Abschlussreflexion

  1. Benennen Sie die für Sie zentralsten (mindestens zwei verschiedene, gerne auch mehr) theoretischen Erkenntnisse (auf allgemeine Konzepte oder empirische Studien aufbauend), die Sie aus den Vorträgen der Ringvorlesung mitgenommen haben. Nehmen Sie dabei Bezug auf:

a.) unterschiedliche fachdidaktische Aspekte. Übertragen Sie, wenn möglich, die in der Ringvorlesung gewonnenen Erkenntnisse auf die Didaktiken der von Ihnen studierten Fächer.

b.) generelle Erkenntnisse zur Beziehungsarbeit in Schule und Unterricht.
Bitte benennen Sie für Aufgabenteil 1 konkret mindestens zwei relevante Literaturquellen  (Namen, Jahr, Titel). Hinweis: Die Vorlesungsfolien stellen keine Literaturquellen dar. Sie können jedoch gerne auf die Literatur zurückgreifen, auf die auf den Folien verwiesen wird.

In den Vorlesungen des BaumHET Moduls ist mir erst die Vielfalt hinter dem System Schule und den Herausforderungen der Arbeit mit einer so heterogenen Masse an Menschen klar geworden. Es wurden viele Modelle, Studien und Theorien zu den verschiedensten Themen vorgestellt, die meinen Horizont erweiterten.

Vor allem im Kopf geblieben, sind mir die verschiedenen Dilemmata nach Greiner (2019) die mit der Inklusion an Schulen einher gehen, die In der 12. RV von Prof. Dr. Matthis Kepser vorgestellt wurden. Meist ist es den Lehrkräften gar nicht möglich auf die einzelnen verschiedenen Schüler_innen in der Tiefe einzugehen, die es benötigte. Allein auf Grund des Fachkräftemangels entstehen oder verstärken sich die Dilemmata. Beispielsweise könnte das „Individualförderung-statt-Unterricht-Dilemma“ durch ausreichend Fachkräfte gelockert werden, da eine größere Flexibilität möglich wäre. Kollektivunterricht ist für alle Schüler unterschiedlich zielführend, allein die Schüler mit weniger Vorwissen als andere leiden unter dem Kollektivunterricht, da sie weniger Vorteile aus diesem ziehen (vgl. Schwippert, Bos & Lankes, 2003, S.33ff). Auch im Mathematikunterricht lässt sich dies beobachten, da es ein Fach ist, das auf Vorwissen und Qualität des vorherigen Unterrichtes basiert. Wurde ein Thema in einer früheren Klassenstufe nicht richtig erlernt oder verstanden, ist es deutlich schwieriger den Anschluss an neue Themen in späteren Stufen zu finden, da die Thematiken meist aufeinander aufbauen.

Außerdem im Gedächtnis geblieben ist mir die RV 3 von Prof. Dr. Swantje Köbsell zum Thema „Das Menschenrecht auf Inklusion und seine Hintergründe“. In dieser haben wir ein soziales Modell behandelt, welches besagt, dass es nicht die Menschen sind, die eingeschränkt sind, sondern ihre Umgebung, die sie erst behindert. Dies verschiebt den Fokus der zu leistenden Hilfe weg von der physischen Veränderung des Menschen, hin zur Anpassung der Umgebung, um ein Barrierefreies äquivalentes Leben zu ermöglichen (vgl. Priestley, 2003, S. 7).

 

  1. Welche Faktoren zum schulischen Umgang mit Heterogenität (z.B. Unterrichtsformen, Schulformen/-strukturen, schulkulturelle Aspekte, Handeln von Lehrkräften), die Sie in der Vorlesung kennengelernt haben, prägen im Rückblick auf ihre eigenen Praxiserfahrungen (eigene Schulzeit, Berichte aus der Praxis, ggf. auch schon eigene Praxiserfahrungen) den Schulalltag besonders stark – und warum? Hier können Sie aus Ihrer Sicht besonders gelungene oder auch weniger gelungene Beispiele reflektieren. Inwiefern helfen Ihnen die Inhalte der Vorlesung, eine solche Einschätzung vorzunehmen? Nehmen Sie konkret Bezug auf entsprechende Begriffe, Theorien, Konzepte, die Sie jetzt kennengelernt haben.

Momentan absolviere ich ein Praktikum an einer Oberschule in Bremen, an welcher ein großer Anteil nicht aus deutschsprachigem Raum stammen. Um diese Schüler mit einzubringen und ihnen den Alltag zu erleichtern sind beispielsweise viele Schilder, wie zu Treppenhäusern oder verschiedenen Hallen, in unterschiedlichen Sprachen geschrieben.

