Die Zeit, ein menschliches Konstrukt

Auf dem Tisch vor mir, liegt eine Armbanduhr. Vom Kärtchen beschrieben wie folgt “ Armbanduhr von der Marke Fossil aus dem Jahr 2014 – weißes Zifferblatt mit Kratzern – braunes Armband aus Kunstleder wurde schon mehrere Male gewechselt”

Die Uhr selber hat eine silberne Fassung und am Rand ein kleines Rädchen um die angezeigte Zeit zu verstellen. Ein kleines Loch im Zifferblatt zeigt die Zahl 27. Das dunkelbraune Lederband besteht aus zwei Teilen, welche oben und unten von der Uhr an der silbernen Fassung befestigt sind. An der Stelle an welcher sich die zwei Lederbänder mit Hilfe von Löchern zur Größeneinstellung verbinden, ist das Lederband sichtbar dünner und geknickt. Während die Uhr selber, flach auf dem Tisch liegt, wölben sich die beiden Lederbänder wie Brücken nach oben. Das Leder ist  jedoch weich und die “ Brücken” können so, leicht nach untern gedrückt werden. Ganz flach liegen sie allerdings nicht. Das Leder fühlt sich glatt an, die Uhr ist kalt. Wenn man ganz nah ran geht, kann man sie leide ticken hören.

Diese Uhr ist wahrscheinlich sehr geliebt, da man am Titel des Kärtchens ja schon lesen kann, dass das Lederband schon mehrere Male getauscht wurde. Die Person, welcher die Armbanduhr gehört, legt auch wert drauf, Leute wissen zu lassen wie alt die Uhr ist. Sie hat also schon seit einiger Zeit, Zeit gezeigt.

Im Moment hat die Person die Uhr nicht in ihrem Besitz, wenn man jetzt annimmt das sie auch keine andere Quelle hat, um zu sehen wie viel Uhr es ist, kann man erkennen wie das Konstrukt der Zeit, von Menschen gemacht ist. Gäbe es keine einzige Uhr mehr auf der Welt, müsste man die Zeit neu erfinden, eine Uhrzeit am Tag finden die am besten auf “13 Uhr” passt, oder sogar ein ganz neues System entwerfen. Vielleicht hat einen Tag mit 25 oder 23 Stunden. Wenn alle Uhren und Zeitanzeigen verschwunden würden, müsste man auch die Monate und Jahre neu festlegen. Zeit vergeht, ob wir es zählen oder nicht. Man kann immer neue Ansätze finden. Ein Beispiel dafür ist, wie in Korea, alter gezählt wird. Wenn in Deutschland jemand 21 Jahre alt ist, ist die Person in Korea schon älter. Das liegt daran, das die Zählung des Alters dort nicht, wie bei uns, auf die gelebten Jahre ankommt, sondern vom Tag an dem man geboren wird abhängt.

Diese Armbanduhr zeigt also lediglich das, was von Menschen beschlossen wurde. Sie bringt Orientierung und Struktur in dem Alltag. Sie zeigt uns die Zeit, wann wir einen Abgabetermin haben, wie lange wir einen Kuchen im Ofen lassen sollen, seit wann wir in diesem Raum sitzen, wie lange wir noch in diesem Raum sitzen. Und die ganze Welt hält sich a das System. Deshalb kaufen Menschen Armbanduhren, oder Wecker oder Wanduhren. Man trifft die Zeit auch im digitalen wieder, sogar Kühlschränke haben manchmal Uhren. Die Zeit bestimmt unseren Alltag. Ein Mal jedes halbe Jahr, wird durch die Zeit Umstellung die Uhr eine Stunde vor oder zurück gestellt. Dadurch wird unser ganzer Alltag verschoben. Wir stehen alle früher auf, verlassen das Haus früher und kommen auch früher zurück. Der kollektive Beschuss es so zu machen, zwingt jede Person dazu sich daran zu halten.

Diese Armbanduhr ist für uns ein alltäglicher Gegenstand, etwas was man oft sieht und vielleicht selber auch benutzt, doch sie ist Teil von etwas viel größeren!


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