Herzlich Willkommen zu meinem Beitrag zur 8. Ringvorlesung vom 29.05.2018, dieses Mal befassten wir uns mit der Frage, inwiefern ein einzelnes Schulsystem für SuS Sinn machen kann, insbesondere welche Vorteile dies für SuS mit einem Förderbedarf enthalten kann.
Wenn man die derzeitige Debatte um das Gymnasium Horn betrachtet, wird die Bedeutung der Inklusion für die Gesellschaft an sich ersichtlich, insbesondere dann, wenn die Ultima Ratio darin besteht, fast alle bisherigen Schulformen in einer „Schule für Alle“ zu bündeln ohne die dafür notwendigen Ressourcen vorher effektiv zu bündeln und die Sorgen und den Unmut von Lehrerinnen und Lehrern sowie der Eltern zu besänftigen. Inwiefern sich dieser Unmut im Einzelnen äußert ist erst einmal für die Frage an sich nicht von Bedeutung, eine Schule für Alle bedeutet auch, dass LuL sowie Eltern von dafür ausgebildeten Sonderpädagog/inn/en begleitet werden, welche mit Rat und Tat zur Seite stehen.
Doch genug vom Realpolitischen und hin zur Theorie an sich. Sonderpädagogischer Förderbedarf ist erst einmal immer ein Attest einer Behinderung des regulären Lernens, sprich eine Vermutung, dass die regulären Ziele des Schulsystems (Abschlüsse etc.) nicht oder nicht ohne Förderung erreicht werden können. In der althergebrachten Schulform wurden viele SuS, welche unter diese Bescheinigung gefallen sind, komplett von den regulären SuS in Haupt-, Realschule oder dem Gymnasium abgetrennt – sozialer Kontakt mit diesen SuS wurde also unabsichtlich erschwert um ein geregeltes Klassenzimmer zu erzeugen. Welche Folgen eine solche Abschottung haben kann, wird dann deutlich, wenn man eine reine Klasse aus SuS mit intensivem Förderbedarf betrachtet. SuS orientieren sich häufig an den Leistungen und Handlungen ihrer Mitschüler/innen, was einen fatalen Effekt auf die SuS haben kann, wenn die Klasse „homogen“ aus SuS mit Förderbedarf besteht und sich an den Verfehlungen oder Ticks der anderen SuS orientiert wird – die Vorbildsfunktion für die Entwicklung wird nicht durch den sozialen Spielraum gewährleistet. Hinzu kommt noch, dass die 3 Kategorien zur Diagnostik eines Förderbedarfes nicht unbedingt hilfreich sind und das SuS in derselben Kategorie große Unterschiede aufweisen können. Allein durch eine Zusammenwürflung dieser SuS ist noch nicht gewährleistet, dass die Ansätze der Pädagog/in/en für alle gleichermaßen effektiv sind, Sonderschulen degenerieren zu Restschulen und schränken daher eher die Bildungsmöglichkeiten ihrer SuS ein. Absonderung ist niemals eine effektive Lösung, die Probleme verschwinden nicht einfach weil man sie unter den Teppich gekehrt hat. Vertreter des Säulenmodells der drei Schulformen zitieren oft, dass eine Inklusion von SuS mit Förderbedarf den Unterricht für die anderen SuS zu sehr stören würde, doch ist es nicht viel mehr so das man die Entwicklung der SuS mit Förderbedarf opfert in dem man ihnen wichtige soziale Kontakte zur Entwicklung entzieht?
So ist auch der „Förderschwerpunkt Wahrnehmung&Entwicklung“ erst einmal begrenzt aussagekräftig, da er nur eine geistige Behinderung suggeriert und deshalb über die Auswirkungen der integration des beschulten Menschens auf den Unterricht nichts aussagt. Selbiges Problem erhält man, wenn man den „Förderschwerpunkt Lernen“ betrachtet, welcher erneut nur eine Lernschwäche suggeriert und kaum die wichtigen Daten liefert um den Unterricht anzupassen. Um nun also die darunterfallenden SuS ordentlich beschulen zu können, müsste die Lehrkraft erst einmal Informationen von den Eltern, und mit deren Einwilligung, von den ehemaligen Erziehern der SuS einholen und danach einen Sonderpädagogen/in zu Rate ziehen um den Unterricht angemessen zu gestalten. Insbesondere Informationen über die Kommunikationsfähigkeit des Schulkindes wären von Bedeutung wenn es um die Integration in Gruppenarbeiten und die Reaktion auf den Frontalunterricht geht, auch die Anwesenheit eines Sonderpädagogen/in während der Unterrichtseinheit wären maßgeblich entscheidend für die Art des möglichen Unterrichts, da sie den Zugang und die Verständlichkeit bestimmen.
SuS mit Förderbedarf sollten in geringen Mengen (nicht mehr als 2) in reguläre Klassen integriert werden. Im Idealfall sollte pro Schule ein Sonderpädagoge/in verantwortlich sein und den Lehrkräften mit Rat und Tat zur Seite stehen. Alliierte finden sich genügend in engagierten Lehrkräften sowie den Eltern der SuS mit Förderbedarf, allerdings auch in den „regulären“ SuS.