Die bildungstheoretische Didaktik setzt sich mit der zentralen Frage:
,,Auf was soll Schule und Unterricht mehr Wert legen?“ auseinander.
Hierbei wird von zwei Bildungsströmungen unterschieden, die fundamental den Unterricht prägen.
Die Materiale Bildung → darunter werden wichtige kulturelle Inhalte und die Aneignung von Wissen verstanden.
Die Formale Bildung → Schwerpunkt ist hierbei die Entwicklung bzw. Formung von bestimmten Persönlichkeitseigenschaften der SchülerInnen.
Seit je her befinden sich die Formale und die Materiale Bildung in einem Streit. Die allgegenwärtige Frage, die sich hier stellt, lautet: Was von beiden ist wichtiger?
Der deutsche Erziehungswissenschaftler Wolfgang Klafki (1927-2016) legt in den 1950er-Jahre seinen eigenen Ansatz namens die Kategoriale Bildung als ein Kompromiss vor.
Dabei werden neue Kategorien der Wahrnehmung und neue Motive und Fähigkeiten des Lernens erworben und spielen eine besondere Rolle innerhalb der Bildung.
Im Sinne Klafkis sind Kategorien Einheiten, die dem Menschen helfen, die Wahrnehmung der Welt für sich zu ordnen. Für Lernende sollen diese Einheiten unmittelbar für das eigene Leben bedeutungsvoll sein und somit eine subjektive Bedeutung haben. Den SchülerInnen soll sich die Welt und die Wirklichkeit erschließen.
Nach Klafki ist die Bildung der Anspruch und prinzipielle Möglichkeit, jedes Menschen zur Vernunftfähigkeitsentfaltung zu gelangen.
Weitere zentrale Merkmale innerhalb der Bildung sind Selbstbestimmung, Mitbestimmung und Solidaritätsfähigkeit.
In den Filmen, Dangerous Minds“ (1995) und Dead Poets Society (1989) werden genau diese Werte den SchülerInnen vermittelt.
Das zu erstrebende Ziel in Klafkis Augen ist, dass die SchülerInnen ihre Selbst – und Mitbestimmungsfähigkeiten für jene, die das nicht haben, einsetzen. Der Abbau von Privilegierung und Benachteiligung soll damit gefördert werden.
Wie gelingt aber solch ein nachhaltiger Unterricht? Es gibt ein Verfahren der didaktischen Analyse, die als Orientierung für die Gestaltung von Lehreinheiten dienen kann.
Zunächst soll der Unterricht repräsentativ bzw. typisch sein und somit eine exemplarische Bedeutung aufweisen. Ebenso spielt der Bezug zur Gegenwart eine Rolle und welcher Wert der Inhalt im Leben der SchülerInnen hat. Außerdem ist die Zukunftsbedeutung des Inhaltes mit klaren pädagogischen Zielvorstellungen zu beachten. Die SchülerInnen sollen genau nachvollziehen können, wieso und weshalb sie jetzt diese bestimmten Bildungsinhalte lernen müssen. Deshalb ist es erstrebenswerter, dass kein Vorratslernen stattfindet. Zudem ist es wichtig, dass der Inhalt strukturiert vermittelt wird und die Lehrenden stets ein Überblick auf die Breite und die Tiefe der Themen haben. Im Unterricht ist ebenfalls die Zugänglichkeit der Inhalte in Form von spezifischen Lernmethoden und Wege von großer Bedeutung.
Aufgrund von Protesten von Studenten, die die Bildung aus den 1950er-Jahren und somit ebenso Klafkis Theorien kritisierten, kommt es zu einer Ergänzung der Didaktik.
Klafki führt die Kritisch-Konstruktive Didaktik mit den Kerngedanken, einen kritischen und konstruktiven Beitrag zur Verbesserung des Unterrichts zu leisten, ein.
Ein weiterer Aspekt im Fokus ist die Erweisbarkeit und Überprüfbarkeit der Leistungen der SchülerInnen.
Daneben sind die Interaktionsstruktur und das Medium von sozialen Lernprozess bedeutsam. Hierbei ist das Lernen in Gruppen, sich dort auszutauschen und gegenseitig zu helfen ein wichtiger Bestandteil des Unterrichts.
Abschließend lassen sich folgende Schlüsselqualifikation festhalten:
Die SchülerInnen sollen in der Lage sein, mit anderen über Lösungsmöglichkeiten zu diskutieren und gemeinsam an Lösungsvorschläge zu arbeiten.
Sie sollen Kritikbereitschaft, Argumentationsbereitschaft, Empathie, vernetztes Denken, Selbstvertrauen, Frusttoleranz, Verantwortungsfähigkeiten erwerben.
Die Folge von einer Orientierung an Klafkis Bildungstheoretische Didaktik ist der Mut der Lehrenden, mit ihren Unterricht einen Beitrag für die Zukunft und Gesellschaft zu leisten sowie die Emanzipation in der Schule zu fördern.
Fragen:
Welche Fähigkeit ist in Bildung nach der Bildungstheorie von Klafki kein zentrales Merkmal?
- Selbstbestimmung
- Sympathie
- Mitbestimmung
- Solidarität
Wozu gehört die Kategoriale Bildung nach Klafki?
- zu der Formalen Bildung
- zu beiden Bildungsansätzen
- ist als eigener Ansatz zu verstehen
- zu der Materialen Bildung
(Lösung: 1. Frage: b. ; 2. Frage: c.)