Warum Twitter?

Ja, warum gerade Twitter als Lernwerkzeug? 280 Zeichen und ein paar Sonderzeichen, irgendein Blabla zwischen Sternchen und Politikern…..

Es beginnt in der Tat mit den 280 Zeichen. 280 Zeichen zwingen den Schreiber dazu, seine Information oder seinen Kommentar konzentriert und präzise weiterzugeben. Und wenn es mehr als 280 Zeichen braucht, dienen sie dem knackigen Titel für den zugehörigen Blog Beitrag. Karl Heinz Pape beschreibt dies so:

Einerseits die nur 140 Zeichen auf Twitter für die kurze Übersicht und andererseits die ausführliche Darstellung – das schien mir so ähnlich wie das Zeitunglesen. Dort überfliege ich ja auch immer erstmal die Überschriften, und nur bei einigen bleibt man hängen und liest den Artikel darunter. Und wie bei einer Zeitung reicht es oft für die eigene Orientierung, nur die Überschriften gelesen zu haben.

Twitter ist also wie Zeitung lesen. Mit dem Unterschied, dass ich mir die Redaktoren, Autoren und Kommentatoren selbst aussuchen kann und damit die Zeitung genau meinen Interessen entspricht. 

Mehr noch kann ich mich selbst als Autor betätigen und kriege dadurch direktes Feedback und Inputs zu meiner persönlichen Arbeit. 


Auch die Sonderzeichen sind eine der Essenzen von Twitter. Mit einem #hashtag erreiche ich die Nutzer, die am gleichen Thema wie ich interessiert sind. Oder finde ich die Personen, welche an der gleichen Veranstaltung wie ich teilnehmen- persönlich oder virtuell. Mit dem @ Zeichen spreche ich hingegen direkt einzelne Leute an, referenziere sie oder kommentiere ihre Beiträge.

Die Sonderzeichen sind die Verbindungsstücke für die persönlichen Netzwerke, welche mich inspirieren und zum Lernen anregen und an die ich etwas zurückgeben kann.

Persönliche Netzwerke auf Twitter haben übrigens einen grossen Unterschied zu solchen auf Facebook oder LinkedIn. Im Cogneon Wiki steht dazu:

Anders als beim „Freunde werden“ auf Facebook kann die Vernetzung auf Twitter (folgen) auch einseitig, d.h. ohne Bestätigung durch den „Verfolgten“ geschehen.

Klingt zunächst banal, ist es aber nicht. Die einseitige Verfolgung erlaubt, jemanden näher kennenzulernen ohne aufdringlich zu sein. Ich kann Personen folgen, die ausserhalb meines Kreises wirken, die für mich sonst unerreichbar wären. Ich kann von ihnen lernen, ohne sie zu kontaktieren. Was nicht selten der erste Schritt zu einem persönlichen Kennenlernen sein kann….


Ich streite in keiner Weise ab, dass es auf Twitter Blabla gibt. Wie es in jeder Tageszeitung Blabla gibt. Aber im Gegensatz zu vielen Medien kann man auf Twitter selbst steuern, wieviel es davon erträgt. Und das meiste Geschriebene ist kein Blabla, im Gegenteil. Nochmals von Karl Heinz Pape:

Das Verfassen von Tweets ist öffentliches Schreiben. Niemand will sich blamieren, deshalb wird jeder ganz selbstverständlich einmal mehr darüber nachdenken, ob das haltbar ist, was er hier schreibt, wo die Quelle ist, vielleicht sogar den zu empfehlenden Link suchen.

Folgt man also seriösen Quellen, sind die Beiträge gut durchdacht und fundiert, denn der Schreiber hat seinen Online Ruf zu verlieren. Noch weiter geht es, wenn man selbst schreibt.

Ein wesentliches Element von Lernen ist die Reflexion: Beim Schreiben von Tweets läuft die fast unbemerkt ganz nebenbei. Und was man sich mal aufgeschrieben hat, braucht man oft gar nicht mehr lesen hinterher, das hat man dann im Kopf. So geht es mir mit meinen Mitschrift-Tweets bei Konferenzen.

Das seriöse Schreiben von Tweets ist also nicht nur einen Beitrag für die Community, sondern ein Nachdenken über das eigene Verstehen der Materie.

So wie ich gute Tweets und Beiträge verbreiten will, wollen dies auch meine Netzwerkpartner, womit fundierte und gehaltvolle Inhalte entstehen.