Liebe LeserInnen,
im Folgenden handelt es sich um die Abschlussreflexion und somit den letzten Blogeintrag der Ringvorlesung.
Eine wichtige Erkenntnis, die ich aus dem Seminar mitnehmen durfte, ist aus der Vorlesung von Frau Dr. Elisabeth Hollerweger vom 04.07.2022. Die Schlagzeilen, ihre Begründungen und Argumentation zum Beginn erregten Aufmerksamkeit.
Es ist wichtig, gendersensiblen Unterricht zu gestalten. Als Lehrkraft sollte man sich stetig reflektieren und über dabei das Wissen von Genderkompetenzen verfügen. Es kommt nicht selten vor, dass Lehrkräfte Jungen und Mädchen unterschiedlich behandeln. Zahlreiche Datensätze geben Auskunft über geschlechtsspezifische Ungleichheiten im Bildungssystem (vgl. Lücking-Michel, 2009). Mädchen zeigen eine höhere Motivation zum Lesen an, im Gegensatz zu den Jungen. Die Lesekompetenz hat eine besondere Bedeutung für die Zuweisung zu den weiterführenden Schulen (vgl. Heinzel et al., 2005). Die Deutschnote ist für eine Gymnasialempfehlung ausschlaggebender als z. B. die Mathematiknote (vgl. Heinzel et al., 2005). Als angehende Lehrkraft war mir der geschlechtsspezifischer Umgang unterhalb der Geschlechter nicht so stark bewusst, weshalb es mir wichtig ist, Bildung zu gestalten, die beiden Geschlechtern gegenüber neutral ist. Lesen und das Verstehen von Texten ist eine wichtige Schlüsselqualifikation für alle Formen des Lernen (vgl. Budde, 2011). Kooperative und kommunikationsorientierte Stille werden den Lernpräferenzen von Schülerinnen angepasst, besonders im Fach Deutsch (vgl. Budde, 2011).
Einige Konsequenzen für die Praxis hat Frau Dr. Hollerweger in der Vorlesung genannt. Es ist wichtig, dass beide Geschlechter bei der Auswahl der Klassenlektüre beteiligt sind, um auch die Interessen der Jungen berücksichtigen zu können (vgl. Hollerweger 2022;18). Aus meiner Praxiserfahrung erinnere ich mich, dass die Präferenzen der Schüler bei der Lektüreauswahl auseinandergehen können. Während die Mädchen sich für Ponys und Feen entschieden, waren die Jungs an Sachbüchern oder Piratengeschichten interessiert. Damit es zu einer fairen Auswahl kommt, sollten dabei alle Wünsche/Genres berücksichtigt werden, um an alle Interessen anknüpfen zu können und ihren Erfahrungshorizont zu erweitern (vgl. Hollerweger 2022;16). Außerdem sollten Fortbildungen für pädagogische Fachkräfte und Lehrkräfte eingeführt werden, um aktuelle gendersensible Lektüreauswahl zu berücksichtigen (vgl. Hollerweger 2022;8). Damit Jungen eine größere Vielfalt an Lesevorbildern ermöglicht werden kann, können männliche Kollegen, Väter, Autoren und oder auch Lesepaten mit in die Klasseneinheit einbezogen werden, um für eine größere Diversität sorgen zu können (vgl. Hollerweger 2022;8). Jungen und Mädchen sollten gleichermaßen gefördert werden.
