Feb 15 2023
DO NOT TOUCH!
DO NOT TOUCH!
Genau, ja, natürlich. Was sonst? Wir sind in einem Museum! Es ist klar die Kunststücke sollten nicht angefasst werden, außer wenn explizit aufgefordert. Ich gehe weiter. Schaue mir andere Kunststücke an. Doch als ich mir die Texte zu den einzelnen Ausstellungsstücke ansehe, ist eines der Stücke nicht aufzufinden. Ich drehe mich um, versuche es ausfindig zu machen. Habe ich etwas übersehen? Mein Blick geht zum Boden und ich stolpere wieder über das „DO NOT TOUCH“ Schild. Dieses Mal mit schärferen Blick:
DO NOT TOUCH
smile until everyone else is smiling too
Oh. Das ist ungewöhnlich. Eine nette Geste? Oder Absicht? Der dazugehörige Text verrät, dass dies tatsächlich das fehlende Kunstwerk ist. Sehr überrascht und amüsiert zeige ich das unscheinbare Kunstwerk anderen Kommilitonen. Es hat definitiv seinen Zweck erfüllt und mich zum Lächeln gebracht. Fasziniert bemerke ich es ist kein einzelnes Schild, sondern über die ganze Ausstellung verteilt. Immer mit einen anderem Spruch.
In meinen Zeichnungen (siehe Anhang) des Kunstwerks habe ich zuerst nicht begriffen was ich male. Ich habe Farben benutzt die ich mit den Wörtern assoziiere und diese eingeteilt. „Do not touch“ eher dunkler, negativ kontiert. „Smile“ positiv in Gelb. Die Juxtaposition von etwas was verbietet und den positiven, zum denken anstoßenden Sprüchen darunter, veranlasst den Spektator dazu den Gegenstand mit ganz anderen Augen zu sehen. Es ist kein langweiligen Schild mehr das einem verbietet die Kunststücke anzufassen, sondern Kunst selber welches zum machen veranlasst. Sei es jemand anderem zum lächeln zu bringen oder genug Wasser zu trinken.
Ein wahrer Alltagsgegenstand dem Bedeutung gegeben wurde. Passend für den Namen der Ausstellung.
Das bringt mich zum Nachdenken. Die Schilder sind scheinbar unscheinbar, doch wird jenen etwas Aufmerksamkeit und bedacht geschenkt, so kann sich die eigene Perspektive stark ändern. Ein Vergleich der in vielen Aspekten des Lebens aufgegriffen werden kann und sollte. In dem heutigen Alltag von Internet und Social Media ist dies eine Rarität geworden. Von so viel „Content“ beschmissen wird es immer schwieriger ein Auge für das Wichtige zu entwickeln. Was auch immer wichtig für einen bedeutet. Meine eigene Aufmerksamkeit Spanne hat stark gelitten und auch ich bin Opfer vom hirnlosen „scrollen“ geworden, trotz des eigenem Versprechen nie TikTok herunterzuladen. Natürlich hat das Internet auch große Vorteile und vieles wäre nicht mehr denkbar ohne. Und doch hat uns dieser Komfort träge gemacht. Was bedeutet es wirklich da zu sein, sichtbar für mich, sichtbar für jemand anderen?
Alltagsgegenstände sind für mich Dinge, an denen ich jeden Tag vorbeilaufe und nicht immer wahrnehme. Das Kunstwerk „Bitte Bitte Bitte“ hat mir vor Augen geführt, wie wenig Aufmerksamkeit ich diesen wirklich gebe und auf welche Bereiche meines Lebens das ebenfalls zutreffen könnte.
Von
Melati Romeyke