Welche Berührungspunkte hatten Sie bereits mit dem Thema Antisemitismus? Beschreiben Sie für Sie wichtig erscheinende Situationen und wie Sie diese vor dem Hintergrund dieser Vorlesung bewerten würden.
In meiner Schulzeit habe ich persönlich keine Erfahrungen mit Antisemitismus gemacht, weil ich von ihm nicht betroffen sein kann. In der Vorlesung wurde deutlich, dass Aussagen wie „Du Jude“ in Schulen oft relativiert werden. Diese Aussagen habe ich in meinem Schulleben auch häufig gehört. Selten hat eine Lehrkraft etwas dagegen unternommen. In der Oberstufe hat sich mein Jahrgang im Rahmen eines langfristigen Projekts mit Antisemitismus und vor allem dem Holocaust beschäftigt. Dafür haben wir mit einem jüdischen Holocaust-Überlebenden zusammengearbeitet und auf seine Geschichte aufmerksam gemacht. Am Ende stand eine große Veranstaltung und die Forderung, auf dem Gelände der ehemaligen Synagoge in meiner Heimatstadt zu einer Gedenkstätte zu errichten.
- Welche Fragen haben sich für Sie durch den Vortrag ergeben? In welchen Bereichen fühlen Sie sich noch unzureichend informiert oder vorbereitet, um sich mit Antisemitismus in der Schule als Lehrkraft zu befassen?
Meine fehlende Erfahrung von Antisemitismus im Schulalltag löst einige Fragen im konkreten Umgang mit Antisemitismus aus. Durch meine Fächerwahl sehe ich mich als zukünftiger Lehrer in der Verantwortung die SuS aufzuklären. Da ich weiß, dass Phrasen wie „Du Jude“ schon von jungen Schülerinnen und Schülern geäußert werden, stellt sich die Frage zu welchem Zeitpunkt es angemessen ist die Schüler*innen mit ihrem Verhalten zu konfrontieren beziehungsweise sie über das Gesagte aufzuklären. Zudem muss sicherlich auch darüber nachgedacht werden wie sich Antisemitismus im 21. Jahrhundert verbreitet. Lehrer*innen müssen über die Gefahren von Verschwörungstheorien in der digitalen Welt aufgeklärt werden, damit sie das an die Schüler*innen weitergeben können.
- Beschäftigen Sie sich mit folgendem Szenario: Ein Elternteil spricht Sie persönlich als Lehrkraft darauf an, dass ein Schüler Ihrer Klasse von verbalen antisemitischen Übergriffen betroffen war. Überlegen Sie, wie ein konstruktiver Umgang mit dieser Situation aussehen könnte.
Der erste Schritt wäre es auf die Problembeschreibung der Eltern der betroffenen Person intensiv einzugehen. Wenn es gewünscht ist, ist das Gespräch mit der/dem betroffenen Schüler*in ein weiterer Schritt. Es wäre mir wichtig mir ein umfassendes Bild von der Situation zu machen, um diese auflösen zu können. Der nächste Schritt wäre das Gespräch mit der Person, von der diese antisemitischen Übergriffe ausgehen, um herauszufinden, ob sie sich über die Tragweite ihrer Äußerungen oder Aktionen bewusst ist. Sollte sich herausstellen, dass es sich um eine ausgereifte Ideologie handelt, müssen definitiv Maßnahmen ergriffen werden, die dieser Person klarmachen, dass Antisemitismus inakzeptabel ist. Dafür sollten dieses Thema mit anderen Lehrkräften und der Schulleitung behandelt werden. Es sollte dann fächerübergreifende Aufklärungsarbeit geleistet werden. Möglicherweise sollten auch außerschulische Akteure, die sich dem Kampf gegen Antisemitismus verschrieben haben, hinzugezogen werden.
Während meiner Schulzeit wurden Veranstaltungen mit von Antisemitismus Betroffenen durchgeführt. Als Lehrkraft würde ich mich dafür einsetzen, dass diese auch an meiner Schule stattfinden. Sollte beispielsweise die Möglichkeit bestehen mit einem/einer Holocaust-Überlebenden ins Gespräch zu treten, würde ich diese nutzen, da ich aus meiner eigenen Erfahrungen sagen kann, welchen Einfluss diese Veranstaltungen auf Schüler*innen haben können.
Schüler*innen müssen dieses Thema umfassend verstehen. Deshalb sollte man es ihnen nicht nur durch Lehrervorträge nahebringen. Ich sehe es als wichtig an, dass das Thema für Schüler*innen greifbar ist. Deshalb würde ich mich dafür einsetzen, dass die schule Projekte gegen Antisemitismus durchführt und fördert.