Eine weitere wichtige Erkenntnis nahm ich aus der sechsten Vorlesung ,,Heterogenitätskategorie Geschlecht/Gender in Schule im Spannungsfeld von Inszenierung und Zuschreibung’’ von Christoph Fantini. Hier wurden uns die Begriffe ,,Public Fathers’’ und ,,Public Mothers’’ näher gebracht. Die Eigenschaften, die den Geschlechtern zugeteilt werden, sind verallgemeinert und stereotypisch. Damit fängt die Unterteilung der Geschlechter im frühen Alter an, stigmatisiert sich und wird weiter gegeben. Die pädagogischen Arbeitsfelder von der Kindertagesstätte, Primarstufe bis zum Gymnasium wird von weiblichen Arbeitskräften dominiert (vgl. Horstkemper, 2011). Das hat zur Folge, dass Jungen kaum männliche Ansprechpartner und Vorbilder im Bildungsbereich haben (vgl. Horstkemper, 2011). Den Jungen fehlen damit gleichgeschlechtliche Identifikationspartner (vgl. Horstkemper, 2011). Jungen brauchen männlichen Vorbilder außerhalb der Familie, wie auch Mädchen, als das geschlechtliche Gegenüber (vgl. Gesterkamp, 2017). Als Lehrkraft an der Grundschule wird erwartet didaktische Arbeit, persönliche Zuwendung und die Herstellung von emotionaler Nähe (vgl. Gesterkamp, 2017). Fähigkeiten, die dem weiblichen Geschlecht zugeteilt werden und deswegen abschreckend wirken können (vgl. Gesterkamp, 2017). Somit bleiben männliche Lehrkräfte in der deutlichen Unterzahl. Ihr Anteil beträgt ca. 12 Prozent, während an einigen Grundschulen keine angestellt sind (vgl. Stuve/Rieske, 2018). Diesem muss entgegengewirkt werden. Aus meiner Grundschulzeit erinnere ich mich daran, dass wir selbst nur eine männliche Lehrkraft an der Schule hatten. Weshalb die Aufregung immer groß war, wenn wir von der Lehrkraft unterrichtet wurden, da es leider selten vorgekommen ist. Es gibt einige Organisationen, die sich darauf fokussieren, männliche Arbeitskräfte für Schulen zu gewinnen. Nicht weil Lehrer besser sind als LehrerInnen, sondern sie Schulsituationen bereichern (vgl. Gesterkamp, 2017). Auch bestätigte Beuster, dass sein Kollegium, welcher einen gleichen Anteil an männlichen und weiblichen Arbeitskräften beschäftigt, ein besseres Arbeitsklima durch ,,mehr Heterogenität’’ herrscht. Welches ein Vorteil für die Arbeitskräfte und auch den Schülern bietet.
Das Thema Gender spielte in meiner eigenen Schulzeit ein präsentes Thema. Denn zurückblickend auf meine eigene Schulzeit gab es eine deutliche Gruppierung innerhalb der Geschlechter. Besonders in der Hofpause wurde das bemerkbar. Wir Mädchen spielten z. B. eher Rollenspiele und die Jungen spielten auf der anderen Seite des Hofes Fußball. Da ich selbst oft mit meinen älteren Geschwistern zu Hause Fußball gespielt habe und deshalb das Interesse bei und auch bei anderen Mädchen bestand Fußball zu spielen, wollten wir gerne in der Hofpause mitspielen. Die Jungen haben es damals nicht gewollt und uns ausgrenzt, indem sie z. B. den Ball versteckt haben. Bei der Beschwerde der Aufsicht wurden wir selten ernst genommen und wieder weg geschickt. Die Gruppierung setzte sich im Unterricht weiter, indem die Mädchen sich in der Leseecke und die Jungen sich in der Spielecke aufhielten. Aussagen wie, ,,wir brauchen starke Jungen zum Tragen’’ bestärkten nur die Situation. Die Lehrkräfte sollten die Verspannungen zwischen den beiden Geschlechtern entkräften und nicht bestärken. Dadurch zogen sich die Geschlechterklischees weiter. In meinem Orientierungspraktikum kam es zu einer Situation, bei der ein Junge nicht mit bei den Mädchen spielen durfte. Ich hörte beiden Parteien zu, schlichtete die Situation und der Junge durfte folgend mitspielen. Die weiteren Hofpausen habe ich die Kinder öfter zusammen spielen gesichtet. Als Lehrkraft sollte darauf geachtet werden, dass es keine Unterteilung oder Stigmatisierung innerhalb der Geschlechter gibt. Um dem Verhalten der Ausgrenzung aufgrund des Geschlechtes entgegenzuwirken, sollte den Kindern zugehört und auch eine Lösung gefunden werden, falls es aus einer Aktivität aufgrund ihres Geschlechtes ausgegrenzt werden sollte. Die Notwendigkeit der Selbstreflexion von Lehrkräften über das Thema und den Umgang mit Heterogenität ist notwendig.
Im weiteren Verlauf meines Studiums würde ich gerne mehr über die Gestaltung und Einbindung der Erstsprache der SuS in den Schulalltag lernen. Im Land Bremen spielt Mehrsprachigkeit eine große Rolle und auch durch meine Praktika habe ich das wahrgenommen. Wir haben in der Vorlesung von Frau Dr Dunoswki schon einige Projekte und Spiele zur Einbringung der Erstsprache kennengelernt, würde mir aber noch eine Vertiefung wünschen für eine bessere Umsetzung (vgl. Dunowski, 2022;31). Auch interessiert mich das Thema Elternkooperation. Ich würde gerne mehr über die Arbeit/Kooperation mit Eltern lernen, da es ein wichtiges Thematik darstellt.
