Nebeneinander oder Miteinander?

  1. Einerseits war es zentrales Thema, dass für das Inkludieren und das Eingehen auf einzelne SuS nicht reicht, einfach einen/eine „Regel“SoS (Schüler oder Schülerin) mit einem/einer SoS mit Einschränkungen zusammenzusetzen und davon auszugehen, „die lernen schon von selbst voneinander“; stattdessen muss man so etwas vorausplanen, sodass es auch gewünschte Ergebnisse bringt.
    Außerdem wurde für diese Sorte Unterricht ein verbesserter Vorschlag zur Gestaltung gemacht, das sogenannte „Ich – Du – Wir“-Prinzip. Hierbei wird zunächst alleine an einer Aufgabe gearbeitet, dann werden mit einem Partner/einer Partnerin die Ergebnisse, Probleme und Auffälligkeiten, die man an der Aufgabe gefunden hat, besprochen, um schließlich mit allen die Ergebnisse zu sammeln.
  2. Eines der Fächer, die ich studiere, ist Englisch. Hier ist es in meiner Schulzeit tatsächlich zu etwas wie der „Ich – Du – Wir-Methode“ gekommen, wobei zum Beispiel zunächst wir SuS verschiedene Seiten einer Debatte einzeln erörtern sollten und uns Argumente überlegen, uns dann mit einem/einer PartnerIn darüber austauschen und dann haben wir einmal eine Art „Podiumsdiskussion“ gehalten, wobei wir aus der einen und der anderen Seite jeweils einen Sprecher gewählt haben und diese dann gegeneinander argumentieren ließen, um das dann wiederum zusammen auszuwerten.
  3. 1. Wie kriegen Sie das eigentlich hin, dass alle tatsächlich miteinander arbeiten und nicht nur nebeneinander, oder nur abschreiben?
    2. Teilen Sie eigentlich lieber Gruppen auf und versuchen, sie unterschiedlich zu unterstützen, oder unterrichten und arbeiten Sie lieber mit einer großen Gruppe?
    3. Versuchen Sie, die SuS untereinander dazu zu bringen, sich etwas beizubringen, oder machen Sie das lieber komplett selbst?

Die doppelte Heterogenität

  1. Bei doppelter Heterogenität dachte ich bei den zwei Fächern, die ich studiere, zunächst eher an Englisch als an Mathematik – da mathematische Begriffe ja selten schon vor ihrer Erwähnung im Unterricht mit Inhalt gefüllt werden. Andererseits jedoch fielen mir die Kommentare meines Dozenten für Mathematik für Lehramt, Dr. Ingolf Schäfer, und von Prof. Dr. Christine Knipping, nämlich dass Begriffe, die weiterhin benötigt werden, schon von anderen Lehrern genutzt wurden. Schäfer zum Beispiel erwähnte hier das Beispiel der Definition der fundamental wichtigen mathematischen Operation des Teilens. Es ist möglich, es sich als „Aufteilen“ anzusehen: Ich habe 8 Bonbons und verteile sie auf 4 Freunde. Dieses Konzept wird aber zunehmend schwieriger beizubehalten, wenn es zum Beispiel um Teilen durch Brüche oder negative Zahlen geht: warum bekommt jeder zwei Bonbons, wenn ich einen Bonbon auf eine halbe Person aufteile? Sinnvoller kann es sein, zu überlegen, wie oft eine Zahl in eine andere „hineinpasst“, ein Ansatz, der auch beim schriftlichen Teilen hilft. Ähnliches führte Knipping in der Ringvorlesung über das Rechnen mit Fingern aus, welches zunächst das Verständnis verbessern kann, aber dann erschwert, auf ein höheres Niveau an Verständnis zu kommen. Leite ich als Lehrer nun zum Beispiel Unterricht in einer neuen fünften Klasse SuS aus mehreren Schulen, dann ist es gut möglich, dass die grundlegenden Konzepte unterschiedlich vermittelt wurden. Dazu kommt noch, dass Schüler im Grundschulalter häufig ihre Eltern zu ihren Hausaufgaben fragen. Ich kann mich allerdings noch sehr gut erinnern, wie es mir und anderen ging, wenn ich das tat: weil unsere Eltern in einer anderen Zeit die Dinge ebenfalls anders gelernt haben, hat dies nur noch mehr Verwirrung gestiftet.
    Abschließend also kann das unterschiedliche Verständnis für die Operation „Teilen“ genauso wichtiger Teil des Mathematikunterrichts werden, wie das unterschiedliche Verständnis des Konzepts „Staat“.
  2. Bleiben wir beim selben Thema: „Was heißt ‚Teilen‘ eigentlich?“. Hierzu könnte man einerseits ganz simpel als Lehrkraft die SuS aufzeigen lassen und sie erklären lassen, oder auch durch die Reihen alle SuS ihre Idee dazu sagen lassen.
    Eine Alternative wäre, möglicherweise in Einzel- oder Partnerarbeit, eine Anleitung anzufertigen, da in der Anleitung, durch die Herangehensweise, klar wird, wie die SuS „Teilen“ verstehen.
    Die dritte Möglichkeit ist wahrscheinlich die simpelste, aber vielleicht ruft sie nicht das gewünschte Ergebnis hervor. Diese wäre Rechenaufgaben zu stellen, die an diese Grenzen der „Aufteilen“-Methode heranführen. Insbesondere wenn die SuS noch nicht durch negative Zahlen oder Brüche geteilt haben, wäre es wahrscheinlich für einige SuS mit ihrem Verständnis von Teilen trotzdem möglich, die Aufgaben zu lösen, für andere nicht. Nun könnte dies auch als Ergebnis einfach eine Aussage über die generelle mathematische Abstraktionsfähigkeit der SuS sein; allerdings könnte sich die Lehrkraft so zumindest von dieser, im Prinzip ja noch differenzierteren, Heterogenität ein Bild machen.
  3. Insbesondere in neu „zusammengewürfelten“ Klassen könnte man bei der Einführung bisher unbekannter Konzepte prüfen, wie sehr vorherige Konzepte verstanden wurden, zum Beispiel beimPotenzieren, was ja auf Multiplizieren basiert, bei fortgeschrittener Bruchrechnung (z.B. Kürzungsregeln), oder bei fortgeschrittenen allgemeinen Rechenregeln (z.B. Punkt- vor Strichrechnung, Klammersetzung usw.). Bei LuL könnte die Sache schwierig werden; andererseits könnte es interessant sein, hier bei Lehrkräften zu beobachten, die nur etwas entfernter mit Mathematik zu tun haben, zum Beispiel Physik-, Chemie- oder Biologielehrer*innen. Wenn diese dann Rechnungen in ihrem Unterricht durchführen, wäre es eventuell möglich, ebenfalls verschiedene Verständnisse der Rechenarten zu beobachten.

