Wir sind aktive Uni-Angehörige der verschiedensten Fachrichtungen. Wir arbeiten und studieren an einer sogenannten Exzellenz-Uni, die behauptet, ein Interesse an der nachhaltigen Förderung, Integration und Bindung ihres Nachwuchses zu haben. Unsere alltägliche Erfahrung in Studium, Forschung und Lehre spiegelt uns eine andere Realität. In unserer Welt sind die Hochglanz-Werbebroschüren des Wissenschaftsstandorts Bremen und der „Exzellenz“-Uni das Papier nicht wert, auf denen sie gedruckt sind.
In unserer heterogenen Situation der verschiedenen persönlichen Lebensumstände eint uns die Erfahrung der zunehmenden Verschärfung unserer Arbeits-, Studiums- und Forschungssituation.
Mit diesem Schreiben erklären wir uns solidarisch mit allen Protesten gegen Bildungsabbau, Leistungsdruck und Konkurrenz. Wir unterstützen ausdrücklich die Forderungen der Beschäftigten an der Uni Bremen und allen angeschlossenen Instituten nach entfristeten und angemessen entlohnten Arbeitsverhältnissen. Schließlich sind dies alles Auswirkungen eines zunehmenden Rückbaus der öffentlichen Finanzierung und der neoliberalen Umstrukturierung von Bildung nach ökonomischen Maßstäben.
Als Uni-Angehörige befinden wir uns in einer besonderen, hybriden Situation. Wir gehören schon zu den Privilegierten, die sich im Konkurrenzkampf um begehrte Projektstellen, Stipendien, Studienplätze etc. durchgesetzt haben. Ob dies an unseren eigenen Leistungen, einfach nur an glücklichen Fügungen oder aber doch an unserer sozialen Herkunft liegt, sei dahingestellt. Dennoch täuschen wir uns nicht über die Chancen und Möglichkeiten, die dieser Wissenschaftsbetrieb für uns bereit hält, die nichts gemein haben mit freier Bildung und Forschung!
Wir weigern uns, dem alles beherrschenden Selbstoptimierungszwang und der Konkurrenzlogik zu folgen und fordern prinzipielle strukturelle Veränderungen und gesicherter Finanzierung für den Bildungs- und Forschungssektor.
Wir weigern uns, uns gegeneinander ausspielen zu lassen: die Studierenden gegen die DozentInnen und ForscherInnen, gegen SchülerInnen oder sonst jemandem. Wir lassen uns keine Exzellenz vorgaukeln, wo in Wirklichkeit nur der jahrelange Abbau von Substanz, die Ausdünnung von Studienangeboten und Streichung ganzer Disziplinen (z.B. Behindertenpädagogik und Sportwissenschaft) zu beobachten sind, wo Professuren nicht neu besetzt werden, ganze Forschungs- und Lehrtraditionen mutwillig zerstört oder zusammengekürzt werden und befristet und unterbezahlt Beschäftigte eine angemessene Lehre und Forschung bewerkstelligen sollen.
Entgegen der hegemonialen neoliberal Marktideologie fordern wir die Leitung der Uni Bremen auf: Schluß zu machen mit der vorauseilenden Unterwerfung unter vermeintliche Sachzwänge.
Gegen diese marktradikale Deregulierungsideologie fordern wir die Leitung der Uni Bremen auf:
– Schluß mit der vorauseilenden Unterwerfung unter vermeintliche Sachzwänge
– das Land Bremen darf nicht aus der Verantwortung für die Finanzierung von Forschung und Lehre entlassen werden, dem die inflationäre Drittmittelfinanzierung und Exzellenzwettbewerb Vorschub leisten
– die Universität muß sich für eine gerechte, sichere und umfassende Ausstattung aller Fachbereiche und die Erhaltung einer Fächervielfalt einsetzen, die sich nicht an einer neoliberalen Verwertungslogik orientiert
– die Uni muss Freiräume für selbstständiges und gesundes Studieren, Arbeiten und Forschen schaffen
Kürzungen werden nicht diskutiert sondern bekämpft!