Unvergesslich hoffentlich nur, weil ihr so ein gutes Gedächtnis habt, und nicht, weil dort abgefahrene, ungewöhnliche und schräge Dinge passieren, die man lieber vergessen möchte. Lustige und abwechslungsreiche Erlebnisse bleiben auch gerne in der Erinnerung und werden – nach meiner Erfahrung zurecht – oft mit dem WG-Leben verbunden.
Die typische WG, wie sieht die aus? Ich denke die gibt es vermutlich nicht, denn Menschen, Häuser und auch Wohnlagen sind so individuell, dass sich schwer eine Verallgemeinerung finden lässt. Bis auf die Tatsache, dass sich typischerweise Küche, Badezimmer, Flur, Haustür und vielleicht noch ein Wohnzimmer geteilt werden.
Im Jahr 2022 betrug der durchschnittliche Preis eines WG-Zimmers in einer deutschen Stadt, 414 Euro warm. Dieser Wert ist von über 5.000 Studenten und mehr als 25.000 Wohnungen entstanden. Die Stadt und die Lage des Zimmers in einer Stadt spielen genauso eine Rolle bei dem Preis eines WG-Zimmers wie das Aussehen der Räume.
Eine WG eignet sich um neue Leute kennen zu lernen und man kann Kontakte knüpfen. Vielleicht profitiert man davon, mit Leuten zusammen zu wohnen, die einem Tipps zum Studium geben können.
Bei mir begann die WG-Erfahrung mit einer zweier WG. Nach meinen Abi absolvierte ich ein BFD an der Nordsee und wohnte ein paar Monate mit einem jungen Mann zusammen. Natürlich konnte ich mir diesen Mitbewohner nicht aussuchen, aber trotz vieler Unterschiede konnten wir uns mit der Zeit gut zusammenraufen.
Dennoch empfand ich es schön, dass ich die Wohnung ab und zu für mich alleine hatte. Das kommt in einer 2er WG natürlich häufiger vor. Und das sogar für mehrere Tage, wenn dein Mitbewohner oder die Mitbewohnerin in den Urlaub fährt.
In einer zweier WG ist man meist nicht alleine, sollte was Schlimmes passieren. Beispielsweise konnte ich meinen Mitbewohner einmal ins Krankenhaus fahren, als er sich den Kopf gestoßen hatte.
Eine weitere gute Sache an einer zweier WG: Man muss nur mit einer Person reden und sich abstimmen. Umgekehrt kann dies natürlich auch problematisch sein, wenn ihr genau unterschiedlicher Meinung seid. In solchen Fällen beschließt dann manch einer einfach sein eigenes Ding durchzuziehen und die andere Person kann dann sehen wo sie bleibt.
Für einige WG-Leben erwirbt man bestenfalls die Fähigkeit des Ignorierens, wenn man sich nicht am laufenden Band ärgern und in Diskussion gehen möchte. Zum Beispiel wenn deine Mitbewohner seit einigen Tagen ihre Sachen nicht wegräumen oder putzen.
Wer bis dato noch nicht gelernt hat, sich für sich einzusetzen, der kann dort auf die Probe gestellt werden, beziehungsweise dann an dieser Fähigkeit arbeiten. Natürlich abhängig von den Mitbewohnern. Es kann vorkommen, dass jemand mit dem Du zusammenwohnst, deine Bedürfnisse bedroht. Wie das Bedürfnis nach Ruhe und Schlaf in der Nacht.
Mein Mitbewohner hatte das tolle Hobby bis nachts um zwei Uhr gerne zu zocken. Das wäre an sich kein Ding gewesen, wenn er dabei nicht so viel rumgeschrien hätte. Und wenn ich ihn beim Zocken störte kam er wütend rausgestürmt.
Die Person mit der ihr zusammen wohnt lernt ihr auf eine andere Art und Weise kennen, als Menschen denen Ihr nur im Alltag begegnet. Innerhalb der vier Wänden sind einige Leute einfach ganz anders drauf.
