. Jona war früher sehr sportbegeistert, inzwischen nimmt er am Sportunterricht nur noch selten teil und meldet sich immer häufiger krank.
Überlegen Sie, welche Schritte würden Sie als Lehrer*in gehen, um Jona das alltägliche Leben leichter zu machen? Wie sollte sich das Kollegium aufstellen, welche Gespräche müssten mit der Klasse geführt werden und welche institutionellen Barrieren könnten abgebaut werden? Notieren Sie Ihre Überlegungen.
- Bereitstellung einer eigenen Umkleidekabine
- Mit dem betroffenen Arbeitskollegen einen Plan zur Antidiskriminierung erstellen. In Form eines Seminares (Zuhören, Aufklären, Austauschen, Rollenspiel, gemeinsame Reflexion)
- Jona bei Problemen einen Ansprechpartner (Eine Lehrkraft sowie eine Schülerin und einen Schüler) zur Verfügung stellen. Wichtig ist es, Jona zu zeigen, dass er nicht alleine ist und bei Schwierigkeiten immer jemanden hat, an den er sich wenden kann.
Literatur
Debus K., Laumann V. (2018): Pädagogik geschlechtlicher, amouröser und sexueller Vielfalt. Zwischen Sensibilisierung und Empowerment, Dissens – Institut für Bildung und Forschung e.V.
Schmidt, Michaela; Landmann, Meike (2009): Lehrer werden. Strategien für einen erfolgreichen Einstieg in den Lehrberuf. 1. Aufl. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.