Zunächst habe ich mit der Idee des Blog- Schreibens gehadert.
Eine ganze Menge fremder Personen wird die Einträge lesen können. Einträge, in der ich Teile meines Wissens wie aber auch meiner Person preisgebe und mich damit angreifbar mache. Genau das löst bei mir ein Unbehagen aus, wenn ich daran denke, dass ich vielleicht falsche, nicht gut überlegte oder cringy Beiträge verfasse.
Außerdem war ich mir eine Zeit lang nicht sicher, wie ich sechs Einträge und zusätzliche Kommentare schreiben soll. Was, wenn mir der zu kommunizierende Inhalt fehlt, ich zu einem anderen Blog-Eintrag ganz einfach nichts zu sagen habe.
Diese Art von Schaffensdruck ist für mich stressauslösend.
Weiterhin kann oder konnte ich mir nicht vorstellen, warum ich unter anderem meine Reflexionsprozesse ins Internet stellen soll.
Mittlerweile habe ich auch für mich entscheiden können, dass die Blog- Führung nicht rein dem Selbstzweck dient. Schließlich hatte ich nach der Gruber- Vorlesung und Gesprächen über diese eine erste Idee, die sich als Post eignen könnte.
Also ist es eine Frage des Inputs gewesen.
Auch habe ich meine Meinung geändert, ob sich Blogs generell noch zur Propädeutik eignen oder der Vergangenheit angehören.
Gerade heute habe ich beim Stöbern den Blog eines Forschungsseminars vom Sommersemester 2020 gefunden und bin zum Lesen hängengeblieben.
Das Thema interessiert mich unabhängig meines momentanen Studiums und ich habe ein Medium, wo verschiedenes Wissen aus sehr verschiedenen Quellen zusammengetragen wurde, dass ich so, ohne den (zeitlich ähnlichen) Aufwand, am Seminar selbst teilgenommen zu haben, wahrscheinlich schwer finden könnte.
Ob ich irgendwann selbst dazu komme oder durchs Studium gezwungen werde, einen vergleichbaren Blog anzufertigen, bleibt fraglich, aber gerade eben war ich begeistert davon.
Ich hatte ähnliche Gedanken wie die aus deinen Schilderungen. Wahrscheinlich werden die Hemmungen auch dadurch ausgelöst, dass es in der Ethnologie aufgrund der Methodik schwierig ist, sich als forschende Person ´hinter Statistiken und bloßen Theoriewänden zu verstecken, da das Positioning und das Framing immer einen erheblichen Teil der Theoriebildung selbst darstellen (sollten) und es dadurch auch mehr persönliche Bezüge gibt als in andern Wissenschaften. Zumindest in bestimmten Gebieten die diese Art der Herangehensweise erfordern. Die Ähnlichkeit zu anderen Wissenschaften besteht darin, dass Wissen irgendwie zufriedenstellend und im besten Fall gut ausformuliert mit den richtigen Fachtermini versehen zeitnahe gekonnt präsentiert werden muss. Darum wird kaum ein Herumkommen sein. Ich meine dass wir bis jetzt beide die Erfahrung gemacht haben, dass es oftmals an der Alltagsstrukturierung (und manchmal auch Zeit und Motivation) hapert und nicht daran, dass es nichts gibt worüber ein Text geschrieben werden könnte. Oft ist es einfacher, Bezüge zu einem Sachverhalt herzustellen als selbst damit anzufangen etwas zu schreiben (es sei denn es wurden durch gewisse Inhalte direkt genügend Assoziationen ausgelöst). Aber dass der Druck selbst zu verfassen oder zu kommentieren Stress auslöst, kann ich auf jeden Fall gut nachvollziehen.
Ich würde darin mitgehen, dass Blogs eigentlich ein gutes Medium sein können, um Informationen ansprechend aufgearbeitet darzustellen. Vielleicht auch weil es mittlerweile schon eine Angewohnheit ist, sich von einer Seite auf die nächste zu klicken um noch mehr Informationen einholen zu können – wofür Verlinkungen in Blogs sich auf jeden Fall gut eignen. Außerdem sind sie meistens umsonst, gut zugänglich und können coole featrues haben (und daruch Barrieren abbauen wenn sie darauf ausgelegt sind).