Begegnungspädagogik

  1. Die zentrale Problematik der Begegnispädagogik liegt darin, dass bei dieser vermittelt werden soll, wie diese Gruppe von Leuten ist, indem nur ein Vertreter oder eine sehr eingeschränkte Sicht von ihr für kurze Zeit vorgeführt werden. Es wird das Gefühl vermittelt, man kenne nun „die Muslime“,die Juden“ oder „die Christen“, dabei hat man meist nur einen Tag zum Beispiel mit einem Imam, Rabbi oder Pfarrer verbracht. Weiterhin fördert es stark das Othering und das Bestreben nach Unterschiedlichkeit, wie am Beispiel eines interkulturellen Frühstücks gezeigt wurde: das Essen, was mitgebracht wurde, war das, was die Teilnehmenden für typisch für ihr Land hielten, nicht was sie tatsächlich jeden Morgen zum Frühstück essen würden.
  2. Erstaunlicherweise habe ich solche Begegnungspädagogik nicht miterlebt (niedersächsisches Abitur), aber unsere Klasse hat in der Unterstufe einmal eine Projektwoche mit dem Thema „Judentum“ durchgeführt. Rückblickend muss ich allerdings sagen, dass wir in diesem Alter noch zu jung für die komplexen Thematiken waren und nicht nur einen kleinen Einblick erhalten haben, sondern dieser auch noch aus zweiter Hand kam. Es gab keine Begegnung mit einem Rabbiner oder einen Besuch einer Synagoge. Das größte Problem allerdings war für mich (wie ich wesentlich später feststellte), dass im Zuge der Projektwoche tatsächlich noch das antisemitische Vorurteil vorgebracht wurde, das Jiddische sei eine Verbrechersprache gewesen. Gerade das hat mich im Nachhinein ernstlich gestört – gerade bei, wie gesagt, sehr jungen SuS sollte so etwas definitiv nicht propagiert werden oder es sollte sich direkt hiervon abgegerenzt werden.
  3. Hierzu wäre wahrscheinlich eine Art Rollenspiel oder geleitete Diskussion von Vorteil, um das in 1. genannte Problem zu umgehen, dass nicht die echten Standpunkte oder Ansichten vertreten werden, sondern das, was eine Person glaubt, was für sie normal sein sollte. Man könnte also zu einem bestimmten Thema (je nach Klassenstufe komplexer oder simpler) Gruppen bilden oder einzelne Rollen verteilen, die auf verschiedene Arten und Weisen verschiedene religiöse Ansichten vertreten (in der Vorlesung gab es das Beispiel des gemeinsamen Friedhofs). Andere Möglichkeiten wären z.B. das Fleischangebot in der Schulkantine (Koscher? Halal? Werden Milch und Fleisch zusammen verarbeitet? Oder auch sekuläre Ansätze wie Gesundheits- und Umweltaspekte?) oder auch der Sportunterricht (Jungen/Mädchen getrennt? Welche Sportkleidung soll oder muss getragen werden? Wird Schwimmunterricht angeboten, wenn ja verpflichtend?). Hierfür würden die SuS sich die Ansichten verschiedener Religionen zu für sie greifbaren Themen, die sie vielleicht vorher selbst gar nicht problematisiert haben, auseinandersetzen und dann im Versuch, die eigenen (gespielten) Interessen zu vertreten, die Ansichten anderer Religionen bzw. Weltanschauungen in Erfahrung bringen.