Literatur:
Stuve, Olaf/ Rieske, Dr Thomas (2018): Männer ins Grundschullehramt Wie Geschlechtervielfalt in Kollegien von Grundschulen erreicht werden kann, gew.de (online) https://www.gew.de/fileadmin/media/publikationen/hv/Hochschule_und_Forschung/Ausbildung_von_Lehrerinnen_und_Paedagogen/Zukunftsforum_Lehrer_innenbildung/190228_MaennerInsGrundschulamt_2018_A4_171218.pdf (abgerufen am 21.08.2022)
Horstkemper, Marianne (2011) Unterrichtsentwicklung: Mit voller Kraft zurück? Risiken und Nebenwirkungen einer verkürzten Sicht auf die »Jungenkatastrophe«, in: Sasse, Ada (Hrsg.) Valtin, Renate (Hrsg.) (2011), Mädchen und Jungen in der Schule. Förderung von Lesekompetenz und Leseinteresse. pedocs.de (online) https://www.pedocs.de/volltexte/2020/21025/pdf/Sasse_Valtin_2011_Maedchen_und_Jungen.pdf (abgerufen am 21.08.2022)
Gesterkamp, Thomas (2017): Ticken wie Jungs, in: der Freitag, 28. September 2017 (online) https://www.google.com/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=&ved=2ahUKEwjI0KS2stj5AhVYXvEDHTsBBwUQFnoECEcQAQ&url=https%3A%2F%2Fwww.maenner-in-die-grundschule.de%2Fapp%2Fdownload%2F29445526%2Fder%2BFreitag_Ticken%2Bwie%2BJungs_280917.pdf&usg=AOvVaw1p_novfDV9qOCeYkOI7k2w (abgerufen am 21.08.2022)
Lücking-Michel, Claudia (September 2009). Schlaue Mädchen – Dumme Jungen? Gegen Verkürzungen im aktuellen Geschlechterdiskurs. Schulentwicklung.nrw.de (online) https://www.schulentwicklung.nrw.de/q/upload/Gender/Schlaue_Maedchen_Dumme_Jungen.pdf (abgerufen am 28.07.2022)
Heinzel, Prof. Dr. Friederike/ Henzel, Rabea/ Klomfaß, Sabine (März 2005) Eine Schule für Mädchen und Jungen. Praxishilfe mit Unterrichtsentwürfen für eine geschlechtergerechte Bildung. Schulentwicklung.nrw.de (online) https://www.schulentwicklung.nrw.de/q/upload/Gender/Eine_Schule_fuer_Maedchen_und_Jungen_Praxishilfe.pdf (abgerufen am 28.07.2022)
Bünde, Jürgen(2011): Jungen und Deutsch- unterricht. Empirische Befunde und riskante Thematisierungen, in: Sasse, Ada (Hrsg.) Valtin, Renate (Hrsg.) (2011), Mädchen und Jungen in der Schule. Förderung von Lesekompetenz und Leseinteresse. pedocs.de (online) https://www.pedocs.de/volltexte/2020/21025/pdf/Sasse_Valtin_2011_Maedchen_und_Jungen.pdf (abgerufen am 20.08.2022)
E. Dunowski (2022) ,,Mehrsprachigkeit als Ausgangspunkt und Ziel schulischer Bildung in der Primarstufe“ (Vorlesung)
E. Holleweger (2022) ,,Erlesene Geschlechter, Genderkompetenzen im Literaturunterricht’’ (Vorlesung)
3 Antworten zu “Abschlussreflexion”
vieles ist inhaltlich richtig gut und differenziert auch mit literaturarbeit, v.a. zum genderthema.
aber die dritte aufgabenstellung haben sie gar nicht, die zweite meiner meinung nach nur mit einem satz behandelt – und leider sind ziemlich viele rechtschreibefehler im text.
also bitte noch etwas nacharbeiten, und einmal durchkorrigieren. 2 wochen sind zeit dafür.
cf
Danke für das Feedback! Ich habe den Beitrag überarbeitet. LG
sehr starke überarbeitung!!
cf