Frage 1: Sind Unterschiede in den mathematischen Leistungen von Schülerinnen und Schülern ein Grund zur Sorge? Welche Bedeutung kommt dem zweigliedrigen Schulsystem (Oberschule / Gymnasien) in Bremen diesbezüglich zu?
Unterschiede in der Mathematikleistung zeigen sich bereits ab der ersten Klasse und die Themen tendenziell im Verlauf der Grundschule zu. Zudem sind Grundschulkinder mit deutscher Familiensprache signifikant besser als Kinder aus anderssprachige oder gemischtsprachigen Familien (Knipping, Folie 2). Unterschiede in der mathematischen Leistung sind ebenfalls ein Grund zur Sorge, weil wenn Die Verstehensgrundlagen nicht aufgearbeitet werden, ist das Weiterlernen nicht möglich. Zum Weiterlernen ist fachdidaktisches Wissen über langfristige Lernpfade notwendig (Knipping, Folie 38)
Dem zweigliedrigen Schulsystem (Oberschule/Gymnasium) in Bremen kommt nur teilweise eine Bedeutung zu, da die PISA-Studie lediglich die Schulformen „Hauptschule“, „Integrierte Gesamtschule“, „Realschule“, und „Gymnasium“ in den Fokus nimmt. Die Schulform „Oberschule“ wie sie in Bremen im zweigliedrigen Schulsystem vorhanden ist, wird in der Form nicht durch die PISA-Studien in betracht gezogen (Knipping, Folie 14). Es wäre hier dringend angebracht, die zu beobachtenden Schulformen der PISA-Studie zu reformieren, da mit der Absicht der Inklusion das dreigliedrige Schulsystem in allen Bundesländern immer mehr als auslaufende Schulformen bezeichnet werden. Alternativ sollte die Oberschule, wie die Integrierte Gesamtschule, als eigene Schulform aufgenommen werden.
Frage 2: Spielen im Mathematikunterricht, kann das angesichts von Leistungsunterschieden ein Ansatz sein? Beziehen und begründen Sie eine Position aus Lehrenden-Sicht, die auch Schülersichtweisen einbezieht.
Spielen kann im Mathematikunterricht angesichts von Leistungsunterschieden sehr wohl ein Ansatz sein, da Schüler:innen individuell lernen können und durch die kognitive Aktivierung, also dem entdeckendem Lernen und dem produktiven Üben, Einheitliche Qualitätsansprüche, sowie Fokussiertheit und Adaptivität erzählt werden können. (Knipping, Folie 49). Zudem können Schüler:innen so in den Kleingruppen, in denen sie gemeinsam Spielen, sich gegenseitig helfen, wenn ein:e Schüler:in einen Denkansatz hat, den ein:e andere:r Schüler:in nicht nachvollziehen kann (vgl. Knipping, Folie 50). Die Lehrkraft kann durch entsprechende Diskussionsaufgaben den Leistungsfortschtritt in den Gruppen beobachten und durch Präsentationsaufgaben die Ergebnisse Sichern (vgl. Differenz trifft.pdf)
Frage 3: Spielen kann im Handeln „stecken bleiben“, das Denken kommt zu kurz. Benennen Sie zwei unterschiedliche Möglichkeiten, wie Sie als Lehrkraft ausgehend vom Spielen eine weitere kognitive Aktivierung von Lernenden anregen können.
Fachdidaktische Diagnostik, die durch Phasen beim Spielen unterstützt werden führt zu einer produktiven Erarbeitungsphase. Die Schüler:innen lernen zuerst die Spielregeln kennen und spielen im Anschluss das Spiel im freien Modus. Im weiteren Schritt wird das Spiel Reflektiert. Hierbei formulieren die Schüler:innen vermutete Zusammenhänge und vereinbaren gemeinsame Strategien für die nächste Phase, in der die Strategien beim Spielen angewendet werden. Zum Schluss werden die Strategien reflektiert. Dabei werden auch die Erfolge und die Misserfolge begründet (Knipping, Folie 46). Diese Phasenstrukturierung nimmt fachdidaktische Tiefenstrukturen in den Blick und ist hilfreich, um kognitive Aktivitäten zur Reflexion der Spiel-Strategien zu fokussieren. Zudem hilft diese Strukturierung, verschiedene Zugangsweisen und Sichtweisen von Lernenden zu erkennen. Ebenso kann eine Stufung von Lernpfaden nötig sein, um eine Ablösung von konkretem Handeln zu ermöglichen (Knipping, Folie 48).
Frage 4: Formulieren Sie zwei Fragen, welche Ihnen helfen können, mögliche Denkhandlungen von Lernenden zu beobachten.
- Wie gut kann der*die Schüler*in die vereinbarten Strategien in die Tat umsetzen?
- Wie gut kann der*die Schüler*in den Erfolg oder den Misserfolg von Strategien Reflektieren?
Quellen:
Prof. Dr. Knipping, Mathematische Leistungsunterschiede -empirische Befunde und Konsequenzen für den Mathematikunterricht, Ringvorlesung vom 29.06.2021
Differenz trifft, Differenz_trifft.pdf