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RV04: Heterogenitätsdimensionen im naturwissenschaftlichen Unterricht

1. Im Rahmen eines Projekttages dürfen die Schüler*innen der 3b wählen, ob sie lieber Naturgegenstände sammeln und damit ein Wald- Mandala gestalten oder aber in Bäumen aufgehängte Nistkästen abhängen und reparieren möchten. Sandra interessiert sich mehr für die Nistkästenaufgabe, wählt aber wie die meisten anderen Mädchen der Klasse das Mandala-Vorhaben. Finden Sie mögliche Erklärungen für diese Entscheidung vor dem Hintergrund der „grundlegenden psychologischen Bedürfnisse“ nach Deci und Ryan (1993).

Zu den grundlegenden psychologischen Bedürfnissen gehören, laut Deci und Ryan, das Kompetenzerleben, die Selbstbestimmung/ Autonomie und die soziale Eingebundenheit.

In dem gegebenen Beispiel wird den Schüler*innen der Klasse 3b freigestellt, welche Aufgabe sie bearbeiten möchten. Demnach wird den Schüler*innen die grundlegenden Kompetenzen zur bearbeitung der Aufgaben zugetraut. Dadurch, dass die Schüler*innen die freie Wahl zwischen den beiden Aufgaben haben, wird die Selbstbestimmung/ Autonomie gewährleistet. Jedem Kind wird freigestellt, welche Aufgabe sie bearbeiten möchten, dadurch können sie ihre eigenen Interessen und Stärken verfolgen. Diese beiden Punkte treffen auch auf Sandra zu. Sandra sieht sich mit ihren Interessen bei der Aufgabe mit den Nistkästchen, wählt jedoch die Aufgabe mit dem Wald- Mandala. Hier wirkt der Punkt der sozialen Eingebundenheit, denn sie möchte von den anderen Mädchen ihrer Klasse anerkannt werden und dazugehören. Das Ausmalen von Mandalas wird häufig als eine Tätigkeit der Mädchen angesehen, wohingegen das bauen oder handwerkeln den Jungen zugeschrieben wird. Sie entscheidet sich also gegen ihre persönlichen Interessen und für die Aufgabe mit den Mandalas um sozial in der Gruppe der Mädchen eingebunden zu sein.

 

2. Welche didaktischen Entscheidungen konterkarieren in dieser
Situation (paradoxer Weise?) für den Großteil der 3b die Förderung vielfältiger Interessen?

Dadurch, dass den Schüler*innen freigestellt wird, welche der beiden Aufgaben sie bearbeiten möchten, entsteht der Eindruck, dass sie sich frei nach ihren Interesen einer Aufgabe zuteilen können. Doch da beide Aufagebn durch die Rollenstereotype geprägt sind und die Schüler*innen die Aufaben auch nach diesen auswählen, ist diese didaktische Entscheidung paradox.

 

3. Eine Kollegin berichtet im Lehrer*innenzimmer, dass sie im
Werkunterricht bei Partnerarbeiten meist Junge/Mädchen kombiniert, um Kompetenzunterschiede auszugleichen. Kommentieren Sie diesen Ansatz mit Blick auf verschiedene denkbare Ausprägungen technikbezogener Selbstkonzepte der Schülerinnen und Schüler.

Durch die Pärchenbildung von jeweils Junge und Mädchen, um vermeintlich Kompetenzunterschiede auszugleichen, findet eine direkte Zuschreibung von stereotypischen Genderrollen statt. Hierbei schreibt die Lehrerin den Mädchen weniger Kompetenzen im handwerklichen Bereich zu als den Jungen. Somit wird meiner Meinung nach, in dem Werkunterricht der Lehrerin, nicht auf die Individualität und Stärken der Schüler*innen geachtet, sondern eher nach Stereotypen unterteilt.

 

4. Sie möchten eine Bachelorarbeit zu gendersensiblem Sachunterricht schreiben. Formulieren Sie eine mögliche Forschungsfrage hierzu und erläutern Sie, inwiefern Unterrichtsbeobachtungen oder Befragungen von Schüler*innen bzw. Lehrer*innen für Ihre Bearbeitung der Forschungsfrage hilfreich sein könnten.

Eine mögliche Fragestellung für meine Bachelorarbeit zu gendersensiblem Sachunterricht wäre: Welche Faktoren führen dazu, dass Mädchen weniger Interesse im technischen Bereich aufzeigen als Jungen und wie kann man diesen Unterschied kompensieren?

Hierzu könnte man sowohl Schüler*innen als auch Lehrer*innen nach eigenen Erfahrungen anonym befragen. Schüler*innen könnte man fragen, was sie mit Technik in Verbindung bringen und welche Themen sie persönlich im allgemeinen interessieren. Lehrer*innen könnte man befragen, wie sie der Spaltung von typischen Mädchen und Jungen Interessen gegenwirken.

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