Da es sich um eine Oberschule handelt, werden die Kinder ab einem Punkt in E- (erweiterungs-) und G-Kurs (Grundkurs) unterteilt. In diesen ist einfacher die „starken“ Schüler in einer und die „schwachen“- in einer anderen Gruppe zu sammeln, um sie unterschiedlich zu fordern und zu fördern. Um dies zu erreichen, benötigt es „differenzielle Lernziele“ (Weinert, F. E., 1997, S.52). Jedoch haben die Schüler, wie eine Lehrerin mir berichtete, nicht alle dasselbe Vorwissen, bzw. eine unterschiedliche Ausprägung von diesem. Da die Schüler_innen aus verschiedenen Klassen stammen, und wahrscheinlich andere Lehrkräfte hatten, lagen die Schwerpunkte in den meisten Fällen an unterschiedlichen Stellen. Im Mathematikunterricht können nun also manche besonders gut Kurvendiskussionen, dafür aber keine Vektorrechnung oder andersherum. Dies erschwert es wieder der Lehrkraft effektive Schwerpunkte zu setzen, auch nach Unterteilung der Kurse.

 

  1. Zu welchen, mindestens zwei, Fragestellungen, die Sie in der Vorlesung kennengelernt haben, würden Sie gerne mehr erfahren im weiteren Studium in Bezug auf das Modulthema UMHET? Welche haben Sie vermisst? Bitte begründenSie Ihre Wahl.

In der 4. RV hatten wir zwei Gäste zu besuch, die von ihrem Leben als beeinträchtigte Person und ihrer Erfahrung mit Schule berichteten. Als Mensch, der ohne starke Einschränkungen durch das Leben geht, sind einem viele Problematiken, wie zu steile oder fehlende Rampen an Treppenstufen sowie engstirnige Lehrkräfte, die auf handschriftliche Abgaben bestehen, nicht konstant bewusst. Nachdem ich mich, laut Fragestellung, mit ihrem Lebenslauf und vor allem ihrer Schulbahn genauer zu beschäftigte und diese aus meiner Sicht reflektierte, konnte ich mich besser in die Lage hineinzuversetzen und den Standpunkt einer Person mit Einschränkungen etwas mehr verstehen. In unserer Vorlesung war ein querschnittsgelähmter Junge und ein Mädchen mit Trisomie 21. Ich fände es spannend noch mehr Erfahrungen von Menschen mit anderen Einschränkungen zu hören, um die verschiedenen Herausforderungen besser zu verstehen und mich als Lehrkraft darauf vorbereiten zu können.

Auch aus der RV 10 hat mich eine Frage bzw. Thematik weiter begleitet. Die Frage nach Differenzierung von Romantik, Sexualität und Geschlechteridentität fand ich sehr interressant. Genau zu verstehen, welch einen Unterschied es macht, wie man sich selbst sieht, wie man andere sieht und liebt und welche Probleme dadurch entstehen können, von der Heteronormativität abzuweichen. Die Vielfätigkeit und die Unterschiede sind vielen Leuten nicht bewusst, weshalb sie blind ihjren Hass auf das „Unbekannte“ lenken. In meiner Schullaufbahn traf ich schon öfter auf Leute für die es ein Rätsel sei, wie transfrauenn lesbisch sein können. oft hörte ich Aussagen wie: „warum will er jetzt zu einer Frau werden, nur um dann lesbisch zu sein?“. Daran merkt man, wie wenig die Menschen wissen und sie so voreilige Schlüsse ziehen um sich von queeren Personen zu distanzieren. Allein deshalb ist es meiner Meinung nach von Nöten den Kindern einen umfassenderen Aufklärungsunterricht, der über Heteronormativität und auch die Tiefen der sexuellen wie geschlechtlichen Vielfalten informiert. Deshalb fände ich dieses Thema als Didaktik auch sehr interessant.

Im Laufe des Orientierungspraktikums hatte ich bereits am zweiten Tag mit einigen Schüler_innen zu tun, die mit ihrer Lautstärke, ihren wortkräftigen Aussagen und ihrem unkontrollierten Verhalten auffielen und der Lehrkraft das Unterrichten erschwerten. Durch meine Anwesenheit konnte sich eine Person um besagte_n Schüler_in kümmern und die andere die Klasse im Griff halten. Solche Situationen sind in verschiedenster Art und Weise mit verschiedenen Schüler_innen vorgefallen. Ich hätte mir eine Vorlesung in Bezug auf den Umgang mit „Problem Schüler_innen“, die aktiv den Unterricht stören, gewünscht.

Quellen:

Greiner (2019), Leider keine genaueren Quellenangaben auf den Folien

Priestley, Mark (2003). Worum geht es bei den Disability Studies? Eine britische Sichtweise. In: Waldschmidt, Anne (Hrsg.), Kulturwissenschaftliche Perspektiven der Disability Studies. Kassel: Bifos, S. 23-35.

Schwippert, K., Bos, W. & Lankes, E.-M. (2003). Heterogenität und Chancengleichheit am Ende der vierten Jahrgangsstufe im internationalen Vergleich. In: W. Bos et al. (Hrsg.) (2003), Erste Ergebnisse aus IGLU: Schülerleistungen am Ende der vierten Jahrgangsstufe im internationalen Vergleich (S. 165-190). Münster: Waxmann.

Weinert, F. E. (1997). Unterschiedliche Lernfähigkeiten erfordern variable Unterrichtsmethoden. Lernmethoden, Lehrmethoden: Wege zur Selbstständigkeit, Friedrich Jahresheft, 15, 50-52.

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