Als ein paar Monate vergangen waren ist noch jemand drittes hinzugezogen. Durch den Einzug einer dritten Person kommt sicherlich häufig mehr Dynamik in die WG. So gibt es beispielsweise neben zwei Meinungen, manchmal noch eine dritte Ansicht. Oder zwei Personen haben die gleiche Sichtweise, und dann verändert sich schneller etwas innerhalb der WG.
Eine neue Person, die in eine WG einzieht, kann sich unter Umständen anfangs fühlen als sei sie gerade bei anderen Leuten zu Besuch und traut sich vielleicht noch nicht sich seinen Raum einzugestehen. Selbstverständlich gehören auch neue Mitbewohner genauso zur WG.
Bei vielen Menschen in einer WG kann es sinnvoll sein, sich abzusprechen wann wer morgens um welche Uhrzeit ins Badezimmer kann, wenn alle zur selben Zeit aus dem Haus müssen.
Letztes Jahr bin ich nach Bremen zum Studieren gezogen. Zu Beginn des ersten Semesters hatte ich noch keine langfristige Unterkunft gefunden. Neben einer großen Auswahl an Wohnungen oder WGs zum Besichtigen, sollte man sich schnell entscheiden auf dem WG-Markt.
In einigen Fällen entscheidet nur der Vermieter, wer in die WG darf und die WG-Mitbewohner lernst du erst beim Einziehen kennen.
Nach drei Wochen, die ich in Airbnb-Wohnungen gewohnt hatte, hatte ich ein Zimmer in einer sechser WG. Da der Vermieter die Bewohner selber ausgesucht hatte, gab es wenig Gemeinsamkeiten und die WG entwickelte sich zwangsläufig zu einer Zweck WG.
Je mehr Leute in einer WG wohnen, desto weniger fühlen sich die Leute für den Zustand der allgemeinen Räume verantwortlich. Das war zumindest mein Gefühl nach den ersten Wochen in dieser Sechser WG.
In einigen WGs bestehen schon Gemeinschaftsregeln, die gewünscht werden einzuhalten. Das kann sowas sein wie ein Putzplan oder wie die Strom- oder Heizungsabrechnungen geregelt werden.
Die sechser WG in die ich zog, war eine WG-Neugründung und man schaute erstmal zu Beginn wie das zusammenleben, sich gestaltete.
Mir hat es gut gefallen, dass es keine Gespräche zum Thema Finanzen gab. Alle Dinge die man sich so teilte wie zum Beispiel Seife oder Spülmittel, wurden wie selbstverständlich abwechselnd von unterschiedlichen Leuten nachgekauft. Wahrscheinlich ist das untypisch für eine WG.
Als die Studentin auszog mit der ich mich noch am besten verstanden hatte entwickelte sich das WG-Leben zu einer Männer WG mit mir als Ausnahme.
Zuletzt zogen zwei Neue ein mit denen ich nicht mal mehr kommunizieren konnte, da sie kein Englisch konnten. Ich weiß bis heute nicht welche Sprache sie gesprochen haben. Meine Kommunikation ist über „Hallo“ und Zeichensprache nicht hinausgegangen.
Relativ häufig waren ab diesem Zeitpunkt andere fremde Menschen in der Küche, die dort nicht mal wohnten. Ich fühlte mich zunehmend unwohl und suchte dann bald eine neue Unterkunft.
Da dies während des laufenden Semesters geschah, hatte ich größere Chancen eine nette WG zu finden: Nun wohne ich wieder in einer zweier WG. Und es ist absolut kein Vergleich zu meiner alten sechser WG. Neubau, großes helles Zimmer, keine fremden Menschen, die auf einmal in der Küche stehen, ruhige Nächte und eine Küche die ordentlich bleibt.
Wofür tendiert ihr, WG-Leben oder eigene Wohnung? Und aus welchen Gründen? Mit wem und wie vielen wohnt ihr gerade zusammen?
Schreibt eure Erfahrungen zu WG-Leben gerne in die Kommentare.
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