Laut Buddle kann Heterogenität „nur in einem bezugnehmenden Verhältnis zu Homogenität existieren“ (Buddle 2018). Er führt weiterhin aus, dass in sozialen Vergleichen die beiden Pole Gleichheit und Differenz bestehen, wobei diese mit spezifischen Bedeutungen und Wertungen aufgeladen sind (Buddle 2018). Auch Gomolla und Walgenbach sehen Heterogenität als soziale Konstruktion, da diese durch Maßstäbe definiert wird. Maßstäbe dienen der Vergleichbarkeit, sie schaffen einen Bezugsrahmen und schaffen somit auch keine Neutralität (Gomolla 2009), (Walgenbach 2017). Menschen tendieren also dazu, in sozialen Situationen andere Individuen hinsichtlich Gemeinsamkeiten und Unterschiede einzuordnen. Damit wird sich einem Ordnungswunsch, der durch Überforderungsbefürchtungen entsteht, hingegeben (Luhmann 1975).
Dieses Zuweisen von Stereotypen dient zwar einem schnelleren Einordnen seiner Umwelt, birgt jedoch auch Gefahren, hier besonders in der Feststellung einer vorliegenden Heterogenität. Diskriminierung oder die Bildung von Vorurteilen sind unerwünschtes Ergebnis einer stereotypischen Denkweise.
Mit diesem Hintergrund ist Heterogenität in der Schule in ein Spannungsfeld aus Differenz, Universalität und Individualität eingebettet (Buddle 2018), die Auflösung dieser Spannungen kann daher als „Herausforderung“angesehen werden.
Buddle weist außerdem darauf hin, dass Heterogenität mit Machtverhältnissen verknüpft ist, wobei diese Machtverhältnisse zu verschiedenen sozialen Positionierungen der Schülerinnen und Schüler führt – in der Schule, jedoch auch in der Gesellschaft. Unter diesem Aspekt ist es also fragwürdig, dass allein die Schule diese Spannungsfelder, die durch Heterogenität entstehen, durch einen besseren Umgang mit Heterogenität lösen können (Buddle 2018).
Hurrelmann und Dohmen weisen in ihrem Artikel auf die unterschiedlichen technischen Voraussetzungen der Schülerinnen und Schüler während der Coronapandemie hin, welche Bildungsungleichheiten verstärken (Hurrelmann/Dohmen 2022). Ich habe einen Teil meiner Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin während der Corona-Pandemie absolvieren müssen. Hier ist mir dieser Aspekt ebenfalls besonders deutlich geworden. Es gab Auszubildende, die tagelangen Online-Unterricht von 8.00 – 16:00 an ihrem Smartphone absolvieren mussten, da sie keinen PC oder ein Tablet zur Verfügung hatten, auch wurde technisches Equipment nicht durch die Schule oder den Ausbildungsträger unterstützt. Dies führte beispielsweise zu schlechter Lesbarkeit der Vorlesungsfolien oder der schneller abnehmenden Konzentration durch das fokussieren auf eine verhältnismäßig kleine Gerätschaft. Außerdem waren Auszubildende mit Kind, die nicht auf familiäre Unterstützung zurückgreifen konnten, dazu gezwungen, ihre Kinder aufgrund der Kita-Schließungen zuhause zu beaufsichtigen, was ebenfalls zu einer Beeinträchtigung der Konzentration auf die Unterrichtsthematik führte.
Quellen:
Budde, Jürgen (12.03.2018): Heterogenität in Schule und Unterricht. Online unter: (https://www.bpb.de/lernen/digitale-bildung/werkstatt/266110/heterogenitaet-in-schule- und-unterricht (abgerufen am 14.4.2023)
Domen, Klaus; Hurrelmann, Dieter (2020): Corona-Krise verstärkt Bildungsungleichheit. Online unter: /https://deutsches-schulportal.de/stimmen/das-deutsche-schulbarometer-hurrelmann- dohmen-corona-krise-verstaerkt-bildungsungleichheit/ (abgerufen am 14.4.2023)
Gomolla, Mechthild/ Fürstenau, Sara (2009): Migration und schulischer Wandel: Unterricht. VS Verlag.
Luhmann, Niklas (1995): Soziologische Aufklärung. Bd. 6. Die Soziologie und der Mensch. Opladen (Westdeutscher Verlag).
Walgenbach, Katharina (2017): Heterogenität – Intersektionalität – Diversity in der Erziehungswissenschaft, utb. Opladen und Toronto.
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